Parallel zum Konjunkturprogramm der Bundesregierung hat das Land Schleswig-Holstein heute seine Klimaschutzförderungen vorgestellt. Gefördert werden unter anderem Solarzellen, nicht-fossile Heizungen, Ladepunkte für E-Fahrzeuge — uuuuund Lastenräder.
Für Lastenräder gibt es, Trommelwirbel: 400 Euro, aber maximal 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Also… ist ja nett gemeint, aber nein danke.
Nordrhein-Westfalen förderte mit maximal 30 Prozent der Anschaffungskosten und maximal eintausend Euro, Hamburg spendierte sogar 2.000 Euro für E-Lastenräder und 500 Euro für normalbetriebene Lastenräder.
Vielleicht wissen die Schleswig-Holsteiner nicht, wie viel ein Lastenrad kostet. Grundsätzlich scheint man unter 2.000 Euro eher eine Sparversion mit günstigen Komponenten und ohne Lichtanlage zu bekommen, so richtig interessant wird die Sache wohl eher erst ab 3.000 Euro, mit Elektroantrieb eher ab 4.000. Und dann wird auch nur maximal die Hälfte des Anschaffungspreises gefördert, als ob es irgendwelche Lastenräder unterhalb von 800 Euro gäbe.
Das eBullit E6100 Gates Alfine 11 Bluebird, für das ich mich interessiere, liegt mit 6.305 Euro in weiter Ferne. Hätte mir das Land 2.000 Euro dazugegeben, hätte ich zugeschlagen, mit 400 Euro eher nicht. Das e-muli mit Gates-Riemen und Alfine 11 liegt immer noch bei 5.415 Euro. Das günstigste Lastenrad mit Dynamobeleuchtung, das ich aufgetan habe, ist das Babboe Big mit 1.499 Euro. Das ist aber als Dreirad eher nicht so mein Fall. Sobald aber ein Motor dazukommt, den ich bei einem Lastenrad dann doch für einigermaßen brauchbar halte, kommen gleich lockere zweitausend Euro drauf. Selbst das zweite auf der Förderungswebseite abgebildete Rad, das ich für ein Yuba Mundo halte, kostet mutmaßlich über viertausend Euro.
Das ist halt so wie bei der Corona- oder Abwrackprämie für Autos: Eine Prämie von zwei- oder fünf- oder zehntausend Euro ist zwar nett, hilft aber im Endeffekt auch nur denjenigen, die sowieso genügend Geld für einen Neuwagen haben, in deren Preisklassen die Finanzspritze dann nur zehn Prozent ausmacht. In meinem Beispiel mit dem Bullit macht die Förderung dann 6,4 Prozent aus, beim Babboe Big immerhin 26,7 Prozent.
Ich weiß nicht — ich habe den Eindruck, angesichts der Höhe der Förderung als auch der Deckelung auf die Hälfte des Anschaffungspreises wusste man beim Land wohl nicht, wie viel Fahrräder oder Lastenräder kosten. Das ist in unserer Gesellschaft auch nichts ungewöhnliches, ich kann mich noch gut an das Entsetzen meiner Kollegen vor acht Jahren erinnern, als ich ankündigte, 749 Euro für ein ordentliches Fahrrad auszugeben. Die 400 Euro nimmt dann gerne mit, wer sich ohnehin ein Lastenrad kaufen möchte oder gerade gekauft hat, denn die Förderung gilt sogar rückwirkend bis zum 1. Januar, aber einen Ansporn zur Anschaffung eines Lastenrades, um das Auto häufiger stehenzulassen sehe ich darin jetzt nicht unbedingt — obwohl das ja eigentlich das Ziel der Förderung war:
Eine Umstellung der individuellen Mobilität ist ein wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende. Elektronisch betriebene Lastenräder sind eine umweltfreundliche Alternative zu Verbrennungsmotoren und sogar zum öfentlichen Nahverkehr. Die Lastenfahrräder werden mit maximal 400 Euro bezuschusst, maximal können 50 Prozent der förderfähigen Kosten erstattet werden.