Beiträge von Yeti

    Vielleicht etwas verfrüht?

    Nein, längst überfällig. Die (erwartbare) Reaktion des ADFC auf die UDV-Studie ist auch nicht der einzige Grund.

    Und das sagt der ADFC dazu:

    „In den Daten der UDV sehen wir eine klare Häufung der Fahrradunfälle in den Wintermonaten – und das, obwohl im Sommerhalbjahr mehr als doppelt so viel Fahrrad gefahren wird. Radwege sind im Winter häufig mit Laub, Schnee und Eis bedeckt. Das bringt Sturzgefahr. Und diese Gefahr wird weiter zunehmen, wenn Ausbau und Pflege der Radwege nicht schneller vorankommen. ...."

    Der ADFC kritisiert, dass vorhandene "Radwege" unzureichend gepflegt und im Winter geräumt werden und fordert im selben Satz mehr davon.

    Eine "klare Häufung von Unfällen in den Wintermonaten" kann ich in den Daten auch nicht erkennen. Weder in der UDV-Studie, noch vor Ort in der Stader Unfallstatistik.

    Dafür lese ich aber in der ADFC-Meldung, dass im Winter viel weniger Fahrrad gefahren wird. Das ist sicherlich ein wichtiges Argument für die Kommunen, den Winterdienst auf "Radwegen" zu verbessern (Achtung: Ironie!). Und warum eigentlich nur auf Radwegen? Wenn es glatt ist, kann ich mit dem Fahrrad doch auch auf der Fahrbahn stürzen, z.B. in einer Tempo 30 Zone.

    Es ist ja nicht so, dass der ADFC Fahrradwege für reine Wohnstraßen fordert.

    Wo finde ich denn die Kriterien, an denen man erkennt, wo der ADFC Radwege fordert und wo nicht?

    Wenn hier vor Ort jemand "mehr Radwege" fordert, frage ich immer, wo denn genau ein Radweg fehlt, wo ihrer/seiner Meinung einer sein sollte. Die häufigste Reaktion, die ich darauf erhalte, ist ein ratloser Gesichtsausdruck oder tatsächlich die Nennung einer wenig befahrenen Wohnstraße, oftmals in einer Tempo 30 Zone.

    Das Problem sind hier nämlich "Radwege", die niemand braucht und die oftmals auch gar keine sind. Davon brauchen wir ganz sicher nicht noch mehr.

    Ich habe in Gesprächen festgestellt, dass die Angst auf der Fahrbahn gar keine Angst ist, überfahren zu werden, sondern dass vielmehr die Sorge dahinter steht, den Autoverkehr zu behindern. Wer sich selbst als Verkehrshindernis sieht, erwartet doch förmlich die Aggressionen.

    Wenn ich mal angehupt werde (was gar nicht so oft passiert), winke ich immer freundlich zurück und rufe "grüß' dich!".

    Die anderen müssten aber lauter sein, vor allem auch in der CDU selbst. Ich habe mich gerade gestern mit einem unterhalten, der in der CDU ist und der überhaupt nicht begeistert war, was Spahn & Co ständig für einen Mist von sich geben. Das muss er aber nicht mir sagen, sondern in seiner Partei deutlich machen.

    Dann hat diese Fahrrad-Nervensäge also dazu angeregt, die Fahrradpiktogramme auf die Fahrbahn zu markieren?

    Nein, das war das von der Stadt beauftragte Planungsbüro. Die Fahrrad-Nervensäge hat nur immer wieder darauf hingewiesen, dass es dort keine Benutzungspflicht geben darf.

    Denn mir scheint in Stade wird alles was rot gepflastert ist von den meisten Fahrradfahrerinnen als mögliche Fahrfläche angenommen.

    Alles was in Stade rot gepflastert ist, wurde auch mal in der Intention gebaut, Radfahrer von der Fahrbahn zu holen und daher mit einem [Zeichen 240] versehen. Nun sind viele [Zeichen 240] weg, aber auf eine Klarstellung per [Zeichen 239] hat man verzichtet.

    Ansonsten habe ich den Eindruck, dass von den meisten Fahrradfahrerinnen alles als mögliche Fahrfläche angenommen wird, was nicht "Fahrbahn" heißt.

    Es scheint aber so, dass da Leute in der Verkehrsverwaltung arbeiten, die da einen Veränderungsbedarf sehen.

    Nein, im Gegenteil. In der Stader Verwaltung arbeiten Leute, die sich auch 27 Jahre nach Inkrafttreten der StVO-"Novelle" von 1997 mit Händen und Füßen dagegen sträuben, sich an die Regeln zu halten.

    Und es ist einfach so, dass in vielen Kommunen die entsprechende Gesetzesänderung zur Fahrradwege-Benutzungspflicht nur sehr zögerlich auf Akzeptanz gestoßen ist. Aber auch in Stade ist das doch schließlich angekommen, sonst hätte sich doch niemand die Arbeit gemacht, die weißen Fahrradpiktogramme auf die Fahrbahn zu markieren.

    Es gibt hier eine Fahrrad-Nervensäge, die seit Jahren darauf besteht, dass sich die Verwaltung an geltendes Recht hält. Außerdem hat man einen Verkehrsentwicklungsplan erstellen lassen und dem beauftragten Planungsbüro ist aufgefallen, dass hier viele Dinge im Argen liegen und verbessert werden müssen.

    Von alleine ist hier aber niemand auf die Idee gekommen, etwas zu ändern. Der Slogan von Stade lautet schließlich "Stade - erfrischend vertraut". Das ist das Boomer-Motto, wie Angela Merkels "Weiter so" zum Quadrat. Also bloß keine Veränderung, weil wir das Vertraute so erfrischend finden. Eigentlich grenzt es schon an ein Wunder, dass Frauen hier wählen dürfen. So viel Veränderung muss jetzt erstmal für die nächsten 200 Jahre reichen.

    ...weil es in Hannover einige Stellen gibt, an denen blaue oder grüne Fahrradpiktogramme verwendet werden, um damit anzudeuten, dass es die Möglichkeit gibt, mit dem Fahrrad die Fahrbahn zu benutzen.

    Die Möglichkeit, mit dem Fahrrad die Fahrbahn zu benutzen, ist bereits in §2 (1) und (4) StVO angedeutet.

    Und er ist an der Stelle auf deinem Foto nicht nur 90 cm breit, sondern 1,50 (mit Bordstein),

    Frage: Wie soll dort eine Person mit Rollator, Rollstuhl, Kinderwagen, etc. an einer anderen Person vorbeikommen, die an der Haltestelle auf den Bus wartet (vielleicht selber mit Rollator, Kinderwagen, ...). Aber SIe haben natürlich Recht, weil ich den Bordstein nicht dazugerechnet habe. Dort könnte man sicherlich noch vorbei balancieren. Dass die Regelwerke eigentlich noch einen Sicherheitsraum von 50cm zur Fahrbahn vorsehen: geschenkt!

    Als wäre das nicht als reiner Gehweg schon schlimm genug: Warum muss man da auch noch das asoziale Gehwegradeln erlauben? Ein Kollege von mir nutzt diese Haltestelle regelmäßig mit seinen Kindern und er erzählt, dass sich dort immer wieder Leute auf dem Fahrrad völlig rücksichtslos verhalten. Das sind genau die Arxxxlöcher, die sich dort gegenüber Fußgängern so benehmen, wie sie selbst auf der Fahrbahn nicht behandelt werden wollen. Wenn diese Leute das Fahrrad stehen lassen, wenn es nicht mehr erlaubt ist, auf dem Gehweg zu fahren, wäre das gut so!

    Tempo 30 könnte man damit begründen, dass dann auch endlich die Radverkehrfreigabe auf dem Fußweg beendet wird.

    Tempo 30 gilt dort bereits.

    Dieses Bild wurde übrigens fünf Monate nach der Gehwegfreigabe und der Ankündigung der Stadt, die Bordsteinabsenkung "zeitnah" anzupassen, aufgenommen. Auf die Idee, die Gehwegfreigabe zurückzunehmen, was 15 Minuten gedauert hätte, um das Schild abzuschrauben, ist man aber nicht gekommen.

    Auch auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Fahrradfurt markiert und da findet nach Ausschilderung gar kein Fahrradverkehr auf dem Bürgersteig statt.

    Doch. Auch der Gehweg auf der anderen Seite ist freigegeben, war vorher sogar benutzungspflichtig.

    Was sagt denn die Verkehrsverwaltung in Stade dazu, dass Radwegfurten markiert werden, wo gar keine Fahrradwege sind?

    Das verstehen die nicht. Hier gibt es auch Radwegfurten, wo Radfahrer gar keine Vorfahrt haben.

    Radwegfurt ohne Radweg: Kuhweidenweg - Google Maps Das liegt vielleicht daran, dass die StVO erst dahinter auf dem Betriebsgelände gilt.

    Radwegfurt ohne Vorfahrt, sogar noch mit einem aufgemalten [Zeichen 205] verdeutlicht:

    In deinem Beispiel aus Stade ist es nicht gut, dass die Radverkehrsfurt auf eine Bürgersteig zuläuft. Es ist aber nicht mit der Absicht gemacht worden, dass dort Fahrradfahrer*innen dazu gebracht werden sollen zu stürzen. Es ist auch nicht mit der Absicht gemacht worden, dass Fahrradfahrer*innen unbedingt auf den Gehweg auffahren sollen.

    Es ist vielleicht nicht in der Absicht gemacht worden, dass Radfahrer dort stürzen, aber es war den Verantwortlichen völlig egal. Das Ganze wurde im letzten Jahr neu gemacht. Das ist keine Altlast aus den 1970er Jahren, sondern da haben sich Leute aus der Stader Verwaltung zusammengesetzt und beschlossen, dass das eine gute Idee ist und dass man Geld dafür ausgibt, diesen Mist so umzusetzen.

    Man hat die Gehwegfreigabe in voller Absicht auf dem 90cm schmalen Gehweg angeordnet, obwohl man wusste, dass dort auch noch eine Bushaltestelle ist. Man hat nicht erst den Bordstein abgesenkt und dann den Gehweg freigegeben, sondern das war 6 Monate lang der Normalzustand. Man hat auch gar nicht hinterfragt, ob es möglich ist, dass sich dort Fußgänger und Radfahrer begegnen. Daher hat es auch ein halbes Jahr lang niemanden interessiert, dass die neue Furtmarkierung auf einen nicht abgesenkten Bordstein zuläuft.

    Alles was man wollte, war eine Option, dass nicht alle auf der Fahrbahn fahren müssen und mit diesem tollen Angebot ist die Erwartung verbunden, dass es auch fleißig angenommen wird und Radfahrer Fußgänger, ÖPNV-Fahrgäste und sich selbst in Gefahr bringen, damit der Autoverkehr dort weiter ungehindert schneller fließen kann als erlaubt.

    Nur in München ist jeder zweite getötete Radfahrer ein Solo-Unfall, in Hamburg dagegen ist es nur jeder fünfte…

    ADFC Bundesverband über München: "Die Münchener Raaadweeege sind so schlecht. Wir brauchen mehr und bessere Raaadweeege!!!"

    ADFC Bundesverband über Hamburg: "80% der getöteten Radfahrer kommen bei Unfällen mit anderen Fahrzeugen ums Leben. Wir brauchen mehr und bessere Raaadweeeege!!!!"

    Andere mögliche Erklärungen mit Bezug zur Studie:

    - In München fahren mehr Leute besoffen Fahrrad

    - Münchener können schlechter Fahrrad fahren als Hamburger

    - In Hamburg fahren weniger Leute ein Pedelec

    Alle Behauptungen ohne Quellen 8), außer:

    - In Hamburg gibt es keine Straßenbahn

    Es ist leider so, dass solche Fehl-Ausschilderungen gar nicht mit bösem Willen oder einer bestimmten Ideologie im Hinterkopf geschehen.

    Doch, das habe ich sogar schriftlich: Fahrbahnen sollen exklusiv dem Autoverkehr vorbehalten sein, weil Radfahrer den Verkehrsfluss stören.

    Der Verkehrsfluss von Radfahrern auf Gehwegen mit Schrittgeschwindigkeit zählt dabei nicht, weil Radverkehr kein richtiger Verkehr ist. Ideologischer und bösartiger geht es nicht.

    Im Bericht werden zwei infrastrukturbedingte Auffälligkeiten genannt: Bordsteinkanten und Straßenbahnschienen, die beide zu Risiken werden, wenn sie im spitzen Winkel überfahren werden.

    ADFC:

    Zitat

    Die Unfallforschung der Versicherer zeigt in einer neuen Studie, dass die Alleinunfälle von Radfahrenden zunehmen. Ein Problem, das vor allem durch mangelhafte Infrastruktur verstärkt wird.

    Im UDV-Bericht steht das anders:

    Zitat

    Gut ein Drittel der polizeilich erfassten Alleinunfälle ist jedoch zumindest teilweise auch infrastrukturbegünstigt. Borde und vor allem Straßenbahnschienen sind hierbei die wichtigsten Problemstellen.

    Und dann steht da noch:

    Zitat

    Die polizeilich erfassten Alleinunfälle sind vor allem durch den Faktor Mensch bedingt, das Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit und fehlerhaftes Fahrverhalten sind dominierende Unfallursachen. Alkohol fällt vor allem in den polizeilichen Daten auf, etwa jeder sechste erfasste Alleinunfall ist demnach ein Alkoholunfall. Nach den Aussagen der Befragten ist Alkoholkonsum hingegen weniger von Bedeutung (jeder 25. Unfall).

    Gefühlte (ADFC-) Realität und nachprüfbare Fakten gehen wieder einmal auseinander.

    Der ADFC nutzt es natürlich gleich für einen "Wir brauchen bessere und vor allem viel mehr Raaadweeege!!!!"- Aufschrei.

    Erwartungsgemäß haben die den Bericht gar nicht gelesen, denn darin findet man auch folgendes:

    Zitat

    Die befragten Radfahrenden sehen zwar in der Infrastruktur häufiger als im eigenen Verhalten die Hauptursache für ihren Unfall, schildern jedoch zahlreich eigenes Fehlverhalten bei der Beschreibung des Unfallhergangs.

    Beim ADFC sieht es aber so aus:

    Radfahrer für ihr (Fehl-) Verhalten selbst in die Verantwortung zu nehmen, greift demnach zu kurz, denn schuld sind immer die Anderen. Winterglätte ist vor allem auf "Radwegen" ein Problem und daher brauchen wir mehr davon. :rolleyes:

    Aus dieser Studie gleich einer der ersten Sätze:

    Zitat

    Der Anstieg resultiert einerseits aus einer gestiegenen Radverkehrsleistung. Wurden in 2002 82 Millionen Personenkilometer pro Tag mit dem Fahrrad erbracht, war es 2017 mit 112 Millionen Personenkilometern pro Tag schon ein Drittel mehr [8].

    Steht das auch im Spiegel?

    Dualer Blödsinn, zwei Beispiele. Darum lehne ich "duale Führungen" ab.

    1. Erschließungsstraße, max. 400 Kfz/h, zHG 30 km/h (keine Zone), leichtes Gefälle, Fahrbahn voller Fahrradpiktogramme.

    Für die Lemminge, die sich dort trotzdem nicht auf die Fahrbahn trauen, hat man den 90cm breiten Gehweg an einer Bushaltestelle auch für Schleichradler freigegeben. Mit Schrittgeschwindigkeit ist es sicherlich auch nicht so schlimm, wenn man der Radwegfurt folgt und an deren linken Seite auf eine nicht abgesenkte Bordsteinkante fährt. Hauptsache nicht auf die Fahrbahn!

    2. Erschließungsstraße, max. 350 Kfz/h, 50 km/h. Vorher war das Kunstwerk in beiden Fahrtrichtungen mit [Zeichen 240] benutzungspflichtig, nun hat man die Piktogramme für einen gemeinsamen Geh- und "Radweg" ohne Benutzungspflicht markiert. Die Piktogramme hat man zwar in beiden Richtungen aufgemalt, aber ein [Zusatzzeichen 1022-10], das es tatsächlich erlauben würde, mit dem Fahrrad auf der falschen Straßenseite zu fahren, gibt es nicht. Interessiert aber niemand und wenn nicht einmal die Verkehrsbehörde die Verkehrsregeln kennt, kann man es von Radfahrern wohl auch nicht erwarten.

    An den Kreuzungen gibt es folgerichtig auch keine [Zusazzeichen 1000-32][Zeichen 205] und auf Radwegfurten hat man sowieso überall verzichtet. Am Ende steht auch kein [Zeichen 239], das endgültig klarstellen würde, dass man dort nicht fahren darf. Man hofft wohl, dass die Leute dort trotzdem weiter geisterradeln, um die wenigen Autos die dort fahren, nicht zu stören. Die Holzleiste im Vordergrund ist inklusive der schwarz-gelb gestreiften Enden 2,50m lang.

    Sie haben überhaupt nichts verstanden. Die "duale Lösung" schafft nur neue Gefahren und beseitigt keine Einzige.

    Wer sich nicht traut, durch den Kreisverkehr bei Apensen mit dem Fahrrad auf der Kreisfahrbahn zu fahren, kommt dort gar nicht erst hin. Es sei denn, es gibt Leute, die zwar kein Problem damit haben, auf einer Landstraße bei zHG 100 km/h auf der Fahrbahn zu fahren, aber nicht in einem Kreisverkehr, wo alle langsam fahren.