Beiträge von Yeti

    Dann kommt auch noch so ein Fahrrad-Alien daher und behauptet, das Fahrrad sei ein "Verkehrsmittel". Ein männlicher ADFC-ler hätte dir wahrscheinlich reflexartig eine runtergehauen :)

    Der Einzige, der mir auf der Fahrt eine runterhauen wollte, war ein Autofahrer, den ich gefragt habe, ob er seine Karre unbedingt so auf den "Radweg" stellen muss, dass man gar nicht mehr vorbei kommt. Er sagte, es sei ein Notfall, weil sein Kind gerade das Auto vollgekotzt hätte. Vielleicht hätte ich nicht antworten sollen, dass ich sein Kind verstehen kann bei solchen Eltern. Dann hat er sich aber trotzdem nicht getraut, zuzuhauen (ich heiße ja nicht Malte). Im ADFC war der wohl eher nicht. :)

    Ich bemerke in letzter Zeit, dass ich zunehmend aggressiv auf diese ganze S$*%§# reagiere.

    Denn eigtlich will ich nur von A nach B. Und/oder zurück nach A.

    Ja, wenn man erstmal die Büchse der Pandora geöffnet hat und einem bewusst wird, welche Verachtung einem als Radfahrer auf jedem Meter entgegengebracht wird, ist es frustrierender, als wenn man sich mit dem Thema einfach nicht befassen würde. :(

    Als ich am Freitag am Startpunkt der Sternfahrt nach Hangover in Mellendorf angekommen bin, sagte ich zu einem Bekannten, dass die Wedemark die reinste Fahrradhölle sei. Kurz vorher habe ich linksseitig an der L190 eine plattgetrampelte Wiese mit einem [Zeichen 240] gesehen, in Mellendorf gleichzeitig auf beiden Straßenseiten [Zeichen 240] auf 1,50m schmalen Buckelwegen und so weiter. Also alles noch so wie 1970, nur dass an den damals gebauten Wegen mittlerweile auch der Zahn der Zeit heftig genagt hat. Eine daneben stehende Dame (Anfang 70) mit Wahnweste vom örtlichen ADFC-Ortsverband widersprach mir eifrig und betonte, dass es in der Wedemark ganz wunderbare Waldwege gäbe, auf denen man prima Fahrrad fahren könne. Ich habe ihr dann auch erzählt, dass ich mit dem Fahrrad nicht durch den Wald fahren, sondern auch irgendwann mal ankommen möchte und dass für mich das Fahrrad ein Verkehrsmittel und nicht nur eine Freizeitbeschäftigung ist. Das konnte sie sich wohl auch nicht vorstellen, war dann aber doch ein wenig beeindruckt, als ich verraten habe, dass ich gerade aus Stade mit dem Fahrrad angereist war.

    Am Freitag habe ich mir das Fahrradland Niedersachsen auf dem Weg nach Hangover angeschaut. Hätte ich überall angehalten, um Fotos zu machen, wäre ich vermutlich immer noch nicht da.

    Zum Glück führte meine Route über die Straße, die links wegführt.

    Hier hat man die Fahrbahn vor kurzem neu asphaltiert, aber den "Radweg" fand man wohl noch OK. Mir ist auf der gesamten Strecke ein einziges Auto begegnet. Eine Notwendigkeit, den "Radweg" zu benutzen, konnte ich nicht erkennen.

    Würde man in Niedersachsen alle diese Verkehrszeichen, die vor "Radweg"-Schäden warnen, entfernen und zum Schrotthändler bringen, könnte man mit dem Erlös vermutlich den Haushalt sanieren. Auch hier nebenan eine Fahrbahn, die vermutlich in den letzten 5 Jahren neu asphaltiert wurde.

    Überraschung am Ortseingang: Der linksseitige "Radweg" mündet in diesen weiterhin in beiden Fahrtrichtungen mit [Zeichen 240] versehenen Seitenstreifen. Man kann es eigentlich gar nicht verübeln, dass darauf geparkt wird. Oder gilt die Gosse bereits als bauliche Trennung?

    Hier hat man sogar den "Radweg" auf einer Strecke von 5km neu asphaltiert. Das Vertrauen in die eigenen Baukünste scheint aber nicht so groß zu sein, denn die Warnungen vor "Radweg"-Schäden hat man stehen gelassen und nur beiseite gedreht.

    Kleiner Tipp an die Verkehrsbehörde: Wenn das Fahrradpiktogramm nicht auf den Schutzstreifen passt, ist er wohl zu schmal.

    Auf der L190 zwischen der B214 und Elze gibt es hingegen keinen "Radweg", sondern da ist Fahrbahnradeln angesagt. Mapillary

    Offenbar war gerade Stau auf der parallelen A7 und da war auf der Umleitungsstrecke in beiden Fahrtrichtungen viel los. Allerdings wurde nicht ein einziges Mal gehupt und von den geschätzt 250 PKW und LKW, die mich auf dem Abschnitt überholt haben, haben die allermeisten auch ordentlich Abstand gehalten. Als sich wegen durchgängigem Gegenverkehr eine längere Schlange hinter mir gebildet hat, bin ich aber auch mal artig rechts rangefahren und habe Platz gemacht. Kurz danach stand ich mit dem Fahrrad allerdings selbst im Stau, wo die Umleitungsstrecke zur A7 in Berkhof über eine Ampelkreuzung führt.

    Positiv überrascht war ich allerdings vom 3-spurigen Radweg in der Vahrenwalder Straße in Hannover (sogar mit Pozilei-Eskorte).

    Aber wenn man dann brav auf dem bestens ausgebauten und breiten Radwegen fährt, hat man auch nie Vorfahrt. Am Kreisverkehr sowieso nicht, da haben dann laut dem OLG Hamm weder der Fahrbahnverkehr noch der Radverkehr irgendwie Vorfahrt, der Radverkehr aber auf jeden Fall noch weniger Vorfahrt als der Fahrbahnverkehr:

    Das ist allerdings alles noch steigerungsfähig. :)

    Alleine auf dem Bild sind 5 [Zeichen 206] zu erkennen (eins von hinten) und 3 weitere findet man auf der anderen Seite dieses bedeutenden Verkehrsknotenpunktes. Außerdem sind an der Kreuzung noch 5 [Zeichen 240] verarbeitet worden, da der "Radweg" hier die Straßenseite wechselt und in Blickrichtung hinter der Kreuzung auf der linken Seite weitergeht. Nur auf die obligatorischen [Zusatzzeichen 1012-32] hat man erstaunlicherweise in diesem Ensemble verzichtet.

    Ich kann berichten, das ich es heute heile über diese Kreuzung geschafft habe, obwohl am Horizont schon ein herannahendes Kraftfahrzeug zu erahnen war.

    aber hier nahm sich tatsächlich ein wütender Kraftfahrer die Zeit, beim Überholvorgang abzubremsen und mich bei Tempo 25 ins Straßenbegleitgrün zu drängen.

    Sowas ist mir unterwegs auf freier Strecke tatsächlich noch nie passiert. Enges Überholen natürlich schon, teilweise auch mit offensichtlicher Absicht, aber in den meisten Fällen funktioniert das überraschend gut, selbst wenn sich nebenan ein sogenannter "gut ausgebauter Radweg" befindet.

    Ein einziges Mal hat sich ein Autofahrer hupend und wild gestikulierend neben mir positioniert und ist dann langsam nach rechts gezogen, um mich zum Anhalten zu zwingen. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Dienstfahrzeug der Stadt Stade und am Lenkrad um einen Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes handelte, der gerne mit mir darüber reden wollte, warum ich kurz vorher nicht auf dem "Radweg" gefahren sei. Ich wollte gerade vorschlagen, die Polizei zur Moderation des Gespräches hinzuzuziehen, als sein Feuerwehrpieper ihn zu einem Einsatz gerufen hat. Ansonsten hätte ich ihn gerne seine Geschichte der Polizei erzählen lassen, einschließlich seines Versuchs, den renitenten Radfahrer zu stoppen. Im Nachhinein hätte eine Anzeige wegen Verkehrsgefährdung in Ermangelung einer Videoaufnahme natürlich nichts gebracht, da er sich dann in aller Ruhe für den Anhörungsbogen eine andere Geschichte hätte ausdenken können.

    Ein Notarzt untersuchte und versorgte beide Unfallopfer. Während der Unfallverursacher sich leicht verletzte, erlitt die Radfahrerin schwerere Verletzungen, war aber durchgehend ansprechbar.

    Der Autofahrer ist also laut Polizei auch ein Opfer des von ihm selbst verursachten Unfalls.

    Immerhin wird tatsächlich ein Verursacher benannt.

    Wenn dann noch Kinder dazukommen, setzt es einfach aus.

    In der Tat scheint das Kinder-"Argument" besonders stichhaltig zu sein, um an gefährlichsten Regelungen festzuhalten. Hauptsache kein Tempolimit, sondern lieber sowas.

    Auch hier lautet das Totschlagargument: "Schulweg".

    In dieser Richtung [Zeichen 240]

    In Gegenrichtung (linksseitig und mit Gefälle) [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10]. Natürlich fährt dort niemand mit Schrittgeschwindigkeit.

    Die Ecke ist so beschissen einsehbar, dass man auf der gegenüberliegenden Straßenseite sogar einen Spiegel aufgestellt hat.

    Leider enthält die Unfallstatistik keine Information darüber, auf welchen Verkehrsflächen gefahren wurde und man müsste alle Unfallorte einzeln anschauen, ob es dort "Radwege" gibt.

    Ich halte die Wahrscheinlichkeit für größer, dass bei Unfallorten des Typs "Einbiegen-/Kreuzen-Unfall", an denen es keinen "Radweg" gibt, auf dem Gehweg gefahren wurde, als dass an Unfallorten mit "Radweg" auf der Fahrbahn gefahren wurde.

    Wie bekommt man das denn nur in die Köpfe der "wir-wollen-noch-mehr-Radwege"-Fraktion? :/

    Bei der heutigen Demo gegen den Bau der A20 in Stade marschierten mehrere Hundert Teilnehmer unter anderem durch Stades erste und bisher einzige Fahrradstraße, weil sich dort in der "Villa Sorgenfrei" die Niederlassung der Autobahn GmbH befindet. Die Teinehmer skandierten: "Was haltet ihr von Andi Schuer? Was er macht wird schlecht und teuer!" und dann ging es weiter zum Büro des CDU-Kreisverbandes: "Ernak Ferlemann auf den Mond, das ist Raumfahrt, die sich lohnt!"

    Hunderte Menschen demonstrieren gegen Autobahn-Projekt A20
    Gegen das Autobahn-Projekt A20 haben am Samstag nach Angaben der Polizei rund 200 Menschen in Stade demonstriert. Die Veranstalter schätzten die Zahl der...
    www.sueddeutsche.de

    Die Frage ist, was man alles zum ländlichen Raum zählt. Ich wohne in einer Stadt mit 50.000 Einwohnern in einer ländlichen Umgebung im Speckgürtel einer Großstadt. Hier kann man alles erledigen und zwar im Umkreis von maximal 5km. Insofern halte ich hier in der Kleinstadt das Fahrrad / Lastenrad für das ideale Transportmittel.

    Das zeigt sich auch daran, dass unsere freien Lastenräder sehr gut genutzt werden. Kürzlich gab es den Startschuss für weitere freie Lastenräder im Elbe-Weser Raum. Da geht es um kleinere Ortschaften bis 15.000 Einwohner, in denen es auch Kindergärten, Schulen, Banken, Ärzte und Einkaufsmärkte gibt. Im Umkreis von bis zu 10km um diese Orte liegen weitere Dörfer, aus denen man mit einem Pedelec auch problemlos dorthin gelangen kann, ohne dass das gleich in Sport ausartet.

    Ich glaube, dass das Potenzial des Fahrrades im ländlichen Raum massiv unterschätzt wird. Natürlich gibt es auch die Pendler, die aus dem nördlichen Landkreis Stade nach Hamburg pendeln und die in Dörfern leben, wo es keine (oder keine attraktive) Busverbindung nach Stade gibt, von wo aus die S-Bahn oder der Regionalexpress nach Hamburg fährt. Von denen erwartet ja niemand, dass sie aus Freiburg nach Hamburg mit dem Fahrrad fahren und schon gar nicht mit dem Lastenrad. Wobei ich jemanden kenne, der oft mit dem S-Pedelec von Balje nach Stade zur Arbeit fährt (einfache Strecke 35km).

    Verstehe gar nicht, was das doofe "aufm Land brauchste kein Lastenfahrrad" überhaupt soll. Ist es nicht grade dort super?

    Lastenräder triggern vor allem die Leute von der "ohne-Auto-geht-es-nicht"-Fraktion, weil ihnen dadurch wesentliche Argumente für die Alternativlosigkeit des privaten Kfz genommen werden. Da schmerzt es natürlich ganz besonders, wenn Menschen einfach auch im ländlichen Raum zeigen, dass man ohne Auto klarkommen kann. Vielleicht nicht immer, aber öfter als man denkt.

    Am Sonntag war ich bei einer Übergabe von jeweils 5.600,- EUR Fördergeld an fünf neue Lastenradinitiativen im Elbe-Weser Dreieck dabei. Die Lastenräder werden in Ortschaften mit jeweils 5.000 - 10.000 Einwohnern stationiert, in denen alles vorhanden ist: Vom Kindergarten bis zum Supermarkt, wo die Leute bislang alle die 2km mit dem Auto hingurken, weil das Leben dort angeblich ohne Auto nicht möglich ist.