Wie oft wurde denn die kleine Schweiz bereits in Schutt und Asche gelegt, weil sie ja in keiner Waffenbruderschaft organisiert ist?
Was den Kapitalismus angeht, gilt m.E. der alte Horkheimer Satz in abgewandelter Form durchaus nicht nur, wie im Original, für Faschismus, sondern auch für Krieg und Imperialismus:
"Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll auch vom Kriege schweigen"
Wir erleben doch derzeit Beides:
die erneute Hinwendung des zwischen Krise und Extragewinnen daher stolpernden Kapitalismus zur faschistischen Option auch in den 'Kernländern der Formaldemokratie', sowie das konkurrierende Abstecken der globalen claims (klassische Rohstoffe, Wasser, Sonnengebiete, seltene Erden, ...) im beginnenden postfossilen Produktionsmodus.
Begleitend wird, wie es in kriegsvorbereitenden Zeiten notwendig ist, in den jeweiligen Blöcken versucht weitgehende Autarkie herzustellen ('neuer' Protektionismus).
Gleichzeitig verschärft sich die Frage bzw. die Notwendigkeit der Herstellung von stabiler innerer Hegemonie zugunsten des Status Quo Erhalts der (be-)herrschenden Gruppen und Institutionen, was sich in extremer Ausweitung des Überwachungsstaates, in Kämpfen um die Verfügbarkeit und den Zugriff auf 'Öffentlichkeit' und die an die aufgebauten Feindbilder gekoppelten Diskursverengungen (zB DAS IST KREMLNARRATIV !!1elf1!1" oder auch in der Variante "DAS IST ANTIAMERIKANISMUS11!1elf1" oder "DAS IST ANTISEMITISCH !!11elf1!1".
Es stimmt natürlich, dass auch und vor allem in Deutschland der Antisemitismus wieder anwächst bzw. sichtbarer wird, aber das sind zwei verschiedene Paar Schuhe: einerseits die Gefahr/Bedrohung durch anwachsenden realen Antisemitismus, anderseits die PR-Figur, mit welcher unliebsame Meinungen/Positionen/Tatbestände aus den Diskursen verdrängt werden (sollen).
Siehe die jüngsten Debatten bzw. Vorgänge rund um Uni-Veranstaltungen, etc.
Siehe das 'Aufräumen' des Trump-Regimes in der US-Kulturlandschaft, siehe das 'Aufräumen' des russ. Regimes in vielen gesellsch. Bereichen incl. Medienzensur, Kulturzensur, harter Repression bei abweichenden Äußerungen oder gar Protest.
In Deutschland wird das vergleichsweise erstmal weniger sichtbar, aber immerhin sind wir ein Land, dessen Regierung/Justiz harmlose junge Menschen, die sich für den grundgesetzlich vorgeschriebenen Klimaschutz einsetzen und den systemrelevanten Autoverkehr dazu mal für ein paar Minuten blockieren als kriminelle Vereinigung verfolgt und einkerkert incl. mehrwöchiger 'Präventivhaft' bereits für lediglich 'zu erwartende' Vergehen, was durchaus an die alte deutsch 'Schutzhaft' erinnert.
Wir können doch gerade die klassische doppelte Hochrüstung nach Außen und nach Innen als Zeitzeugen live miterleben.
Das "Wehret den Anfängen" wurde erfolgreich auf die AfD eingezäunt, nach dem Motto:
menschenverachtendes Asylsystem bzw. Abschiebungs- und Pushback-System ist böser Faschismus, wenn von der AfD vertreten, aber zugleich die Rettung des Abendlandes, wenn von cDU oder den Grünen vertreten.
Und wenn's der Stabilität der Waffenbrüderschaft dient, dann gibt's auch das Küsschen der 'Mitte' mit der Faschistin Meloni, wo mir gleich der alte Tucholsky einfällt:
"Küsst die Faschisten wo ihr sie trefft"
Dass solche Entwicklungen nicht nur im Kapitalismus auftreten bzw. auftraten stimmt natürlich, wie sich in der Geschichte der Sklavenhaltergesellschaften und des Feudalismus ja gezeigt hat. Aber das sind ja, obwohl sich immer noch erstaunlich große Restbestände von Sklavenausbeutung und Feudalstrukturen auffinden lassen, historische Systeme, die zur Zeit nicht akut diskutiert werden müssen, wenn es um die Klärung der Frage geht, warum wir erneut vor der sehr realen Gefahr eines weiteren großen Weltkrieges stehen, und warum die Remilitarisierung der Gesellschaften so rapide voranschreitet bei gleichzeitig minimierten Widerstandskräften.
Aber es gibt ja auch positive Seiten! Die Aktionäre und Aktionärinnen der börsennotierten Rüstungskonzerne können beruhigt auf einträgliche und gesicherte Reichtumsmehrung hoffen.