Nicht nur immunsupprimiert, nene, das wäre zu einfach.
Von Geburt an nur ein Lungenflügel, der ist auch noch futsch (sowas wie Mukoviszidose, nur nicht ganz), krasses Kreislaufproblem (sitzt deswegen im Rolli), achja, sie ist auch noch fast gehörlos (ich sage gern: Schwersthörig).
Sie bekommt also den Ableismus der Gesellschaft seit ihrer Geburt hautnah mit. Nun heißt es: Ja, eigenes Risiko, ist ja immer so, auch mit der Grippe. Als könnte sie etwas dafür, dass sie so eine marode Gesundheit hat, als sei sie deswegen weniger wert, als sei es ihre Schuld, dass sie bei einer Infektion mit einem schnöden Erkältungsvirus fast draufgeht, weil sie sich zur Lungenentzündung noch 'ne Rippenfellentzündung holt und 4 Wochen im KH verbringen darf.
Viele Leute schnallen nicht: Die vulnerablen Leute leben nicht in Altenheimem und Krankenhäusern. Sie fahren mit den Öffis, sie gehen zur Uni, sie wollen mal 'nen gemütlichen Abend in der Kneipe verbringen oder auf eine Party gehen. Sie sind nicht 90 Jahre alt und nierenkrank, sie sind manchmal erst 23 Jahre alt und wollen ganz normal studieren, bitte.
Oder sind 3 Jahre alt und gehen in die Kita.
Oder 12 Jahre und fangen gerade an, zu pupertieren.
Aber ja, verzichtet gern auf die Maske. Meine Maske ist so schick, ich trage sie weiterhin gern und mit Stolz, denn ich schütze meine Freundin und bin für sie da, achte ihre Gesundheit und respektiere, dass sie verletzlicher ist, was das angeht. Und dass sie unfassbar wertvoll ist und erhaltenswert. Ohne sie wäre diese Welt sehr viel dunkler.