Aus irgendeinem Grunde hat man ja im letzten Herbst im Rheingoldweg in Hamburg-Rissen eine Fahrradstraße eingerichtet: Ein Jahr Bauarbeiten – starke Verkehrsbehinderungen in Rissen
Der Rheingoldweg ist eigentlich einer der besseren Kandidaten für eine Fahrradstraße, er verläuft nämlich parallel zur Bundesstraße 431, die im fraglichen Bereich für den Radverkehr eigentlich unbenutzbar ist. Bei Google StreetView kann man einen Blick in den Zustand aus dem Jahr 2008 werfen: Links ein etwas breiterer gemeinsamer Geh- und Radweg für beide Fahrtrichtungen, rechts ein schmaler gemeinsamer Geh- und Radweg für eine Fahrtrichtung. Der rechte Gehweg ist eigentlich unbenutzbar aufgrund der Breite und der Vielzahl von Grundstücksausfahrten, außerdem parken dort gerne Kraftfahrzeuge drauf. Links ist zwar mehr Platz, aber toll ist die Sache immer noch nicht — und es parken meistens Kraftfahrzeuge drauf.
Irgendwann hat man die abgeschraubt und gegen Eigenkreationen ersetzt, die ein schwarzes Fahrrad auf weißem Grund zeigen. Man mochte wohl nicht zugeben, dass man die Radwegbenutzungspflicht aufheben musste, weil die Infrastruktur nicht einmal im Ansatz den Vorgaben entsprach. Einige Jahre später, ich glaube, so etwa um 2013 herum, wurden dann auch diese Schilder abmontiert: Der Radverkehr war nunmehr ausschließlich auf der Fahrbahn gestattet. Natürlich hält sich niemand daran, alle kampfradeln ordnungswidrig auf beiden Seiten in beiden Richtungen, denn die Straße ist halt echt kein Spaß. Ich bin dort einige Male hindurchgefahren und froh, dass mich dort niemand vorsätzlich überfahren hat.
Insofern fahren einige Radfahrer durch den parallel verlaufenden Rheingoldweg. Soweit alles cool. Dann hat man eine Fahrradstraße errichtet, die sich allerdings lediglich über die westliche Hälfte des Rheingoldweges erstreckte. Äh, ja, sicherlich hat man sich etwas dabei gedacht… Angeblich wollte man eigentlich den Ausweichverkehr von der B431 und einigen anderen Straßen zwischen Rissen und Wedel aus diesem Wohngebiet heraushalten, obwohl ja eine Fahrradstraße weder das Tempo weiter senkt noch den Kraftverkehr in irgendeiner Weise abseits der Bodenwellen am Ein- und Ausgang der Fahrradstraße einbremst. Die bummeligen Verkehrsinseln, die den Kraftverkehr ausbremsen sollen, stören da überhaupt gar nicht.
Und darüberhinaus war die Fahrradstraße relativ sinnlos, weil sie in beiden Richtungen planlos endete. Ja, sie ist Teil der Veloroute 1, hat aber dennoch keinen vernünftigen Anschluss bekommen. Will man weiter nach Wedel, fährt man entweder über eine wassergebundene Oberfläche nördlich der S-Bahn oder direkt wieder auf der B431 oder weiter auf der Industriestraße: Alle drei Varianten sind von der Infrastruktur furchtbar. In der anderen Richtung kann man sich entweder durch die Wohngebiete mogeln, durchs Rissener Stadtzentrum gondeln über ebenfalls über eine Route mit wassergebundener Oberfläche und Scherben ohne Ende radeln. Dass hier eine Veloroute entlangführt, weiß man nur, wenn man das Internet danach befragt.
Ich weiß aber nicht, was nun wieder los ist: Hat man das Experiment endlich aufgegeben? Inzwischen wurde die Fahrradstraße offenbar aufgehoben:
Weiß da jemand genaueres?