Es gibt Symbole in der Verkehrspolitik, die die scheinbare Unversöhnlichkeit konträrer Positionen bloßlegen.
Leider blockiert das Getöse darum bisweilen den Blick darauf, dass eine Verkehrswende tiefer gehen muss.
Symbolträchtige Verkehrsverbindung in Hannover:
Ein solches "Symbol" ist ganz sicher ein generelles Tempolimit auf Autobahnen.
Faktisch ist ganz klar, dass ein generelles Tempolimit auf Autobahnen wenig bewirken würde. Selbst ein von vielen als niedrig bezeichnetes generelles Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen würde gemessen am dringend notwendigen Veränderungsprozess zwar einen deutlich messbaren Erfolg erzielen, aber wäre bei weitem noch nicht ausreichend für eine wirklich nachhaltige Mobilitätswende.
Ein vergleichbares Symbol ist in Hannover die Waldchaussee in der Eilenriede. Hier verdeutlicht die SPD eins um andere Mal, dass die Autofahrer sich auf sie verlassen können. Die SPD ist das ultimative Bollwerk gegen grüne Verkehrspolitik. Das gilt umso mehr, seitdem die FDP nach der letzten Kommunalwahl, die parallel zur Bundestagswahl stattfand, nicht mehr der Regierungskoalition im Rathaus angehört.
Die HAZ berichtet heute in ihrer Printausgabe über einen erneuten Vorstoß der Grünen in der Regierungskoalition im hannoverschen Rathaus, die Waldchaussee zu einer Verkehrsverbindung umzugestalten, die dem Fahrradverkehr und Omnibusverkehr vorbehalten ist. Prompte Reaktion vom FDP-Fraktionschef SPD-Fraktionschef im Rat der Stadt: "„Eine dauerhafte Sperrung für den Autoverkehr wird es mit der SPD nicht geben“, sagt Fraktionschef Kelich. Er erinnert daran, dass am Tag 16.000 Fahrzeuge über die Waldchaussee fahren. „Wenn man die Straße sperrt, sind die Autos nicht verschwunden“, sagt Kelich. Vielmehr würde der Verkehr ausweichen auf die Walderseestraße und die Podbielskistraße. Letztere sei ohnehin schon sehr belastet. „Insofern ist die Forderung der Grünen unsozial“, sagt der SPD-Fraktionschef. Am Ende gehe es vor allem um Symbolpolitik: Autos raus aus der Eilenriede.
Die Grünen können jedoch darauf verweisen, dass der Eilenriede-Beirat Eilenriedebeirat hinter der Forderung steht, auf der Waldchaussee nur noch Omnibusverkehr und Fahrradverkehr zuzulassen, berichtet die HAZ. Und mit der Einrichtung einer Omnibusverbindung werden neue Ziele für den ÖPNV erschlossen: "Mit der Buslinie 900 könne man das sogenannte Gehäge-Viertel an das öffentliche Nahverkehrsnetz anbinden. Auch zum Cochlear-Implant-Centrum, einer Spezialeinrichtung für Hörprothesen, gäbe es dann eine Busverbindung." Zitat aus der heutigen HAZ-Print-Ausgabe (15.2.2023).
Zwischen den Schranken ist die Waldchaussee am Wochenende für den Autoverkehr gesperrt.