Beiträge von Th(oma)s

    Wieso überholt man noch, wenn man abbiegen möchte? Das es sehr knapp wird müsste nach dem geschildertem Text bereits vorher klar gewesen sein. Wann wird so etwas endlich mal ein wirksames Konzept vorgelegt um diese völlig unnötigen Unfälle (und zig mal mehr Gefahrensituationen) endlich zu bekämpfen?

    Sooo häufig sind Unfälle in der Konstellation nicht. Eigentlich müsste jetzt die Fraktion, die nach Radweg-Rechtsabbiegerunfällen notorisch von "auch-mal-zurückstecken" und "selten-doof-könnte-mir-nicht-passieren-Darwin-regelt" schreibt, dem überholten Radfahrer die eigentliche Schuld an seinem Schicksal zuschreiben.

    Abgesehen davon: die Polizeimeldung nennt zwei Straßen, die laut GMaps gar keine gemeinsame Kreuzung teilen. Der plausibelste Unfallort ist aber diese Kreuzung, an der die genannte Nebenstraße von der Hauptstraße, die die direkte Verlängerung der im Unfallbericht genannten Straße darstellt, gleich dreimal abzweigt. Fall der Rechtsabbieger von Südwesten kommend fuhr, könnte der Unfall dadurch begünstigt worden sein, dass der Abbieger einfach nur mit Tunnelblick geradeaus gefahren ist.

    Aus dem von KleverRadfahrer verlinkten Beitrag des Soester Anzeigers:

    Und schon wieder fehlt der facepalm-Smiley :rolleyes:

    Die Einschränkung bezüglich Straßenbreite und Verkehrsbelastung ist natürlich ebenfalls Blödsinn. Es besteht nach BASt V9 („Verkehrssichere Anlage von Radwegen“) keinerlei Korrelation zwischen der KFZ- (oder auch Rad-)Belastung einer Straße und dem Unfallrisiko je Millionen Radkilometer.

    Dass dennoch die Nummer mit der angeblich eingeschränkten Sicherheit bei hoher Verkehrsbelastung und geringer Breite vorgekramt wird, hatt einzig damit zu tun, dass Radfahrer um so mehr stören, je mehr Autos durchfahren sollen und um so schlechter man ggf. überholen kann.

    Warum kann die BASt oder sonst eine Forschungseinrichtung nicht einfach mal eine langfristige Studie machen: Man sucht sich ein paar kleinere Städte mit sehr niedrigen Radverkehrsanteilen (und wenigen Radwegen). Und macht es dort mal genau andersrum, als üblich: Man verzichtet völlig auf jede Extrawurst - sondern fährt intensive Kampagnen und klärt die Verkehrsteilnehmer entsprechend auf. Man bringt den schon sehr jungen Radfahrern z. B. durch Kurse / eine "Fahrrad-Fahrschule" bei, wie man sich sicher und gleichberechtigt im Straßenverkehr bewegen kann.

    *Ich* fände das durchaus vernünftig. Und dann stelle ich mir vor, was das "kraftfahrende Establishment", also die Allianz aus empörten autofahrenden Eltern, ADAC, ADFC, VCD, DVR, Autopartei1, Autopartei2, Elektroautopartei1, Elektroautopartei2, Stiftung Warentest, autofahrenden Vertretern der Schulbehörden und autofahrenden Redakteuren in den Medien dazu sagen wird: "Keine Experimente auf dem Rücken von radfahrenden Kindern, Frauen und Senioren!!!", und weiß, dass so etwas niemals möglich sein wird.

    Der Richter scheint der Meinung zu sein man müsse überholen.

    Das nicht unbedingt. Aber er ist der Meinung, Unfälle, die durch Überholen resultieren, wären nur dann vom Überholer zu verantworten, wenn das überholte Fahrzeug ein KFZ ist. Überholunfälle mit Radfahrern sind dieser Lesart zufolge dagegen entweder Pech/Schicksal (kein Radweg), fahrlässiger Leichtsinn (Radweg ohne Benutzungspflicht ignoriert) oder Verschulden des Radfahrers durch grob verkehrswidriges Verhalten.

    Da liegt das Gericht allerdings voll auf der Linie der herrschenden Staatsdoktrin vom „sicheren Radweg“.

    Und wenn es keinen anderen gibt, der ebenfalls haftet, haftet der Radfahrer eben alleine.

    Du meinst, der Richter hätte die günstige Gelegenheit genutzt, um die auch schon ganz ohne Radweg eindeutige Rechtslage dazu auszunutzen, nebenher seine private Agenda ("Scheißradfahrer gehören auf den Radweg!!!") in die herrschende Rechtsprechung zu drücken?

    Ganz so also, wie offenbar auch manche "schlauen" Richter Fälle mit sehr eindeutiger Schuldverteilung auf Seiten des beteiligten Radfahrers dazu missbrauchen, um nebenher eine informelle Helmpflicht über das Haftungsrecht für die gesamte Radfahrerschaft zu etablieren?

    Was für ein Urteil: <X

    https://www.versicherungsjournal.de/markt-und-poli…ften-135455.php

    Da wird jemandem die Haftung für die Folgen einer Straftat durch einen Dritten auferlegt, weil diese Straftat durch eine Ordnungswidrigkeit provoziert wurde.

    Ob der Richter diese Auslegung auch anwenden würde, wenn jemand an seinem ordnungswidrig geparkten Auto den Rückspiegel abtritt? :evil:

    Was das Gericht jedenfalls hätte erörtern müssen (wenn der Radfahrer denn überhaupt entsprechend plädiert hat?): wäre der Unfall nicht passiert, wenn anstelle des Radlers ein KFZ, z.B. ein S-Pedelec oder ein Mofa auf der Fahrbahn unterwegs gewesen und abgedrängt worden wäre? Dass Unfälle nur dann passieren können, wenn die Beteiligten zur falschen Zeit am falschen Ort sind, ist trivial und für sich allein keine rationale Begründung für die Abweisung des Anliegens des Radfahrers.

    War mir bisher neu, dass ich als Nicht-Autofahrer keine Steuern zahlen muss. Was mache ich falsch?

    Ganz gleich, ob es wirklich einzelne Personen gibt, die zeit lebens zu 100% "Nicht-Autofahrer" sind: entscheidend ist doch, dass quasi jeder "normale" Radfahrer zu anderen Zeiten auch in der Rolle des Autofahrers am Straßenverkehr teilnimmt bzw. teilnehmen wird oder schon teilgenommen hat. Der Vorwurf der Nichtbeteiligung an der Straßenfinanzierung ist also auch dann schon unhaltbar, wenn man die Betrachtung der Finanzierung tatsächlich auf die direkten KFZ-abhängigen Steuerleistungen reduzieren würde.

    Ich habe mit Sicherheit in meinem Leben weit mehr KFZ-abhängige Beträge in die öffentlichen Haushalte eingezahlt, als jeder 20-jährige Schnösel in seinem Hoppel-Golf "sponsored by Oma". Trotzdem wird mir die Benutzung der von mir mitbezahlten Fahrbahnen mit dem Fahrrad oft genug verboten, während (weil?) der junge Golf-Fahrer sich mir gegenüber aufführen darf, als hätte er höchstpersönlich die Straße allein finanziert.

    Die überholen Radfahrer ja auch stets sofort mit unzureichendem Seitenabstand. Daher keine Auffahrunfälle.

    Wenn der Abstand „unzureichend“ ist, muss es auch „Auffahrunfälle“ geben (gemeint als Summe aller Längsverkehrsunfälle, also außerortstypisches Rammen plus innerortstypisches Streifen). Oder umgekehrt: gibts keine Unfälle, ist der Abstand hinreichend.

    Abstand ist kein Selbstzweck.

    Altes Thema, erneute Bestätigung:

    Milchmädchenrechnung, die vollkommen außer acht lässt, dass die Belastung durch KFZ-Verkehr nicht so sehr wegen Unkosten/Schadstoffausstoß/Lärm/etc. *pro*Kilometer* zustandekommt, sondern dass die höhere Geschwindigkeit und Mühelosigkeit der Fortbewegung dazu verführt, sich deswegen mal eben das Zehn- bis Zwanzigfache Mobilitätsbudget anzutun. Der wahre finanzielle und ökologische Gewinn durch Laufen und Radfahren entsteht erst über die verkehrsmittel-immanente Selbstbeschränkung des persönlichen Aktionsradius...

    Für so Leute stellen solche Geradeaus-Radstreifen eine unverschämte Provokation des Autofahres da.

    ...und aus genau diesem einzigen Grund sind auch Fahrradweichen beliebt wie Fußpilz. Man möchte ganz einfach nicht, dass die Leute, die wegen der eigentlich für Jedermann bestens sichtbaren Kinder am zügigen Abbiegen gehindert werden, Schlechtes über deren Eltern denken, die sich unterstehen, einfach so ihre Blagen den Verkehr aufhalten zu lassen.

    Die Unterstellung von besonderen Unfallrisiken, die das auch bei Radverkehrsanlagen bestehende Restrisiko übersteigen würden, ist dann bloß der moralische Überbau für das eigentlich aus Scham gewollte Einhegen der eigenen Kinder.

    Auf so einem Streifen ist das viel komplizierter. Denn "Anhalten" ist keine zuverlässige Strategie mehr. Denn wenn ein Kind dann mal kurz überfordert ist und zu lange anhält, steht es plötzlich mitten im Getümmel zwischen zwei mit 50 km/h befahrenen Fahrspuren. Noch dazu mitten in der "Wechselzone". Und andere Radfahrer gibt es ja auch noch, die vorbeifahren. Das ist dann eine verdammt gefährliche Situation.

    Mir zeigt das eigentlich nur, dass du dem Kopfkino, dass die PBL-Aktivisten mit den Aufnahmen bezweckt haben, auf den Leim gegangen bist.

    Ich würde mit meinen Kindern die Situation besprechen und ein paarmal mit ihnen gemeinsam die Stelle abfahren. Da gibt es für mich keinen einzigen Unterschied zu dem Fall, wo ich die Kinder anschließend alleine auf Hochbord- oder Gehwegen fahren lassen wollte.

    Bei den Autos ist die Entwicklung aber so, dass die immer schwerer werden und nicht leichter.

    Die Masse eines Autos war im Hinblick auf Kollisionen mit Fußgängern und Radfahrern schon immer zu hoch, und das würde sich auch nicht ändern, wenn künftig alle plötzlich zur Einsicht kämen und nur noch schnuckelige 500kg-Mobile nachkaufen würden.

    Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass -jedenfalls was Todesfälle anbetrifft- gerade die vielgeschmähten SUV eher unterdurchschnittlich an Auffahrunfällen beteiligt sind: mir ist in meiner Sammlung nicht ein einziger Fall bewusst, bei dem ein feistes SUV an solch einem Todesfall beteiligt gewesen wäre...

    Das sieht dann im Extremfall so aus. Ist auch keine Lösung.

    Wobei man sagen muss, dass dieser "Extremfall" gestellt wurde, um die ansonsten nicht auffällig gefährlichen Weichen öffentlich als Todeszone diffarmieren zu können.

    Die beiden LKW standen bei der Aufnahme, und sie waren eigens für das Shooting von den Aktivisten angemietet und in diesem ungünstigen Winkel und Abstand zueinander positioniert worden. Die Kinder kamen aus dem persönlichen Umfeld der beteiligten Aktivisten. Abgesehen davon, dass zumindest einige zu jung scheinen, um schon auf der Fahrbahn radeln zu dürfen, erkennt man an den stark eingeschlagenen Vorderrädern, dass die Kids offensichtlich im Begriff sind, für den Fotografen aus dem Stand anzufahren.

    Wer nachträglich noch in so einen engen Korridor einfährt, gehört jedenfalls mit dem Klammerbeutel gepudert. Insbesondere wäre so jemand auch nicht in der Lage, die zahlreichen gut versteckt lauernden Fallen von konventionellen Hochbordwegen hinreichend früh zu erkennen. Das gezeigte Szenario ist also aus mehrerlei Hinsicht vollkommen unrealistisch.

    Ich sehe in dem Ergebnis eigentlich nur ein klares Ergebnis: Die Infrastruktur ist für das subjektive Gesamtempfinden ziemlich egal.

    Wesentlich für das subjektive Empfinden ist m.E. nach vor allem das öffentlich gepflegte Image.

    Der ADFC-/Radentscheide-Ansatz geht dabei so:

    1. Erzähl den Leuten erstens ein Jahr lang, wie mies die Radwege sind, mache nach schweren Unfällen öffentlichkeitswirksame Mahnwachen und verkaufe die lokale Critical Mass als Ausdruck der tiefsten Unzufriedenheit mit den "Zuständen".
    2. Fordere sie dann zweitens im Rahmen der Werbung für den Klimatest dazu auf, doch bitte mal so richtig Dampf abzulassen, damit "denen da oben" der Marsch geblasen wird und sie endlich mal in die Gänge kommen.
    3. Beschwöre unablässig den Kampf um die Straße herauf. Entweder "sie" oder "wir"!
    4. Freu dich abschließend über das erwünschte Resultat (nämlich Futter für das erfolgreiche Einwerben von mehr Finanzmitteln für Radwegebau).

    Der "Copenhagenize"-Ansatz ist genau umgekehrt:

    1. erstens, vermeide tunlichst jede Diskussion über so unappetitliche Dinge wie tödliche Rechtsabbiegerunfälle oder die Unfallstatistik des Vorjahres.
    2. Zweitens, erzähle den Menschen bei jeder Gelegenheit, wie normal Radfahren geworden ist, wie viele Radfahrer wir schon sind, und wie dämlich all die sind, die noch nicht Teil der Bewegung sind. Wo es eine Critical Mass gibt, verkaufe sie als Happening und einen Heidenspaß.
    3. Drittens: rede über deine vergangenen Erfolge. Mache viele hübsche bunte Grafiken, die irgendwas mit Fahrrädern zeigen, Inhalt egal, Hauptsache: positive Signale. Wenn Fotos zum Thema Radfahren veröffentlicht werden sollen, vermeide kopfkino-stimulierende Abbildungen von kaltverformten Fahrrädern oder zerbrochenen Helmen. Radfahren findet in der Bildberichterstattung ausschließlich bei schönem Frühlingswetter statt und wird vorwiegend von attraktiven jüngeren Frauen auf niedlichen Hollandrädern ausgeübt.
    4. Viertens: wenn du schon Umfragen machst, dann stelle die Fragen so, dass die Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen immer nur eine Richtung kennt, nämlich wachsend. Anschließend: goto (3).

    Derartige "Träumchen-Radwege" erfüllen wie bereits erwähnt oft genug andere Zwecke.

    Dann solltest du aufhören, diese öffentliche Straße als "Fahrradinfrastruktur" zu bezeichnen.

    Ich weiß, dass aus deiner Sicht keine eigenständige Infrastruktur für den Radverkehr erforderlich ist und deine Gründe kann ich auch zum großen Teil gut nachvollziehen. Nur leider lockt die Aussicht auf gemeinsame Fahrbahnnutzung keinen Autofahrer auf das Fahrrad.

    Ein eigenständiger Radweg in der Pampa lockt zusätzlichen Autoverkehr eher an, als dass er Autofahrten ersetzen hilft, weil die Auslastung vorwiegend durch Städter zustande kommt, die mit ihren Rädern/Ebikes auf dem Autodach erstmal +100 km Anfahrt investieren, um dann den schicken neuen Radweg zu probieren.


    "Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die Gerade." (Euklid)

    "Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Dörfern ist die vorhandene Landstraße." (Th(oma)s)

    Aus dem Zusammenhang heraus tippe ichauf 50 Rf/d ...

    Ja

    Und warum das dann grenzenlose Verschwendung ist: Die Baukosten für einen laufenden Meter Träumchen-Radweg in 3m Breite, Untergrund und Asphalt in Fahrbahnqualität sind heutzutage sicher mindestens 250 €, sofern da nicht auch noch größere Gewässer oder Eisenbahnstrecken etc. zu überwinden sind. Bei 5 km Länge entsprechend 1,25 Mio €.

    Wenn so ein Weg in der Pampa ganzjährig von im Mittel 50 Radfahrern täglich benutzt wird, ist das schon viel. Macht 18.250 Radfahrer, die den Weg jährlich benutzen. Zum Ausgleich dafür, dass ich die unbekannten laufenden Unterhalts- und Reinigungskosten nicht anrechne, gehe ich einfach davon aus, dass so ein Weg nach dem Bau sich selbst überlassen bleibt und sich dafür in 20 Jahren vollständig amortisieren soll. Dann kostet jede einzelne Benutzung die öffentliche Hand (1.250.000/365.000) 34 ct. Man stelle sich vor, wie inbrünstig dieser straßenunabhängige Radweg noch von der Radfahrerschaft gefordert würde, wenn man diese Kosten als Maut von den Nutzern einfordern würde...

    Es werden aber die falschen Konsequenzen gezogen, weil man nicht infrage stellt, dass LKW-Fahrer dann einfach ohne ausreichend zu gucken abbiegen.

    Bei diesem Todesfall in London war der eingebaute Totewinkel-Warner kaputt (aus dem Zeitungsbericht geht allerdings nicht hervor, ob durch den akustischen Warner der LKW-Fahrer oder der Radfahrer gewarnt werden sollte...).

    Bei diesem Todesfall in Kopenhagen haben weder ein Gatter aus "PBL"-like Plastikzäunen noch eine Totewinkel-Kamera im LKW was genutzt.

    Bei diesem Todesfall in Odense nutzte auch die getrennte Grünschaltung für Rechtsabbieger und Radweg nichts.

    Ganz schön viel Holz, obwohl die diversen Optimierungsanstrengungen bislang eigentlich nur eine Minderheit aller Konflikte betreffen dürften.

    Für mich (auf dem "Land") ist im Grunde jeder eigenständige asphaltierte, von klassifizierten Straßen abgesetzte(!) "Radweg" ein Beispiel für "gute Infra".

    Wenn's "auf dem Land" ist, ist jede eigenständige Infra wiederum "böse", weil in aller Regel redundant zu bestehender Infra, und das bei Verkehrsstärken von oft deutlich unter 50/d. Sowas ist dann auch bei guter Benutzbarkeit unter dem Strich a) rausgeworfen Geld b) unnötige Landschaftsversiegelung und c) un-öko (auch Steuern, die in unnötige Radwege gesteckt werden, müssen erstmal mit "dreckiger" Mehrwertschöpfung woanders erwirtschaftet werden).