Beiträge von Malte

    Nö. Schieben braucht mehr Platz. Also lieber langsam fahren.

    Dafür stellt schieben aber die Verhältnisse eindeutig dar: Ich schiebe mein Rad, also klingle ich dich nicht plötzlich an einer ungünstigen Stelle beiseite und fahre dir auch nicht in die Hacken. Das halte ich an einigen Wanderwegen oder in vielen Teilen der Lüneburger Heide für eine wertvolle Art der nonverbalen Kommunikation.

    Am Audorfer See, dort wo Eider und Nord-Ostsee-Kanal zusammenfließen, führt der so genannte Treidelweg entlang. Früher wurden dort Schiffe von Pferden oder Ochsen gezogen, heute ist das ein wenigstens im Sommer relativ beliebter Weg zum Radfahren und Spazierengehen.

    Neu sind allerdings diese Schilder:

    Das ist mal wieder ein ganz großer Griff in die Trickkiste voller Schilder. Radfahrer dürfen hier kraft Zeichen 250 überhaupt nicht fahren und auch nicht langsam, der Vorrang von Fußgängern ergibt sich eigentlich auch nicht aufgrund roter Schrift auf weißem Grund. Was man hier haben wollte, dürfte wohl ein Verkehrsberuhigter Bereich sein, aber ob man aus einem Wanderweg einen Verkehrsberuhigten Bereich machen kann? Puh.

    In der Gegenrichtung fehlt das Zeichen 250 und die rote Schrift, dafür hat sich ein „Radfahrer frei“ eingefunden, was hier etwas bedeutungslos abhängt:

    Nun ja. Entlang des Wanderweges gibt es tatsächlich eine Stelle, die so ganz ohne nicht ist, dort führt eine schlecht einsehbare Kurve in Kombination mit einem gehörigen Höhenunterschied zu manch brenzliger Situation. Als Kind wurde mir beigebracht, dort klingelnd entlangzufahren, was natürlich witzlos war und auch nur so lange gutging, bis der Gegenverkehr auch fröhlich klingelte, anstatt auszuweichen.

    Nun gibt es dort diese Schilder, die natürlich auch niemanden so richtig kümmern:

    Das ist allerdings tatsächlich mal eine jener Stellen, bei denen ich mir denke, dass etwas Rücksicht und womöglich auch schieben tatsächlich eine gute Idee wären. Man kann nunmal nicht überall breite Schneisen in die Natur schlagen, damit Radfahrer und Fußgänger problemlos und ohne zu bremsen oder auszuweichen aneinander vorbei kommen.

    Noch mehr Pläne für eine Reaktivierung: Malente-Lütjenburg

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    Offenbar hat ein Verein diese Strecke jetzt gekauft. Mehr kann ich hinter der Bezahlschranke leider nicht sehen: https://www.ln-online.de/lokales/osthol…ZUYSU2J6RA.html

    [Zeichen 239]

    [Ampel]

    [anderes Glump]

    [Zusatzzeichen 1022-10]

    Ich vermute mal, das war früher ein reiner Gehweg, wobei die Beschilderung schon leicht irreführend ist, wenn man von der einen Seite Zeichen 240 sieht, von der anderen Seite einen reinen Gehweg.

    Vielleicht haben sich genügend Radlinge über die Situation auf der Fahrbahn beschwert, so dass kurzerhand ein [Zusatzzeichen 1022-10] wurde, aber vielleicht hatte man keine lange Leiter oder keine Lust, das [Zeichen 239] höher zu setzen und dann ist es halt das, was dann passiert.

    Entlang des so genannten Innenstadtrings wird es mitunter ganz schön eng. Beispielsweise Vor dem Neuen Tore, raus aus der Innenstadt Richtung Westen nach Reppenstedt. Dort, zwischen Senkungsgebiet und dem Kalkberg, führt der Innenstadtring mit insgesamt zwei bis drei Fahrstreifen entlang, mitunter kann links und rechts der Fahrbahn noch geparkt werden, Platz für Bäume ist auch noch ein bisschen, aber das war’s dann auch schon. Für den Radverkehr bleibt mitunter nur ein recht enger Sonderweg ganz am Rand übrig, halt das, was so abfällt, nachdem die Verkehrsfläche im Sinne der autogerechten Stadt verteilt wurde.

    Manchmal hat’s dann aber noch nicht einmal für Parkplätze gereicht. Und Rad- und Fußverkehr dürfen sich dann… das hier teilen:

    Was man hier als Ortsunkundiger noch nicht weiß: Der Radverkehr darf hier auch in Gegenrichtung stattfinden. Das ist aber noch nicht einmal das größte Problem, denn sobald hier ein Kraftfahrzeug rückwärts aus der Grundstücksausfahrt rauskommt, ist es sowieso egal:

    Enger geht’s immer noch:

    Und ja: Dieser Weg ist auch für die Gegenrichtung freigegeben. Schaut’s, da steht’s:

    Ich mutmaße mal, weil der Rad- und Fußverkehr aus Reppenstedt kommend ohnehin bereits auf dem nördlichen Sonderweg in beide Fahrtrichtungen geführt wird, wurde das hier unbekümmert einfach weitergeführt. Was zwanzig Meter vorher noch okay war, kann ja jetzt nicht falsch sein, nicht wahr?

    Okay, man kann aber auch über den Bettelknopf eine Grünphase anfordern, um die Straßenseite zu wechseln. Easy. Dann steht man hier in einer Aufstellfläche zum indirekten Linksabbiegen Richtung Innenstadt:

    Zeitgleich mit dem Fahrbahnverkehr bekommt man grünes Licht und das ist natürlich die reine Geilheit, wenn sich gleich auf der anderen Seite der Kreuzung die Fahrbahn verengt:

    Nachdem ich mich an diesem regnerischen Februar-Tag gegen ein paar Kraftfahrer durchgesetzt hatte und meinen Weg auf der Fahrbahn fortsetzte, holte ich mir noch einer Dauerhuuuupe ab. Der Typ hinter mir rastet schier aus, weil ich nicht ordnungswidrig rechts auf dem Gehweg fahre:

    Tjoa. Für eine vernünftige Infrastruktur fehlt hier wohl mal wieder der Platz. Den Fahrstreifen zum Linksabbiegen zu entfernen, dürfte wohl wieder die so genannte Leistungsfähigkeit des Innenstadtringes herabsetzen, also sehe ich auch nicht so richtig viele Möglichkeiten, das jetzt kurzfristig zu verbessern. Klar könnte man das Zeichen 240 entfernen, dann fahren ich und ein paar andere engagierte Radlinge eben auf der Fahrbahn bergauf, lassen sich dort anhupen und stehen dann auch im Stau, aber der Rest wird ja weiter freiwillig auf dem Gehweg pedalieren.

    Aber vielleicht kommt ja irgendwann, wenn tatsächlich mal eine Art Einbahnstraßenregelung auf dem Innenstadtring durchgesetzt werden sollte, die Möglichkeit, hier mehr Platz für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer zu schaffen.

    Ein paar Zentimeter „Gleis“, sofern man es denn als solches Bezeichnen möchte, sind auch heute noch sichtbar — fünfzig Jahre nach Ende der Straßenbahn in Harburg.

    Und so sieht dann der Rest entlang der Straße aus. Momentan wird im Bereich des Friedensplatzes die Fahrbahn saniert und nach fünf Zentimetern Fahrbahnoberfläche kommt das übliche Gerümpel mit Kopfsteinpflaster zum Vorschein — darunter auch einige Straßenbahnschienen:

    Ähhh, augenblick mal...:

    Sie fährt doch nicht etwa auf dem Gehweg und dann noch in die falsche Richtung???

    Keine Sorge. Stadtauswärts, also in Richtung der Kamera, ist der Gehweg mit Zeichen 240 gekennzeichnet, in der Gegenrichtung mit [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10]

    (Außerdem fährt sie dort nicht lang, sondern steht nur mit dem Brommie zwischen den Beinen dort, um sich die Situation anzusehen. Ich halte die Auswahl des Fotos für ausgesprochen unglücklich.)

    Das "funktioniert" mit den Annahmen..

    - Radverkehr mit 10km/h

    - kein Rechtsabbiegerverkehr vom Neuen Jungfernstieg in Richtung Gänsemarkt

    ... in der Theorie durchaus.

    Wobei ich dann ja noch staune, ob man denn wirklich nicht mal in der Theorie daran gedacht hat, dass ein Zeichen 240, das irgendwo am Rand außerhalb des sichtbaren Bereiches drappiert wird, den Radverkehr von mittleren Fahrstreifen wieder herunterlockt. Obwohl, ja, vielleicht klang das in der Theorie wie eine tolle Idee.

    Leider nur für Abonnenten lesbar, aber Katja Diehl war offenbar in Lüneburg und ist einmal um die Innenstadt mit ihrem Brommie gefahren — und hat ganz schön gestaunt:

    Mit Video: Unterwegs mit Mobilitätsexpertin Katja Diehl - LZonline
    Bei einem Spaziergang durch Lüneburg entdeckt die Mobilitätsexpertin Katja Diehl einige positive, aber auch einige aus ihrer Sicht negative Beispiele.
    www.landeszeitung.de

    Die üblichen Probleme, denen man dort auf dem Rad ausgesetzt ist, beschreibt sie durchaus treffend, aber die Antwort der Stadt ist halt eher immer ähnlich: Für eine ordentliche Lösung ist nunmal kein Platz. So ist das eben in einer jahrhundertealten Stadt, in der in den letzten Jahrzehnten eher autogerechte Infrastruktur gebaut wurde.

    Gestern:

    Hamburg: Autofahrer öffnet Tür, ohne zu gucken – Radfahrer schwer verletzt
    Schwerer Unfall in der Sierichstraße im Hamburger Stadtteil im Winterhude: Beim Aussteigen öffnete am Ostermontag ein Autofahrer seine Autotür, ohne zu
    www.mopo.de
    POL-HH: 220419-2. Verkehrsunfall mit lebensgefährlich verletztem Radfahrer in Hamburg-Winterhude
    Hamburg (ots) - Unfallzeit: 18.04.2022, 16:25 Uhr; Unfallort: Hamburg-Winterhude, Sierichstraße Bei einem Verkehrsunfall in Winterhude wurde am Ostermontag ein…
    www.presseportal.de

    Und heute:

    Vorfahrt genommen? Crash zwischen Schüler (15) auf Fahrrad und Motorroller
    Bei einem Unfall auf dem Langenfelder Damm in Eimsbüttel ist am Dienstag ein Schüler (15) verletzt worden. Das teilte die Hamburger Polizei der MOPO mit.
    www.mopo.de

    ich könnte mir vorstellen, dass das alles auf dem Plan im Bürro ganz cool aussah.

    Ich verstehe in diesem Fall noch nicht einmal die ursprüngliche Idee des Vorhabens. Irgendwie den Zusammenfluss von Kraft- und Radverkehr in die Engstelle steuern, so dass die Konflikte nicht auf der Kreuzung entstehen, sondern… später? Aus dem Jungfernstieg heraus darf ja ohnehin kein Kraftverkehr fahren mit Ausnahme von Bussen, Taxis und Lieferfahrzeugen, insofern verstehe ich gar nicht, warum man sich diese komplizierte Lösung überhaupt erst ausgedacht hat.

    Mittlerweile ist da tatsächlich ein Radweg mit gelber Markierung abgetrennt

    Das ist allerdings in der Gesamtansicht noch viel lustiger. Eigentlich hat man auch hier alles abgeladen, was an Schildern gerade zur Hand war. Vom Jungfernstieg kommend sieht man erstmal das hier: Man steht vor einer roten Ampel, soll dann aber offenbar zum Geradeausfahren hinter der Ampel nach rechts auf den plötzlich kraft Zeichen 240 benutzungspflichtigen Fuß- und Radweg hochfahren. Oder gilt das Zeichen 240 nur für Radlinge, die ohnehin nach rechts abbiegen wollen, auf dass der dortige Radweg befahren wird? Nichts genaues weiß man nicht. Aber man steht im Zweifelsfall dann dort vor der Absperrung und darf dann noch einmal vor der roten Fußgängerampel warten, die ja für Radfahrer eigentlich gar nicht gilt, aber solche kleinen Details sind dann auch schon fast egal.

    Hier soll man dann mit dem Rad durch und irgendwie halb über den Fußgängerüberweg, obwohl man ja auch in Hamburg nicht müde wird, fälschlicherweise zu betonen, dass man mit dem Rad aber sowas von auf gar keinen Fall über Fußgängerüberwege fahren dürfe. Hier ordne ich mich dann entweder über den freilaufenden Rechtsabbiegestreifen wieder auf der eigentlichen Fahrbahn ein oder fahre kurz noch auf den Gehweg hoch, was jetzt immerhin nicht mehr vorgeschrieben, sondern nur noch erlaubt ist. Nun.

    Das macht natürlich kein Mensch, nicht jeder lässt sich dermaßen verkohlen:

    Aber irgendjemand hat sich dann gedacht, Mensch, genau diese Stelle ist nun die beste Stelle, um vom Gehweg wieder herunter auf die Fahrbahn zu fahren. Klar, weil der Radverkehr hier § 10 StVO beachten muss, ist das einigermaßen ungefährlich, aber ich wundere mich, ob es nicht einfacher gewesen wäre, einfach von vornherein auf der Fahrbahn zu bleiben, so wie es ja auch grundsätzlich praktiziert wird: