Der Weg zum Bahnhof ist für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer gepflastert mit allerhand Hindernissen. Zum Bahnhof geht’s hier ganz hinten links, man muss eine im Endeffekt sechsstreifige Fahrbahn queren. Im Sommer mit entsprechend viel Urlaubsverkehr ist das sicher ein ganz großes Vergnügen.
Weiter geht’s. Hier soll man wohl nach Vorstellungen der Straßenverkehrsbehörde weiter auf dem Gehweg pedalieren, das entsprechende hat man sich hier vornehm gespart:
Nun wird’s aber ganz witzig, man muss ja nicht jeden Spaß mitmachen:
Geschafft. Der Eingang zum Bahnhof ist dort hinten beim Einsatzwagen:
Man darf sich hier nicht irritieren lassen: Das Fahrradverbot ist nicht so böse gemeint wie es klingt. Es geht lediglich darum, dass der Landgang zur Fähre nur für Fußgänger geeignet ist und man sich mit dem Rad bitteschön am „Autoschalter“ anstellen möge. Der einzige Weg zum Bahnhof führt dennoch durch diese Tür:
Super Timing, es passt mal wieder alles. In diesem Moment kommt der EuroCity aus Hamburg an und entlädt seine Fahrgäste an den für so ein Fahrgastaufkommen vollkommen unterdimensionierten Bahnsteig. Alle müssen durch dieses alberne Drängelgitter durch und wir hängen mitten drin fest. Für meinen Monoporter ist das Drängelgitter übrigens nicht geeignet, bei derart engen Hindernissen bleibt das Teil hängen.
Ich frage mich tatsächlich, warum man das Drängelgitter nicht entfernt und das Gleisende auf die andere Seite des Überganges setzt. Man muss sich an dieser Stelle noch mal ins Gedächtnis rufen, dass dieser Bahnhof früher mit sechs Gleisen an drei Bahnsteigen für den Personenverkehr vorgesehen war und im Bahnhofsvorfeld erhebliche Mengen an Gütern abgewickelt wurden. Von der Brücke, die immer noch diese drei Bahnsteige verbindet, aber für die Öffentlichkeit geschlossen wurde, führte bis 1998 eine repräsentative Brücke direkt mittig zwischen die Fähranleger, dann wurde das Ding abgerissen und durch den kleinen Landgang an der linken Seite ersetzt. Die beiden übrigen Bahnsteige sind seit Einstellung dem Verfall preisgegeben, der mittlere, der früher die Urlauber mit Blumenbeeten begrüßte, ist jetzt ein überdachter Parkplatz für die Angestellten. Mal gucken, wie es hier in ein paar Jahren aussieht.
Es ist schon irre: Früher hielten hier Dutzende Züge, nicht nur aus Kiel und Hamburg, sondern auch aus dem Süden der Bundesrepublik, von Rom oder Amsterdam nach København, um ihre Fahrgäste zum Schiff zu bringen. Urlaubsreisen begannen damals der Massenmotorisierung zum Trotz häufig noch mit der Bahn, deren lokbespannte Züge zum Aushängeschild einer modernen Reise gehörten. Und wenn’s das Auto sein musste, fuhren von hier aus Autozüge nach Lörrach und München
Und nun? Ein paar EuroCitys halten hier auf der Durchfahrt kurz an, bis sie auf die Fähre fahren können, hin und wieder hält die kleine Regionalbahn aus Lübeck hier. Das ist schon ein bisschen traurig.
Wir kamen dann doch noch nach einer Weile zum Bahnsteig. Ich überlegte tatsächlich die Zugbegleiter des EuroCitys zu fragen, ob sie uns mit nach Hamburg nähmen, ließ es dann aber glücklicherweise bleiben, das Ding wurde ein paar Minuten später gerammelt voll von Fahrgästen, die aus Dänemark Richtung Hamburg weiterfahren wollten.
Das ist natürlich auch supergeil: Die sind aus Kopenhagen mit einem Zug bis Nykøbing F. gefahren, dort in mehrere enge Reisebusse nach Rødbyhavn gestiegen, dann zu Fuß auf die Fähre gelatscht, um schließlich in dieser Sardienenbüchse weiter zu fahren. Gebucht hatten die Leute übrigens eine durchgängige Fahrt nach Hamburg mit Platzreservierung ohne Umsteigen. Dass die Dänische Staatsbahn einfach mal so mit Bauarbeiten loslegt, dürfte für fast alle recht überraschend gekommen sein.
Die Anzeige der Zugnummer ist ausgefallen, man weiß sich aber mit einem Wachsstift zu helfen.
Naja, und sonst? Unser Zug legte erstmal mit einer Viertelstunde Verspätung los, weil wir den EuroCity zuerst ausfahren lassen mussten — obwohl wir die Strecke eigentlich gleich danach wieder freigeben und nach Burg fahren. Dort genehmigten wir uns noch mal eine kurze Pause, wenden und fahren bis Neustadt-Güterbahnhof, wo wir den ebenfalls verspäteten Gegenzug aus Lübeck durchließen. Laut Online-Auskunft wurde der Halt in Neustadt ohne Angabe von Gründen gestrichen, der Triebwagenführer rangierte dennoch pflichtbewusst hinein, hinaus, fuhr dann mit zwanzig Minuten Verspätung weiter nach Lübeck. Dort wurde es mit dem Anschluss etwas knapp, was die Online-Auskunft aber relativ mutig mit „Alle Anschlüsse werden erreicht“ quittierte.
Naja. Das einzig aufregende war dann eigentlich noch eine Gruppe angetrunkener Fahrgäste ohne Gepäck, die sich an mir vorbei in den Fahrstuhl drängelte („Wir haben es eilig.“) und dann blöd fragte: „Warum steigen Sie jetzt nicht ein?“ Ja, weil das Bike mit Anhänger halt nicht passt. Aber egal, das ist ein anderes Drama. Mit Betrunkenen sollte man in Unterzahl lieber nicht streiten.