Beiträge von CKO

    Unsere Polizei-Pressestelle gibt ihren Lesern in der Tat immer wieder Rätsel auf. Ich muss da morgen mal anrufen.

    Sie wissen die genaue Stelle auch nicht. Der meldende Beamte hat es nicht aufgeschrieben. Zumal es ja kein Unfall war, sondern § 223 StGB - Körperverletzung. Da kommt es auf die Breite des Gehwegs sowieso nicht mehr an.

    Genau das habe ich vor 15 Jahren in Nepal gesehen, Tiere inklusive - Kühe haben die höchste Priorität.

    Dazu kommen schadhafte und kurvenreiche Straßen. Je schneller man fährt, umso lauter muss man hupen. Weder Revierkämpfe noch Berührungsängste habe ich dort erlebt. Allerdings gibt es viele Unfälle und auch vergleichsweise viele Verkehrstote, besonders außerorts.

    In Deutschland lernen wir wieder neu - "Sicheres Radfahren in einem gemeinsam genutzten Straßenraum":

    https://bast.opus.hbz-nrw.de/files/2506/A44.pdf

    Hierbei stehen folgende Forschungsthemen im Fokus:

    • Verkehrskultur, -klima und rücksichtsvolles Miteinander
    • Gefahrenwahrnehmung und -bewertung

    Eine echte Wende in der Politik ist indes von einer solchen Konstellation nicht zu erwarten.

    Als wir 2014 in Thüringen einen linken MP bekamen, da haben wir uns ehrlich gefragt, was die ganzen Phrasen vom Politikwechsel eigentlich sollen.

    Was wollen die denn schon großartig anders machen als ihre Vorgänger? Und 2019 führte Ramelow einen erfolgreichen Wahlkampf, indem er sagte: "Seht, wir regieren jetzt schon 5 Jahre und es ist nichts Schlimmes passiert." und überdies eher wie ein SPD-Politiker auftrat. Vom Politikwechsel war da schon längst keine Rede mehr.

    Ach wie sorglos konnte ich als Kind noch auf der Fahrbahn fahren. Heute darf man sich da keinen Fehler mehr erlauben. Nicht mal auf dem Dorf:

    LPI-J: Auseinandersetzung auf offener Straße
    Saale-Holzland-Kreis (ots) - Weil sein 6-jähriger Sohn am Dienstagnachmittag ausversehen auf die Straße fuhr, landete ein 34-Jähriger auf dem Asphalt. Der Mann…
    www.presseportal.de

    Nach dem Polizeibericht muss es sich um die Dorfstraße im Ortskern handeln, die Vater und Sohn von Ost nach West befuhren. Auf dem touristisch angepriesenen Kirchenradweg Jena-Thalbürgel:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Was soll man dazu sagen?

    Kinder müssen die Dummheiten der Erwachsenen ertragen,
    bis sie groß genug sind, sie selbst zu machen.
    -- Jean Anouilh

    Und wir Erwachsene müssen lernen, wie man Konflikte im Straßenverkehr deeskaliert. Bzw. immer vollkommener darin werden.

    Urteile selbst wie der ADAC-Propaganda-Film gegen Popup-Radwege vom 30.7.2020 wohl auf viele wirken wird:

    Etwa so: "Die Radfahrer können die Konsequenzen ihrer Forderungen i.A. überhaupt nicht überblicken. Ihre Verkehrskompetenz reicht dazu einfach nicht aus. Nur jemand, der noch über gesunden Menschenverstand verfügt, sieht klar, wo die Radfahrer am besten aufgehoben sind."

    "am besten aufgehoben" - das klingt sehr pädagogisch ;)

    Was mich an der Argumentation des Buchhändlers am meisten gewundert hat: "Auf der Straße könnten die Radfahrer schneller fahren als man von ihnen erwartet. Das wäre gefährlich! Deshalb sollten sie besser (zwischen den parkenden Autos und dem Gehweg) auf dem Radweg fahren. (Nur dort hat man die Radfahrer unter Kontrolle, und sie fahren nicht so leichtsinnig schnell.)"

    Grundstimmung: Die Radfahrer viel zu unberechenbar. Die will man lieber nicht auf der Straße haben.

    Richtig ungünstig wird es, wenn die beiden Positionen so sehr "kultiviert" werden, dass es zu Spaltungen und Grabenkriege zwischen den Fahrradfahrer*innen kommt. Das nutzt dann nur den Gegnern einer Verkehrswende.

    Diesen Punkt, den Ullie nicht zum ersten Mal erwähnt, finde ich sehr wichtig. Umso mehr, da die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Radfahrer eine größere Bandbreite haben als es in allen anderen Verkehrsmodi der Fall ist.

    Dazu kommen noch lokale Unterschiede, z.B. hat meine Urgroßmutter erst mit 30 Jahren Radfahren gelernt, nachdem sie von Hessen nach Nordsachsen umgezogen sind. Sie ist dann zwar auch regelmäßig gefahren, doch nicht wie die Einheimischen mit dem vollen Kuchenblech unter dem Arm.

    Würde ich z.B. in Münster wohnen, wäre meine Fahrweise warscheinlich eine andere als in Jena:

    gerade in Städten wie Jena wäre das mit dem VC sowas von angebracht und offen machbar:

    - relativ viele Rad Fahrende

    - kaum Platz für Radwegbau

    - kaum Radwege vorhanden

    Auch die eigene Erfahrungen (Stürze, Unfälle ..) gehen nicht spurlos an uns vorüber und können zu Vermeidungsreaktionen führen, bei Frauen oft stärker ausgeprägt.

    Wenn ich häufig auf der Fahrbahn fahre, dann natürlich erstmal, um zügig und sicher voranzukommen. An manchen Stellen aber auch, um diese Verkehrsfläche nicht kampflos aufzugeben, zumal ich auf dem Rad eher zur robusten Sorte gehöre. Auf unserer "berühmten" zHg 60 - Strecke stadtauswärts fast immer im Wettkampfmodus:

    #3794-2020 Straße/Gehweg/Radweg | Jena Mängelmelder

    Nun weiß ich natürlich nicht, ob die E-Mail überhaupt gelesen wurde, denn eine Antwort habe ich nie bekommen. Aber okay,

    Mir scheint, sie haben wie auch in Jena einfach keine Zeit zum Antworten. Der Mängelmelder sorgt schon für genug Stress.

    Doch schon nach wenigen Wochen stelle ich fest, dass die StVB den Verzicht auf den Mängelmelder tatsächlich honoriert und bereits fleißig war.

    Aber ohne Telefon oder öffentliche Veranstaltungen ist es fast unmöglich, etwas Brauchbares heraus zu bekommen.

    klar, die Tricks sind mir bekannt,

    Vor [Zeichen 240] ist man in Deutschland wohl nur an sehr abgelegenen Orten sicher.

    VC bedeutet nicht, mit Tempo 50 (oder 100 außerorts) mitschwimmen.

    Okay, ganz so schnell bin ich nun auch wieder nicht. Zum Mitschwimmen wäre mir Tempo 40 am angenehmsten. Vor knapp 20 Jahren war das mal zHg im Leipziger Zentrum. Inzwischen ist auch dort der moderne "Kompromiss" zu finden, also ein Wechsel aus 30 und 50. Da kommt man völlig aus dem Rhythmus. ;)

    Auch habe ich VC so verstanden, dass man auf Lane Control verzichtet, wenn man das Tempo nicht halten kann. Das entspräche zumindest meiner langjährigen Fahrpraxis, schnellere Fahrzeuge nicht zu behindern und Überholvorgänge ggfs. zu unterstützen. Um nachher wieder genug Puste für die nächste grüne Welle zu haben usw.

    Der aktuellen Dolchstoßlegende beim ADFC Bundesvorstand zufolge wurden die Straßenverkehrsbehörden und das ERA-Autorengremium aber in den letzten 2 Jahrzehnten von "Vehicular Cycling" (VC)-Agenten im Auftrag des fiesen Oberbösewichts Ernst Stavro Blofel^h^h^h John Forester unterwandert.

    Nun hat auch meine Unwissenheit ein Ende, und die Abkürzung VC ist mir nicht mehr fremd. ;)

    Genau das praktiziere ich seit knapp 30 Jahren, wenn ich allein oder gelegentlich mit anderen sportlichen Leuten unterwegs bin. Mitunter hat das auch Wettkampfcharakter. Macht außerdem noch Spaß. Doch es sind nur wenige Radfahrer, die dazu in der Lage sind. Und noch weniger Radfahrerinnen.

    Was mich im Jenaer Beirat Radverkehr überrascht: Der langjährige ADFC-Vorsitzende, inzwischen über 60 Jahre alt, hält dort regelmäßig ein Plädoyer für genau diese Sorte von Radfahrern. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht selbst gehört hätte.

    Auch wenn ich mir wünsche, dass möglichst viele Radfahrer:innen das nötige Grundniveau (physisch, technisch, kognitiv) für VC erreichen, glaube ich nicht, dass man damit die Massen begeistern wird. Dennoch halte ich Kampagnen und Bemühungen, die in diese Richtung gehen, für wichtig. Allein mit Infrastruktur ausreichende Sicherheit gewährleisten zu wollen, funktioniert einfach nicht.

    Die gestellten Bilder vom Berliner Radentscheid mit den Kindern auf der "Angstweiche" zwischen den LKW ärgern mich jedes Mal wieder. Auf einem solchen Niveau, das ausschließlich auf Emotionen setzt, kann man nicht diskutieren.

    Ja, zu solchen Bildern lässt sich der ADFC leider immer wieder hinreißen (auch in Jena). Dabei krankt unsere ganze Gesellschaft daran, dass die meisten Debatten überwiegend emotional geführt werden.

    Dagegen finde ich (als Neuling) dieses Forum hier angenehm sachlich. Wobei ich nicht verschweigen will, dass ich auch mit unseren lokalen Radentscheidern angenehm sachliche Gespräche hatte. Denn die wissen ebenso, dass man ohne gegenseitigen Respekt und Wertschätzung nirgendwo vorwärts kommt.

    Einer meiner Schüler wäre jetzt sicher nicht schwerbehindert, wenn der Transporter vom benutzungspflichtigen Geh-/Radweg mehr als ca. 50 cm Abstand gehalten hätte.

    Das ist eine Sorge, die sich auch in meiner Umgebung viele Eltern machen. Infolgedessen stauen sich noch mehr Elterntaxis vor den Schulen und weniger Kinder lernen von klein auf das Fahrrad als primäres Fortbewegungsmittel kennen und schätzen.

    Bei vielen Wegen frage ich mich, wo denn die Kinder ihre altersgemäßen Sturzerfahrungen sammeln sollen, ohne dass sie gleich im Krankenhaus landen und mitunter lebenslange Schäden davontragen.

    Ebenso dankbar bin ich, dass Th(oma)s die Unfalldaten so akribisch auswertet und messerscharf urteilt, dass die alte Parole vom Reichsverkehrsministerium oft immer noch höhere Priorität hat als allein die Vermeidung schwerer Unfälle.

    Den Beitrag im NDR habe ich auch angesehen. Ein Bias hin zur räumlichen Trennung von Rad- und Kfz-Verkehr ist schon drin. Es ist ja tatsächlich ein Problem, dass es nur selten einen geeigneten "one size - fits all - approach" gibt, da der Radverkehr eben nicht so einheitlich ist wie andere Verkehrsarten.

    Die Enttäuschung der Dorfbewohner über die Absage aus der Landeshauptstadt kann ich sehr gut nachvollziehen. Am "rechten Rand der Republik" wäre so etwas die perfekte Wahlwerbung für die AfD. Die brauchen dann nur noch kommen und sagen "Seht, wir nehmen euch wirklich ernst.", schon haben sie die Stimmen.

    Ebenso nachvollziehen kann ich die hohe Akzeptanz des Bahntrassenradwegs in Kiel. Auch in meiner Heimatstadt Sondershausen ist vor 5 Jahren ein Bahntrassenradweg von 17 km Länge entstanden, der sich hoher Beliebtheit erfreut, beim ganzen Spektrum der Radfahrer, die dort mit 10-40 km/h unterwegs sind. Wohl der Stadt / Region, die über stillgelegte Bahntrassen verfügt: Zweckmäßige Linienführung, geringe Steigung, große Kurvenradien - alles bestens vorbereitet.

    Was mich an der Statistik von Th(oma)s interessiert:

    Gibt es dort einen Trend bei den Unfällen, wo ein Radfahrer vom Seitenraum auf die Straße stürzt und dort sofort überfahren wird?

    Das ist etwas, worüber ich durchaus lokal besorgt bin, da dieser Unfalltyp in der Planung der "Radverkehrsanlagen" (eigentl. [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10], aber dem Nahverkehr zuliebe mit [Zeichen 240] beschildert) komplett ausgeblendet wurde. Jedoch mit zunehmendem Fuß- und Radverkehr mit hohem Kinder- und Seniorenanteil wird so etwas immer wahrscheinlicher.

    Hier nun ein Beispiel, wie eine aufgeschreckte StVB aktiv wurde:

    HinweisschildAbstandAuer.PNG

    Das ist ca. 15 km nördlich von Dresden, wohin ich im August auf Dienstreise gefahren bin. Mit dem Rad in zwei Etappen.

    Da ich nicht trödeln wollte, bin ich in zum Abschluss diese Straße lang und befürchtete schon, deshalb für asozial gehalten zu werden.

    Diese Schilder stehen dort alle zwei Kilometer und ich war angenehm überrascht, wie viel Ehre da den Fahrbahnradlern erwiesen wird.

    Was ich besonders sympathisch finde: Das Radfahren auf der Fahrbahn wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Die Schilder zielen akkurat darauf ab, das Radfahren sicherer zu machen. Darum geht es ja letztlich.

    Aber als ich diese Schilder vor meinem Dresdener Kollegen lobte, habe ich die Ursache erfahren. Der Dresdener Schulamtsleiter wurde vor wenigen Jahren auf dieser Straße tot gefahren. Alkoholisierter Fahrer im Kleintransporter kam ungebremst von hinten.

    Hier die Quelle:

    Vermessungen für Radweg nach Dresden
    Eine Machbarkeitsstudie wird derzeit durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr erarbeitet.
    www.saechsische.de

    Und ja, die Schilder wurden "nur" als Provisorium für einen in näherer Umgebung inzwischen fertig gestellten Radweg aufgestellt. Aber sie sind geblieben.

    Tatsächlich macht der Radfahrer ja auch dann Kratzer, wenn er beim Engüberholen durch den Kraftfahrer umgenietet wird. Und genau weil die Leute natürlich auch dieses Risiko nicht eingehen wollen, werden sie auch sorgfältig aufpassen, dass es beim Engüberholen schon keinen Kontakt gibt.

    So unschön das ist, wenn ich hin und wieder das Gefühl habe, nur als "kratzige Warnbake" zu gelten, die sich gleichförmig bewegt, so sage ich mir tatsächlich oft: Die Sorge um die Unversehrtheit des rechten Außenspiegels schützt mein Leben.

    Innerorts sind es dann oft die Fußgänger, die sich mitunter wie Slalomstangen fühlen wenn der Großteil des Radverkehrs abseits der Fahrbahn abgewickelt wird.

    ich glaub nicht, dass das der grund für abordnung war. hm.

    Wollen wir nachfragen? Es könnte auch an der Bushaltestelle und/oder an der stark frequentierten Einfahrt zum Bäcker liegen.

    Aber ich würde mit der Nachfrage noch warten. Momentan bereitet der StVB die neue StVO mit dem Halteverbot auf Schutzstreifen Kopfzerbrechen.

    Vielen Dank übrigens für die Meldung, über die ich mich sehr gefreut habe, als ich im September meinen Vortrag vorbereitet habe.