Beiträge von Malte

    Ich bin mal wieder sprachlos.

    So ist es leider Usus in unserem Rechtssystem. Schau dich doch mal hier im Forum um, mit welchen Ausreden man sich als Unfallverursacher aus der Affäre ziehen kann. Eng überholen ist auch okay, wenn man der Polizei unumwunden ins Protokoll diktiert, man habe nicht gewusst, dass Radfahrer das, was mal ein Radweg war, nicht mehr befahren müssen. Mit vollkommen falsch eingestellten Spiegeln im hohen Alter Radfahrer erlegen geht auch ohne Bußgeld — die Beamten nehmen die falsch eingestellten Spiegel zwar zur Kenntnis, das war’s dann aber auch schon.

    Gestern gab es noch eine weitere Demonstration, die von Kurs Fahrradstadt organisiert wurde. Die Reaktionen auf das Medienecho kann man wohl nur als verheerend bezeichnen:

    Es hat wohl grundsätzlich nicht funktioniert, diesen Unfall zum Anlass zu nehmen, vernünftig über unsere Verkehrsinfrastruktur zu diskutieren. In dieser Stadt ist viel zu viel Hass auf den Straßen unterwegs.

    Zitat

    Sehr geehrte Damen und Herren,


    an der Max-Brauer-Allee in Höhe der Hausnummer 18 wurde eine Arbeitsstelle eingerichtet, dazu wurde Zeichen 123 in Kombination mit Zeichen 240 aufgestellt. Eine Benutzungspflicht existiert an der dortigen Stelle nicht, zudem lässt sich der Gehweg aufgrund parkender Kraftfahrzeuge überhaupt nicht von der Fahrbahn aus erreichen.


    Ich möchte Sie bitten zu überprüfen, ob die Beschilderung der Anordnung entspricht und die Benutzungspflicht für den Radweg gegebenenfalls aufzuheben.


    Mit freundlichen Grüßen
    Malte Hübner

    Es wird auch nie langweilig.

    Um 19.43 Uhr soll der Zug abfahren, um 19.44 Uhr kommt die Durchsage: Die Abfahrt verzögere sich noch um eine Viertelstunde.

    Nach zwanzig Minuten die nächste Durchsage: Im vorderen Führerstand wäre der Zugfunk defekt. Aber die Deutsche Bundesbahn ist ja nicht blöd, wir wenden jetzt in Altona und fahren falsch herum weiter.

    Hmm. Etwa die Hälfte der Fahrgäste hält nicht so viel von diesem Manöver und steigen erstmal aus und bleiben am Bahnsteig zurück, während sich die Bimmel in Bewegung setzt. Ob die das falsch verstanden haben, von wegen wir führen nur nach Altona und gar nicht aus Hamburg raus?

    Hmm. Im Dammtor behauptet die Anzeige immer noch, der vordere Zugteil führe nach Kiel, der hintere nach Flensburg, da bin ich ja mal gespannt, ob man das in Neumünster wirklich so geregelt bekommt.

    Hmm. Ankunft in Altona um 20.12 Uhr. Natürlich keine Auskunft am Zugzielanzeiger, auch keine Anzeige draußen am Zug. Wäre aber interessant zu wissen, welcher Teil des Zuges jetzt nach Kiel und welcher Teil nach Flensburg fährt.

    Zwei Minuten später die Durchsage, wir mögen bitte in den vorderen Zugteil umsteigen. Der vordere Zugteil führe nach Kiel, der hintere nach Flensburg. Das war natürlich eine total sinnvolle Aussage, denn den normalsterblichen Fahrgästen ist natürlich nicht klar, dass das Wendemanöver in Altona bedeutet, dass vorne jetzt hinten und hinten jetzt vorne ist. Also noch ein Versuch bei der nächsten Durchsage: Wenn man weiter als nach Neumünster fahren möchte, möge man bitte den Zugteil wechseln.Absolut geil.

    Ich war nun plötzlich ganz hinten, denn ich musste erstmal Brompti ausklappen, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Dementsprechend war ich der letzte und kam gerade so noch in den vollkommen überfüllten Zugteil nach Kiel. Da hat die Neuordnung nicht so ganz geklappt, es würde also eine Stehparty werden.

    Aber immerhin: Was soll nun noch schiefgehen?

    Zum Beispiel, dass ich meinen Helm vergessen habe. Der lag noch immer im nunmehr letzten Wagen, ich stand im nunmehr vorderen Wagen.

    Boah.

    Ich ließ Brompti gleich ausgeklappt und überprüfte schon mal den Fahrplan, ob ich es in Elmshorn acht Wagen weiter nach hinten schaffen könnte. Naja, eeeeeeasy, und zwischendurch kam noch mal der Zugbegleiter und bemängelte, dass ich für das ausgeklappte Faltrad eine Fahrradkarte bräuchte. Brompti ging fast an die Decke, ich auch, aber glücklicherweise sah man aus Kulanz dann doch davon ab, als ich meine missliche Lage darlegte.

    Na gut. Elmshorn raus. Rennen. Gegen den Strom, denn der einzige Ausgang des Bahnsteiges liegt hinter mir. Fahrgästen, Koffern, anderen Menschen mit Fahrrädern ausweichen. Am Zugbegleiter des hinteren Zugteils vorbei, der hoffentlich registriert hat, dass ich noch was vorhabe, und nicht ohne mich abfertigt. Bitte, bitte, bitte, bitte, noch drei Wagen. Notfalls rufe ich meine Eltern in Rendsburg an, die den Helm in einer halben Stunde aus dem letzten Wagen fischen mögen, noch zwei Wagen, gleich geschafft, Brompti ächzt in den weißen Rillen für Seheingeschränkte, sind so kleine Räder, die hängen dort fest, letzter Wagen, der Knopf ist noch grün, drücken, Stufe klappt aus, Tür geht auf, rein. Abfahrt. So, Helm gesichert, dann einen Plan schmieden, in Neumünster muss ich wieder nach vorne.

    Und wenn’s in Neumünster nicht klappt? Dann nehme ich halt den Folgezug, der dank unserer großzügigen Verspätung quasi direkt hinter uns sein müsste.

    „Schon wieder hier?“, fragt eine Dame mit Kinderwagen, der ich in Altona schon entgegen kam, „ja“, antworte ich und lege erneut meine missliche Lage dar, man lacht und scherzt und dann bleibt uns abrupt das Lachen im Halse stecken, dann fange ich laut an zu lachen, keiner stimmt ein, „Pardon“, entschuldige ich mich, ist wohl nicht so lustig.

    Was war passiert?

    Der Zugbegleiter des hinteren Zugteils kam vorbei. „Jajajaja, ich klapp’s gleich ein“, sagte ich und zeigte auf Brompti. Dann sagt er:

    Der hintere Zugteil führe nach Kiel, der vordere nach Flensburg, wir müssten bitte noch einmal tauschen.

    Warum?

    Weil der hintere Zugteil ja ein kaputtes Funkgerät hätte, das in Kiel repariert werden soll. Darum müsste er nach Kiel fahren. Die Durchsage war entsprechend fröhlich, der Zugbegleiter lobte die sportliche Einlage in Altona und weil das so gut geklappt hätte, probierten wir das gleich noch einmal.

    Ich nehme entspannt Platz und schaue mir das bunte Treiben auf dem Bahnsteig an. Manchmal habe ich halt Glück:

    Okay, 21.08 Uhr, der vordere Zugteil dampft ab nach Flensburg. Was könnte jetzt noch schiefgehen?

    Zum Beispiel dass wir keinen Triebwagenführer bekommen, weil irgendjemand in Hamburg der Leitstelle Bescheid gegeben hätte, dass der Zug defekt wäre und im Bahnhof verbleibt?

    Nee, sorry, das hat dieses Mal gut geklappt, gegen 21.10 Uhr setzt sich die Bimmel in Bewegung. Was könnte jetzt noch schiefgehen?

    „Klack.“

    Für Leute, die nicht so viel RE 7 oder RE 70 fahren: „Klack“ ist das Geräusch, was der Triebwagen bei Überlastung (???) macht. Wir Fahrgäste stellen uns das als eine Art Sicherung vor, jedes Mal bei „Klack“ fällt abrupt die Beschleunigung ab und der Zug hält an.

    Der Zug hält an, gibt wieder Gas, „Klack“.

    Noch mal: „Klack.“

    Nun wäre es Zeit für eine Durchsage, dass diese Zugfahrt irgendwie endet und wir noch mal fünfzig Meter zurück in den Bahnhof rumpeln.

    Irgendwie geht’s dann aber fünf Minuten später doch weiter. 21.40 Uhr Ankunft in Kiel.

    Der Folgezug, der uns als RE 70 eigentlich auf den Fersen gewesen sein sollte, hatte übrigens wegen technischer Probleme eine Verspätung von 40 Minuten. So gerät der Takt wenigstens nicht durcheinander.

    Toll ist übrigens auch das ständige „Störung! Störung! Störung!“, was bei jeder Durchsage aus dem Führerstand zu hören ist. Das passt wenigstens zum Gesamtzustand der Bimmel.

    Am Sonntag ist dann offenbar der erste Weltbienentag: https://www.presseportal.de/pm/41583/3944286

    Ich dachte erst, das wäre ein Witz, aber die Leute meinen das ernst.

    Na gut, dachte ich dann, schadet ja nicht, wenn man das Thema mal wieder in die Medien bringt, vielleicht bleibt ja beim einen oder anderen Konsumenten und Gartenbesitzer was hängen.

    Insgesamt handelt es sich aber um eine reine Greenwashing-Kampagne, in der plötzlich alle ganz doll für den Naturschutz sind, bis am Montag wieder zum üblichen Tagesprogramm übergegangen wird. Und selbst die einschlägigen Bundesministerien, die auf twitter vor lauter Tweets beinahe kollabieren, reiten schön auf der Greenwashing-Welle mit.

    Das Bundesumweltministerium verschenkt 100 Samenkugeln. Vielleicht sind’s auch 100 Tütchen mit jeweils fünf oder zehn Samenkugeln, man weiß es nicht. Der Aufwand dieser Aktion dürfte den ökologischen Nutzen jedenfalls konterkarieren, selbst unter der Annahme, dass sich ein paar Follower animiert sehen, selbst ein paar Kugeln zu verteilen.

    Svenja Schulze kann ich eh nicht leiden, also überspringe ich das Thema einfach noch mal, denn das Bundesumweltministerium verspricht noch mal konkrete Maßnahmen, die leider in Ermangelung eines weiterführenden Links relativ unkonkret bleiben. Das meiste davon sind Vorhaben mit offenem Ergebnis, die teilweise einen Gesetzgebungsprozess, teilweise erhebliche Lobbyarbeit, aber immer immense Geldmittel verschlingen. Und das meiste davon taxiere ich locker auf einen Zeitraum von 2030 bis 2050, aber nichts davon ist irgendwie „konkret“ oder gar eine „Sofortmaßnahme“.

    Es ist ja geradezu beschämend, wie wenig von Naturschutzmaßnahmen übrig bleibt, wenn man sich nur fünf Minuten lang mit der Thematik beschäftigt. Und es ist geradezu unanständig, sich für solche Maßnahmen feiern zu lassen, erst recht für ein bekanntlich vollkommen machtloses Bundesumweltministerium.

    Ich gehe doch aber davon aus, dass bei einer Demo ein Anmelder und Verantwortlicher da ist, der ein paar Takte zur Lage sagt, also »vorne wird nicht geheizt, und bitte alle zusammenbleiben«. Klappt bei »Latsch-Demos« doch auch, denn das sind keine Marathonläufe.

    Das passiert ja, sowohl bei der Fahrradsternfahrt in Hamburg oder in Düsseldorf als auch bei der Demonstration am Mittwoch. Nur: Bei der Hamburger Fahrradsternfahrt wird ab Wedel irgendwann der hügelige Sülldorfer Kirchenweg befahren — da ist das heterogene Teilnehmerfeld schlichtweg nicht in der Lage, ein einheitliches Tempo zu fahren. Da gibt’s auch kein Tempo, das langsam genug ist: 2015 wurde mal versucht, möglichst langsam als Einheit dort hochzufahren, so dass einige Teilnehmer wiederum abstiegen und schoben, um nicht vom Rad zu kippen. Man wird bei normalsterblichen Radfahrern meines Erachtens nie gewährleisten können, dass keine Lücken entstehen, man muss eben regelmäßig vorne das Tempo drosseln, um das Teilnehmerfeld wieder zusammenzuführen.

    Doch auch das wird im Endeffekt nicht bewirken, dass niemand mit dem Auto durchfahren möchte.

    Ich habe mir gerade die Unfallstelle angeschaut. Die Franzosenkoppel ist wohl keine gute Gegend zum Radfahren, jedenfalls wurde ich als Fahrbahnradler neben der nicht-benutzungspflichtigen Buckelpiste gleich mit tönenden Fanfaren begrüßt und durchs Fenster auf mein Fehlverhalten hingewiesen.

    Das Amtsgericht Altona hat die Kraftfahrerin als Unfallverursacherin erkannt und zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

    Manchmal passieren halt Dinge und man weiß nicht, ob man selbst daran beteiligt war oder nicht.

    Gerade aus der S-Bahn gesehen: An der Scheel-Plessen-Straße wurden diese klappbaren Poller am Radweg entfernt. Google Streetview bietet hier die seltene Darstellung der Poller in sennkrechter Position an, jedes Mal, wenn ich dort vorbeikomme oder einen Blick aus der S-Bahn werfe, liegen die Dinger umgeklappt diagonal auf dem Radweg. Klar, Sichtfahrgebot hin oder her, aber das geht bestimmt besser — nun wurden die Dinger einfach entfernt. Ob das an meiner Mail an die Behörde lag, die leider nie beantwortet wurde? Ich glaube eher, da hat sich mal ein Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde höchstselbst der Gefährlichkeit versichert und sich nachts auf die Nase gelegt.

    Und an der Kreuzung Sievekingplatz / Holstenwall wurde die Fahrradfurt mit roter Farbe hervorgehoben. Das ist ja auch einer der Gefahrenschwerpunkte sondergleichen, die ich schon vor meiner „Fahrradaktivistenzeit“ bei der Polizei bemängelt hatte. Für den Kraftverkehr wurde ein so genannter freilaufender Rechtsabbiegestreifen eingerichetet, auf dem naturgemäß das getan wird, wofür dieser freilaufende Rechtsabbiegestreifen gedacht ist: Man biegt schnell ab.

    Das widerspricht sich aber mit allen Anforderungen an einen umsichtigen und rücksichtsvollen Fahrstil. Und dann ergab sich 2012 das Problem, dass der ACE allen möglichen Leuten erklärte, man dürfe nicht mit dem Rad über Zebrastreifen fahren. Das Problem ist nur, dass die Leute einen Fußgängerüberweg nicht von einer parallel verlaufenden Fahrradfurt unterscheiden können (ich durfte mich erst gestern auf facebook davon überzeugen) und ich an der Stelle schon mehrmals vorsätzlich „übersehen“ wurde, früher sogar mal mit entsprechenden Zebrastreifen-Kommentaren.

    Ob rote Farbe da wirklich hilft?

    Ich hatte übrigens schon zu Beginn dieses Threads bei ein paar Anwälten angefragt und um Hilfestellungen gebeten. Gestern kamen gleich drei Antworten an, die man ganz gut zusammenfassen kann:

    • die Antwort hat lange gedauert, weil momentan so viel zu tun ist
    • es ist unklar, was alles im Sinne der #DSGVO getan werden muss
    • es werden Preise aufgerufen, die ich als Privatperson nicht bezahlen kann

    War ja irgendwie klar.

    Ein geschlossenes Teilnehmerfeld könnte helfen, das Durchfahren zu verunmöglichen.

    Da bin ich mir nicht sicher — ich denke, die Leute versuchten’s trotzdem.

    Außerdem ist ein geschlossenes Teilnehmerfeld halt so eine Sache, das ist ja keine Ausfahrt von Rennradprofis, sondern eine Demonstration mit allen möglichen Arten von Teilnehmern auf dem Rad. Da ist nicht jeder in der Lage, die Lücke zum nächsten Hinterreifen auf konstanter Länge zu halten.

    Warum interessiert es dich denn so sehr was das irgendwann mal zu bedeuten hat? Hast du einen LKW? Oder leiht dir dein Chef seinen? Wenn nicht dann ist das hier nur künstlich Aufruhr..typisch deutscher Strassenverkeh..

    An der Max-Brauer-Allee werden ja ähnliche Schilder aufgehängt, die auch für Personenkraftwagen gelten. Die werden aber ähnlich vergeigt werden.

    Die Beschilderung zur Umleitung sieht momentan beispielsweise so aus, die Dinger stehen an jeder Ecke herum. Mit einem beiläufigen Blick im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung ist hier eher nichts zu machen:

    Das eigentliche Verkehrsverbot sieht dann so aus:

    Ich bin gespannt, wie viele Lastkraftwagen-Fahrer die Dinger tatsächlich gar nicht wahrnehmen.

    Das einzige was die gemacht haben sind die alten Linien neu angemalt zu haben... Das bringt natürlich mehr Sicherheit... NICHT!

    Da kann man ja wirklich nur laut applaudieren und den Kopf bis zum Schleudertrauma schütteln.

    Diese rote Fläche, auf der du gerade stehst, ist der „alte“ Radweg, der zur Hälfte zurückgebaut wurde. Dort kommt man nur drauf, wenn man aus der Osterstraße kommend direkt nach der Bushaltestelle auf den alten Radweg wechselt:

    Die einzige Furt, die man im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung nutzen kann, ist jene in der Gegendrichtung. Und die Furten entlang des Eppendorfer Weges eignen sich allenfalls zum Linksabbiegen, dann landet man aber irgendwie auf dem Gehweg, weil es längs des Eppendorfer Weges nunmal keine weiteren Radwege gibt.

    Vielleicht hätte man die Farbe doch lieber in vorgezogene Haltlinien investiert als in diese Hau-Ruck-Aktion. Wenn das überhaupt einen Sinn hat, dann lockt es noch mehr Radlinge auf die Nebenflächen, auf die sie gar nicht hingehören.