Meines Wissens nach hat er damit nicht Unrecht. Ich habe gerade am WE mit einem Bekannten dazu gesprochen, der so ein vermeintlich ungeeignetes Haus besitzt. Er steht wohl vor einer größeren Investition und kann nicht einfach die Heizung austauschen.
Denn durch die fehlende Dämmung benötigt er eine höhere Vorlauftemperatur. Wärmepumpen brauchen aber möglichst niedrige Vorlauftemperaturen. Damit er die erreicht, muss er also sein Haus dämmen und vermutlich auch die Heizkörper austauschen. Dazu kommt dann noch die Wärmepumpe selbst.
Das sind alles Dinge, die ich für sinnvoll erachte. Er auch. Aber es ist halt viel teurer als das einfache "tausch halt die Heizung aus" suggeriert.
Natürlich ist eine gute Wärmedämmung eine wichtige Voraussetzung für den effektiven Wärmepumpeneinsatz.
Ärgerlich sind halt folgende "Scheißhaus-Parolen", die in der Vergangenheit immer wieder von denselben Leuten herauskrakeelt wurden, die jetzt die Horrorszenarien an die Wand malen, wenn es um den Einbau von Wärmepumpen geht.
Beispiel:
Man darf die Häuslebauer nicht dazu zwingen, eine gute Wärmedämmung einzubauen, weil das zu teuer ist, so dass dann gar nicht mehr gebaut wird. Besonders von der FDP kam immer wieder der Einwand, zu strenge Vorgaben würden die Bauwirtschaft abwürgen und den Wohnungs-Neubau verhindern.
Schlimmer noch finde ich dieses verbissene und äußerst populistische Polemisieren gegen Politiker, die den Einfamilienhaus-Kult in Frage stellen.
Dabei liegt es auf der Hand, dass Wohnen sehr teuer ist, wenn es in Einfamilienhäusern mit großem Grundstück drum rum stattfindet. Auch verkehrstechnisch ist das äußerst problematisch. Heiztechnisch ist es natürlich auch sehr ungünstig, weil nach all den vielen Außenseiten gedämmt werden muss. Eine Wohneinheit in einem Mehrfamilienhaus hat nach vielen Seiten keine Außenwände sondern Nachbarwände, die nicht wärmegedämmt werden müssen.
Im Grunde genommen war es ein Fehler, dass viele kleine Kommunen im ländlichen Raum, besonders solche, die in den Speckgürteln der Großstädte liegen, so viele Bauflächen ausgewiesen haben. Dabei haben sie sich teils noch gegenseitig Konkurrenz gemacht, um mit Billigpreisen Menschen anzulocken. Fehlentwicklungen, die jedoch nicht zur Kenntnis genommen werden und über die niemand laut spricht, der bei der nächsten Wahl seine Chancen bewahren will.
Klar ist es auch so, dass ich z. B. einem Bekannten, der darüber jammert, dass ihn die nötige Wärmedämmung für den effizienten Wärmepumpeneinsatz einen Haufen Geld kostet, auch nicht auf den Kopf zusagen würde: "Alter, hätteste halt nicht so eine Villa im Grünen dir hinstellen sollen." Aber genau so isses!
Wie sollte denn die Politik sinnvoll reagieren?
Soll sie allen Hausbesitzer*innen den kompletten Umbau der Heizungsanlage und die komplette Wärmedämmung finanzieren? Wäre das der einzige Weg erfolgreich den dringend notwendigen Heizungsumbau voranzutreiben? (Aber wäre der dann überhaupt erfolgreich, weil dadurch je erneut das stark vereinzelte Wohnen hochgradig subventioniert würde.)
Und was viel zu kurz kommt: Auch wenn der Heizungsumbau plus Wärmedämmung teuer wird, langfristig rechnet sich das, je stärker die Preise für fossile Heizstoffe steigen, umso mehr! Aber verständlich:
Allerdings will auch damit keiner hausieren gehen, denn der würde ja "zugeben", dass das Benzin dann auch bald 5 Euro der Liter kosten wird. Und so was ähnliches hatten die Grünen schon mal bei der 10. ordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz 1998 vorgetragen:
"Für ein großes Medienecho sorgte der sogenannte „Fünf-Mark-Beschluss“. Mit diesem Beschluss forderten die Grünen, der Preis für einen Liter Benzin müsse schrittweise auf 5 DM angehoben werden."
Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen 1998 in Magdeburg – Wikipedia
Spätestens seit dem herrscht durch die Bank in allen politischen Lagern die Auffassung vor, keine unangenehmen Wahrheiten vor allem nicht vor Wahlen zu verkünden.
Ein anderes Beispiel für das "Verschwiegenheits-Kartell": Sollten tatsächlich erfolgreich alle Autos auf Elektro umgestellt werden, wie wird denn dann der Einnahmeausfall bei der Mineralölsteuer kompensiert? Bisher sehe ich da keine Perspektive.