Beiträge von Malte

    Pünktlich zum warmen Wetter sprießen die Arbeitsstellen geradezu aus dem Boden und es wird echt wieder aufgestellt, was gerade so im Bauhof herumlag.

    Baron-Vogt-Straße:

    Es kann nicht so schwer sein, diese beiden Schilder richtig herum aufzustellen. Das kann doch nicht so schwer sein. Und nun die bange Frage: Lief da einer mit dem blauen Schild los, merkte dann, Mist, das muss eigentlich an die andere Seite, und hat’s dann umgedreht? Immerhin war man ja so konsequent, gleich beide Schilder falsch herum aufzustellen.

    Und nun? Welcher Verkehrsteilnehmer guckt denn nun nach, ob die Pfeile richtig herum sind? Eigentlich müssten jene, die das Hindernis auf ihrer Seite haben, auch das Zeichen 208 bekommen, während der durchgängige Verkehr mit 308 beglückt wird. Aber irgendwie wird ier eh alles mit der Hupe geregelt, insofern… was soll’s.

    Kurz darauf: Luruper Hauptstraße:

    Dort gibt’s ohnehin seit Ewigkeiten keine Benutzungspflicht mehr, ich wundere mich gerade, wie das Zeichen 237 den Weg an den Pfosten gefunden hat. Wollte man im Bereich der Kreuzung aufgrund der Räumzeiten doch noch mal schnell eine Radwegbenutzungspflicht für hundert Meter einrichten? Weiß nicht. Nun soll das irgendwie ein freigegebener Gehweg sein, der dann mit Schrittgeschwindigkeit befahren werden darf. Natürlich gibt es das obligatorische Hupkonzert, aber… ach, egal.

    Ich fahre hinten links um die Ecke und sehe das hier:

    Keine Ahnung. Fußgänger benutzen dann die Fahrbahn, Radfahrer den… Weg neben dem Radweg?

    Guckt sich das eigentlich nach dem Aufstellen noch jemand an?

    Vielleicht ist auch einfach unsere Grundannahme falsch?

    Ich ging bislang davon aus, dass bei schönerem Wetter mehr Leute mit dem Rad unterwegs sind. Die meisten der „Umsteiger“ stammen, das habe ich ja auch erstmal feststellen müssen, vorrangig aus dem ÖPNV, verhältnismäßig wenige steigen offenbar vom Auto aufs Rad um, weil die Sonne so schön scheint.

    Mit dieser Annahme kann ich aber nicht erklären, was momentan auf den Straßen los ist. Es ist ja unglaublich voll, deutlich voller als im Winter, während gleichzeitig der Radverkehrsanteil in den letzten beiden Wochen durch die Decke gegangen ist. Das kann nicht nur daran liegen, dass vielleicht die Oster- oder Frühjahrsferien vorbei sind, das muss auch noch andere Gründe haben.

    Was wäre zum Beispiel, wenn im Sommer viele Menschen plötzlich nicht in die Bahn, sondern ins eigene Auto stiegen, um nach der Arbeit noch mal einen kleinen Ausflug zu machen, um womöglich beim Baumarkt Sommermöbel für die Terrasse oder den Balkon zu kaufen, oder, soll’s ja auch geben, das Auto brauchen, um im Kofferraum die Joggingschuhe zu transportieren? Das erklärt meines Erachtens zwar immer noch nicht diesen ständigen Stau auf allen möglichen Straßen, aber… weiß nicht.

    Was meint ihr dazu?

    Es ist ja schon ein Trauerspiel: Früher konnte man mit der Bahn von Leer nach Groningen fahren, dann legte vor zweieinhalb Jahren ein Frachtschiff die Friesenbrücke über die Ems lahm, beziehungsweise führte sie der Entsorgung zu. Seitdem wurde dort ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, der natürlich nur mäßig genutzt wird und wenn er genutzt wird überlastet ist. Naja.

    Der Ersatz für diese Brücke soll nun… 2024 fertig sein: Moderne Technik macht Friesenbrücke deutlich teurer

    Klar, eine Brücke hat nicht jeder direkt auf Lager, aber eine neunjährige Sperrung einer eigentlich touristisch interessanten Verbindung ist echt mal eine Hausnummer. Ich habe das Gefühl, dass durchaus eine Menge westlicher Staaten abseits von Deutschland in der Lage sind, Engpässe im Schienennetz deutlich schneller zu beheben.

    Guck mal, Blaue Sau, was ich auf deiner Lieblingsstrecke gefunden habe:

    Das war gestern, heute kam ich noch einmal vorbei und bewunderte diese lustige Idee, den schon lange nicht mehr benutzungspflichtigen Radweg in einer Arbeitsstelle erstmal als benutzungspflichtig zu kennzeichen — Fußgänger und Radfahrer sollen ja schließlich auch etwas davon haben — und dann auch noch mit den Baufahrzeugen darauf zu parken:

    Dann fiel mir ein: In der Gegenrichtung hat man sich doch bestimmt auch etwas schönes überlegt, oder? Na klar:

    Hier kommt man noch nicht einmal den Kantstein hoch, um dann für fünfzig Meter auf der linken Straßenseite zu fahren. Das interessiert natürlich niemanden, es hält sich auch niemand daran, aber schön, dass wir gestern über doofe Geisterradler sprechen sollten.

    Und heute Abend hat man noch diese tolle Brücke gebaut. Ja, da soll irgendwie der Radverkehr in beiden Richtungen abgewickelt werden:

    Was lernen wir nun daraus? Ich weiß nicht.

    Ich halte es für falsch, die FDP als Partei der Besserverdienenden und Autofahrer abzustempeln, auch wenn der ganze Abend eigentlich trotz der Versprechen, den motorisierten Individualverkehr zurückzudrängen und alle Verkehrsarten gleichberechtigt zu behandeln, ein grundsätzliches Bekenntnis zum Auto war. Auch bei den Anmerkungen im Publikum war zu spüren, dass dort nicht unbedingt große Sympathien gepflegt wurden, das eigene Auto stehen zu lassen und in die Bahn oder gar aufs Fahrrad zu steigen.

    Im Prinzip läuft die Argumentation wie bei der CDU: Die Strategie von Rot-Grün findet man grundsätzlich doof und mag sich nicht auf eine Alternative festlegen, denn die Alternativen beinhalten in der Regel, dass dem Auto Platz weggenommen wird. Man kann nicht einerseits auf Kopenhagen schielen, aber vollkommen außer Acht lassen, dass der Kraftverkehr dort deutlich entschleunigt wird und auch mal mehrere Fahrstreifen zugunsten breiter, abgetrennter Radwege aufgegeben werden. Und versucht mal in Kopenhagen einen bezahlbaren Parkplatz zu finden, die gibt’s da nicht zum Schnäppchenpreis von 1,20 Euro pro Stunde.

    Und so dreht sich das alles im Kreis: Man will keine Radfahrstreifen, weil… Rot-Grün die toll findet. Man will abgetrennte Radwege, man will aber den Platz für die abgetrennten Radwege nicht hergeben. Man möchte intelligente Ampelschaltungen, aber nicht dafür bezahlen. Man will die Attraktivität des ÖPNV erhöhen, aber bitte ohne zusätzliche Ausgaben.

    Naja.

    Thema Luft: Die Regelung der EU beinhalte genaue Angaben zur Messung der Schadstoffe, die Stationen müssten einen bis 25 Meter Abstand zu den Straßen halten. In Hamburg würde aber direkt an der Straße gemessen, so dass nun die Max-Brauer-Allee und die Stresemannstraße für Dieselfahrzeuge gesperrt werden sollen. Man wisse aber immer noch nicht, wie solche Fahrzeuge erkannt und kontrolliert werden sollen. Außerdem könne man sich einfach herausreden indem man vorgibt, ein Anliegen zu haben. Noch absurder wäre es, dass von der Max-Brauer-Allee 650 Meter gesperrt werden und die Umleitung 1,2 Kilometer lang. An der Umleitung würden allerdings keine Schadstoffe gemessen.

    Ich hatte die Sache mit den Messstationen bereits an mehreren Stellen erklärt. Erst einmal werden die Schadstoffe in 2,5 Meter Höhe in drei Meter Abstand zur Fahrbahn gemessen, was knappe vier Meter Abstand bedeutet, zumal die Konzentration der Schadstoffe mit der Höhe deutlich abnimmt.

    Außerdem werden die Schadstoffe natürlich nicht nur an den sichtbaren Stationen im Straßenverkehr gemessen, sondern auch mit so genannten Hintergrund-Messstationen, die aber nicht so sehr auffallen, weil sie, wie gesagt, im Hintergrund stehen, also etwa auf der grünen Wiese. Anhand dieser Daten werden zusammen mit Verkehrsbelastungen, den zugelassenen Kraftfahrzeugen, diversen Statistiken entsprechende Modelle generiert, an denen sich die Schadstoffbelastung ablesen lässt.

    Das könnte man eigentlich wissen, wenn man in der Hamburgischen Bürgerschaft irgendwas mit Verkehr zu tun hat. Ich frage mich bei solchen Aussagen immer wieder, ob die Leute die Materie einfach nicht verstanden haben oder ob absichtlich etwas ausgelassen wird, um Rot-Grün dumm darstellen zu können.

    Man könne immer noch nicht an allen Fahrkartenautomaten mit Karte bezahlen. Außerdem gäben die Automaten kein Rückgeld, wenn man eine Fahrkarte für 3,20 Euro mit der Karte bezahlt, bekäme man kein Rückgeld (???).

    Das habe ich nicht ganz verstanden. Dass die Hochbahn-Geräte keine EC-Karten nehmen, ist ein bereits bekannter Mangel, der momentan abgestellt wird. Warum man bei der Zahlung mit EC-Karte Rückgeld bekommen sollte, ist mir nicht ganz klar, vermutlich ist das argumentativ etwas durcheinander geraten. Auf jeden Fall habe ich schon mehrfach eine Fahrkarte mit Münzen an Automaten der Hochbahn bezahlt und entsprechendes Rückgeld bekommen.

    Ohnehin halte ich es für lustig, wenn man einerseits bezüglich des ÖPNV immer wieder die Digitalisierung vorantreiben möchte, aber im direkten Gespräch mit dem Wähler, beispielsweise hier in der offenen Diskussionsrunde nach 21 Uhr, plötzlich bemängelt, dass man am Automaten nicht erkennen könne, welchen Fahrschein man kaufen müsse und an den Bushaltestellen keinen kompletten Überblick über alle Fahrten aller möglichen ÖPNV-Linien bekäme. Entweder muss dafür gesorgt werden, dass auch ältere Fahrgäste Zugang zu den digitalen Angeboten bekommen oder man lässt diesen Digitalisierungs-Hype halt mal ganz locker bleiben.

    Die FDP wäre aber keine Autofahrerpartei, man wäre eine Partei mit einer Verkehrspolitik, die alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen bedenkt.

    Stimmt ja halt einfach nicht. Wenn man eine wie auch immer geartete Gleichberechtigung herstellen wollte, müsste man dem Rad- und Fußverkehr sowie öffentlichen Verkehrsmitteln erheblich mehr Platz einräumen, der aber zu Lasten von Fahrstreifen, Parkplätzen und weiterer Infrastruktur des Kraftfahrzeuges ginge. Das möchte man in der FDP offenbar nicht.

    Die FDP habe den Antrag gestellt, die U- und S-Bahnen nachts durchfahren zu lassen. Das hätte die Regierung abgelehnt, deswegen führen junge Leute auch am Wochende mit dem Auto, denn sogar am Wochenende führen nur die Busse durch. Widerspruch, das stimmte nicht. Doch, nur die Busse führen nachts durch.

    Unfug. Seit knapp 14 Jahren fahren U- und S-Bahnen am Wochenende durchgängig, wenn auch nicht die kompletten Streckenabschnitte bis in die äußersten Randbezirke. Warum? Weil’s Geld kostet. Das hat die FDP vor zwei Jahren in einer kleinen Anfrage selbst herausbekommen. Das Fahrgastaufkommen scheint montags bis freitags nicht so groß zu sein, dass sich ein durchgängiger Nachtbetrieb lohnt, sogar die erheblich günstigeren Nachtbusse verkehren nur im 30- oder 40-Minuten-Takt.

    Und auch wenn es zu glauben schwerfällt: Auch in Weltstädten wie Berlin oder London lohnt sich werktäglich kein Nachtverkehr.

    Frage 7: Den Fahrradschwachsinn könne man im Harvestehuder Weg sehen. Es gab einen riesig breiten Fahrradweg, nun wird der Radweg auf die Straße verlegt. Die Radfahrer führen weiterhin auf dem Gehweg, die Fahrradstraße müsse man wieder zurückbauen.

    Pardon, aber ich halte dieses Gejammere bezüglich des Harvestehuder Wegs oder allgemein bezüglich der Alster-Fahrradachsen für unsinnig. Ich wundere mich auch immer wieder, warum dieser buckelige, anderthalb bis zwei Meter breite Zweirichtungsradweg, den es dort früher gab, als schönster Radweg aller Zeiten bezeichnet wird. Wenn ich mir das heutige Verkehrsaufkommen auf dem Harvestehuder Weg anschaue, dann ist es vollkommen absurd zu glauben, dass sich der dortige Radverkehrsanteil auch nur ansatzweise vernünftig auf dem alten Weg abwickeln ließe. Man sieht ja auch der anderen Seite der Alster, wo sich heute Abend beinahe 13.000 Fahrräder einen winzigen Zweirichtungsradweg geteilt haben, was da für Verhältnisse herrschen. Das ist absurd.

    Zur U5: Auch bei der epochalen Planung der U5 wird alles über den Hauptbahnhof geführt. Warum fährt man mit der U5 nicht einfach von Steilshoop nach Osdorf? Die FDP habe als einziger im Verkehrsausschuss gegen die Planung der U5 gestimmt, die CDU habe sich enthalten. Nicht einmal Thering hätte dagegen gestimmt. Die könnten alle nicht rechnen.

    Auch das ist nur der plumpe Versuch, irgendwas doofes gegenüber Rot-Grün anbringen zu können. Sicherlich ist es ungünstig, dass alle S- und U-Bahnen in Hamburg durch den Hauptbahnhof führen, das ist ein überaus berechtigter Kritikpunkt, der gerne diskutiert werden darf. Dafür ist sicherlich genügend Zeit beim nächsten Polizeieinsatz, wenn der komplette S- und U-Bahn- und Nah- und Fernverkehr komplett eingestellt wird.

    Ich weiß aber nicht, wer denn von Steilshoop nach Osdorf fahren möchte. Die Fahrtziele der meisten Menschen liegen nunmal in der Innenstadt, daher ist es erstrebenswert, möglichst viele Schnellbahnlinien in diese Richtung zu führen. Ob die nun unbedingt alle durch den Hauptbahnhof müssen ist sicherlich diskutabel, allerdings würde für die U 5 ohnehin ein neuer Bahnsteig gebaut (oder vielleicht doch noch versucht, die leeren Röhren der U 2 zu nutzen?), so dass dieser Kapazitätsengpass umgangen wird.

    Eine U-Bahn von Steilshoop nach Osdorf ermöglicht die Fahrt in Richtung Innenstadt aber erst nach einem oder gar zwei Umstiegen — und jeder Umstieg senkt die Attraktivität der Verbindung ganz erheblich. Außerdem wird mit einer solchen Querverbindung beispielsweise der komplette Ast von der Innenstadt hoch zum Siemersplatz ausgespart, auf dem seit Einstellung der Straßenbahnlinie 2 in Doppelgelenkbussen im Minutentakt täglich über 60.000 Fahrgäste hin und hergefahren werden.

    18.50 Uhr

    Ich hatte eigentlich schon einen Witz vorbereitet: Woran erkennt man eine FDP-Veranstaltung im Bobby Reich?

    Am Parksuchverkehr höherpreisiger Kraftfahrzeuge in der Fahrradstraße Harvestehuder Weg.

    Ist aber dreist gelogen, die höherpreisigen Kraftfahrzeuge hatten eher wenig mit der FDP zu tun, zu der Veranstaltung hatten sich bei diesem Wetter mit mir nur 13 Personen eingefunden. Das ist schon beinahe ein wenig traurig. Die werden wohl eher nicht mit Dutzenden Kraftfahrzeugen den Verkehr im Harvestehuder Weg lahmgelegt haben.

    Ansonsten ist es schon ein bisschen klischeehaft, sowohl von der Kleidung als auch von der Getränkeauswahl. Andererseits: Den Grünen sieht man ihre Parteizugehörigkeit auch sofort an. Dennoch hallt sofort der Begriff der „Partei der Besserverdienenden“ im Kopf herum, wenn man sich das Publikum so anschaut.

    Ich schleppe natürlich Brompti mit rein, was beim Publikum tatsächlich ein gewisses Interesse auslöst: „Ist das ein Faltrad?“ (ja), „Darf ich mal probefahren?“ (bestimmt nicht), „Ist das ein echtes Brompton?“ (???)

    Naja.

    19.00 Uhr

    Man wartet noch ein bisschen ab, ob sich noch weitere Mitglieder einfinden. Ansonsten hatte ich mit meinem einleitenden Witz schon ein bisschen recht, einige der Anwesenden unterhalten sich über den Fahrradwahnsinn am Harvestehuder Weg, weswegen sie mit ihren Autos im Stau standen, und überhaupt, dieser Stau, man kommt mit dem Auto kaum noch irgendwo hin.


    Wieder nähert sich jemand meinem Faltrad, möchte Konservation betreiben, aber wir finden mit unseren Themen nicht so ganz zueinander. Ob ich häufiger um die Alster führe, fragt er mit dem Zeigefinger in Richtung Brompti, das wäre bei dem Wetter sicherlich ein großer Spaß. „Klar“, antworte ich, was einigermaßen gelogen ist, weil ich eigentlich eher selten im Kreis fahre, aber das muss er ja nicht wissen. Ist aber eh egal, er ist eher der Jogger-Typ und schlägt den Bogen zum Verkehrsthema des heutigen Abends ganz elegant: Er könne nicht mehr um die Alster joggen, weil er keinen Parkplatz fände. Naja.

    19.15 Uhr

    Nach einer kurzen Einleitung geht’s los. Ewald Aukes berichtet von seiner Arbeit.

    Parallel dazu geht eine Teilnehmerliste herum.

    Das Thema „Verkehr“ wäre eines der zentralen Themen der FDP-Politik und wird künftig ein wahlentscheidendes Thema bleiben.

    Zitat von Herrn Tjarks: „Autofahren und Parken in der Innenstadt soll, das ist unser Ziel, wesentlich unattraktiver gemacht werden.“ Die Liberalen hätten einen anderen Ansatz: Überzeugen statt bevormunden. Das müsse auch für die Verkehrspolitik in Hamburg gelten.

    Man wäre gegen die von Rot-Grün implementierte Benachteiligung der Autofahrer, man dürfe nicht nur auf eine Fahrradstadt hinarbeiten. Menschen sollten freiwillig einsehen können, das der Individualverkehr in Hamburg reduziert werden müsse.

    Man könne nicht mehr weitermachen wie bisher, man müsse den Individualverkehr künftig reduzieren. Man könne neue Wohnungen bauen, aber der Platz auf den Straßen wäre endlich. Nur wenn das gelänge, könne der Verkehr in Zukunft ordnungsgemäß fließen. Momentan wäre Hamburg Stauweltmeister, das gelte es zu verhindern.

    Man könne das nicht ändern, indem man den Menschen das Autofahren verbiete. Das wäre mit der FDP nicht machbar.

    Die Anzahl der Autos wäre um 60.000 gestiegen, die Anzahl der Radfahrer um zwei Prozent gesunken.

    Rot-Grün führe keine zukunftsorientierte, keine langfristige Verkehrsplanung. Momentan habe nur der kleine Koalitionspartner eine Verkehrspolitik, nämlich den Individualverkehr zu verbieten.

    Er bemängelt die mangelnde Baustellenkoordination der Stadt Hamburg, es gäbe noch nicht einmal einen 24-Stunden-Betrieb auf den Hauptverkehrsstraßen. Nicht einmal auf der Mega-Baustelle an der A7 würde rund um die Uhr gearbeitet. Es müsste den Baufirmen Anreize für schnelle Ausführungen der Baumaßnahmen geboten werden, wie es Schwarz-gelb in anderen Ländern ausführe.

    Thema Radverkehr: Man könne den Radverkehr nicht fördern, indem man die Radwege auf die Fahrbahn verlege, damit schlösse man ältere Menschen vom Radfahren aus. Außerdem dürfe der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur nicht immer zu lasten des Kraftverkehrs gehen, Autofahrer dürften nicht mehr benachteiligt werden. Daraus resultierende Maßnahmen wie das Rechtseinordnen zum Linksabbiegen für Autofahrer am Siemersplatz wären Schildbürgerstreiche.

    Die FDP fordert erneut intelligente Ampeln, die sich automatisch auf das jeweilige Verkehrsaufkommen einstellen.

    Fahrverbote und flächendeckende Tempo-30-Zonen darf es im Grunde genommen in Hauptverkehrsstraßen nicht geben. In vielen Straßen würde nachts Tempo 30 angeordnet, so dass der Verkehr sich staut und es nicht leiser wird.

    Thema Luft: Die Regelung der EU beinhalte genaue Angaben zur Messung der Schadstoffe, die Stationen müssten einen bis 25 Meter Abstand zu den Straßen halten. In Hamburg würde aber direkt an der Straße gemessen, so dass nun die Max-Brauer-Allee und die Stresemannstraße für Dieselfahrzeuge gesperrt werden sollen. Man wisse aber immer noch nicht, wie solche Fahrzeuge erkannt und kontrolliert werden sollen. Außerdem könne man sich einfach herausreden indem man vorgibt, ein Anliegen zu haben. Noch absurder wäre es, dass von der Max-Brauer-Allee 650 Meter gesperrt werden und die Umleitung 1,2 Kilometer lang. An der Umleitung würden allerdings keine Schadstoffe gemessen.

    Die Deutsche Umwelthilfe, die von der Bundesregierung mit 600.000 Euro (???) gefördert würde, wird auch in Hamburg weiter klagen und die Situation für Autofahrer verschlimmern.

    Eine Maßnahme zur Luftreinhaltung wäre ein kostengünstiger, attraktiver ÖPNV. Stattdessen wurden erst einmal alle P+R-Häuser kostenpflichtig gemacht, die Begründung wäre gewesen, dort Fremdparker zu vergrämen.

    Eine S-Bahn-Station in Neuwiedenthal mit einem großen P+R-Haus wäre abgelehnt worden, man baue stattdessen eine S-Bahn-Station in Ottensen an der Haustür von Herrn Tjarks.

    Er bemängelt, dass andauernd FDP-Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation abgelehnt würden, dann zwei Wochen später von der Regierung selbst eingebracht würden.

    2.000 Parkplätze wären in den letzten Jahren vernichtet worden, so dass der Parksuchverkehr immer weiter ansteigt. Stattdessen, das wäre der Hammer, wolle man in St.-Pauli 4.000 Parkplätze in eine Anwohnerparkzone umwandeln. Wo sollen die ganzen Gäste parken? Das wäre nicht nur Gewerbetreibende, sondern auch dem Tourismus schaden. Rot-Grün habe keine Vorstellung, was man mit dem Stadtteil anrichte.

    Die FDP habe sich für eine Beibehaltung der Stellplatzverordnung für Neubauten eingesetzt. 80 Prozent der Wohnungen würden dennoch mit Stellplätzen gebaut, Stellplätze brächten nämlich sechs Prozent Rendite und wirkten sich nicht auf die Mieten aus. Martin Bill möchte die Verordnung natürlich abschaffen, um das Autofahren zu vermiesen. Die Grünen machten daraus noch nicht einmal ein Geheimnis.

    Die FDP wolle den Parkplatzmangel bekämpfen, indem die P+R-Gebühren abgeschafft werden. Die Stellplatzpflicht müsse wieder eingeführt werden, denn zu einer Immobilie gehöre ein Parkplatz allein wegen der Rendite dazu. Es dürften nicht andauernd Parkplätze vernichtet werden.

    Zum ÖPNV: Die FDP setze sich ganz intensiv für eine Verringerung der Taktzeit ein, mit der derzeitigen Technik wären auch zwei Minuten täglich anstatt der momentanen fünf bis zehn Minuten. Dazu müsste aber das entsprechende Wagenmaterial angeboten werden. Hamburg habe aber in den letzten Jahren vergessen, neues Wagenmaterial zu bestellen. Die Wagen, die 2018 bestellt werden, wären erst 2024 auf der Schiene.

    Man könne immer noch nicht an allen Fahrkartenautomaten mit Karte bezahlen. Außerdem gäben die Automaten kein Rückgeld, wenn man eine Fahrkarte für 3,20 Euro mit der Karte bezahlt, bekäme man kein Rückgeld (???).

    Die FDP wäre aber keine Autofahrerpartei, man wäre eine Partei mit einer Verkehrspolitik, die alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen bedenkt.

    19.47 Uhr: Fragestunde

    Frage 1: Mit welcher Frechheit, einer Unverschämheit ersten Grades hat die Regierung die Stellplatzverordnung aufgehoben? Der Fragesteller wohne in einer wunderschönen Straße, aber überall parkten Autos. Überall wären Radfahrer unterwegs, beim Ausparken, beim Abbiegen müsse man immer auf Radfahrer achten, man bekäme Fäkalien und sonstige Wörter zu hören. Weitere Ausführungen zur Bundesregierung.

    Antwort 1: Der Themenbereich Verkehr werde immer ideologisch angegangen. Rot-Grün wolle bestimmte Tatsachen nicht sehen, beispielsweise die Tatsache, dass 60.000 Fahrzeuge dazukommen. Man wolle dennoch die Autos aussperren. Offenbar gäbe es aber viele Menschen, die sich so etwas wünschen, die Grünen wären in den Umfragen gerade an der CDU vorbeigezogen, die Menschen wünschen sich so etwas, weil sie die Folgen nicht abschätzen können. Viele Handwerksbetriebe mit Dieselmaschinen müssten schließen.

    Man dürfe die Leute nicht zwingen aufs Auto zu verzichten, man müsse den Menschen Anreize bieten, auf das Auto zu verzichten.

    Weitere Ausführungen zur Sicherheit in U- und S-Bahn.

    Die FDP habe den Antrag gestellt, die U- und S-Bahnen nachts durchfahren zu lassen. Das hätte die Regierung abgelehnt, deswegen führen junge Leute auch am Wochende mit dem Auto, denn sogar am Wochenende führen nur die Busse durch. Widerspruch, das stimmte nicht. Doch, nur die Busse führen nachts durch.

    Frage 2: Die leidige Fahrradgeschichte wäre wohl nicht mehr aufzuhalten sein. Das Verhalten der Radfahrer wäre aber unter aller Sau, morgens an der Mundsburger Brücke kämen andauernd 30 Radfahrer, von denen 20 immer schwere Verkehrswidrigkeiten begingen. Es müsse eine Erhebung geben, in der die Ordnungswidrigkeiten der Radfahrer aufgelistet werden. Viele Radfahrer verhielten sich schlimm im Straßenverkehr und müssten Punkte in Flensburg bekommen. Zustimmendes Gelächter.

    Außerdem: Wie soll man den Leuten einen Anreiz bieten, auf ÖPNV umzusteigen, wenn die Preise wieder erhöht würden?

    Frage 3: Einschlägige Thesen zu der Narrenfreiheit der Radfahrer.

    Frage 4: Es wäre unfassbar, was die Radfahrer veranstalten. Auf der Fuhlsbüttlerer Straße führe niemand auf dem Radweg, alle wären auf dem Gehweg unterwegs. Die Radfahrersituation wäre vollkommen unbeaufsichtigt. Und so weiter und so fort. Ich spare mir die Notizen.

    Außerdem: Wenn die Grünen alle Autos aussperren sollen, was soll den passieren, wenn man seine Frau zum Arzt fahren muss? Dann müsse man eben auf dem Radweg parken.

    Frage 2: Die Grünen hätten eine Veranstaltung „HVV für Lau“ abgehalten. Das koste den Steuerzahler 800 Millionen Euro im Jahr. Man möge sich selbst überlegen, ob das sinnvoll wäre.

    Zu Radfahrern: Radfahrer sind auch Autofahrer, auch Fußgänger, es wären aber vor allem jüngere Leute, die dort durch die Gegend fahren. Man solle sich bei der Radverkehrsinfrastruktur bei den nordischen Ländern orientieren und wenigstens an den Velorouten (die er für Fahrradautobahnen hält) sollte eine vollständige Trennung des Rad- und Kraftverkehrs eingebaut werden.

    Meine Frage: Wenn man diese abgetrennte Infrastruktur bauen wollte, woher sollte der Platz kommen? In den Planungen, die ich mir regelmäßig anhöre, wären derartige Ideen zugunsten von Fahrstreifen und Parkplätzen verworfen worden. Außerdem würden sich die meisten Anwesenden in Kopenhagen umgucken: Da wären Fahrstreifen in breite Radwege umgewandelt worden, die Parkhäuser wären selbst außerhalb des Stadtzentrums erheblich teuer, die direkte Innenstadt teilweise stark verkehrsberuhigt.

    Antwort: Man könne nicht überall diese abgetrennte Infrastruktur bauen, aber an vielen Straßen wäre problemlos Platz. Stattdessen wollten die Grünen den Lieferverkehr mit Lastenrädern auf 50 Prozent erhöhen, da würden dann die Amazon-Bestellungen der ganzen jungen Leute (er zeigt auf mich) auf dem Fahrrad quer durch die Republik transportiert. „Oder gleich auf Eselkarren!“, zwei Anwesende machen Eselgeräusche und werden zur Ordnung gerufen, allerdings macht der Esel auch eher „I-Ahh“ und nicht „Oink“. Irgendwie gelang der FDP dann noch der Kniff, den ausufernden Radverkehr mit Kommunismus in Verbindung zu bringen, an den ich mich in meinem Alter vermutlich nicht erinnern könne. Wir machen noch einen Umweg zur Hudtwalckerstraße und zur Martinistarße, dann gebe ich auf: Man will irgendwie diese Protected Bike Lane, obwohl man gleichzeitig den Kraftverkehr nicht hinsichtlich des Platzes einschränken möchte. Dieser Widerspruch wird heute Abend nicht aufgelöst.

    Frage 4: Was gibt es denn für Alternativen zum Fahrradstreifen?

    Antwort: Es gibt in Hamburg viele vierstreifige Straßen, wo rechts und links nur Autos parkten. Dort könnte unter der Beibehaltung von Parkplätzen diese Streifen aufgetragen werden. An vielen anderen Straßen wäre links und rechts der Fahrbahn Platz für Fahrradinfrastruktur. Man lege die Radwege auf die Straße, weil man einen anderen Gedanken dahinter habe.

    Frage 5: Es wäre die Martinistraße erwähnt worden. Dort wäre das Radfahren nicht angenehm. Die CDU reduziere das Problem auf die Parkplatzvernichtung, das müsse die FDP nicht auch machen. Radverkehrsinfrastruktur wäre nicht schlecht, das könne man fördern. Wenn für die Anwohner die Parkplätze entfallen, wie kämen die Anwohner damit zurecht? Außerdem diverse andere Themen.

    Frage 6: Kopenhagen und Hamburg wäre nicht vergleichbar, Kopenhagen wäre viel kleiner, aber in den Innenstädten wären Fahrverbote, dort gäbe es nur Lieferverkehr. Das wäre vergleichbar, als wenn man den Kraftverkehr im Ring 1 aussperre.

    Frage 7: Den Fahrradschwachsinn könne man im Harvestehuder Weg sehen. Es gab einen riesig breiten Fahrradweg, nun wird der Radweg auf die Straße verlegt. Die Radfahrer führen weiterhin auf dem Gehweg, die Fahrradstraße müsse man wieder zurückbauen.

    Frage 8: Hamburg wäre eine Metropolregion mit über fünf Millionen Menschen. Man hat leider vor fünfzig Jahren die Stadtautobahnen nicht gebaut, so dass der Verkehr nun durch die Innenstadt führe. Der komplette Verkehr müsse über die Stresemannstraße fahren.

    Antwort: Den Autobahnring könne man wohl vergessen, das wollten die Menschen nicht mehr.

    Zur U5: Auch bei der epochalen Planung der U5 wird alles über den Hauptbahnhof geführt. Warum fährt man mit der U5 nicht einfach von Steilshoop nach Osdorf? Die FDP habe als einziger im Verkehrsausschuss gegen die Planung der U5 gestimmt, die CDU habe sich enthalten. Nicht einmal Thering hätte dagegen gestimmt. Die könnten alle nicht rechnen.

    Frage 9: Wie positioniert sich eigentlich die FDP im Land und im Bund zu der Idee, ein alternierendes Fahrverbot anhand der Kennzeichen einzuführen?

    Antwort: Dann kaufen sich die Menschen ein zweites Auto, so dass sie ein gerade und ein ungerades Kennzeichen haben.

    Frage 10: Die Autos müssten ja nun irgendwie von der Straße verschwinden, allein wegen der Umwelt. Wie solle das geschehen, beziehungsweise wie soll alles umweltfreundlicher werden.

    Antwort: Die Euphorie mit dem Elektroauto wäre ein ganz großes Problem für diese Stadt, denn das derzeitige Stromnetz wäre nicht für das Laden so vieler Autos gar nicht möglich. Erst müsste das Netz ausgebaut werden, dann könnten die Autos kommen.

    Frage 11: Was wäre mit der Idee, Dieselfahrzeuge höher zu besteuern?

    Antwort: Das ist nicht das Thema der FDP, dazu könnten Sie die Grünen fragen.

    Frage 12: Es würde immer über SUVs gesprochen. Diese Autos sind für ältere Menschen hervorragend geeignet. Es fährt doch keiner aus Spaß mit dem SUV herum, warum sollten die Menschen, die auf ihr SUV angewiesen sind, mit höheren Steuern bestraft werden?

    Große Aufregung.

    Frage 13: Geschichten vom Radfahren in anderen Ländern, wo es keine Radfahrer gibt oder sich die Radfahrer besser verhalten. Warum sind ausgerechnet in Deutschland die Radfahrer so aggressiv? Der Harvestehuder Weg wäre der allergrößte Schwachsinn, der größte Wahnsinn, dort wären so viele Autos und der wunderbare Radweg wäre komplett vernichtet worden. Jetzt bricht sich der Fahrradwahn auch noch in der Bellevue Bahn! Was für ein Wahnsinn! Und so weiter und so fort.

    20.55 Uhr: Ende der Fragestunde, nun folgt die offene Runde.

    Jetzt kommen die unangenehmen Themen. Ein Teilnehmer bekennt, Radfahrer besonders dicht zu überholen und zu schneiden, wenn trotz Radweg auf der Straße gefahren wird. Die Aggressivität der Radfahrer wäre ein großes Problem, dort würde ohne Rücksicht kreuz und quer gefahren und andere Menschen gefährdet. Wer nicht hören wolle, müsse eben fühlen.

    Der Wirt habe Bedenken geäußert, ob eine Veranstaltung zum Thema Verkehr eine gute Idee wäre, bei einer ähnlichen Veranstaltung zum Verkehrsthema wären Stühle und Tische durch die Gegend geflogen.

    Ich verschwinde mal — die obligatorischen Stammtischweisheiten gegenüber des Radverkehrs kann ich in Ruhe in Morgenpost und Abendblatt nachlesen. Man merkte bei meiner Frage eben doch, dass ich schnell als Fremdkörper in dieser Runde erkannt wurde, das muss ich dann auch nicht übermäßig strapazieren. Andererseits: Bevor ich gehen durfte, mussten erst noch mal ein paar Leute Brompti anfassen und hochheben. So groß ist die Neugierde dann doch. Auch die „Oink“-, beziehungsweise „I-Ah“-Spezialisten verabschiedeten sich höflich von mir.

    Der Weg ist in beide Richtungen nicht als Radweg (auch nicht als "Radfahrer frei") beschildert, nur kleine grüne Schildchen weisen auf überregionale Radwege hin, die hier teilweise entlang laufen.

    Mit welchem Argument darf ich hier fahren?


    In die Gegenrichtung ist die Situation ebenfalls nicht beschildert, dann fahre ich aber zumindest nicht auf falscher Seite und kann sagen der ist als Radweg erkennbar. Oder?

    Schwierige Sache, seit jeher kontrovers diskutiert. Generell ist auch außerorts ein Weg ohne jegliche Beschilderung erst einmal ein Gehweg, der ohne weitere Beschilderung mit dem Rad nicht befahren werden darf.

    Das sehen einige Straßenverkehrsbehörden leider anders und sind der Meinung, in § 2 Abs. 4 StVO stünde, dass man außerorts mit dem Rad auch Gehwegen fahren dürfe. Stimmt halt nicht, aber da hat jeder seine eigene Interpretation. Zu Hause in Rendsburg wurde ein gar ein Radweg „entwidmet“ und von den blauen Schildern befreit, wird aber dennoch als Radweg bezeichnet und dementsprechend genutzt, weil das natürlich keiner kapiert.

    Kraftfahrer haben zu dieser Problematik wiederum eine ganz andere Meinung und im Endeffekt ist man mit dem Rad eben der Dumme: Auf dem Gehweg verhält man sich ordnungswidrig und geht eventuellen Fußgängern auf die Nerven, bekommt bei Unfällen eine gewisse Mitschuld, auf der Fahrbahn wird man angehupt und gemaßregelt und so weiter und so fort.

    Lischen-Radieschen und ich haben am Karfreitag die Dinger mal besichtig und, puh, das ist schon echt ein Haufen Schrott. Dieses Exemplar haben wir vor dem Hauptbahnhof gesehen.

    Erste Probe: Einmal anheben. Sauschwer. Keine Ahnung: 20 Kilogramm? Oder schon 25? Das Ding muss man erstmal auf Touren bringen, dann muss dieser Koloss wieder abgebremst werden. Allein vom Kampfgewicht könnte er es womöglich mit einem Lastkraftwagen aufnehmen.

    Dann diese komischen Schutzbleche. Das vordere hält Schmutz davon ab direkt an die Hose zu spritzen, das passt noch so einigermaßen, und das hintere? Das schützt weder den eigenen Bürzel noch das Gesicht des nachfolgenden Radlings.

    Dann der Sattel: Schnellspanner kaputt. Und diese Neigung: Will ich nach zehn Metern impotent werden? Bremse? Die Hinterradbremse ließ sich nicht testen, das Hinterrad war schließlich abgeschlossen, die Vorderradbremse bremst… nicht.

    Und die Beleuchtung? Keine Ahnung, wahrscheinlich auch kaputt.

    Ich kann schon verstehen, warum die Leute die Teile in den Baum hängen. Viel mehr kann man damit ja nicht anfangen.

    Ich fange mal mit dieser Frage an:

    Was ich gerne wissen würde: Warum ein Brompton und schwärmen die Leute tatsächlich so davon? Ich habe irgendwie den Eindruck, dass das Brompton ganz gut beworben wird und den Vorteil hat, dass es Läden gibt, bei denen man es ausprobieren kann. Wer kauft schon gern ein Rad ohne es ausprobieren zu können?

    Sagen wir mal so, in meinem Umfeld ist Brompton weit verbreitet: Malte 1, harald_legner, tfnab und ein paar andere fahren mit so einem Ding herum.

    Ansonsten kenne ich eigentlich nur noch die Räder von Tern und das Birdy von Riese & Müller. Letzteres ist schön süß, aber optisch nicht so ganz mein Fall. Tern kenne ich unter anderem von einem anderen Kommilitonen, vom HVV-Faltrad und von einem Laden unweit meiner Arbeitsstelle, aber irgendwie… keine Ahnung.

    Tern hat verschiedene Modelle, aber keine eindeutige Differenzierung, welches Modell zu mir passt. Was ist der Unterschied zwischen Verge, Link, Eclipse und Node? Keine Ahnung. Diese vier Modellreihen kommen in verschiedenen Varianten daher, aber ich kapiere einfach den Unterschied nicht. Ich habe echt nicht verstanden, welches Modell nun zu mir passt, das konnten mir auch die Verkäufer in den jeweiligen Fahrradläden nicht erklären.

    Und Brompton fährt diesbezüglich eher die Apple-Strategie von vor ein paar Jahren: Ein Modell, verschiedene Farben, verschiedene Größen, fertig. Klingt komisch, aber das hat mich tatsächlich angesprochen: Das passt.

    Im Endeffekt bin ich zum Brompton-Laden in der Gärtnerstraße gegangen, wollte mich eigentlich nur mit Lischen-Radieschen ein bisschen umschauen, dann fuhr ich die obligatorischen drei Modellräder mit den drei Lenkervarianten zur Probe, dann holt der Typ, der nur Englisch spricht, plötzlich ein Paket mit „I guess I have a bike in the configuration you desired“ aus dem Lager und plötzlich, naja, plötzlich steckte meine EC-Karte in diesem blöden Gerät fest und Zack, schon war es passiert.

    Ich habe es bislang jedenfalls nicht bereut.

    tl;dr

    Ich habe mich aufgeregt. Radfahrer im Straßenverkehr sollen sich stets § 1 StVO vergegenwärtigen und im Interesse der eigenen Sicherheit auf ihre Vorfahrt verzichten.

    Prolog

    Ich habe mir durchaus Gedanken gemacht, was ich die Beamten sinnvollerweise fragen könnte. Mir fiel da beispielsweise die brandgefährlichen Zweirichtungsradwege entlang der Arbeitsstellen in der Kieler Straße ein, der Irgendwie-Zweirichtungsradweg in der St.-Petersburger-Straße, der gegenläufige Radfahrstreifen in der Caffamacherreihe, mir fielen mehrere Themen ein, über die ich mit den Beamten gerne ein ernstes Gespräch führen wollte.

    An der Kieler Straße muss ich eine Weile auf einem Zweirichtungsradweg fahren, während an den Kreuzungen der Kraftverkehr auch nach einem halben Jahr noch nicht mit Radfahrern in der vermeintlich falschen Richtung rechnet. Dort gibt es andauernd Stress: Wenn Geisterradeln so gefährlich wäre, warum wird man andauernd dazu gezwungen, gerade in unübersichtlichen Situationen wie ebenjenen Arbeitsstellen?

    In der St.-Petersburger-Straße durfte man letztes Jahr in der Gegenrichtung auf dem linksseitigen Radweg fahren, um eine Umleitung für die Arbeitsstelle beim Congress Centrum Hamburg anzubieten. Dann wurde das Fahren in der Gegenrichtung plötzlich für ein paar Wochen aufgehoben, dann wieder eingerichtet, dann wurden Anfang dieses Jahres mit erheblichem Aufwand alle Pfeile und Schilder entfernt. Dennoch soll man laut PK14 weiterhin in der Gegenrichtung fahren dürfen, obwohl das im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung nicht gestattet ist.

    In der Caffamacherreihe wurde als Verlängerung der St.-Petersburger-Straße ein Radfahrstreifen in der Gegenrichtung eingerichtet. Ich bin vor einigen Tagen zum dritten Mal in die Verlegenheit gekommen, dass ein entgegenkommender Kraftfahrer auf den Radfahrstreifen wechselte, mich dort zum abbremsen zwang und mich belehrte, dass ich in der falschen Richtung führe. Tja. Kann man den Leuten halt auch nicht ordentlich erklären, die kurbeln die Scheibe hoch und düsen davon.

    Und ansonsten habe ich im Straßenverkehr auf dem Rad noch eine ganze Menge anderer Sorgen als Geisterradler.

    Zum Beispiel auf dem Weg zu dieser Geisterradler-Veranstaltung: Lastkraftwagen übersieht mich beim Rechtsabbiegen, Kraftfahrer mit Handy am Ohr biegt unachtsam rechts am und Kraftfahrzeuge blockieren die Fahrradfurt.

    Dann Kraftfahrzeug rollt rückwärts aus der Parklücke und rammt beinahe einen Streifenwagen. Kein Witz! Der hier hatte keinen Gang eingelegt und die Handbremse nicht angezogen, rollte rückwärts bis zur Mittellinie und dann wieder nach vorne auf den Radfahrstreifen. Die beiden Polizeibeamten nahmen das zur Kenntnis, sahen aber davon ab, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Da dachte ich mir natürlich auch, jo, wäre das Ding auf der Fahrbahn zum Stillstand gekommen, dann wären die Prioritäten anders gesetzt worden:

    Weiter geht’s zur nächsten Kreuzung, in der wieder alle möglichen Kraftfahrzeuge im Stau stehen.

    Der Lastkraftwagenfahrer sieht mich, bedeutet mir mit der flachen Hand, dass ich warten soll, fährt über die Fahrrad- und Fußgängerfurt weiter nach vorne. Zwei Radfahrer, die sein Haltgebot nicht gesehen haben, versuchen vor der Stoßstange entlangzufahren und werden beinahe von einem weiteren Kraftfahrzeug gerammt, dass sich hinter dem Lastkraftwagen nach vorne bewegt hat. Dann meint mich der Lastkraftwagenfahrer belabern zu müssen, dass er im Weg stand und sonst den Verkehr behindert hätte.

    Ja, ist klar. Autofahrer haben Hupen, Radfahrer halt nicht, die klemmen bloß so dumm im Radkasten herum.

    Dann war ich fast da, noch einmal kurz von einem Kraftfahrer übersehen lassen, der in seine Garage fuhr und mich überhaupt gar nicht bemerkt hat, dann habe ich es geschafft.

    Reflektoren

    Ich wollte mich eigentlich ein wenig umschauen und dann ein paar Polizeibeamte mit der Kieler Straße und so weiter und so fort ein bisschen auf die Nerven gehen, aber soweit kam ich gar nicht erst.

    Ein Typ passte mich direkt ab und bot mir einen blauen Rucksack an, damit, sorry, ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, damit würde ich nicht mehr so oft übersehen. Das Ding hatte einen Reflektorstreifen auf der Rückseite und enthielt wohl einige „Goodies“. „Goodie“ ist auch eines der Wörter, bei denen ich mich frage, wie sie es wohl ins 21. Jahrhundert geschafft haben.

    Aber gut.

    Das war der Moment, an dem mir dann doch ein bisschen doll der Kragen geplatzt ist. Ich stand in dem Moment tatsächlich wie ein Fisch nach Luft schnappend vor dem Audimax herum, denn das war so ein Ding, mit dem ich nun überhaupt gar nicht gerechnet hatte.

    „Im Ernst jetzt?“, fragte ich entgeistert, „damit werde ich nicht mehr übersehen?“ Das war freilich nicht das, was der Typ gesagt hatte, von „nicht mehr übersehen“ war nicht die Rede, aber der Rucksack sollte meine Sichtbarkeit erhöhen. Man muss sich das vielleicht mal bildlich vorstellen: Ich stand da mit meinem Fahrrad namens Schneeweißchen, bei dem der Name Programm ist, mit weißen Taschen, großen Reflektoren an diesen Taschen, so ziemlich der hellsten Beleuchtung, die es im Sinne der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung für Dynamoantriebe gibt, mit roter Jacke und weißem Helm und da kommt einer angelaufen und will mir einen Rucksack anbieten, damit ich nicht mehr so häufig übersehen würde.

    Alter, ich war hart am Ausrasten. Ich war lächerliche, ja, keine Ahnung, lächerliche 3,6 Kilometer unterwegs, hatte stressige Situationen im Minutentakt, aber in keine dieser Situationen war ein Geisterradler involviert, keine dieser Situation beruhte darauf, dass ich als Radfahrer unsichtbar gewesen wäre. All diese Situationen hatten mit schlechten Sichtverhältnissen aufgrund falsch parkender Kraftfahrzeuge, einer daraus resultierenden unachtsamen Fahrweise am Lenkrad und der absoluten Pest, dem Handy am Lenkrad zu tun. Und dann kommt der Typ da an und empfiehlt mir einen blauen Rucksack mit Reflektionsstreifen.

    Dann kam Reipe dazu und wir palierten eine ganze Weile über Abschleppen von Falschparkern, das nach meiner Erkenntnis nur im Innenstadtbereich auf gebührenpflichtigen Parkplätzen stattfände, den oben hinreichend aufgezählten Gefahrenstellen an der Caffamacherreihe, der Kieler Straße, der St.-Petersburger-Straße und so weiter und so fort, über § 1 StVO, Reflektoren und Geisterradler und, ach, herrje, alles mögliche. Mehrmals erwähnte ich, dass ich mir offenbar § 1 StVO außerordentlich zu Herzen nähme, sonst wäre ich hier gar nicht erst beim Audimax angekommen, sondern direkt im Krankenhaus gelandet.

    Zwischendurch diskutierten wir erneut über Sichtbarkeit im Straßenverkehr und Reflektoren und Warnwesten, woraufhin eine Dame, die unserem Gespräch aus sicherer Entfernung lauschte, auf das Stichwort „Warnweste“ hin mir ebenjene in die Lenkertasche stopfte: „Hier, damit werden Sie nicht so oft übersehen.“

    Ich war ganz haarscharf vor der Detonation. Unter dieser Warnweste, man kann es leicht übersehen, befand sich eine Banane, die ich in meiner Mittagspause zu vertilgen gedachte. Wie sich später herausstellte, hatte die gute Frau mit ihrer blöden Warnweste die Banane zermatscht und zum Platzen gebracht, so dass ich die ganze Kacke heute Abend aus der Tasche wischen durfte. Herzlichen Dank auch. Bloß gut, dass ich das heute Mittag noch nicht bemerkt hatte, ich wäre ernsthaft in die Luft gegangen.

    Nun gut, Reipe, der Typ und ich diskutieren noch ein paar Minuten auf einem deutlich höflicheren Niveau als gerade eben, dann begann die Rennleitung schon mal die Zelte abzubrechen:

    Ich weiß nicht mehr, worüber es im Einzelnen ging. Man könne nicht noch mehr falsch parkende Autos abschleppen, weil der Autoknast bereits überfüllt wäre, zusätzliche Abschleppmaßnahmen wären dem Wähler nicht zu erklären, Hamburg wäre im Herzen immer noch eine Autostadt und immer wieder: Insbesondere für Radfahrer gelte § 1 StVO, das Gebot zur absoluten Rücksichtnahme. Ich wollte eigentlich fragen, ob man „absolut“ nicht mal langsam durch „devot“ ersetzen sollte, denn schließlich wäre ja die einzige Antwort der Ordnungsmacht auf sämtliche Gefahrenstellen ebenjener § 1 StVO, nach dem Radfahrer sich bitteschön in Geduld üben sollten, aber ich mochte den Typen nun auch nicht allzu sehr in die Pfanne hauen.

    Naja. Dann kam Nico_ noch vorbei, wir quasselten noch eine Weile und ich machte mich auf den Heimweg.

    Epilog

    Der Heimweg sah übrigens so aus:

    Aufgrund eines falsch parkenden Kraftfahrzeuges auf dem rechten Fahrstreifen staut sich der Verkehr, die links abbiegenden Kraftfahrzeuge im Hintergrund sowie der Verkehr in meiner Richtung kann kaum die Finger von der Hupe lassen und brüllt die übrigen Kraftfahrer über die Fußgänger- und Fahrradfurt. Die Dame rechts im Bild wäre beinahe von dem grauen Wagen angefahren worden, der in lauter Panik vor dem Hupkonzert plötzlich nach vorne gefahren ist.

    Aber ich habe ja meine Warnweste, mir kann ja nichts mehr passieren.

    Noch ein Wunsch:

    Kannst du für dieses Jahr einen Offset draufrechnen und den Zeitraum der Summe ab dem ersten Januar laufen lassen?

    Die 331.301 könnte man tatsächlich einfach als Wert für den 8. April oder so in die Datenbank werfen. Man müsste ihn nur als entsprechenden Startwert markieren, so dass er in künftigen Auswertungen, die ich da noch basteln möchte, nicht berücksichtigt wird. Hilft ja nichts, wenn dann überall stünde, der Rekordtag wäre der 8. April gewesen.