Beiträge von CKO

    Kann mich erinnern, dass nach der "Wende" angeblich viele Alleen abgeholzt wurden.

    Das war im Norden häufig der Fall. Gerade Alleen, wo die Baumkronen im Sommer ein dichtes Dach bildeten, waren betroffen. Bäume, die den Menschen auch während Diktatur und Willkürstaat Schatten spendeten.

    Gibt es eigentlich im Landkreis Stade noch ein paar Allen? :/

    Sind in der ehemaligen DDR nicht alle Kinder als Ganztags-Kindertagesstättenkinder aufgewachsen?

    Da war ich noch Fußgänger und bin mit meinem besten Kindergartenfreund unbegleitet dorthin gelaufen. Einmal kamen wir zwei Stunden zu spät. =OAllzusehr hat es uns im Kindergarten offensichtlich nicht gefallen. ;)

    Jedenfalls gut, dass du den Straßenkampf unbeschadet überlebt hast: ;)

    In Großstädten (Erfurt, Halle) bin ich erst mit 13-14 Jahren gefahren, meine Heimatstadt war gerade halb so groß wie Stade. Dort war so richtiger Mischverkehr mit -im Vergleich zu heute- hohem Anteil an Mopeds und kleinen Motorrädern, auch Mähdrescher, Panzer und andere Militärfahrzeuge fuhren auf öffentlichen Straßen. Die gefürchtetsten Engüberholer fuhren übrigens Moped.

    Doch mein schlimmster Unfall war ein - Trommelwirbel - Alleinunfall. Im Wald ist meine Mutter mit ihrem 7-jährigen Sohn auf einer Schotterpiste bergab gefahren. Der hatte ein 20-Zoll-Rad mit Rücktritt und einer Stempelbremse am Vorderrad. Der Rücktritt war nicht dosierbar und die Stempelbremse nahezu unwirksam, sodass ich schreiend den Berg runterrollte und in der rechtwinkligen Kurve am Ende der Abfahrt geradeaus bis zum nächsten Baum gefahren bin. Meine Mutter hat sich natürlich große Vorwürfe gemacht und schon befürchtet, dass ich nie wieder Rad fahren will. .. Zum 10. Geburtstag bekam ich endlich ein Rad mit Felgenbremse, damit war das Trauma überwunden. ;)

    Kurzum: Als problematisch empfand ich weniger den Verkehr, sondern die Ausstattung der Räder und Qualität der Straßen und Wege.

    Wobei natürlich heftige Nachwirkungen der jahrzehntelang gepredigten Doktrin "Du darfst nicht auf der Straße [sic] fahren!" zu bemerken sind. Man hat das quasi mit der Muttermilch eingesogen.

    Mich persönlich macht diese Krisenbeschreibung dankbar für meine Kindheit in der DDR. Da gab es bis auf wenige Ausnahmen keine Radwege, sodass ich als "Straßenkind" aufgewachsen bin. Ich wünschte, alle wären wie ich. ^^

    Die StVO regelt, wie der Konflikt aufgelöst wird, weil eine Kommunikation nur schwer möglich ist: Die einen warten, bis sie überholen können, die anderen ermöglichen das Überholen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Bei Radfahrern kommt erschwerend die Diskriminierung hinzu. Einige erwarten, dass der Konflikt nicht miteinander sondern einseitig vom Radfahrer gelöst wird. Die Radfahrer haben dann den Stress, den Konflikt einseitig auflösen zu wollen (zu glauben, es zu müssen) und es jedoch nicht zu können. Kommunikation als Entspannungsmöglichkeit funktioniert auch nicht, weil Autos Kommunikationskiller sind.

    Ja, das ist ein grundlegendes Defizit. Und doch gebe ich die Kommunikation nicht auf, glotze dafür auch mal durch eine getönte Scheibe, um genau diese Entspannungsmöglichkeit zu suchen. Immer mit der selbstverständlichen Grundhaltung, dass sich hier zwei gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer begegnen.

    Und mit dem Humor, der auch für Yeti unentbehrlich ist, um im Landkreis Stade nicht zu verzweifeln. ;)

    LPI-J: Zwei Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern
    Jena (ots) - Am Dienstag ereigneten sich zwei Verkehrsunfälle im Stadtgebiet, bei denen Radfahrer beteiligt waren. Kurz nach 08 Uhr querte eine 34-jährige…
    www.presseportal.de

    Im ersten Fall ist die Radfahrerin vermutlich an der versetzt geschalteten FG-Ampel mit Mittelinsel gescheitert. Die hintere Ampel war schon grün, die vordere noch rot.

    Der zweite Fall sorgt für Stirnrunzeln, da hatte der Hauptverursacher mal wieder "keine Möglichkeit, den Zusammenstoß zu vermeiden."

    Das beste kommt heute zum Schluss:

    Die Fahrt nach Schwabhausen. Über die B247.

    Ja denkste! T30-Mindestgeschwindigkeit prangt an der Straße,

    Das war schon 1993 so. Und ich freute mich, dass dort keine [Zeichen 254] angebracht wurden und vermutete eine Verbindung vom Radsport zur Verkehrsbehörde. Z.B. war (und ist) in Waltershausen ein sehr aktiver Radsportverein.

    Zwei Klassenkameraden, aus Gotha und Georgenthal, sind zwischen diesen Orten mit dem Rad auf der Nebenstrecke über Emleben gefahren, die ist so 0.5 - 1 km länger. Unter diesem Umstand kann man die B 247 schon mal für die Sportler reservieren. ;)

    Aber von Hohenkirchen nach Schwabhausen verdoppelt sich die Strecke, wenn man über Emleben fährt. Und über den Truppenübungsplatz verdreifacht sich die Zeit, wie wir jetzt wissen. X/

    Diese Tabelle (Messzeitraum 2019 bis 2021) zeigt die von Fahrradfahrer*innen gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeiten in mehreren deutschen Städten an:

    https://cdn.pedelec-elektro-fahrrad.de/wp-content/upl…g_Sreenshot.jpg

    In diesem Screenshot fehlt leider die wichtige Information, ob die Gesamtzeit oder die reine Fahrzeit für Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit verwendet wurde. Die Zahlenwerte legen nahe, dass es die Gesamtzeit war. Dazu kommt die Filterfunktion der App, wenn man statt Bikemap Strava-Daten nähme, hätte man deutlich höhere Geschwindigkeiten weil man eine andere Personengruppe hat.

    Leider habe ich für Hannover keine vergleichbaren Messdaten an einer bestimmten Stelle gefunden,

    Auch bei uns haben sie nicht nur einfach so gemessen. Sondern es ging v.a. um die Frage, ob dort die Breite des Radwegs ausreicht. Zwei Jahre später wurde ein sanierungsbedürftiger Abschnitt desselben auf 4 m verbreitert. Gingen zwar ein paar Bäume dafür drauf, aber das gegenseitige Überholen von Radfahrern geht nun leichter.

    Die Stelle, an der in Jena gemessen wurde, ist auf einer Fahrbahn mit Mischverkehr auf der Fahrräder und andere Fahrzeuge eine gemeinsame Fahrbahn benutzen.

    Als Ort ist Löbstädter Straße 68 angegeben.

    Nein, das ist nur die Adresse vom Kommunalservice, der die Messung vorgenommen hat. Die Messstelle ist etwa hier, auf einer "Hauptschlagader" des Jenaer Radverkehrsnetzes, [Zeichen 240] .

    Als Grenzgeschwindigkeit für die ersten 50 Fahrräder ist 23 km/h angegeben.

    .. für die ersten 50 %. In der Tabelle mit den Stundenwerten sieht man, dass V_50 im Berufs- und z.T. Schülerverkehr zwischen 23 und 25 km/h schwankt und dazwischen etwas niedriger ist. Ich würde da jetzt keine 3 km/h abziehen, denn hier geht es nicht um juristisch unanfechtbare Ordnungswidrigkeitsbescheide sondern nur um ein möglichst präzises Erfassen der gefahrenen Geschwindigkeiten. :saint:

    Vielleicht sind in Jena mehr sportlichen Menschen mit dem Fahrrad unterwegs als in Hannover?

    Gut möglich. Durchaus plausibel, denn hier gibt es auch Anstiege.

    Die oben verlinkte Messreihe wurde im November 2017 aufgenommen. Die Verkehrsbehörde war durchaus überrascht von der Anzahl der Ganzjahresradfahrer.

    Nebenan in Apolda. Was mich daran stutzig macht, ist der Satz:

    Zitat

    Zum Unfallzeitpunkt trug die 35jährige ordnungsgemäß einen Fahrradhelm.

    Aus zwei Gründen.

    1. Es wird suggeriert, dass das Radfahren ohne Helm eine Ordnungswidrigkeit darstellt.

    2. Woher wollen die Polizisten wissen, dass die Frau den Helm ordnungsgemäß auf hatte. Selbst meine eigene Mutter musste ich vor kurzem eindringlich ermahnen als sie ihren Helm leicht und locker auf dem Hinterkopf platzierte. Kein Einzelfall, tritt bei uns so sicherheitsbewussten Deutschen massenhaft auf.

    Inwiefern drangsaliert jemand, der mit dem Fahrrad 12-14 km/h fährt, andere Fahrradfahrer*innen?

    Es sind nicht diejenigen, die langsam und friedfertig Rad fahren, die uns Kummer bereiten, sondern die Behörden, die mit der Absicht (oder dem Vorwand?), die Langsamen zu schützen, die Schnellen ausbremsen. Wenn jemand fast so schnell fahren kann wie ein Moped, ihm aber die (legale) Möglichkeit dazu genommen wird, nur weil er mit Muskelkraft unterwegs ist, ist das bitter.

    Überhaupt: Was spricht denn dagegen, mit dem Fahrrad ein Tempo von 12-14 km/h zu fahren? Das ist immer noch etwa doppelt bis dreimal so schnell als zu Fuß zu gehen.

    Für die friedliche Koexistenz von Rad- und Fußverkehr ist diese Geschwindigkeit angemessen. Z.B. auf diesem Weg (der vor wenigen Wochen umgebaggert wurde) hat es genau so funktioniert. ;)

    Doch wer die ganzen 10 km zur Arbeit so fährt, bräuchte 45 Minuten. Hier in Jena brauchen die meisten, die regelmäßig solche Strecken fahren, 25-30 Minuten dafür. Genau in dieses Mittelfeld reihen sich diejenigen ein, die mit dem Pedelec fahren.

    Es sind zwar nur relativ wenige Fahrradfahrerinnen, die deutlich schneller als mit den üblichen 15 bis 20 km/h unterwegs sind,

    Wird in Hannover wirklich so langsam gefahren? In Jena sind 75 % der mdRzA-Fahrer schneller als 20 km/h unterwegs, Männer und Frauen. Ich war dabei. Auch auf dem Heimweg sind es stabile 75 %.

    Würden Rad und Überholer dagegen wie auf Schienen geradeausfahren, bräuchte man die riesigen Sicherheitsabstände nicht.

    Sehe ich im Prinzip genauso. Ein halber Meter ist da für die Fahrlinienunschärfe des Überholenden eingeplant.

    Dennoch hat unsere Verkehrsbehörde schon damit gedroht, statt eines geplanten Radfahrstreifens sämtlichen Radverkehr auf den Gehweg zu verlagern, wo der Abstand zwischen Bordstein und Tramwagen im Feststellungsentwurf 2,05 m beträgt.

    CKO
    21. März 2022 um 16:46

    Dabei könnten sie noch bis zu 40 cm rausholen, wenn sie in der Fahrbahnmitte statt 3,90 m nur 3,10 m lichte Breite für linksabbiegende Kfz lassen.

    Deswegen wechselt man in solchen Situationen rechtzeitig auf die Fahrbahn, bzw. nutzt einfach diese, um auch KFZ-Betreibern die Möglichkeit zu geben Rücksicht zu üben.

    In meinem Fall war der direkte Weg durchs Stadtzentrum 400 m kürzer und hatte 6 Ampeln weniger. Die gesamte Strecke hatte den Aufbau: Allegro - Largo - Vivace. Habe dabei den langsamen Satz zum Luftholen genutzt. ;)