Essen: Radschnellweg RS 1 am Ende

  • Hallo Malte,

    ich hab das im Blick und kenne Simon auch persönlich. Leider ist das gerade eine sehr heiße Kartoffel. Ein Musterbeispiel für Kirchturmdenken im Ruhrgebiet. Mehr findest Du auch auf der RS1 Seite bei Facebook (bei der bin ich auch Redakteur).

    Der RS Ruhr soll ja überwiegend auf der alten Bahntrasse der rheinischen Bahn verlaufen. Dieser ist an der Stelle tatsächlich sehr breit und das ganze Gebiet ist städtebaulich, freundlich gesagt, Aufwertungsbedürftig.

    Früher stand dort ein altes Reiterstellwerk, das man als Anlaufpunkt hätte verwenden können. Praktischerweise hat das aber letztes Jahr gebrannt und wurde dann abgerissen.

    Es soll jetzt dort das sogenannte Eltingviertel gebaut werden. Das ist auch an sich in Ordnung, hochwertige Immobilienbebauung ist im traditionell ärmeren Essener Norden durchaus notwendig um die ganze Gegend aufzuwerten. Tatsächlich könnte man an der Stelle auch ein ideales Eintrittsportal in Richtung Innenstadt bauen und damit Radschnellweg und Innenstadt miteinander verbinden.

    Leider scheint der Investor (den es offiziell noch gar nicht gibt) etwas gegen den Bahndamm zu haben, der angeblich die städtebauliche Entwicklung hemmt. Der Bahndamm stellt aber das Höhenniveau her und verläuft in mehreren Metern Höhe. Ohne Bahndamm hätte der RS Ruhr da innerhalb von 400m zweimal eine Steigung von 10 Metern zu überwinden, auch wäre dann die kreuzungsfreie Führung weg. Hinzu kommt, dass das Eltingviertel von 3 Seiten von autobahnähnlichen Schneisen umgrenzt wird (die aber seltsamerweise keine Barriere darstellen sollen, so wie der Bahndamm angeblich eine ist).

    Zwar gibt es jetzt Pläne, die auch bei Abtragung des Damms eine Führung des RS1 auf Stelzen und durch Häuser (!) mitten durch das Quartier vorsehen. Im Antrag im Stadtentwicklungsausschuss wird aber diese Führung nicht gefordert. Vielmehr sagt der Antrag, man solle sich auf die Abtragung des Damms festlegen, bei der Entwicklung des Radverkehrs aber eine "Abwägung zwischen Belangen der Radfahrer und denen der städtebaulichen Entwicklung" vornehmen.

    Es ist außerdem völlig unklar, wer diese Stelzenlösung durch Häuser finanziert. Das Land könnte das vermutlich nicht, weil Landstraßen nach dem StrWG selten über Häuser führen. Die Stadt plant auch erstmal nur eine Umfahrung, die so schön "Intercityroute" heißt. Die ist aber bergig (das Ruhrgebiet ist NICHT flach), überhaupt nicht intuitiv zu finden, und die würde niemand von sich aus finden.

    Mit anderen Worten: Das Ziel ist es, größtmögliche Verdichtung für den Investor zu schaffen, und der Radweg ist unfinanziert. Im Ergebnis droht, dass man den Bahndamm abträgt, aber stattdessen NICHTS baut. Im schlimmsten Fall muss man dann mit dem Fahrrad über 6 Ampeln und 20 Höhenmeter überqueren.