Beiträge von Pepschmier

    Wie würdest du es denn sonst nennen? Ein durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführter Verkehrsunfall bleibt eben ein Verkehrsunfall.

    Man könnte ebensogut den Begriff Verkehrsunfall für etwas Unabweichbares reservieren - ein geplatzter Reifen, ein Bergrutsch, ein Meteoritenhagel, eine einstürzende Brücke, etc., kann einen nachfolgenden Verkehrsunfall auslösen.

    Dass aber z.B. das Überholen in oder vor einer unübersichtlichen Kurve mit folgendem Frontalcrash ebenfalls in der "Verkehrsunfall-Statistik" auftacht, finde ich nicht richtig. In der Kriminialitätsstatistik kommts nämlich nicht vor:

    Zitat

    Nicht enthalten sind Staatsschutzdelikte, Verkehrsdelikte...

    Der sprachliche Umgang hat eine Auswirkung auf das Denken und das Denken bestimmt unseren kulturellen Umgang miteinander. Wenn sprachlich alles, was mit dem PKW/LKW passiert, automatisch ein Unfall ist, passiert auch etwas mit unserem Umgang. Und genau das sehen wir im Straßenverkehr, meines Erachtens.

    Das (ziellose) Werfen mit Pflastersteinen über den Gartenzaun würde wohl kaum als Unfall durchgehen, wenn dadurch jemand verletzt oder getötet würde. Das verbreitete Durchfahren einer Ortschaft mit überhöhter Geschwindigkeit oder dem Blick auf dem Handy ist aber sehr wohl ein Unfall, wenn dabei jemand zu Schaden kommt.

    Diese sprachliche Divergenz ist ein nicht zu unterschätzender Faktor dabei, wie wir Ereignisse in der Welt wahrnehmen und einordnen. Selbst darüber nachzudenken ist nicht weit verbreitet, deshalb ist es umso wichtiger, die öffentliche Sprache dafür zu sensibilisieren.

    Besser können wir die zahlreichen Beinahe-Unfälle bei ABBIEGEFEHLERN nicht beschreiben.

    Meine Antwort:

    Doch! Ihr könntet endlich mal aufhören, sowas öffentlich als "Verkehrsunfall" zu verharmlosen. Das wäre ein erster, ungeahnt großer, Schritt. Wie schwer es wohl einem Polizisten aus dem Alabama der 50er Jahre fiel, einen totgeprügelten Neger *nicht* als Unfallopfer zu bezeichnen?

    Zitat

    Gestern Nachmittag (11.08.2020) ist es am Kreisverkehr Falkenbergstraße/Langenharmer Weg zu einem Verkehrsunfall gekommen, bei dem ein Pkw zwei Kinder auf ihren Fahrrädern erfasst hat.

    Ärgert mich regelmäßig, dass sowas offiziell als "Verkehrsunfall" gehandhabt wird. Ist es auch ein "Unfall", wenn ich mit dem Baseballschläger um mich schlage, wenn's an der Supermarktkasse mal wieder nicht schnell genug geht?

    Die eigentlichen Gefährder, oder zumindest diejenigen, die den Radverkehr ungemütlich machen, sind doch diejenigen Verkehrsplaner, die meinen der Autoverkehr müsse immer und überall möglichst schnell fahren dürfen

    Das Dilemma ist m.E., dass auch Frau Lienhard selbst *vermutlich* dieser Meinung ist. Statt vehement zu fordern, den Autoverkehr innerhalb von Städten und Gemeinden auf ein kompatibles Maß für den Mischverkehr zu zähmen, wird (wieder) ein gemeinsamer Ersatzweg für alle anderen gefordert. Die SV-Behörde sagt: "Würden wir gern machen, dürfen wir aber nicht", und alle zusammen schimpfen auf die ERA.

    Ich finde, das ist ein schönes Beispiel für unser heutiges Dilemma: Frau Lienhard und Co. wollen nicht auf der Fahrbahn fahren, weil sie wissen, was sie dort erwartet: Ein Autoverkehr, dem 50+ Jahre suggeriert wurde, dass die Fahrbahn ihm allein gehört und der deshalb mit Fahrradfahrern überhaupt nicht umgehen kann.

    Sie würden es bevorzugen, wenn sie und alle anderen weiterhin auf einem kombinierten Geh/Radweg(?) fahren müssten (aus ihrer Sicht dürften), auch wenn das absolut nicht zukunftsfähig ist.

    Eine radikale Einschränkung des Autoverkehrs (z.B. Temp 20) und Mischverkehr - vielleicht sogar Vorrang von Radverkehr und Fußgängern vor den Autos - wollen sie evtl. gar nicht.

    Für den Autoverkehr fallen mir auch viele Verballhornungen ein: Brumm-Brumm-Machen, Schrankwand-Fahren, Giftgas-Verspühen.

    Für Fußgänger könnte man auch Rumschlurfer, Latscher, Trottoir-Abnutzer, etc. verwenden.

    Kommt in der Presse seltsamerweise nie vor. Diskriminierendes Handeln wird im Denken und Sprechen vorbereitet.

    "Drahtesel-Nutzer". So was ärgert mich regelmäßig. In Bayern wird in der Presse beim Fahrradfahren desöfteren sogar vom "Strampeln" gefastelt. Entsprechende Verblödungs-Euphorismen wie "Brumm-Brumm-Macher" bei Autofahrern hab ich noch nicht gelesen. Schon in seiner Sprache zeigt der Redakteur, was der "richtige" Verkehr ist.

    Der Artikel ist m.E. leider wenig erhellend. Die Schilder am Odeonsplatz hingen da wohl ohne gültige Anordnung. Die wird halt jetzt irgendwann folgen. Und wie die eigentliche Fragestellung ausging - Benutzungspflicht für die Ludwigstraße - erfährt man gar nicht.

    Auch die Formulierung "...Kommunen konnten ihrerseits Straßen mit "besonderer Gefahrenlage" identifizieren..." hört sich so an, als so sie das zwar mal konnten, aber heute nicht mehr.

    Ein "massiv" reduzierter Gesamtbestand bräuchte nicht einmal mehr lokal emissionsfrei zu sein.

    Finde ich richtig.

    Irgendwer sagte mal (im letzten Jahrhundert, Henry Ford?): "Das größte Problem des Automobils ist sein Erfolg." Und angeblich haben sich (auch im letzten Jahrhundert) über jahrzehnte alle Prognosen zur zukünftigen Entwicklung des Autobestands immer wieder als viel zu niedrig erwiesen. Nur die Wissenschaftler von Exxon Mobile(?) haben schon in den 70ern das Klimaproblem, das durch die Verbrennung fossiler Energieträger im 21. Jahrhundert entstehen wird, ziemlich korrekt vorhergesagt.

    Meine Meinung: Solange das Auto nicht auf seinen "Einsatzzweck" reduziert wird - lange Strecken, schwere Lasten, mehrere Personen gleichzeitig - wird sich daran auch nichts ändern. Ich seh aber nicht den Hauch eines Ansatzes dazu.

    2. Welcher Autofahrer soll beim abbiegen einen Radler ernst nehmen oder beachten, wenn der Vorgang schon abgeschlossen ist und der Radler dann die Fahrtbahn kreuzt?

    Das ist wahr. Für das bereits abgebogene KfZ - oder eins aus Gegenrichtung - ist der Radler jemand, der die Fahrbahn überquert. Da müssten explizite Vorfahrt-Achten-Schilder hin, wenn der querende Radfahrer Vorfahrt haben soll. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber in Holland ist das glaub ich so.

    Der Redakteur fährt dort auf einem für Radverkehr freigebenen Radweg

    Was ist das? Ich kenne nur für den Radverkehr freigegebe Gehwege oder für den Radverkehr benutzungspflichtige Gehwege - oder eben reine Gehwege. Ich bezweifle, dass in Bayern bisher jemals ein Radweg nur für Radfahrer gebaut wurde und falls ja, ist seine Benutzung sicher nicht freigegeben, sondern verpflichtend.

    Zitat

    Berliner Verkehrsverwaltung hält am Test mit zwei Kreuzungen fest

    Ich hoffe doch, dass die Mitarbeiter der Verkehrsverwaltung diesen Test selbst durchführen. Jeder Mitarbeiter 6 Monate lang jeden Tag 5 mal mit dem Fahrrad über die Kreuzung. Dann schauen, wieviele noch leben.

    Alles andere wäre ja wohl - höchst makaber?