Nun wird also morgen über eine weitere „Verschärfung-Light“ konferiert. Zur Debatte stehen unter anderem eine „Homeoffice-Pflicht“, die wohl eher eine „Anregung-zur-Ermöglichung-von-Homeoffice-Pflicht-Light“ genannt werden sollte, sowie nächtliche Ausgangssperren.
Der Sinn und Zweck von Ausgangssperren ist mir schon klar: Weil sich die Leute nicht an die Kontaktbeschränkungen halten, soll einfacher unterschieden werden können, ob die Spaziergänger, die um 18:30 Uhr mit Rucksäcken unterwegs sind, tatsächlich nur Spaziergänger sind oder womöglich eine von Kontaktverboten belegte Party besuchen wollen. Wenn nach 18 Uhr ohnehin niemand vor die Tür darf, der nicht nachweislich gerade von der Arbeit kommt oder einen Hund mitführt, dann fallen schon mal viele Ausreden weg und die Einhaltung der Kontaktverbote lässt sich einfacher kontrollieren.
Nur: Ich sitze dann von Montag bis Freitag ununterbrochen zu Hause. Nun ist es natürlich Sinn einer Ausgangssperre, dass ich mich nicht den ganzen Tag lang in der Gegend herumtreibe, aber eine Möglichkeit zum Spaziergehen nach einem achtstündigen oder längeren Teleheimarbeitstag fände ich schön. Momentan gehe ich täglich gegen Mitternacht für eine kurze Runde vor die Tür, so dass mir auch wirklich gar keiner begegnen kann, und wenn das jetzt wegfällt, fände ich’s schon blöd.

Was aber offenbar nicht passieren wird, ist eine Pflicht zur Teleheimarbeit für jene Betriebe, in denen so etwas mit vertretbaren Anstrengungen möglich wäre. Man scheut sich offenkundig sehr davor, der Wirtschaft weitere Einschränkungen zuzumuten. Der Einzelhandel ist geschlossen, sofern er nicht Lebensmittel oder ähnliches verkauft, aber Bureaus bleiben geöffnet, wo sich der Arbeitnehmer dann mit dutzenden Kollegen zum Austausch von Viren treffen kann.
Und da hört es für mich dann mit der Verhältnismäßigkeit auf: Quasi alles ist erlaubt, wenn ich mich als Arbeitnehmer auf den Weg ins Bureau machen muss, da darf ich mit überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, im Bureau meine Kollegen treffen, anschließend wieder nach Hause düsen, aber als jemand, der schon von zu Hause arbeitet, darf ich nach 18 Uhr dann nicht mehr vor die Tür. Gleichwohl darf ich mich aber von 6 bis 18 Uhr ohne Maske an er vollkommen überfüllten Kiellinie bewegen.
Drüben im Kieler Wissenschaftspark, wo nach meiner Einschätzung ein Großteil der Arbeit am Computer stattfindet, ist von einer verstärkten Teleheimarbeit auch nur insofern etwas zu spüren, dass der Parkdruck nunmehr nicht so groß ist, dass die Gehwege zugeparkt werden. Ansonsten hat sich hier nicht besonders viel getan.
