Beiträge von Yeti

    Klugscheißmodus: Die erzielbare Bremsverzögerung ist weder von der Fahrzeugmasse noch von der Reifenbreite abhängig. :)

    Da die Bremsen auch vor 50 Jahren schon ausreichend dimensioniert waren, um die Räder zum Blockieren zu bringen, ist die einzige Möglichkeit die Erhöhung des Reibungskoeffizienten, also ABS (Haftreibung ist größer als Gleitreibung) und ggf. andere Gummimischungen der Reifen und andere Rauheit der Fahrbahn.

    Der mit großem Abstand häufigste Regelverstoß von Radfahrern, den ich hier beobachte, ist falsche Straßenbenutzung. Vorwiegend Fahren auf der falschen Straßenseite und / oder auf Gehwegen. Entweder aus Unwissenheit, dass man das nicht darf, z.B. weil ein Gehweg zuvor noch ein benutzungspflichtiger Geh-/Radweg war, oder weil sie der festen Überzeugung sind, dass das sicherer ist, oder weil es der direktere Weg ist.

    Rotlichtverstöße werden überwiegend aus Unwissenheit begangen, weil den Leuten nicht klar ist, welche Ampel für sie gilt. Wenn es absichtlich geschieht, dann oft, weil die Wartezeiten absurd lang sind.

    Bei E-Scootern kommt zum Geisterfahren und Gehwegbenutzung noch das Fahren zu zweit hinzu. Die Trefferquote, dass ein Verstoß begangen wird, liegt gefühlt bei >75%.

    Ich überlege, ob ich in dem Portal eintrage, wo ich trotz Benutzungspflicht auf der Fahrbahn fahre. :)

    Da steht ja auch "mehr oder weniger rational". Ich habe mal eine Kollegin angesprochen, die auf dem Gehweg gefahren ist, in einer Straße, wo dieser Gehweg vormals ein benutzungspflichtiger kombinierter Geh- und Radweg war. Sie war davon überzeugt, dass das sicherer ist und insoweit war ihre Entscheidung, dort zu fahren, rational begründet. Dass sie von falschen Tatsachen ausgegangen ist, steht auf einem anderen Blatt. Sie hat ihr Verhalten danach auch tatsächlich geändert, nachdem wir darüber gesprochen haben und ich ihr auch von meinen Erfahrungen berichtet habe.

    Und du schreibst selbst, du hättest kein Problem damit, wenn dort nur noch Tempo 30 max. gefahren werden dürfte. Willkommen im Club! Wie wir das hinkriegen können, dass dort tatsächlich auch nur Tempo 50 max. oder ggf. Tempo 30 max. gefahren wird, das wäre ein neues Thema

    Ja, stimmt. Das wäre ein neues Thema. Tatsächlich wird dort häufiger schneller als 50 km/h gefahren. Die Straße ist aber schnurgerade und gut einsehbar und daher habe ich trotzdem noch keine einzige gefährliche Situation auf der Fahrbahn erlebt. Vielleicht gab es andere Situationen, an denen ich nicht beteiligt war, die aufgrund überhöhter Geschwindigkeit für irgendwen gefährlich wurden. Daher bin ich doch der Letzte, der sich nicht dafür aussprechen würde, dass dort auch mal Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden, oder dass die Regelgeschwindigkeit innerorts auf 30 km/h abgesenkt wird.

    Mir geht es um diese Absolutheit, mit der der ADFC Forderungen stellt:

    Zitat

    Aus Sicherheitsgründen halten wir überall dort, wo sich Rad- und Kfz-Verkehr die Straße teilen, eine Angleichung der Geschwindigkeiten für unabdingbar.

    Da steht nicht "die Angleichung der Geschwindigkeit ist wünschenswert" oder "dem Sicherheitsempfinden zuträglich". "Unabdingbar" heißt, dass es ohne nicht geht und das ist Quatsch. Leider fühlen sich die "Besorgten" dadurch bestätigt, dass man dort auf der Fahrbahn nicht sicher ist. Ein Interessenverband, der sich wirklich für die Verkehrssicherheit seiner Mitglieder einsetzen würde, dürfte aber keine Aussagen verbreiten, die die Leute davon abhalten, sich sicher zu verhalten, sondern müsste sie dazu ermutigen, statt auf dem Gehweg auf der Fahrbahn zu fahren. Auch, wenn dort schneller als 30 km/h gefahren werden darf, ist das nämlich in diesem Fall um Größenordnungen sicherer.

    Aus Sicherheitsgründen halten wir überall dort, wo sich Rad- und Kfz-Verkehr die Straße teilen, eine Angleichung der Geschwindigkeiten für unabdingbar.

    Sehen wir mal davon ab, dass wohl nicht die Straße, sondern die Fahrbahn gemeint ist, bedeutet "überall unabdingbar", dass es keine Ausnahme gibt, oder?

    Und im Umkehrschluss heißt das, dass überall, wo die zHg innerots 50 km/h beträgt, Radverkehr nicht sicher auf der Fahrbahn stattfinden kann? Egal, bei welcher Verkehrsbelastung, egal bei welcher Fahrbahnbreite, egal bei allem Anderen, was eine Rolle spielen könnte?

    Wie will man damit den Leuten Lust aufs Radfahren machen, wenn man lieber Ängste schürt?

    Mit dieser Straße hat mein Techtelmechtel mit der Stadt Stade angefangen. Damals, als ich noch nicht im Thema steckte und auf dem benutzungspflichtigen "Radweg" gefahren bin, habe ich ständig gefährliche Situationen erlebt.

    Es war immer das Selbe und genau das, was eigentlich zu erwarten war, weil dort alles Idiotische gemacht wurde, was es aus gutem Grund schon lange nicht mehr geben durfte. Ich habe es mal im Winter 2018/2019 gezählt und kam alleine in dieser Straße auf 5 gefährliche Situationen in 6 Monaten. Mit "gefährlich" meine ich, dass ich durch scharfes Bremsen oder abruptes Ausweichen einen Unfall verhindern musste.

    Seit sechs Jahren fahre ich dort ausschließlich auf der Fahrbahn und habe seitdem keine einzige gerfährliche Situation erlebt. Das heißt, dass das Radfahren für mich dort unendlich viel sicherer geworden ist. Und selbst, wenn ich morgen eine gefährliche Situation erleben würde, wäre das eine einzige in 6 Jahren im Vergleich zu 5 in 6 Monaten. Das wäre immer noch ein Sicherheitsgewinn um den Faktor 60.

    Und was wäre die Aussage des ADFC dazu? Dass es auf der Fahrbahn nicht sicher ist, weil die Autos dort 50 km/h schnell fahren dürfen. Dann also lieber "Radweg"? Ich hätte kein Problem damit, wenn das Tempo auf 30 runtergesetzt würde, aber für meine Sicherheit ist es dort schlichtweg nicht erforderlich.

    Vor der letzten Kommunalwahl hatten fast alle Parteien irgendwas mit "Radverkehr fördern" im Wahlprogramm stehen. Ich habe dann gefragt, was sie genau vorhaben. Die häufigste Antwort war "Mehr Radwege bauen". Auf meine Frage, wo sie denn noch mehr Radwege bauen wollen, gab es dann keine Antwort mehr, sondern verwunderte Blicke.

    Gerade hier gibt es ja viel zu viele "Radwege", also Nebenflächen, auf denen man lediglich Radverkehr dem Autoverkehr aus dem Weg schaffen will. Noch mehr davon? Bitte nicht.

    Die Stader Grünen haben sich zu der Aussage entblödet, man müsse "Rad- und Fußverkehr gemeinsam denken". Konsequenter Weise haben sie versucht, eine der ganz wenigen sinnvollen Maßnahmen zu verhindern, dass in Verlängerung der einzigen Fahrradstraße auf einem unabhängigen Weg der Fuß- und Radverkehr besser getrennt wird. Stattdessen haben sie einen Gegenantrag gestellt, einen gemeinsamen Geh- und Radweg zu bauen, weil das weniger Platz benötigt und völlig ausreichend sei.

    Das ist alles das Laien-Niveau, für das der ADFC nicht alleine verantwortlich ist, das er aber jeden Tag aufs Neue befeuert. Zugegeben: Eine gemeinsame Führung des Rad- und Fußverkehr fordert auch der ADFC nicht, aber das kommt dabei heraus, wenn immer nur die Trennung vom restlichen Fahrzeugverkehr gefordert wird.

    Klar auch bei der Eisenbahn gibt es seit jeher eine krasse Form der Separation

    Diese Separation ist aber physikalisch begründet, weil die Eisenbahn nicht ausweichen kann und einen viel längeren Bremsweg hat. Flug- und Schiffsverkehr ist übrigens auch vollständig vom anderen Verkehr getrennt. Auch das hat physikalische Gründe.

    Ullie hat Recht: nee, der ADFC fordert nicht an jeeeeder Straße Radwege

    Yeti hat Recht: ja, der ADFC fordert an jeder Straße Radwege

    Mir ist auch klar, dass es vom ADFC wohl nicht so gemeint ist und in Fahrradstraßen und VbB vermutlich keine "Radwege" gefordert werden. Trotzdem steht das da und es wird nicht differenziert, wie es DMHH vorgeschlagen hat. Genau diese fehlende Differenzierung macht einem aber die Diskussionen vor Ort schwer und daher kritisiere ich, was und vor allem: wie es der ADFC fordert.

    Ich kritisiere auch, dass "Radwege" immer nur als Problemlösung gepriesen werden und mit keinem Wort erwähnt wird, welche Probleme dadurch erst geschaffen werden. Es ist nunmal so, dass sich die Entscheider darauf berufen, weil beim ADFC eine gewisse Expertise vermutet wird und hier niemand versteht, warum ich gegen "Radwege" bin. Dieser ganze Mist, dass Gehwege per [Zeichen 240] zum "Radweg" erklärt werden, kommt doch nur deshalb so lange durch, weil niemand infrage stellt, dass Verkehrssicherheit durch möglichst umfassende Separation erhöht wird.

    sondern darum, dass Radwege in einem sicheren Zustand sind

    Wäre es so gemeint, wie Sie behaupten, dann hätte der ADFC geschrieben, dass die meisten Radwege abgeschafft gehören, weil sie meistens in einem desolaten Zustand sind und ohnehin keinen Beitrag zu einer höheren Sicherheit leisten.

    Der ADFC hätte ja auch schreiben können: Wenn schon "Radwege" vorhanden sind, dann sollten sie wenigstens auch die genannten Kriterien erfüllen, die auf der Fahrbahn selbstverständlich sind. Hat man aber nicht gemacht. Auch sonst lese ich beim ADFC nicht, dass man natürlich sicher und komfortabel auf der Fahrbahn Radfahren kann, sondern nur, dass mehr "Radwege" gebaut werden sollen. Auf denen ist es dann zwar weniger sicher und meistens auch weniger komfortabel, aber es fühlt sich wenigstens so schön flauschig an.

    Fahrrad-frei flanieren kann er doch auf der A4. Ich schätze ihn so ein, dass er ohnehin lieber in seinem Auto flaniert als zu Fuß.

    Aber die Idee hat was. Vielleicht sollte man wirklich mal testweise einen verkaufsoffenen Sonntag organisieren, bei dem die Fußgängerzone für Autos freigegeben wird. Ich habe die naive Hoffnung, dass die Leute dann merken, wie shize das ist.

    Der ADFC Bundesverband (um den geht es mir) schreibt:

    Zitat

    Damit Radfahren für alle sicher und komfortabel ist, brauchen wir überall Radwege, die...

    Das heißt im Umkehrschluss, dass Radfahren dort, wo es keinen "Radweg" gibt, nicht für alle sicher und nicht komfortabel ist. Da dort explizit "überall" steht, meint der ADFC Bundesverband alle Straßen (also auch Fahrradstraßen, T30 Zonen).

    An keiner Stelle finde ich beim ADFC, dass das Radfahren auf der Fahrbahn oftmals die bessere Wahl ist, weil die Forderungen dort schon alle erfüllt sind. Sondern da lese ich nur, dass das total gefährlich ist, weil man ständig zu eng überholt wird. Man fokussiert sich auf Probleme, anstatt auf die Vorteile zu verweisen und wenn es um Sicherheit geht, dann ausschließlich um gefühlte (vermeintliche) Sicherheit.

    Mit der ADFC-Strategie schürt man Ängste und hält Leute davon ab, Fahrrad zu fahren. Würden die Forderungen des ADFC umgesetzt, wäre Radfahren tatsächlich gefährlicher. Das ist ein Radfahr-Verhinderungs-Verband, dessen primäre Zielgruppe inzwischen wohl Gelegenheitsradfahrer sind, die mit dem Auto in den Wald fahren, um dort eine Radtour zu machen. Meine Interessen sehe ich da allerdings nicht vertreten. Stattdessen werden Unwahrheiten über die StVO verbreitet, nach der angeblich die Flüssigkeit des Autoverkehrs Priorität über die Verkehrssicherheit hätte. Außerdem fehlt dem ADFC "ein klares Bekenntnis zur Vision Zero".

    Das ist der erste Satz in der VwV-StVO:

    Zitat

    Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) regelt und lenkt den öffentlichen Verkehr. Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssicherheit. Hierbei ist die „Vision Zero“ (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.

    Wie klar soll denn das Bekenntnis noch sein? Der ADFC akzeptiert einfach nicht, dass das, was der Verkehrssicherheit dient, nicht in sein Konzept passt, überall Radwege zu bauen.

    Ich weiß, dass es vor Ort auch engagierte Leute im ADFC gibt. Meinen gesparten Mitgliedsbeitrag werde ich künftig dem ADFC KV Harburg für die Fahrradschule spenden. Die bringen Leuten, die es noch nicht können, das Radfahren bei. Außerdem setzen die sich dafür ein, dass sich der Landkreis Harburg endlich mal an die Regeln hält.

    ad 2) nicht zutreffend

    Dann muss ich mich geirrt haben. Das habe ich gerade auf der Facebook-Seite des ADFC Bundesverbades gelesen:

    Mit diesen Radwegen kann eigentlich nur die Fahrbahn gemeint sein, denn darauf treffen die Forderungen des ADFC in der Regel vollständig zu und die gibt es auch bereits überall.

    Ein Tempolimit-Schild kann ich nicht auf der Strecke finden. Allerdings ein "Achtung Wildwechsel" hier von der einen Seite:

    Wer in einer solch langen Kurve die Kontrolle über das Fahrzeug verliert, war nicht nur 3 km/h zu schnell. Bei solchen Deppen helfen auch keine niedrigeren Tempolimits, weil die sich ohnehin nicht an die Regeln halten. Da helfen nur häufigere Kontrollen, bei denen solche Leute auffällig werden und die Bereitschaft, die dann auch aus dem Verkehr zu ziehen.

    Und was soll diese ironische Anspielung auf den fiktiven ADFC-Sprecher bedeuten?

    Dass der fiktive ADFC-Sprecher etwas gefordert hätte, was in dem Fall auch nicht geholfen hätte, wenn es dort keinen "Radweg" gegeben hätte, verstehen Sie nicht?

    Stattdessen fordern auch reale ADFC-Sprecher regelmäßig mehr und schönere Separation, statt Tempolimits und deren besserer Überwachung.

    Puh, was für ein gruseliges Stück "Infrastruktur" in dem gesamten Bereich da. Eine Art Zwei-Richtungs-Radfahrstreifen innerorts...

    Das ist doch nicht ansatzweise zulässig. Ich lese hier, dass der Zweirichtungs-Unfug allenfalls auf baulich angelegten "Radwegen" infrage kommt. Die "sorgfältige Prüfung" scheint sich auch auf die Überlegung beschränkt zu haben, wie man möglichst *edit: effektiv effizient die doofen Radfahrer aus dem Weg schaffen kann.

    Zitat

    Auf baulich angelegten Radwegen kann nach sorgfältiger Prüfung die Benutzungspflicht auch für den Radverkehr in Gegenrichtung mit Zeichen 237, 240 oder 241 oder ein Benutzungsrecht durch das Zusatzzeichen „Radverkehr frei" (1022-10) angeordnet werden.

    ...zu schmal für einen benutzungspflichtigen Zweirichtungsradweg, dann könnte er zu einem Fußweg mit Radfahrer frei heruntergestuft werden, was zu einer stark reduzierten Fahrgeschwindigkeit beitragen kann...

    Wird der Weg dadurch breiter, oder träumen Sie davon, dass die Leute mit ihren Pedelecs dann Schritttempo fahren?

    Hast jemand schon mal etwas in diese Richtung gehört oder gelesen oder selbst versucht handfest zu dokumentieren?

    Ich habe bereits überlegt, stichprobenartig zu zählen, wie viele Leute mir zu zweit auf einem E-Scooter begegnen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass etwa ein Drittel der Roller doppelt besetzt sind, in der Regel mit Jugendlichen.

    Ohnehin bin ich erstaunt, wie viele von diesen Dingern hier in Stade unterwegs sind. Hier gibt es keinen Verleih, sondern die sind alle privat beschafft. Ich frage mich auch, wie diese Leute vorher mobil waren. Die meisten sehen nicht so aus, als hätten sie jemals auf einem Fahrrad gesessen (subjektiver Eindruck :)). Wenn die aufgrund der Existenz der Roller erstmals an der frischen Luft sind, oder sich nicht mehr von Mama und Papa im Auto durch die Gegend kutschieren lassen, bin ich durchaus bereit, einige Unannehmlichkeiten mit diesen Dingern zu tolerieren. Trotzdem habe ich aber -vor allem als Fußgänger- schon einige wirklich brenzlige Situationen mit E-Scootern erlebt. Die sind halt deutlich schneller auf den Gehwegen unterwegs als der normale Gehwegradler.

    Ich bin auch gespannt, wann E-Scooter im Unfallatlas eine eigene Kategorie bekommen und nicht mehr unter "Sonstige" geführt werden.