Beiträge von Yeti

    Das hatte ich bislang nicht gewusst, vielleicht hatte Yeti das früher schon mal erwähnt?

    Ja, mehrfach. Die Benutzungspflicht wird auf dem gesamten Abschnitt zwischen Altländer Straße bis zur Wallstraße aufgehoben, wo sie jetzt noch besteht. Das ist ohnehin nicht durchgängig, sondern die blauen Schilder wurden mit der Gießkanne verteilt oder seit 1973 dort vergessen.

    Hier sieht man, warum dort jeder auf der Fahrbahn fahren kann. Ich bin dort vorhin dreimal hin und her gefahren und wurde dabei ein einziges Mal überholt (mit ausreichendem Abstand). Bevor sich jemand wundert, dass ich so schnell fahre: Das ist doppeltes Tempo :)

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    Für Yetis Beispiel am Salztorscontrescarpe kommt m. E. allenfalls ein [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1022-10] in Betracht. Das bietet dem jetzigen [Zeichen 240] gegenüber den Vorteil, dass Radfahrer legal die Fahrbahn benutzen können.

    Ob man grundsätzlich nur das Fahrbahn-Fahrradfahren dort anordnet, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie stark der KFZ-Verkehr das Fahrradfahren dort beeinträchtigt und ob ggf. Maßnahmen ergriffen werden, den KFZ-Verkehr dort einzuschränken, z. B. Tempolimit 30 km/h.

    Aber erst mal besteht doch das Problem, dass die Stader Verkehrsbehörde an der Radwegbenutzungspflicht am Salztorscontrescarpe festhält [Zeichen 240] , jedoch gleichzeitig Markierungen aufbringt, die den Radverkehr auf die Fahrbahn leiten soll.

    Der Weg ist zu schmal, um die gemeinsame Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer zu erlauben.

    Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30km/h ist im gesamten Bereich geplant und wird hoffentlich zusammen mit der Aufhebung der Benutzungspflicht zeitnah umgesetzt. Das ist alles längst seit über einem Jahr beschlossen, und wurde jetzt in der falschen Reihenfolge umgesetzt: Man hätte erst den Bordstein absenken müssen und dann mit der Fertigstellung einer sinnvollen Markierung zeitgleich die Benutzungspflicht aufheben und Tempo 30 anordnen sollen. Meine Vorschläge zur Gestaltung der Überleitung und Verweise auf die ERA 2010 wurden nicht beachtet. Das Tempolimit hätte man auch schon vorher anordnen können, damit sich die Leute schon mal dran gewöhnen.

    Aber hier hat man erst die Markierung aufgemalt, ohne dass der Bordstein abgesenkt ist und ohne dass man dort bereits auf der Fahrbahn fahren darf. das Tempolimit kommt dann vermutlich 3 Monate später, so dass der Eindruck hängen bleibt, dass das total gefährlich ist, dort auf der Fahrbahn zu fahren und nachträglich noch gerettet werden musste.

    Auf der Häuserseite endet der Gehweg hier an dieser Stelle: https://goo.gl/maps/mTZPSHwU9n5xzpJs9

    Danach gibt es nur noch den Gehweg auf der Burggrabenseite. Wie du richtig erkannt hast, gibt es alleine auf diesem 250m langen Abschnitt bis zur Altländer Straße zwei Gefahrenstellen und der Gehweg hat (wenn auch knapp) nicht einmal die Mindestbreite. Was man bei Google Maps nicht erkennt, ist darüber hinaus die Tatsache, dass der Weg in einem schlechten baulichen Zustand ist.

    Ich sehe da in letzter Zeit erfreulich viele Radfahrer, die trotz immer noch angeordneter Benutzungspflicht lieber auf der Fahrbahn fahren. So groß wie bei dir scheint der Wunsch, auf Gehwegen Fahrrad zu fahren also gar nicht ausgeprägt zu sein. Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass nicht nur junge und sportliche Radfahrer dort auf der Fahrbahn zu sehen sind, sondern zunehmend auch ältere Semester, von denen gerne behauptet wird, dass man für diese Zielgruppe um jeden Preis eine Alternative schaffen muss, nicht auf der Fahrbahn fahren zu dürfen.

    Mir ist auch klar, dass es weiterhin Radfahrer geben wird, die auf dem Gehweg fahren werden, weil sie um keinen Preis auf der Fahrbahn fahren wollen. Es gibt aber auch Autofahrer, die auf Landstraßen gerne 120km/h fahren wollen und die ihr Auto im Parkverbot parken und die um keinen Preis 100m zu Fuß gehen würden. Es ist aber nicht die Aufgabe einer Verkehrsbehörde, die Verkehrsregeln nach deren Wünschen anzuordnen, sondern die Vorgaben der VwV-StVO umzusetzen. Darin steht unter anderem, dass die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer Vorrang hat vor der Flüssigkeit des Verkehrs: Konkret bedeutet das in diesem Fall eben auch, dass die Sicherheit der Fußgänger wichtiger ist als die Flüssigkeit des Autoverkehrs und nicht umgekehrt.

    Beim Gehwegradeln kann man nach dem Opportunitätsprinzip entscheiden, wie konsequent man gegen Verstöße vorgeht. Ich würde eine 80-jährige Seniorin nicht anzeigen, die dort mit 11km/h auf dem Gehweg mit ihrem Fahrrad entlang schleicht. Aber ihretwegen würde ich das trotzdem nicht generell erlauben.

    Ich wollte in dieser Situation nicht derjenige ADFC-Vertreter sein, der die ersatzlose Streichung der Radverkehrsfreigabe einfordert.

    Das ist das Problem des ADFC, wenn er das nicht einfordert. Dein Beispiel zeigt gut, warum ich strikt dagegen bin: Der Platz wäre vorhanden, aber man scheut davor zurück, den Autoverkehr in irgendeiner Form einzuschränken. Sei es durch ein Tempolimit oder den Rückbau von Parkplätzen. Solange man diesen Murks klaglos hinnimmt, wird sich nie etwas daran ändern, dass Radfahrer und Fußgänger nur Verkehrsteilnehmer 3. Klasse sind.

    Ich bin auch keinesfalls dafür, überall gemeinsame Geh- und Radwege ohne Benutzungspflicht einzurichten. Ich glaube aber, dass man diese Möglichkeit in Betracht ziehen kann, wo es das geringe Fußgängeraufkommen und die baulichen Voraussetzungen hergeben. Wo das nicht der Fall ist, sollte man auch kein [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] aufstellen, weil man davon ausgehen muss, dass dort kein Radfahrer nur mit Schritttempo fährt. Und wenn der Weg nur mit Schrittgeschwindigkeit sicher benutzbar ist, dann sollte man das Radfahren darauf aus Sicherheitsgründen verbieten.

    Jede Infrastruktur, die benutzt werden darf, muss auch für alle sicher benutzbar sein. Das ist insbesondere für Radfahrer auf Gehwegen in den allerwenigsten Fällen gegeben und daher sollten gemeinsame Geh- und Radwege die absolute Ausnahme bleiben, unabhängig davon, ob sie benutzungspflichtig sind oder nicht. Man sollte innerorts benutzungspflichtige gemeinsame Geh- und Radwege auch komplett verbieten und allenfalls über eine Freigabe nach den Kriterien der RASt06 nachdenken:

    - gemeinsame Führung nur bei geringem Fußgänger- und Radverkehrsaufkommen

    - keine Unterschreitung von Mindestmaßen in Abhängigkeit des Fuß- und Radverkehrsaufkommens

    - keine Gefahrenstellen in Form von schlecht einsehbaren Kreuzungen, Grundstücksausfahrten oder dichten Hauseingängen

    - keine Gefällestrecken, auf denen Radfahrer hohe Geschwindigkeiten erreichen

    - niemals dort, wo es überdurchschnittlich viele, besonders schutzbedürftige Fußgänger gibt

    Das [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] sollte man komplett streichen.

    Entweder ist ein Weg dazu geeignet, dass er gemeinsam von Fußgängern und Radfahrern benutzt wird, oder eben nicht. Leider wird das von vielen Kommunen als "Radweg 2. Klasse" eingesetzt, wenn man eingesehen hat, dass ein [Zeichen 240] tatsächlich unzulässig ist. Als Teil der Fahrradblase kann man sich zwar darüber freuen, dass man solche Wege dann nicht mehr benutzen muss, aber viele Radfahrer werden eben doch weiter darauf fahren und keiner davon wird Schrittgeschwindigkeit einhalten.

    Auch wenn das oft abgestritten wird, gibt es auch die Möglichkeit, gemeinsame Geh- und Radwege ohne Benutzungspflicht einzurichten. Es fehlt lediglich eine bundeseinheitliche Kennzeichnung solcher Wege und klare Kriterien, unter welchen Voraussetzungen das möglich ist. Leider hat es dieser Punkt wieder nicht eindeutig in die StVO geschafft und damit werden auch weiterhin klare Vorgaben in der VwV-StVO auf sich warten lassen.

    In den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen RASt06 gibt es einen Abschnitt zur gemeinsamen Führung des Fuß- und Radverkehrs. Dort sind auch Ausschlusskriterien definiert, wann so etwas überhaupt nicht infrage kommt. Die RASt06 ist zwar nur ein R1-Regelwerk und keine verbindliche Vorschrift, aber sie geht auch über eine bloße Empfehlung hinaus. Sollte ich als Fußgänger auf einem dafür ungeeigneten Weg einen Unfall mit einem Radfahrer haben, würde ich jedenfalls auch versuchen, die Kommune haftbar zu machen, weil die RASt06 den Stand der Technik wiedergeben.

    Zu den Ausschlusskriterien für jegliche gemeinsame Führung gehören unter anderem:

    - Wege, die weniger als 2,50m breit sind. 2,50m sind demnach das Mindestmaß bei geringem Fußgänger und Radverkehrsaufkommen bis 70 Personen / Std. gesamt. Bereits bei mehr als 150 Fußgängern und Radfahrern pro Stunde in Summe wird eine Mindestbreite von 4m gefordert. Diese Werte werden insbesondere in der Nähe von Schulen immer überschritten.

    - Gehwege mit besonders schützenswertem Fußgängerverkehr, z.B. Senioren, Kinder, Behinderte

    - Wege mit mehr als 3% Gefälle

    - An Straßen mit intensiver Geschäftsnutzung

    - Bei einer dichten Folge von unmittelbar an den Gehweg angrenzenden Hauseingängen

    - Bei stark frequentierten Haltestellen ohne gesonderte Warteflächen

    Der Gehweg an der Salztorscontrescarpe hat nicht einmal die Mindestbreite von 2,50m (allerdings nur knapp darunter). Das Fußgänger- und Radfahreraufkommen dürfte allerdings regelmäßig über 70 (Fg + Rf) / Std. liegen. Gefälle gibt es dort keines und auf der Straßenseite befindet sich nur der Burggraben und keine Haus- oder Geschäftseingänge. Allerdings gibt es in der Straße eine Seniorenwohnanlage. Die Bushaltestellen werden nicht den ganzen Tag über regelmäßig bedient.

    Es sind also bereits zwei von sechs Ausschlusskriterien erfüllt. Da kenne ich in dieser Stadt Straßen, in denen alle Ausschlusskriterien erfüllt sind.

    Hier "Am Hofacker" ein linksseitiger gemeinsamer Geh- und "Radweg" mit [Zeichen 240] an einer Behinderteneinrichtung mit Gefälle und zahlreichen schlecht einsehbaren Grundstücksausfahrten von Gewerbebetrieben, der Teil eines Schulweges ist. Ansonsten schnurgerade, wenig Kfz-Verkehr und Tempo 30. Mehr kann man wirklich nicht falsch machen, sollte man meinen.

    Aber in Stade kann man das noch steigern, z.B. in der Thuner Straße. Dort gibt es drei Schulen, einen Kindergarten und ein Seniorenheim, Gefälle und unmittelbar angrenzende Geschäftseingänge und ebenfalls Benutzungspflicht im Zweirichtungsverkehr.

    Aber du argumentierst ja auch mit dem Fußgängerschutz. Und die wären zumindest formell besser geschützt, wenn dort wo jetzt das Schild Gemeinsamer Fuß- und Radweg steht, zukünftig ein Schild stünde Fußweg + Radfahrer frei.

    Die Fußgänger sind am besten geschützt, wenn sie den Gehweg für sich alleine haben.

    Dabei habe ich den Eindruck, dass du daran interessiert bist, um jeden Preis die Fahrradfahrer*innen von den Fußwegen fernhalten zu wollen. Warum bist du da so kompromisslos?

    Weil ein Gehweg zum Gehen und nicht zum Fahren da ist (sonst hieße er "Fahrweg" oder "Fahrbahn") und weil die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer wichtig ist, dazu gehören auch die Fußgänger. Auch Fußgänger haben ein Recht auf gefühlte Sicherheit und darauf, auf Gehwegen nicht ständig auf der Hut vor Gehwegradlern zu sein. Und weil ich nicht will, dass man ängstlichen Radfahrern eine scheinbare Sicherheit auf Gehwegen vorgaukelt, während diese Wege voller Gefahrenstellen sind. Und weil ich nicht akzeptiere, dass man Radfahrer und Fußgänger auf schmalen Wegen zusammen pfercht, nur damit der Autoverkehr immer freie Fahrt hat.

    Reicht das?

    Das Lastenrad als umweltfreundliche Alternative? So eher nicht.. Aber wenigstens wird das mit dem "Übersehen" schwierig.

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    Das ist ein Gehweg, auf dem Radfahrer nichts zu suchen haben. Dass es bislang sogar vorgeschrieben ist, darauf Rad zu fahren, liegt an der unfassbaren Ignoranz und Inkompetenz der Stader Verwaltung. Hier existieren nur Kräfte, die Radfahrer um jeden Preis von der Fahrbahn fernhalten wollen. Mit denen rede ich nicht mehr, sondern lasse mit ihnen reden.

    Mein Anliegen ist es, dass das Radfahren hier sicherer wird. Mir persönlich ist der Blödsinn, den die Stader Verkehrsbehörde anordnet, mittlerweile egal und ich fahre so, dass ich sicher bin. Mir geht es aber auch um andere und auch die sollen sicher Rad fahren. Dazu gehört auch, dass man die Leute vom Gehweg runterholt und dass man aufhört, das gefährliche Geisterradeln zu erlauben oder sogar vorzuschreiben.

    Verkehrsregeln sind kein Wunschkonzert.

    Es ist einfach nicht zu fassen...

    Dieses Blauschild sollte schon vor über einem Jahr weg. Dass das VZ240 an einem getrennten Geh- und Radweg steht: geschenkt.

    Spannend wird es hinter dem Gebüsch:

    Nicht nur, dass dort Geisterradeln tatsächlich vorgeschrieben ist und sich der Herr im orangefarbenen T-Shirt verkehrsrechtlich gesehen völlig korrekt verhält...

    Nein, hinter dem Gebüsch wartet seit gestern das hier auf einen. Man beachte die Bordsteinabsenkung.

    Hier die Anordnung zum Geisterradeln (zum Glück leicht zu übersehen).

    Bereits der erste Versuch im letzten Oktober, Radfahrer auf die Fahrbahn zu leiten (trotz weiterhin bestehender Benutzungspflicht) kann nicht als erfolgreich bezeichnet werden. Zur Erinnerung:

    Im Winter war zumindest das Gebüsch noch nicht im Weg,

    Dann dachte man zunächst, dass alles, was man falsch gemacht hatte, die Strichbreite sei und hat den halben Breitstrich schwarz übergetüncht.

    Es ist ein hoffnungsloser Fall... ;(

    Wenn meine Mutter nicht mehr selbst mit dem Auto fährt, würde sie sich ein Taxi rufen, das aus der Stadt kommt, wo sie hin möchte. Anschließend würde sie sich mit dem Taxi nach hause fahren lassen, das anschließend wieder zurück in die Stadt fährt. Das würde die Anzahl der Autofahrten glatt verdoppeln. Auch durch die Nutzung von Car-Sharing würde sich die Anzahl der Autofahrten nicht reduzieren, es sei denn man würde dann tatsächlich auch gemeinsame Wege gemeinsam erledigen. Das Parkplatzproblem gibt es auf dem Land nicht.

    Es hat in den vergangenen Wochen auch gut mit der Nachbarschaftshilfe funktioniert, indem Nachbarn für sie mit eingekauft haben, als sie lieber zuhause bleiben wollte. Das ändert aber nichts an dem grundlegenden Problem, dass es in dem Dorf, in dem sie wohnt, nichts mehr gibt. Und auch, wenn wir uns darin einig sind, dass es dem Auto zu "verdanken" ist, dass es im Dorf nichts mehr gibt, löst man das Problem nicht dadurch, dass man einfach das Auto abschafft. Erst müssten die Angebote wiederkommen, die durch das Auto verschwunden sind, damit die Leute bereit wären, wieder auf ein eigenes Auto zu verzichten. Die Angebote kommen aber erst wieder, wenn es eine Nachfrage gibt, aber die Nachfrage besteht nicht, so lange alle ganz einfach mit dem Auto in die nächste Stadt fahren können. Das ist ein Teufelskreis, den man nicht einfach durchbrechen kann, indem man den Leuten erzählt, dass sie auch ohne Auto klarkommen, wenn sie es nur wollten.

    Mit Denkverboten nach dem Motto, der Privat-PKW-Besitz im ländlichen Raum sei alternativlos, und wer was anderes sagt, der hat keine Ahnung oder der ist ein Schwarz-Weiß-Maler, kommen wir in dieser Sache aber nicht weiter.

    Du hast entweder immer noch nicht gelesen, was ich geschrieben habe oder du willst es nicht verstehen. Ich habe dir das Denken nicht verboten, aber zwingen kann ich dich auch nicht dazu.

    Ich habe nicht geschrieben, dass der Privat-PKW-Besitz im ländlichen Raum alternativlos ist. Ich habe geschrieben, dass es derzeit in einigen Situationen ohne PKW nicht geht. Auf dem PKW kann auch "Taxi" draufstehen oder "Car-Sharing", aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es Menschen gibt, die bestimmte Wege nicht mit dem Fahrrad erledigen können, zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen und dass es gerade auf dem Land oftmals eine miese ÖPNV-Versorgung gibt. Dass darüber hinaus auch Bequemlichkeit ein gewichtiger Grund für einen privaten PKW ist, streite ich überhaupt nicht ab. Aber ich halte es für absolut anmaßend, wenn sich Stadtbewohner, denen ein bequem erreichbarer ÖPNV zur Verfügung steht und wo Erledigungen des täglichen Bedarfs oftmals in fußläufiger Entfernung getan werden können, hinstellen und behaupten, man könne auf dem Land auch problemlos ohne eigenes Auto leben.

    Vor allem habe ich nicht geschrieben, dass dieser Zustand alternativlos ist und nicht geändert werden könnte. Aber derzeit ist das noch nicht so. Und dort, wo es Alternativen gibt, sind diese oftmals nur unter Inkaufnahme größerer Mühen nutzbar. Ich habe den nächsten Supermarkt nur 1km von zuhause entfernt, da kann ich problemlos zu Fuß und mit dem Fahrrad einkaufen. In Hannover-Linden hast du es sicherlich auch nicht weit zum Einkaufen und vermutlich gibt es auch in Umkreis von 500m um deine Wohnung mindestens zwei Haltestellen, die regelmäßig bedient werden. Meiner 76-jährigen Mutter, die auf dem Land wohnt, möchte ich aber nicht zumuten, mit einem Fahrradanhänger 10km weit zum Einkaufen zu fahren. Einen Einkauf mit dem ÖPNV zu unternehmen, bedeutet dort, dass man dafür mindestens einen kompletten Vormittag einplanen müsste. Es ist völlig realitätsfremd, dies als Alternative zum Auto zu betrachten.

    Yeti ist jetzt auch vom "Autovirus infiziert"

    Der war gut! :D

    Die Welt ist aber viel bunter und nicht nur schwarz-weiß. Ob es einem gefällt oder nicht: Es gibt derzeit Situationen, in denen das Auto tatsächlich alternativlos ist. Da kann man natürlich diskutieren, ob es nicht Alternativen dazu gibt, dass diese Situation überhaupt besteht oder ob man dafür nicht andere Lösungen finden könnte. Tatsache ist aber leider, dass es mögliche Alternativen derzeit nicht in ausreichendem Maße gibt, und zwar auf dem Land noch weniger als in den Städten.

    Gefährlicher Leichtsinn: Fahrrad-Fahrer rast Berg herunter - Unbekannter hat Draht auf Hals-Höhe gespannt

    https://www.hna.de/lokales/kreis-…r-13804024.html

    Leichtsinn? =O Was jetzt? Einen Berg hinunter zu rasen, wo doch Drähte auf Halshöhe gespannt sein könnten? Oder hält die HNA es für leichtsinnig, Drähte auf Halshöhe über Mountainbikestrecken zu spannen?

    Und was sagt der Radfahrer dazu?

    Zitat

    Er sei auf dem steilen Stück nicht so schnell mit seinem Fahrrad unterwegs gewesen, betont er. So habe er der Gefahr noch ausweichen können.

    Vielleicht liegt das aber auch daran, dass es hier ja genügend Parkplätze gibt und man grundsätzlich weder im Stau noch vor Ampeln herumstehen muss.

    Und Radfahrer sind einem dort auch nicht im Weg :)

    Ich glaube, dass die Auto-Fixiertheit auf dem Land noch viel größer ist als in den Städten. Dafür gibt es auch nachvollziehbare Gründe, weil das Auto tatsächlich in mehr Fällen alternativlos ist als in der Stadt. Aber es ist deswegen noch lange nicht komplett alternativlos.

    Und wie du auch sagst, ist das Autofahren auf dem Land noch viel bequemer als in der Stadt: Einen Parkplatz findet man immer und meistens auch direkt vor der Tür. Es gibt keinen Stau und wenig Verkehrsstress. Das ÖPNV-Angebot erfordert umfangreiche Planung. Wer vielleicht noch zwischendurch mal von einem Bus in einen anderen umsteigen muss, ist direkt aufgeschmissen, wenn es zu Verspätungen kommt.

    Wenn ich mit dem Bus von der Schule nach hause gefahren bin, dann habe ich während der letzten Unterrichtsminuten meine Sachen gepackt und habe mit dem Schulgong den Klassenraum verlassen. Schulschluss war um 13:00 Uhr und um 13:13 Uhr fuhr der Bus von einer knapp 1km entfernten Haltestelle. Der nächste Bus fuhr um 15:30 Uhr. Da haben die Lehrer mal doof geguckt, wenn sie "nur ganz kurz" noch was loswerden wollten, aber das ging einfach nicht anders.

    Das Verhalten der Leute wird sich danach richten, was für sie am bequemsten ist. Und solange es bequem ist, ins Auto zu steigen und die 1,5 km zum Bäcker zu fahren, wird das halt auch die häufigste Fortbewegungsart sein.

    Dieses Verhalten wird ja auch noch dadurch verstärkt, indem die Bequemlichkeit des Autoverkehrs gefördert wird, indem man Zufußgehen und Radfahren unbequemer macht. Gerade auf dem Land gibt es "Radwege" in den Ortschaften, die kann sich in Hamburg niemand vorstellen. Die schlimmsten "Radwege", die ihr aus Hamburg kennt, sind dort der Normalfall und in der Regel ist das auch alles benutzungspflichtig, weil die Aufgaben der Verkehrsbehörde hinsichtlich des Radverkehrs dort komplett ignoriert werden.

    Und es wird immer so getan, als würden auf dem Land alle Leute grundsätzlich nur weite Strecken fahren. Aber auch dort werden kurze Wege völlig unnötig mit dem Auto zurückgelegt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass Autofahren auf dem Land noch normaler und auch weniger stressig ist als in der Großstadt, weil das Auto sowieso zum Einkaufen und den Weg zur Arbeit in Ermangelung eines nutzbaren ÖPNV immer benutzt wird.

    Ich habe meine Kindheit und Jugend in den 1970er und 1980er Jahren in einem 800-Einwohner Dorf in Südniedersachsen verbracht. Bis zu meinem 16. Lebensjahr war ich im Alltag nur mit dem Schulbus und mit dem Fahrrad unterwegs. Freizeit nach der Schule war Fahrradfahren oder mit dem Fahrrad zu Freunden zu fahren. Aber dann begann auch bei mir die Motorisierung und ich habe überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht, dass vorher auch alles mit dem Bus und mit dem Fahrrad ging. Mit 16 war es das Moped und mit 18 das Auto, das war damals überhaupt nicht infrage gestellt und das Umdenken hat noch lange nicht bei allen begonnen, sondern das ist auch heute für viele immer noch genauso normal wie es für mich vor 35 Jahren war.

    Die Busanbindung auf dem Dorf war in der Tat grottig, aber man konnte damit zur Schule fahren und auch wieder nach Hause. Wenn man abends noch mal in die nahe Stadt wollte, fuhr aber überhaupt kein Bus mehr. Die letzte Verbindung aus der Stadt nach Hause ging um 18:15 Uhr. Mit dem Fahrrad waren es 9km in die nächste Stadt, wo ich auch zur Schule gegangen bin. Das war machbar, aber im Winter (gab es damals noch) kam das auch nicht in Frage.

    Später hat meine Mutter eine Stelle bei der Stadtverwaltung angenommen und dann hat sie mich morgens immer im Auto mit zur Schule genommen. Immerhin bin ich öfter von ihrem Arbeitsplatz zur Schule gegangen als dass sie mich mit einem Umweg direkt vor der Schule abgesetzt hat. Dass wir auch gemeinsam mit dem Bus fahren konnten, war überhaupt kein Thema.

    Damals gab es in dem Dorf auch noch zwei Bäcker (mit eigener Backstube und keine Fertig-Backmischungs-Erhitzer), eine Poststelle (auf einem Bauernhof: da musste man klingeln, wenn man etwas abgeben oder abholen wollte), je eine Filiale der Volksbank und der Sparkasse, einen kleinen Lebensmittelladen und einen Fleischer. Von alledem ist heute nur noch der Fleischer übrig geblieben, der aber auch gerade überlegt, den Laden ganz zu schließen und nur noch die Wochenmärkte zu bedienen und den Partyservice aufrecht zu erhalten (auch gerade schwierig, wenn es keine großen Partys gibt). Wenn der aus Altersgründen dicht macht, wird es garantiert keinen Nachfolger geben, sondern dann ist auch dieser Familienbetrieb, der über mehrere Generationen geführt wurde, Geschichte.

    In die Garagen, die man in den 1970er Jahren gebaut hat, passen die heutigen Karren nicht mehr rein und daher steht alles an der Straße. Dort, wo wir früher Fußball gespielt haben, und unsere Tricks auf dem Fahrrad oder Skateboard geübt haben, stehen jetzt Autos.