Beiträge von TheK

    Zur Frage, wie sicher die NL-Schutzstreifen sind, habe ich mal für Twitter diese Tableaus mit Zeitungsberichten von tödlichen Fietsunfällen auf Schutzstreifen angefertigt.

    Da schmeißt du drei Designs zusammen…

    * Das mit Piktogramm (und innerorts) sind Fietsstroken (Benutzungspflichtig und mindestens 1,7m) auf GOW50. Neben denen darf auf der einen Seite geparkt und (noch) auf der anderen 50 gefahren werden. Das ist quasi das Gegenstück zu unserem Radfahrstreifen.

    * Das andere ist der Schutzstreifen außerorts (ETW60): Schwer mit irgendwas in Deutschland zu vergleichen, am ehesten mit einem befestigten Seitenstreifen – allerdings kommen die dort bei weitaus höheren Verkehrsaufkommen vor.

    * Und dann haben wir Schutzstreifen bei ETW30: Eigentlich auch hier gedacht, um die Fahrbahn auf eine Spur zu verengen, wird aber teils auch genutzt, um die Radfahrer an den Rand zu drängen statt zwei Spuren mit Mischverkehr zu haben.

    …und das Ding aus Beek (erstes Bild, unten Mitte) is extra seltsam: Schutzstreifen + Mittellinie? Die Kreuzungen dort sind auch… eher dänisch inspiriert.

    Früher hatte wohl auch bei uns ein "Schutzstreifen" genau diese Funktion, bis ein "schlauer" Mensch auf die Idee kam, die Schmutzstreifen mit Piktogramm so zu nennen

    Und dieses Piktogramm ist eben in NL erst ab 1,7 m erlaubt – wobei die Breite für die Radfahrer verbindlich ist und die Autofahrer bekommen "was übrig ist". Jemand nannte das mal so schön "die Straße wird von außen nach innen geplant".

    Bei uns geht das meist andersherum, was dann zu entweder keiner Berücksichtigung des Radverkehrs oder zu Konflikten zwischen Radfahrern, Fußgängern und/oder Parkstreifen führt.

    Das Schutzstreifen die Radfahrer von mancher Dummheit abhalten, wundert mich nicht – gibt genug "Rinnsteinradler", die wenn da keiner parkt in den grauen Bereich radeln.

    Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, dass Schutzstreifen eine deutlich überbreite Fahrbahn erfordern – bei den heute üblichen 3,25 m kommt sowas wie auf dem Bild heraus. Und dann funktioniert das sonst überall übliche "jeder bleibt in seiner Spur" nicht mehr, sondern der Autofahrer müsste einen riesigen Bogen auf die Gegenfahrbahn ziehen.

    Interessant ist hierbei übrigens ein Blick in die Niederlande: Dort haben die Schutzstreifen eine ganz andere Funktion. Diese sollen gar nicht von den Radfahrern befahren werden, weshalb sie auch kein Fahrrad-Piktogramm haben und teils extrem schmal sind. Vielmehr dienen sie der visuellen Verengung der Fahrbahn und dem Hinweis "hier sind Radfahrer auf der Fahrbahn". Von der Idee her ähnliches sieht man bei uns manchmal auf dem Lande: Die Fahrbahn ist nur ~4 m breit, aber der Seitenstreifen ist befahrbar.

    Soll der Streifen von Radfahrern befahren werden, ist dieser _mindestens_ 1,7 m breit und die Autofahrer bekommen "was übrig ist" – was unter Umständen 2,25 m für beide Richtungen zusammen ist.

    in einem B-Plan wird nicht festgelegt, ob eine Nebenfläche ein "Gehweg", ein "Geh- und Radweg" oder ein "Gehweg, Freigabe Radverkehr" ist.

    Es wird aber die Funktion und Gesamtbreite der Straßen festgelegt – und daraus ergibt sich das meiste bereits. In der 30-Zone reichen ~8 m zwischen den Zäunen, weil da mit Sicherheit kein Radweg hin kommt und die Leute zur Not auf der Fahrbahn gehen, wenn's zu voll wird. An der Durchgangsstraße aber plant man den Gehweg erstmal auf 5 m: Um die Möglichkeit (!) vorzuhalten, einen Radweg zu bauen. Oder Außengastronomie. Oder Fahrradständer.

    Eigentlich sollte es Teil der Planung sein, welche Straßen Durchgangsstraßen sind – auf denen man zumindest den Platz für *getrennte* Geh- und Radwege einplant – und welche 30-Zonen sind, wo ein reiner Gehweg (wenn überhaupt) reicht.

    Nur das subjektive Sicherheitsgefühl ist auf Radwegen höher.

    Und dieses subjektive Sicherheitsgefühl ist so entscheidend, dass es jeden Versuch einer objektiven Überprüfung aussichtslos macht. Wenn eine Straße keinen Radweg hat, ist es ja nicht so, dass die gleichen Leute auf der Fahrbahn radeln – vielmehr meiden viele die Straße dann ganz oder fahren auf dem Gehweg. Und es sind nicht einfach nur weniger, sondern auch andere Radfahrer und das auch noch abhängig von der Straße und der aktuellen Verkehrssituation anders.

    Genau den Kreisel meine ich. 2008 in Streetview war da noch eine Kreuzung – zwar hässlich wie die Nacht, aber eben mit Radwegen, auf denen einem die Blechkaravane egal sein konnte.

    Und zu Herrn Wissing und seinem "durch müssen": Hier muss eben niemand DURCH, weil dafür gibt's die Umgehung. Die echten Durchgangsstraßen haben ja in größeren Städten normalerweise längst Radwege und ähnliches – muss man halt Standards festlegen, wann 50 is und wann nicht.

    Was für eine Schrott-Straße auf dem Foto :(

    …und bei den Park-Massen muss man sich nicht wundern, wenn für Gegenverkehr auf den Gehweg ausgewichen wird.

    Die Radwege sind ja noch als Angebotsradwege vorhanden. Wer nicht Fahrbahn fahren möchte, hat die Gelegenheit die Angebotsradwege zu nutzen.

    Warum werden eigentlich in Finkenwerder keine Straßensperrungen in Form eines Taschenkonzeptes vorgenommen? Taschenkonzept bedeutet, dass man in einen Stadtteil von verschiedenen Seiten hineinfahren kann, aber auch dort wieder hinausfahren muss. Eine Durchquerung ist nicht möglich, oder nur für Notfallsituationen (Rettungsfahrzeuge) möglich.

    Guck mal bei dem komischen Kreisel im Nordosten – da hat man den Radweg komplett zurückgebaut. Und sonst ist er ja offenbar in desolatem Zustand. Offenbar wurde der komplett aufgegeben, weil man meint, das wäre jetzt keine Hauptstraße mehr – eine Straße hört aber nicht auf, eine Hauptstraße zu sein, nur weil man das auf dem Papier schreibt, sondern indem man den Verkehr verlagert.

    Gegen Taschenkonzepte hab ich übrigens schon die dümmsten Begründungen gelesen. Mein Eindruck ist, dass es ein nicht kleiner Teil für sein Recht hält, durch anderer Leute Wohngebiete zu rasen*, nicht aber durch das eigene.

    *) "rasen", weil dies oft unter Missachtung von Geschwindigkeitsbegrenzungen, Anliegerstraßen und teils sogar Fußgängerzonen und falschrum durch (kurze) Einbahnstraßen geschieht.

    (Und erst recht kann ich mich an keinen Diskussionsanstoß erinnern, ob das überhaupt Not tut, den Fahrradverkehr immer weiter zu beschleunigen. Das wird als selbstverständlich betrachtet.)

    Pedelecs tragen weit mehr zur Verkehrswende bei als alle Ankündigungen von besserem ÖPNV – zumal die meist eh nur schlecht ausgelastete Autos durch schlecht ausgelastete größere Autos ersetzen wollen.

    Dass es sich bei der Hälfte der tödlichen Fahrradunfällen um "Alleinunfälle" handelt, bei der Fahrradfahrer ohne Einfluss von außen tödlich verunglückt sind, das kann ich nicht bestätigen, soweit ich Unfallberichte verfolge.

    Wenn ich mal auf die Tabelle von Th(oma)s verweise: 1/3 ist's dieses Jahr.

    http://radunfaelle.epizy.com/aktuell.htm?i=1

    Oft wohl "Erschöpfung" oder "bergab Kontrolle verloren" (Bremse unzureichend?), aber eben auch Leute, die in irgendwas reingedonnert sind. Für letzteres haben vor allem Rennradfahrer ein besonderes Talent.

    Halt jegliches Szenario, in dem ein Autofahrer dahinter nicht mehr reagieren kann – gibt ja eh auch genug Fälle, wo Autos in plötzlich aufgerissene Türen knallen. Da ist nur Idiot und Opfer meist identisch.

    Ansonsten: Unterschätze nicht, mit welchem wirklich beeindruckenden Anteil (das das geht fast Richtung Hälfte!) sich Radfahrer ganz alleine ins Jenseits verfrachten, ohne dass irgendjemand sonst involviert ist. Insofern absolut nicht überraschend, dass der eine oder andere in eine Tür knallt, die schon seit 'ner Ewigkeit offen ist.

    öh... das ist keine Legende. Das ist Realität. Die berechtigte Frage wäre: sind die Verstöße relativ häufiger oder relativ schwerer als die Verstöße beim Führen anderer Fahrzeuge?

    Bei Unfällen zwischen Radfahrern und Fußgängern ist die Schuld jedenfalls ungefähr halbe/halbe und die Folgen fast ausnahmslos glimpflich (und ebenfalls ungefähr halbe/halbe). Das ganze näher zu untersuchen wäre allerdings interessant – vor allem auch die Frage, wo es tatsächlich und nicht nur gefühlt zu Unfällen kommt. Der Tiefflieger in der fast leeren Fußgängerzone sieht gefährlich aus, kann aber vermutlich eher ausweichen als die Schlenker-Oma in der 30-Zone. Unfälle mit Schuld beim Fußgänger dürften wohl vor allem solche sein, die ohne zu gucken auf den Radweg latschen.

    Es ist sogar eher andersrum: die allermeisten Radwege an Bundesstraßen sind eigenständige, und vor allem untergeordnete, Wege, und es spricht überhaupt nichts dagegen auf den Bundesstraßen zu radln, wenn man denn will.

    Das ist hier oben eben anders: In SH und Niedersachsen hat nominell jeweils die Hälfte der Bundesstraßen fahrbahnbegleitende Radwege – und beim Rest ist es meist nicht sinnvoll (man will nicht neben einer gelben Autobahn radeln, die extra um alles herumführt…).

    In der Stadt bringen die Dinger im Grunde gar nix, sofern man sich denn an die Vorschriften hält. Auf 50er-Straßen ist man "überall unerwünscht" (den Autofahrern zu langsam, den Radfahrern zu schnell) und auf 30er-Straßen sind normale Fahrräder genauso schnell und durch die ganzen Abkürzungen – die ja die wahre Macht des Fahrrades sind – darf man nicht durch.

    Außerorts, wo einige Radwege explizit für sowas freigegeben sind, ist das vielleicht eher eine Option. Das ist ja auch der einzige Bereich, wo sich Kleinkrafträder allgemein verkaufen.