Vielleicht ist es genau dieses 'Messen mit zweierlei Maß', weswegen für den weit überwiegenden Teil der Weltbevölkerung die NATO Staaten zwar Wohlstandsverheißungen aufscheinen lassen, aber zugleich auch eine gefürchtete Gefahr kolonial-imperialistischer Vereinnahmung darstellen?
Was war denn mit der 'Sache der Iraker' über die Entwicklung ihres Landes zu bestimmen, und da wären, wie wir alle wissen, noch etliche weitere Länder zu nennen, deren Bevölkerungen unendliches Leid zu erdulden hatten, weil sie auf die schwarze Liste der NATO-Staaten gekommen waren und daraufhin in Schutt und Asche bombardiert wurden.
Auf einmal nun hat plötzlich das Schicksal eines Landes alleinig von der Führung dieses Landes entschieden zu werden, obwohl es sich auf allen Ebenen in vollkommener Abhängigkeit äußerer Mächte befindet? Würde der 'Wertewesten' aka NATO-Block selbst das Selbstbestimmungsrecht der Völker vollumfänglich anerkennen und in seiner Praxis berücksichtigt haben, dann ließe sich ja ernsthaft darüber reden. Das ist aber (leider) nicht der Fall.
Was ist denn über die diversen Angriffskriege der NATO-Staaten und 'special operations' hinaus mit den 'Sanktionen' und Sekundärsanktionen, die die Staaten des NATO-Blocks regelmäßig gegen die Bevölkerungen anderer Länder verhängen, die auf der schwarzen Liste gelandet sind? Was ist mit den hunderttausenden Menschen, die dadurch zu Tode kamen?
Kleine in Kauf zu nehmende Kollateralschäden im Zuge der ethisch sauberen NATO-westlichen Menschenrechtspolitik, die dann - was für ein Zufall - zugleich für bessere Rohstoffversorgung, Ausschaltung von unliebsamer Konkurrenz und 'aufmüpfigen' Staaten (Stichwort Weltwährung/Swift) sorgt?
Für die reale Politik der wertewestlichen Staaten des NATO-Blocks hat die Geostrategie allemal Vorrang genossen vor Fragen des 'Selbstbestimmungsrechts der Völker', das immer nur dann aus dem Keller geholt wird, wenn es gerade den eigenen geostrategischen Interessen dient (siehe zB 'Uiguren' und im Kontrast dazu die von Menschenrechtsrhetorik umwobenen Verheerungen des imperialen 'war against terror' des NATO-Blocks)
Nein, das Argument die alleinige Definitionshoheit über Friedenskonditionen der Ukraine zu überlassen ist vor allem ein kalkulierter PR-Schachzug um das Projekt der maximalen NATO-Aufrüstung in Europa voranzutreiben (das wurde ja nun keineswegs erst ab 2022 projektiert!), und um den Krieg in der Hoffnung auf russische Abnutzung so weit in die Länge zu ziehen wie die 'tapfer kämpfende' Ukraine noch mitspielt. Es wird ja von Seiten der EU-NATO Staaten durchaus massiv Druck auf die Ukraine ausgeübt. Etwa in der Frage endlich auch Jugendliche an die Front zu zwingen, endlich die Korruption einzudämmen, so dass die Gelder und Waffen auch effektiv an den Schützengräben der Front wirksam werden, etc.
Druck in Richtung Verhandlungsbereitschaft für eine Friedensordnung?
Komplette Fehlanzeige!
Im Gegenteil: Durchhalteparolen, Blockade von diesbezüglichen Verhandlungen (Istanbul 2022) etc.
Es erinnert ein wenig an
Der Augsburger Kreidekreis – Wikipedia
wobei die Rollenverteilung wohl noch nicht klar ist (wer ist am Ende die Anna? Und wer ist überhaupt der Richter?)
Und im Generellen:
Es sind doch gerade die 'Wertewestlichen Staaten' des NATO-Blocks, die in ihrer Geschichte kollektiv bis knietief im Blut anderer Völker stehen, die ihren heutigen Reichtum den entsetzlichen Genoziden, den Unterdrückungen, Ausbeutungen und Versklavungen auf allen Kontinenten verdanken. Ob im heutigen Kanada, den heutigen USA, Mittelamerika, Südamerika, fast ganz Afrika, Australien, Teile Asiens: weltweit haben die wertewestlichen Staaten des NATO-Blocks entsetzlichste Gräueltaten begangen. Reparationen? Fehlanzeige. Stattdessen weiterhin maximale Sicherung der Zugänge zu billigen Rohstoffen, Zielländer für Waffenlieferungen, zerstörerische Lebensmittelabkommen (Westafrika...) und menschenverachtende militärische 'Partnerschaften' wie zB mit den Golfdiktaturen, usw usw.
"Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen" !
Und im Moment ist es doch schon wieder soweit, dass das Werteeuropa droht die Welt mit einem weiteren 'Weltkrieg' in Asche zu legen. Natürlich für die berüchtigten 'europäischen Werte', die mal als Christentum daher kamen, mal als Zivilisationsbringertum und neuerdings halt als bis an die Zähne hochgerüstetes kollektiv-kapitalistisches Militärbündnis für 'Freiheit und democracy'.
"Same procedure as every year" sozusagen.
M.E. liegt der Grundfehler vieler Analyseversuche bzw. Deutungsnarrative über den Russland/Ukraine-NATO Krieg darin, krampfhaft 'Die Guten' zu suchen, was natürlich - wenig erstaunlich - stets der eigene 'Block' zu sein hat.