Ah, jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen: Sie sehen Pedelecs als Konkurrenz zum ÖPNV und haben Sorge, dass sich am ÖPNV, der
ist, nichts verbessert, wenn Menschen vom Auto auf das Fahrrad / Pedelec umsteigen und nicht auf den ÖPNV.
Aber warum sagen Sie das nicht gleich?
Ertappt!
Aber jetzt mal im Ernst: Der Vorwurf den ÖPNV damit protegieren zu wollen, wird vor allem gegen diejenigen erhoben, die sich für eine vom Motorisierten Individualverkehr befreite Gesellschaft starkmachen. Die Frage ist halt: Wo beginnt der MIV?
Es ist noch recht einfach, solche "Dickschiffe" zu kritisieren, selbst dann, wenn sie mit E-Antrieb ausgestattet sind:
Aber wie klein und fein muss denn dann die "ökologisch vertretbare" Alternative sein?
Für den Microlino (E-Auto im Retrolook der BMW-Isetta) zum Beispiel wird mit "Nachhaltigkeit Green ist Queen" geworben:
Und im Vergleich zu dem Dickschiff auf dem Foto ist das Microlino-Car möglicherweise weniger umweltschädlich.
Aber letztlich ist es das muskelgetriebene Fahrrad, das alles schlägt, was aus der Richtung kommt, auch das Pedelec!
Jedoch sowohl das Fahrrad als auch das Pedelec sind nur eine begrenzt zumutbare Alternative zum Bus, denn schlechtes Wetter ist für viele Menschen ein Ereignis, bei dem sie zu Recht erwarten dürfen, eine brauchbare Alternative zum Fahrrad zu haben. Ebenso Wege, die länger sind, als es ihre Fitness und ihr Zeitbudget zulässt, um sie mit dem Fahrrad oder dem Pedelec zu bewältigen. Denn auch das Pedelec hat Limits. Um mal einen Vergleich zu machen:
Bio-Bike: 12 km/h Reisegeschwindigkeit*
Pedelec abgeregelt bei 20 km/h: 15 km/h Reisegeschwindigkeit (von mir optimistisch geschätzt)
Pedelec abgeregelt bei 25 km/h: 18 km/h Reisegeschwindigkeit (von mir optimistisch geschätzt)
Bei trainierten Fahrradfahrer*innen kämen sicher höhere Geschwindigkeiten zustande, aber die erreichen die, je nach Trainingsstand, dann auch mühelos ohne Pedelec.
So gewaltig groß sind die unterschiedlichen Einsatzradien nicht. Abgesehen von den bereits weiter oben genannten Fällen, wie zum Beispiel starker Gegenwind an der Küste oder steile Strecken. Da macht das Pedelec Sinn, aber der Unterschied zwischen einem, das bei 20 abregelt und einem anderen, das bei 25 abregelt, wäre noch geringer. Denn Strecken mit starkem Gegenwind oder einer längeren Steigung sind auch mit Pedelec-Motorunterstützung nur begrenzt schnell befahrbahr, vermutlich nicht mit über 20 km/h.
Ein anderer sinnvoller Einsatz sind Transport-Pedelecs, aber auch da ist vermutlich Abregeln bei 20 km/h keine so starke Einschränkung:
* Dazu Knoflacher: "Der öffentliche Verkehr ist ab zwölf km/h das effizienteste Verkehrsmittel. Bis zu vier oder fünf km/h ist es der Fußgänger. Dazwischen liegt die Nische des Radverkehrs, der einen großen Teil der städtischen und auch der ländlichen Mobilität abdecken kann."