Wetten, dass da einmal mehr nur abgefeimtes "Autofahrbahn"-Framing lanciert wird?
Um den 3 sat Beitrag geht es:
Habe gerade mal reingesehen. Noch ziemlich am Anfang wird behauptet, Dooring-Unfälle geschähen dadurch, dass Radwege in Deutschland meist links an parkenden Autos vorbeiführen. Brockmann verlangt im Interview, dass stattdessen die Radwege rechts an den parkenden Autos vorbeigeführt werden sollten. Ab Minute 10:30. Dass Fahrradfahrer sich in geeignet großzügigem Abstand zu parkenden Autos bewegen sollten, wird nicht erwähnt. Kein Wunder, dass zum Beispiel Polizisten so tun, als sei es völlig unproblematisch mit Abständen unter 1 m an parkenden Autos entlangzufahren um dem Rechtsfahrgebot entsprechend zu fahren. Widerspruch führt zur Brockmannschen Belehrung, links an parkenden Autos entlang zu fahren sei unproblematisch, da steigt ja eh nie einer aus und öffnet dazu unvorsichtig die Tür. In Brockmanns Welt klettern die Beifahrer anscheinend alle zzum Aussteigen über die Mittelkonsole, um an der Fahrertür auszusteigen.
Jetzt mal völlig unabhängig von der Frage, was sicherer ist. Denn die Antwort darauf spielt letztlich keine Rolle für das Agitationsziel der Filmemacher, das mit dem Herausstellen solcher Widersprüchlichkeiten erreicht werden soll. Das Ziel der Sendung ist meines Erachtens nicht "Autofahrbahn-Framing", sondern das Ziel ist den Eindruck zu vermitteln, die Fahrradfahrenden seien selber Schuld, an ihrer prekären Lage, denn sie seien sich ja selbst nicht einig ob Radwege als Hochbordradwege rechts von parkenden Autos geführt werden sollen, oder als Radfahrstreifen auf der Fahrbahn.
In Minute 11:14 einmal mehr die E-Bike-Hetze mit einem absolut unseriösen Zahlenvergleich der den Eindruck erweckt, E-Bikes seien sehr viel gefährlicher als "Bio-Bikes" weil bei der Zunahme der Unfallzahlen nicht berücksichtigt wird, dass die absolute Zahl der E-Bikes sehr stark zugenommen hat. Auch da dieses Herausstellen von Widersprüchlichkeiten, der Versuch, den Spaltpilz zu säen: Bio-Biker contra E-Biker.
Völlig daneben die "Probefahrt" auf einem viel zu schmalen Fahrradweg und diese Bewertung des "Fahrradweges" durch den Probe-Fahrradfahrer: "Ein bisschen unübersichtlich, ein bisschen lieblos, dieser Fahrradweg, aber geht eigentlich." Das ist sein Kommentar zu dem von ihm benutzten Fahrradweg. (Minute 8:38) Auf dem so beschriebenen Fahrradweg geht die Fahrt dann weiter. 7 Sekunden später, in Minute 8:45 ist ganz genau nachzählbar wie schmal dieser "Radweg" ist: Nämlich 5 Verbundsteinpflaster-Steine, macht 1,00 m. Und an der Stelle ist an dem Radweg außerdem noch knirschdicht dran an einem Absperrgitter. Und es gibt keine Markierungsstreifen.
Dann diese Aussage des Fahrrad-Probefahrers in Minute 9:36: "Als Fahrradfahrer überholen kann man auf diesen Fahrradwegen nur rechts." Eine Aussage die vom "Experten" umgehend in dieser Form richtig gestellt wird: "Das Problem entsteht erst dadurch, dass Fahrradfahrer nicht meinen, sie müssten auch mal bremsen." Brockmann in Minute 9:40. Mit voller Absicht in doppelter Verneinung formuliert, denn in verständlicher Sprache sagt Brockmann damit aus: Fahrradfahrer*innen sollen gefälligst möglichst immer möglichst langsam fahren, dann passieren auch weniger Fahrrad-Unfälle. Ist Brockmann eigentlich schon mal jemandem als Verkehrsexperten aufgefallen, der zum Beispiel flächendecken Tempo 30 innerorts fordert, oder ein deutlich niedrigeres generelles Tempolimit auf Landstraßen und ein generelles Tempolimit auf Autobahnen, jetzt erst mal egal in welcher Höhe? Vielleicht tu ich Brockmann ja Unrecht, aber wenn wer von den Fahrradfahrenden fordert, sie sollen gefälligst deutlich langsamer fahren, auf E-Bikes besser verzichten, und sich nicht gegenseitig überholen, dann wird das selbst dann, wenn das alles sehr hilfreich wäre um Unfälle zu vermeiden, völlig dadurch entwertet, dass derselbe Verkehrsexperte die unlimitierte Raserei auf Autobahnen als Gott-gegeben hinnimmt, die gefährlich laschen Tempolimits auf Landstraßen nicht verurteilt und es widerspruchslos duldet, dass in geschlossenen Ortschaften mehr als 30 km/h gefahren werden darf.
Es ist ungefähr so, als wenn ein exzessiver Raucher und hochgradiger Trinker jemandem, der nach dem Essen gerne ein Naturjoghurt oder ein Stück Obst zum Nachtisch isst, vorwerfen würde, er ruiniere sich mit seiner Joghurt- und Obstesserei seine Gesundheit, während das Trinken und Rauchen ein völlig unproblematisches Hobby sei.