Goldener Luxusradweg an der Kieler Straße, Hamburg

  • @Blaue Sau hatte vor einiger Zeit auf facebook auf den temporären Luxusradweg an der Kieler Straße hingewiesen: 200 Millionen für Autobahn-Deckel

    Dort heißt es: „Der Fuß- und Radverkehr wird über die dann gesperrte Busspur am Baufeld vorbeigeführt.“

    Ich hatte mir ernsthaft vorgestellt, im fraglichen Bereich komfortabel auf den Bussonderfahrstreifen geleitet zu werden und anschließend irgendwo wieder auf den Radweg zu wechseln.

    Wie auch immer ich auf diese Idee kam.

    Die Wirklichkeit beginnt mit einem blauen Schild und den üblichen Kraftfahrzeugen der Baufirma, die halb auf den Radweg ragen, so dass man vorsichtig neben dem Radweg entlangfahren kann — schließlich sitzen im Auto manchmal Arbeiter und öffnen womöglich gleich die Tür.

    Danach geht es durch diesen Hindernisparcour, den ich aufgrund der tiefstehenden Sonne aus der Gegenrichtung aufgenommen habe. Tatsächlich fährt man ein Stück auf dem Bussonderfahrstreifen:

    Gleich zurück auf den Radweg:

    Falls man an den parkenden Kraftfahrzeugen von eben noch nicht genügend Nervenkitzel erlebt hat, gibt’s hier noch einen Bagger, der seine Schaufel manchmal ein bisschen in das Lichtraumprofil des Radweges schenkt. Also bitte nicht zu doll auf den herumlungernden schwarzen Standfuß achten, sonst gibt’s ’ne Schelle mit der Kelle, höhöhöhö:

    Hamburg kann einfach nicht Fahrradstadt, wie man so schön sagt. Warum stellt man nicht einfach ein [Zeichen 254] auf?

    Ja, ich weiß, alle Verkehrsteilnehmer müssen zurückstecken und so weiter und so fort und dieser gemeinsame Notweg für Fußgänger und Radfahrer ist ja sogar so breit, dass man beinahe einen Fußgänger überholen könnte. Trotzdem: Eine Lösung ganz ohne Gefährdung und Nervenkitzel kommt in Hamburg wohl kaum in Frage?

  • Ehem, Deine Kritik in Ehren, ABER:
    Die wohl angeordnete und im Prinzip aufgestellte Radverkehrsführung finde ich unter dem Aspekt, dass es sich um eine temporäre Maßnahme für eine Baustelle handelt, ganz in Ordnung. Klar mögen wir keine Vz 240, aber hier ist das um viele Stufen besser als voneinander getrennte (und umso schmalere) Notwege jeweils für Fußgänger und Radfahrer.
    Die berechtigte Kritik bezieht sich im Wesentlichen auf das, was die Bauarbeiter draus machen. Nämlich: auf dem Radweg/Gehweg parken, ihr Material im öffentlichen Verkehrsraum ablegen, die Baustellenumgrenzung nicht einhalten etc. Dafür kann sie StVB erstmal nichts.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab


  • Dafür kann sie StVB erstmal nichts.

    Sie könnte aber die Einrichtung der Arbeitsstelle kontrollieren — eigentlich wäre sie sogar dazu verpflichtet. Und wenn sich herausstellt, dass die Einrichtung zwar ungefähr der Planung entspricht, aber durch die stattfindenden Arbeiten zusätzliche Gefährdungen entstehen, müsste man eben gegensteuern.

  • Sie könnte aber die Einrichtung der Arbeitsstelle kontrollieren — eigentlich wäre sie sogar dazu verpflichtet. Und wenn sich herausstellt, dass die Einrichtung zwar ungefähr der Planung entspricht, aber durch die stattfindenden Arbeiten zusätzliche Gefährdungen entstehen, müsste man eben gegensteuern.

    Wird irgendwo in Hamburg irgendeine Baustelle durch ein PK / eine StVB überprüft?

    Ich höre immer nur die Worte: "Kein Personal."

  • Vermutlich nichtmal nach Aufforderung.
    Dabei müssten zumindest die Baustellen an Hauptverkehrsstraßen (und dazu zählen ganz sicher die innerorts verlaufenden Bundesstraßen) zwingend vor Aufnahme der Arbeiten abgenommen werden.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Vermutlich nichtmal nach Aufforderung.
    Dabei müssten zumindest die Baustellen an Hauptverkehrsstraßen (und dazu zählen ganz sicher die innerorts verlaufenden Bundesstraßen) zwingend vor Aufnahme der Arbeiten abgenommen werden.

    Dann lass sie mal zur Lübecker Straße (B75) und Ring 2 in Eimsbüttel (B5) laufen . . .

  • Vermutlich nichtmal nach Aufforderung.
    Dabei müssten zumindest die Baustellen an Hauptverkehrsstraßen (und dazu zählen ganz sicher die innerorts verlaufenden Bundesstraßen) zwingend vor Aufnahme der Arbeiten abgenommen werden.


    Nach meinen Erfahrungen findet allenfalls mal auf Bundesautobahnen oder Bundesstraßen eine Kontrolle statt. Dortige Arbeitsstellen sind aber meistens relativ unproblematisch, da meistens auf der einen Richtungsfahrbahn die eigentlichen Arbeiten stattfinden, während auf der anderen Seite eine andere Firma für die Lenkung des Verkehrs zuständig ist — und manchmal klappt’s halt auch nicht.

    Wenn aber bei kleineren Baumaßnahmen die Baufirma auch für die Absicherung zuständig ist, dann kommt halt meistens etwas mangelhaftes bei rum. Oh, dann will da jemand Baumaterialien anliefern, stellt die Absicherung beiseite, um seinen Lastkraftwagen rückwärts in die Arbeitsstelle zu navigieren und nach Feierabend bleibt die offene Absperrung in der Gegend liegen und die Verkehrsteilnehmer dürfen dann sehen, wie sie klarkommen.

    Das ist allerdings nichts, was nur Radfahrer und Fußgänger betrifft, aber abseits der eigentlichen Fahrbahn sind halt überdurchschnittlich viele Nachlässigkeiten zu finden.

    Ich höre immer nur die Worte: "Kein Personal."


    Oder keine Lust oder kein Interesse oder: Es gäbe eine Anordnung und man solle sich keine Sorgen machen.

  • Danke, @Malte
    So hatte ich mir das in der Realität auch vorgestellt ;)
    War das ursprünglich in den Eimsbüttler Nachrichten?
    Wenn ja, magste denen mal eine Mail mit Deinem Bericht schicken?
    Das ist ein ziemlich netter Verein, die interessieren sich dafür. Bin ich mir jedenfalls recht sicher.

  • Ich muss mal dringend was gegen diesen Nebel in meiner neuen Kamera-Halterung unternehmen, das geht ja bei dieser Witterung überhaupt nicht mehr klar. Es gibt jedenfalls mal wieder was neues.

    Erst einmal geht’s natürlich los mit dem lustigen Slalom entlang der parkenden Baustellenfahrzeuge. Der eine hat sogar sein Blinklicht eingeschaltet, damit man ihn nicht übersieht:

    Gleich nochmal:

    Jetzt geht es offenkundig nicht mehr geradeaus, sondern… woanders lang:

    Ich habe schon aus der Ferne gesehen, dass sich die Radlinge der vorigen Grünphase links über die Fahrbahn gerollt sind — was angesichts des Gelenkbusses, der sich dort um die Kurve ächzte, gar nicht mal so ganz geil war:

    Angedacht ist wohl, dass sich der Radverkehr seinen Weg sucht oder dass Radlinge hier nach rechts abbiegen:

    Eigentlich ist das recht unspektakulär, aber halt ein größerer Umweg, den nicht jeder sofort erkennt zwischen den ganzen Baken und Absperrvorrichtungen:

    Dort vorne wartete jedenfalls die Polizei und versorgte einen Verkehrsunfall. Ich wollte eigentlich gerade nachfragen, ob sich dort nur drei Autos angebumst hatten oder ob der Radfahrer, der so komisch dort in der Gegend herumstand, auch etwas damit zu tun hatte (und womöglich auch über die Fahrbahn geradelt ist, anstatt dem bestens ausgebauten und breiten Radweg zu folgen), aber, äh, ja, ich wurde einfach mal von der Rennleitung angehalten und befragt, ob ich diese Art der Radverkehrsführung denn intuitiv fände.

    Der Beamte links im Bild hatte tatsächlich einige Umläufe lang die Kreuzung beobachtet und festgestellt, dass mehrere Radfahrer ratlos im Kreuzungsbereich stehen blieben, um sich dann an den wartenden (und meist just in diesem Moment anfahrenden) Kraftfahrzeugen vorbeizuzwängen — es war tatsächlich ein bisschen haarsträubend. Das missfiel ihm sehr und er versprach, das der Straßenverkehrsbehörde zu melden.

    Da bin ich ja mal gespannt, ob sich dort etwas ändern wird.

  • Ich bin allerdings tatsächlich ein bisschen erstaunt, dass die Sache ausgerechnet hier so grandios schiefgeht. Oder, um es mal ganz bösartig zu formulieren: Der normale Radfahrer hat doch in der Regel auch kein Problem mit absonderlichen Radverkehrsführungen, momentan beispielsweise immer noch im Bereich der Osterstraße. Aber ausgerechnet hier wird dieser Schlenker nicht erkannt und stattdessen auf der Fahrbahn geradelt?

    Fahrbahnradelei mag unsereins an der Stelle zwar als unproblematisch empfinden, aber ich gebe dem Beamten durchaus recht: Wenn sich Radfahrer, die wir gerne als Torkelradler bezeichnen, plötzlich am Gelenkbus oder am 40-Tonner vorbei nach vorne zwängen, dann sieht das schon ziemlich ungesund aus.

  • Die Verkehrsführung entlang der Arbeitsstelle wurde erneut verändert. Hier führt jetzt eine temporäre Fahrbahn auf die Autobahn hinauf, weil die Einfahrt auf der anderen Seite momentan außer Betrieb ist.

    Seit heute Morgen ist an dieser Stelle allerdings wieder Betteln angesagt:

    Dort schaltete in den vergangenen Wochen die Ampel automatisch auf grünes Licht, was einem allerdings auch nicht so richtig half, weil man aufgrund der Ampelschaltung an der vorigen Kreuzung ohnehin immer bei rotem Licht dort ankam. Das fand ich aber eigentlich gar nicht so schlecht, weil Kraftfahrer beim Abbiegen nun immer die grüne Fußgänger- und Fahrradampel sahen und nicht mehr davon ausgehen konnten, dass „dort eh keiner kommt“.

    Seit heute morgen ist die Schaltung wieder anders und es hat beim Radfahrer neben mir auch prompt beinahe gekracht: Der abbiegende Kraftverkehr bekommt einen Moment vor den Radfahrern grün. Der abbiegende Kraftverkehr denkt sich, hmm, die Radfahrer haben noch rot, die dürfen nicht fahren, gibt Gas, in dem Moment schaltet unser Signalgeber um, wir beide täuschen an und der Kraftfahrer bremst hart ab. Großartig. Hamburg ist nicht mal im Ansatz irgendeine Art von Fahrradstadt.

    Drüben wartet ein Betonpoller auf dem Radweg, der sicher nicht weiter links oder rechts stehen kann…

    … dann folgt eine winzige Mittelinsel, auf der man wohl besser nicht stranden sollte. Ein Fahrrad mit Anhänger wird dort nicht passen:

    Und da muss man als Radfahrer, ganz unabhängig von den übrigen Ampelphasen, weiterhin eine 45-sekündige Zeitstrafe absitzen, wenn man mit dem Bettelknopf grünes Licht anfordert.

    Ein bisschen Abstimmung bezüglich der Ampelphasen, so dass man als Radfahrer nicht immer pauschal eine Dreiviertelminute warten muss, sieht die Fahrradstadt Hamburg vermutlich nicht als notwendig an.

    Ehrlich gesagt darf man sich dann aber auch nicht wundern, wenn Radfahrer andauernd über rot fahren.

  • Ich bin gerade mit dem Bus an dieser Auffahrt vorbeigefahren und ich habe ein bisschen Angst ob dessen, was ich dort durchs Fenster sah.

    Ein dünner Zweirichtungsradweg mitten durch die gefährlichste Kreuzung ever? Ich zieh’s mir gleich noch mal rein. Hold on.