Beiträge von Malte

    Das Hamburger Abendblatt betreibt wieder ein bisschen Reichweitenstärkung mit der Veröffentlichung von fahrradkritischen Leserbriefen: Helm oder kein Helm – die große Debatte

    Nun ist es Gottseidank jedem unbenommen, seine Meinung zum Fahrradhelm zu haben, aber diese seltsamen Sammelartikel tragen auch einfach überhaupt gar nichts zur Meinungsbildung des Lesers hinsichtlich des Fahrradhelmes bei, weil dort einfach jeder seine unreflektierte Meinung zu Radfahrern hinschreibt. Puh. Und dann wird das fleißig unter die Leserschaft geschrieben, weil Anti-Radfahrer-Artikel halt immer gut klicken und am Ende es Tages wundern wir uns, warum das mit dem Krieg auf der Straße eigentlich immer passiert.

    Auf der anderen Seite des künftigen Kanals wird man von der Bergstraße kommend immer wieder auf neuen Wegen durchs Baufeld geführt. Das ist total witzig, weil es grundsätzlich keine Beschilderung gibt und man gar nicht weiß, ob der Weg von gestern heute noch zum Ziel führt oder man von vornherein auf der linken Straßenseite fahren soll oder darf oder muss, um dann diagonal im Baufeld auf einem Schotterweg auf die andere Seite zu rollen. Ist immer wieder spannend, immer wieder neu und im Endeffekt landet man damit natürlich auch auf Wegen, die gar nicht für den Radverkehr vorgesehen, geschweigedenn geeignet sind. Naja.

    Anstatt [Zeichen 237]und[Zeichen 239]kommen hier[Zeichen 138-10]zum Einsatz, vielleicht war das runde Schild nicht auf Lager oder ist zwischendurch davon gerollt.

    Auf der anderen Straßenseite der Baumaßnahme sieht es nur mittelmäßig besser aus. Durch die Lücke auf dem folgenden Foto kommt man irgendwie herausgerollt, wenn man mit dem Rad durch die Baustelle führt, aber darf man auch wieder rein? Oder gilt eigentlich[Zeichen 250]und ist auch tatsächlich für Radfahrer vorgesehen? Oder hat gar ein Frechdachs heimlich Absperrgitter wieder geöffnet?

    Der eigentlich für den Radverkehr vorgesehene Weg führt wohl über die so genannte Baumscheibe zwischen den Parkplätzen, dort hinten lockt immerhin [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10]. Das kann man aber auch nur erkennen, weil da gerade keine Autos parken.

    Manchmal kommt man an der Baustelle an und steht vor verschlossenen Türen:

    Tja. Wie sagt man so schön: Der Radverkehr wird sich seinen Weg suchen.

    Im Endeffekt verhält man sich mit dem Rad zwangsläufig ordnungswidrig, wenn man irgendwie das Angebot der Straßenverkehrsbehörde annehmen möchte, dort mit dem Rad durchzufahren.

    Mittlerweile hat es sich irgendwie so eingependelt:

    Die Einfahrt wird grundsätzlich kraft [Zeichen 250]unterbunden, weiter hinten lockt noch ein [Zeichen 240], aber da kommt man aufgrund der vielen Falschparker eigentlich gar nicht ordentlich hin.

    Es ist halt wie in Hamburg: Der Radverkehr wird sich seinen Weg schon irgendwie suchen.

    Das alles bekommen wir für unsere Gebühren: Der Norddeutsche Rundfunk möchte gerne heute Abend ab 19:05 Uhr diskutieren, wem denn wohl die Straße gehört. In der dazugehörigen Ankündigung auf Facebook geht es schon hoch her und es offenbart sich alles, was momentan grundsätzlich in Diskussionen dieser Tragweite falsch läuft, sei es bezüglich des Straßenverkehrs oder beliebigen anderen Themen: Die Leute haben einfach keine Ahnung, dafür aber ein großes Sendungsbedürfnis.

    Nun ist es vollkommen legitim, auch ohne Experten- oder Hintergrundwissen an derartigen Diskussionen teilzunehmen. Aber wenn dann der Gastgeber, in diesem Fall also NDR 2, eine solche Frage zur Diskussion stellt, darf man sich eben nicht darum wundern, wenn die Teilnehmer auf niedrigem Niveau herumpoltern. Da geht’s dann um die obligatorischen Beobachtungen, dass sich kein Radfahrer jemals an die Verkehrsregeln hielte und die Straße ja ganz selbstverständlich den Kraftfahrern gehöre, denn die zahlten ja Kfz-Steuern und die Radfahrer nicht.

    Dazu kommt dann ein Social-Media-Team, das seine Kompetenz leider eher im Social-Media-Bereich, aber nicht im Verkehrsrecht findet und dementsprechend nur steuernd eingreifen kann, wenn allzu handfeste Ausdrücke die Runde machen. Obwohl: Wen stört es heutzutage noch, wenn Menschen unter ihrem richtigen Namen ankündigen, einen Radfahrer überfahren zu wollen, wenn er noch mal trotz Radweg mitten auf der Straße führe?

    Dann mischt auch noch Facebook mit und sortiert die Beiträge lustig hin und her, um den Nutzer möglichst lange an seine Plattform zu binden, soll heißen, oben wird das angezeigt, was die Leute am meisten aufregt — im Zweifelsfall also irgendeine Weisheit mit Steuern, die von den Radfahrern nicht bezahlt werden. Geschweigedenn dass Facebook den einzelnen Diskussionsteilnehmern zuverlässig anzeigt, dass es Antworten auf ihre Beiträge gegeben hat. Manchmal bekommt man eine Nachricht, manchmal nicht.

    Und im Endeffekt dient so etwas nur der reinen Aufregung und der Generierung zusätzlicher Reichweite. Alle können mal wieder kräftig herumpoltern und morgen ein paar Radfahrer anhupen. Toll.

    Ich bin mal gespannt, ob man solche wertvollen Diskussionsbeiträge heute Abend auch senden wird.

    Ich hatte in den vergangen Wochen noch mal ein paar Diskussionen zu dieser Kontrolle geführt und muss da wohl mit einem Missverständnis aufräumen:

    Ich finde solche Kontrollen prima. Wirklich. Bitte mehr davon. Rein vom Gefühl her wird ein wesentlicher Teil dieser ganzen „Überseh“-Vorfälle von unaufmerksamen Kraftfahrern verursacht, die nebenbei noch am Handy zugange sind. Ich hatte das Problem in seiner krassesten Ausprägung an meinem früheren Wohnort in Hamburg-Eidelstedt: Da wurde an der Autobahn gebaut, die kreuzende Kieler Straße war drum hoffnungslos verstopft, also packen die Leute im Stau ihr Handy aus und legen es anschließend bis zur Ankunft am Ziel nicht mehr aus der Hand. Das war echt heftig.

    Und nein, ich will auch weder Radfahrer und Fußgänger freisprechen, was diese Thematik angeht: Jedwede Verkehrsteilnehmer, die halbblind durch die Gegend eiern, sollten sich mal überlegen, ob das wirklich sinnvoll ist.

    Aber ich finde es blöd, dass die Hamburger Polizei in den letzten Wochen in eine Art Aktionismus verfallen ist, andauernd Fahrradkontrollen mit Kamerateams im Schlepptau veranstaltet und so tut, als wäre es ein total großes Problem, dass Radfahrer auf der falschen Straßenseite oder über rote Ampeln fahren. Ist das blöd? Ja. Tut die Polizei abseits ihrer Kontrollen etwas dagegen? Nicht so richtig.

    Zur Erinnerung: In Hamburg ist die Polizei gleichzeitig die Straßenverkehrsbehörde. Die Polizei ist somit also auch zuständig für die Beschilderung der Radverkehrsinfrastruktur und die Anordnung von Arbeitsstellen im Straßenverkehr. Man braucht nur einen kurzen Blick drüben ins „Hamburg aufräumen“-Unterforum zu werfen um festzustellen: Das klappt nur mäßig. Meistens werden Arbeitsstellen immer noch mit der bangen Hoffnung angeordnet, der Radverkehr werde sich seinen Weg schon irgendwie suchen. Der Hintergrund ist auch ganz leicht zu verstehen: Wenn man einfach keine Führung des Rad- und Fußverkehrs anordnet, bleibt mehr Platz für den Fahrbahnverkehr. Der Verzicht auf eine Führung des Radverkehrs ist also essentiell notwendig, um noch einen zusätzlichen Fahrstreifen für den Kraftverkehr realisieren zu können, um die Kapazität des Kraftverkehrs zu erhöhen.

    Der Höhepunkt dieser Denkweise war wohl im Sommer letzten Jahres, als man die Straße An der Verbindungsbahn für den Radverkehr sperrte und sich erst nach längeren Protesten für eine Umleitung entscheiden konnte; Reipe erinnert sich bestimmt. Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn Radfahrer plötzlich auf der falschen Straßenseite zugange sind. Ich behaupte mal ganz frech: Man hat es ja nicht anders gewollt.

    Meine jüngsten Erfolge drüben bei „Hamburg aufräumen“ waren, dass mir die Beamten in der Straßenverkehrsbehörde aufgetragen haben, mich doch bitte selbst mit dem zuständigen Bauleiter zu unterhalten. Das ist aber nicht meine Aufgabe, nein, im Gegenteil, es ist Aufgabe der Polizei, solche Arbeitsstellen anzuordnen und die Einhaltung der Anordnung zu kontrollieren. Schlimm genug, dass wir diese Kontrolle selbst in die Hand nehmen müssen und in unserer Freizeit E-Mails an die Behörden schreiben, die offenbar noch nicht einmal bearbeitet werden, sobald die Materie etwas komplizierter wird.

    Und dann macht man eben diesen medienwirksamen Aktionstag „Ablenkung am Steuer“ und erteilt mehreren Lieferwagenfahrern die mündliche Genehmigung, zum Be- und Entladen den Radweg zu versperren und außerdem eine quasi lebenswichtige Sichtverbindung gegenüber abbiegenden Bussen zu unterbinden. Das mag eine Kleinigkeit sein, aber es ist irgendwie so unglaublich abstrus. Ich find’s auch aus der Sicht der Beamten total seltsam, wie will man denn den Passanten irgendwas von Sichtbeziehungen erklären, wenn keine fünf Meter entfernt zwei LKWs auf dem Radweg entladen werden?

    Und dann dieser Unwillen, den Ursachen auf den Grund zu gehen! Ja, die LKWs müssen irgendwo parken. Aber dann parkt doch auf der Fahrbahn! Okay, vielleicht nicht auf dem Bussonderfahrstreifen, das ist in den Auswirkungen dann doch ein bisschen heftig, aber warum nicht zehn Meter weiter hinten?

    Oder: Warum hält man die Parkplätze für den Lieferverkehr nicht frei sondern spielt angesichts der dortigen Falschparker immer wieder die bewährte „Autofahrer müssen irgendwo parken“-Karte? Klar, Geschäfte brauchen Kundschaft, Kundschaft will irgendwo parken. Und im Endeffekt landet dann der LKW direkt auf dem Radweg, damit sich der Geschäftsinhaber nicht beim Bürgermeister über die ausbleibende Kundschaft beschwert? Sorry, aber da fehlt’s mir am Verständnis, was an dieser Problematik so radikal sein soll, dass mein Gesprächspartner sich auf den üblichen Radfahrer-Whataboutism verlegte und das Social-Media-Team der Polizei Rückfragen dieser gleichen Art auf Twitter mit einem Herzchen versehen hat.

    Und drum bin ich der Meinung, dass diese tollen Fahrrad-Aktionstage nicht so recht dafür sorgen, die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Klar, man braucht die Medien als Multiplikator für diese Botschaften, aber im Endeffekt kommt’s bei mir so an, als wolle man dem Bürger zeigen: Seht her, wir tun was, wir kontrollieren Radfahrer, jetzt wird alles sicher.

    Ich bin gestern noch einmal an dieser Stelle vorbeigekommen und war schon drauf und dran, ein neues Diskussionsthema für diese Kreuzung zu eröffnen. Es sieht prinzipiell immer noch aus wie vor vier Jahren, in Fahrtrichtung zur Fußgängerzone schaltet die Fahrbahnampel anders als der kombinierte Signalgeber für Radfahrer und Fußgänger auf der anderen Straßenseite:

    Die Baby-Ampel auf der anderen Straßenseite gilt aber eindeutig für den Radverkehr ist ist wiederum mit dem kombinierten Signalgeber synchronisiert:

    Ich habe da gestern wieder eine Weile gestaunt — und ich wundere mich, wie viele radfahrende Verkehrsteilnehmer wohl weiterfahren, wenn einfach irgendeiner der reichlich vorhandenen Signalgeber grünes Licht zeigt.

    MOPO und Abendblattbilder lassen eher darauf schließen, dass es auf der Alsterseite, Kennedybrücke passiert ist.

    die Weide im Hintergrund der Bilder ist da recht eindeutig meiner Meinung nach.


    StreetView - Blickrichtung der Fotos. BMW mit Fahrrad drunter steht auf der im Bild rechten Spur.

    Ja, du hast recht — man sieht es auch noch mal im Video von Hamburg1.

    Die Radfahrerin kam dann von der Außenalster, überquerte die ersten beiden Ampeln bei grünem Licht und wurde dann auf dem nicht signalisierten freilaufenden Rechtsabbiegestreifen vom SUV erwischt.

    Gefunden von Mattimat auf twitter: Fahrradfahrerin von BMW erfasst – schwer verletzt

    Die Ecke hat er hier eingezeichnet: https://twitter.com/MateuszMatchch…694946630983680

    Nach meiner Erfahrung ist diese Stelle besonders tückisch, der Fahrbahnverkehr übersieht da hin und wieder seine rote Ampel, weil man die Signalgeber an der eigentlichen Ampel vorne an der Kreuzung im Blick hat. Dort hatte ich schon mehrfach brenzlige Situationen.

    In Kiel wird seit einigen Jahren die Veloroute 10 auf der ehemaligen Bahntrasse zu Güterbahnhof Kiel-West gebaut.

    Die Strecke ist eigentlich ganz nett, auch wenn sie auf dem ersten Blick an der Innenstadt vorbeiführt und man gar nicht so richtig weiß, wer dort eigentlich entlangfahren soll. Doch obwohl bislang nur einzelne Teilstücke von jeweils einigen hundert Metern eröffnet wurden, kann man sich bereits heute kaum über mangelndes Interesse an der Verbindung beklagen. Bislang endet die Veloroute im Norden kurz vor der Christian-Albrechts-Universität und im Süden am Hasseldieksdammer Weg — der Abschnitt bis zur Universität soll sogar noch dieses Jahr fertig werden, Richtung Süden bis zum Citti-Park wird sogar eine Brücke über die Bundesautobahn 215 neu errichtet.

    Bevor ich in den nächsten Tagen und Wochen ein paar Fotos einwerfe — ich habe den Bau ja leider schließlich nur sporadisch verfolgt — noch zwei Links mit mehr Material:

    Wenn Don Alphonso sich ärgert, muss es ja gut sein: Dicke Luft in der Maxvorstadt.

    Und die Bundesregierung möchte verhindern, dass bei geringfügigen Überschreitungen der Grenzwerte Fahrverbote für Dieselmaschinen angeordnet werden können: Kanzlerin will Diesel-Fahrverbote in Städten gesetzlich erschweren

    Klingt für mich schon so ein bisschen, als wäre man überrascht, dass die Rechtsprechung sich am Gesetzgeber orientiert und nicht an den Forderungen der Automobilindustrie.