Aktuell schlägt sich der ganze Westen rest- und vorbehaltlos auf die Seite der Ukraine. Ich sehe das aktuell als vollkommen gerechtfertigt an.
Aber ich habe Sorge, einer ähnlichen Lüge aufzusitzen, wie beim letzten Irak-Krieg.
Deshalb schaue ich mir auch abweichende Meinungen an und versuche, sie für mich zu bewerten.
Nach der Recherche halte ich den Vorwurf von China an den Westen in diesem Fall für falsch.
Aber ich merke bei der Recherche zu den Argumenten vor allem eins:
So eine massive Lüge wie im Irak-Krieg wirkt noch lange nach. Sowas sollte sich der Westen nie wieder erlauben.
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Tja, der Westen wäre glaubwürdiger, wenn er vielleicht mal seit 2014 das Vorgehen der ukrainischen Armee gegen die Bevölkerung in den ostukrainischen Gebieten kritisiert hätte; so einen Bias kennt man leider viel zu gut. Kosovarische, südsudanesische usw. Separatisten = gut; russische, katalanische, baskische Separatisten = böse; entsprechend die Berichterstattung. Und dass der Faschist Bandera in der Ukraine als Nationalheld gilt, sollte man nicht einfach unter den Teppich kehren.
Als ich vor knapp 40 Jahren da war (als Tourist), hätte sich sowas niemand vorstellen können. Kiew und Odessa waren mehr als eine Reise wert (genau wie Moskau, Irkutskt und der Baikal), alle liefen friedlich herum, und ob jemand Russe oder Ukrainer war, interessierte eigentlich kaum - jedenfalls war das für Touristen nicht wahrnehmbar*. Erst seit das "unabhängige" Staaten sind und keine Sowjetrepubliken mehr, sind doch viele dort gezwungen, sich ethnisch/politisch zu positionieren, ähnlich wie bei meinen früheren Kollegen - bis Ende der Achtziger waren das alles "Jugos", und dann mussten die sich plötzlich neu definieren: Mutter aus Belgrad, Vater aus Zagreb, in Ljubljana geboren und in Sarajevo aufgewachsen - ja was ist man denn nun?
* Auch hier muss ich persönlich einfach wieder die Blindheit/Propaganda des Westens kritisieren. Die ersten UdSSR-Bürger, die man in meiner Jugend so mitbekam (von der Führungsspitze mal abgesehen), hießen mit Nachnamen Gagarin, Jaschin, Protopopow, Blochin, Balderis, Scharlamow, Krutow, Larionow, Makarow, Tichonow, Korbut, Rudakow. Für Westmedien waren das alles "Russen" (selbst bei einem so erkennbar "unrussischen" Namen wie Helmuts Balderis); da war annähernd Null Bereitschaft, die Leistung der UdSSR als Vielvölkerstaat anzuerkennen. Und plötzlich entdeckte man im Westen die Karte des Nationalismus und differenzierte fein säuberlich beispielsweise zwischen ethnischen Letten bzw. Esten und Russen - letztere hatten in den Staaten, die man so gerne in die EU und in die NATO aufnahm, wenige bis keine Bürgerrechte. Zitat Spiegel von 2017:
Sie dürfen nicht wählen. Sie dürfen keine Beamten, Polizisten und Armeeoffiziere werden und auch viele andere Berufe im öffentlichen Dienst nicht ausüben. Bei der Rentenberechnung werden sie benachteiligt. Arbeiten im Ausland geht nur mit großem bürokratischen Aufwand und auch Reisen sind deutlich erschwert. Was sich nach Apartheid anhört, ist in zwei EU-Mitgliedstaaten für etwa 330.000 Menschen Alltag - für die sogenannten Nichtbürger in Lettlandund Estland: jene ehemaligen Sowjetbürger und ihre Kinder, die nach der Unabhängigkeit der baltischen Staaten 1991 einen Sonderstatus erhielten und später in einem aufwendigen Einbürgerungsverfahren "naturalisiert" werden sollten.
Das war aber höchstens Anlass für ein "dududu" und "macht das mal nicht so plump".