Wieder ein neuer Frühling.
Wie man auf Strava sehen kann, bewege ich mich einigermaßen häufig draußen in der Natur, beziehungsweise arbeite zu Hause bei offenem Fenster, sofern es denn der Schalldruckpegel der gegenüberliegenden Grundschule zulässt.
Was fehlt, sind Insekten. Okay, das stimmt nicht so ganz, Fruchtfliegen, Spinnen und Feuerkäfer sind schon da, Ameisen sowieso. Aber so etwas wie Bienen oder Schmetterlinge oder Hummeln habe ich drei Mal gesehen. Das weiß ich, weil ich diese Tiere bei der Gelegenheit sofort fotografieren wollte.
Nun ist das bei uns zu Hause auch kein Wunder, das Fenster des Arbeitszimmers zeigt nach Westen, dort halten sich Insekten mutmaßlich allenfalls nach Feierabend auf, und jeden zweiten Donnerstag kommt der Gärtner, stutzt den Rasen und sorgt dafür, dass in den Blumenbeeten zwischen wertlosen Zierpflanzen kein Unkraut wächst. Der geht dort mit dem Laubbläser durch, damit hier alles seine Ordnung hat.
Und sonst? Interessanterweise ist man ja in einigen Städten, etwa hier in Lüneburg, in Bad Segeberg, in Kiel, sogar in Rendsburg auf die Idee gekommen, Blumenkübel im Stadtgebiet zu verstreuen. Urban Gardening schreibt man dann drauf und was ich im ersten Moment für eine tolle Idee hielt, waren dann Stiefmütterchen mit Gesicht und irgendwelche Pflanzen, die ich nicht einmal benennen konnte, die aber offenkundig auch keinen weiteren Nutzen für die Natur hatten, außer dass sie Pflanzen sind.
Auch nach den ersten Radtouren mit Sonnencreme im Gesicht komme ich so sauber nach Hause wie eine Windschutzscheibe nach 300 Kilometern auf der Autobahn: Kein Insekt klebt mir im Bart. Alles sauber.
Und das Schlimmste an dieser Entwicklung ist nunmal, dass sie so langsam verläuft, dass wir uns locker daran gewöhnen können. Aus meiner Kindheit kenne ich brummende Büsche, die es quasi überall gab, sowohl in unserem Garten als auch auf dem Schulhof oder in der Innenstadt im Park. Heute brummt hier nichts mehr, allenfalls der Kraftverkehr, für den wir hier in Lüneburg noch eine Autobahn durch ökologisch wertvolle Flächen bauen wollen. Tja.