Beiträge von Ullie

    Polemik ist ein sehr dehnbarer Begriff. Und manches, dass einmal als Polemik bezeichnet wurde, wurde später Wirklichkeit. Leider hat sich dadurch nicht immer etwas zum Guten verändert. Wenn jedoch eine politische Idee mit guten Argumenten untermauert ist, dann sollte es nicht einfach als Polemik abgetan werden. Und die Forderung nach einer Verkehrswende weg vom Auto, hin zu mehr nachhaltiger, sanfter Mobilität, kann nicht einfach als Polemik abgetan werden, auch dann nicht wenn diese Forderung mit den Worten "Leute, verzichtet auf eure Autos!" oder "Ich sag' mal: Lasst uns alle uns von den Autos befreien!" formuliert wird.

    Die von Autos befreite Limmerstraße in Hannover-Linden. Zwar fährt hier die Straßenbahn, aber eben nur im 7,5 Minuten Takt. Und auch die besonders bei Schnee sehr glatten Schienen schrecken viele Radler nicht ab, wie man an den Spuren im Schnee sehen kann.

    Leute, verzichtet auf eure Autos!

    Ich sag' mal: Lasst uns alle uns von den Autos befreien! (Verzicht klingt immer so ... Andererseits, wir haben ja grad' Fastenzeit!)

    Wie dem auch sei: Besorgt euch einen Einkaufstrolley, wenn ihr problemlos einkaufen wollt. Und wem der Stauraum von rund 50 bis 60 Liter nicht genügt, der kann noch was oben drauf packen und mit einem Expander befestigen (z. B. das Paket Klopapier-Rollen) oder einen Rucksack dazu nehmen. Einen Zentner etwa hält so ein Einkaufs-Trolley aus.

    Und bei schlechtem Wetter, bei dem man sich vielleicht doch gegen das Rad und für den ÖPNV entscheidet, ist man mit dem Einkaufstrolley gut dran!

    < an der Haltestelle / in der Stadtbahn >      

    Mit 50 bis 60 Litern hat der Einkaufstrolley übrigens einen größeren Kofferraum als so manch "hipper" Sportwagen aus dem Ländle. Bei deutlich geringerer Stellfläche!

    Die Linksabbieger hat man bei dieser "Radinfrastruktur" ja auch mal wieder vergessen.

    Na ja, was heißt hier vergessen? Dass du die Frage nach den linksabbiegenden Radfahrern stellst unterscheidet dich vermutlich von 95% der Alltagsradler. Für 95% der Radfahrerinnen und Radfahrer stellt sich diese Frage gar nicht, bzw. sie kommen gar nicht erst auf die Idee, dass man für linksabbiegende Radfahrer was hätte tun können. Und für die 5%, die auf die Idee kommen, man hätte hier doch eigentlich was für linksabbiegende Radler machen müssen, halten sich die meisten für hinreichend avantgardistisch, dass sie den orange eingezeichenten Weg nehmen und dabei vermutlich sogar bewusst ignorieren, dass sie eigentlich den Radfahrstreifen gar nicht verlassen dürften. Unter diesen wiederum gibt es auch einige wenige, die sich auch nicht an die Vorgaben der Lichtsignalanlage gebunden fühlen.

    Die ganz Ängstlichen wiederum und vielleicht auch einige, die dort zum ersten mal lang fahren, benutzen den grün eingezeichneten Weg.

    Die allermeisten jedoch benutzen den blau eingezeichneten Weg unter Beachtung der Lichtzeichen für die Fußgänger, jedoch ohne abzusteigen. Auf der anderen Seite, also dort wo der blaue Pfeil hinzeigt, ist übrigens der Lindener Marktplatz und auf dem wird üblicherweise kreuz und quer Fahrrad gefahren, was in der Regel auch kein Problem ist, weil sich hier nicht so viele Fußgänger aufhalten. Außer dienstags und samstags, also an den Markttagen. Da entfällt dann die blau eingezeichnete Option zumindest für die, die nicht zum Markt wollen. Die meisten wollen aber zum Markt und stellen dann ihr Fahrrad in der Nähe der blauen Pfeilspitze ab.

    Aber das muss ja nicht für immer so bleiben, denn es ist durchaus vorstellbar, dass sich eine deutliche Stärkung des Radverkehrs auch dahingehend auswirkt, dass immer mehr Radler nach anspruchsvollen Radverkehrsführungen verlangen und sich hier ein deutlich gesteigertes Bewusstsein herausbildet.

    Vielen dank übrigens - auch an die anderen - für die Hinweise. Die interessieren mich besonders deshalb, weil in ein paar Jahren ein Hochbahnsteig für die Stadtbahn hier errichtet werden soll. Und ich finde es spannend jetzt schon mal zu sehen, wie die derzeitige Verkehrslage beurteilt wird.


    So ungefähr soll der 80cm hohe Hochbahnsteig für die Stadtbahn positioniert werden:

    So bringt man Radfahrer um.

    Da ist eine relativ unübersichtliche Kreuzungssituation, dann folgt eine Engstelle. Dahinter Dooring-Gefahr und diagonal liegende Gleise. Genau die Stelle, an der man eher nicht den Straßenteil wechseln sollte.

    Man wechselt ja nicht den Straßenteil, wenn man auf der Fahrbahn weiterfährt, denn vor der Kreuzung fährt der Radverkehr auf einem Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Der früher einmal bestehende Hochbordradweg wurde entfernt! Das heißt, vor der Kreuzung gibt es keinen Angebotsradweg. Den Straßenteil wechseln, das tut derjenige Radfahrer, der auf dem Angebotsradweg weiterfährt.

    Hier ein Bild von vor der Kreuzung:

    Habe gerade mal den Link zur Blöd-Zeitung gedrückt. Auf dem Foto in dem Artikel sieht es so aus, als sei am rechten Fahrbahnrand ein nichtbenutzungspflichtiger Hochbordradweg vorhanden. Ist das so? Und wird der da so bleiben, d. h. es gibt nur eine Umschilderung? Oder wird der eingeebnet und Querparken angeordnet, dann könnte man Kroll den Wind aus den Segeln nehmen wegen der zusätzlichen Parkplätze. (Obwohl ich das auch nicht wirklich gut fände.)

    Gute Liste. Ich möchte noch ergänzen, dass die Beschilderung (zur Orientierung und Routenfindung) für den Radverkehr meist schlechter oder nicht vorhanden ist.

    Was auch noch fehlt auf der Liste ist die manchmal wirlich nicht einfach zu treffende Entscheidung, ob ich einen ggf. vorhandenen nichtbenutzungspflichtigen Radweg benutze, oder ob ich auf der Fahrbahn gemeinsam mit dem KFZ-Verkehr fahre. Denn es ist ja durchaus nicht so wie bei Epaminaidos, dass Radfahrer grundsätzlich auf der Fahrbahn fahren. Und deswegen nur prüfen, ob der möglicherweise vorhandene Radweg benutzungspflichtig ist. An vielen Stellen fahren nach meiner Beobachtung die meisten Radler den Radweg auch dann, wenn er nicht benutzungspflichtig ist. Siehe zum Beispiel hier:

    Fahr ich jetzt auf der Fahrbahn weiter? Aber da parkt ja grade ein Auto aus. Außerdem sind da diese blöden Straßenbahnschienen. Aber auf dem Angebotsradweg auf dem Fußweg könnte es zu Konflikten mit den Fußgängern kommen. Naja, von denen sind ja grade nicht so viel unterwegs...:?::?::?:

    Dieser Denkprozess würde vermutlich noch zusätzlich stimuliert werden, wenn hier die eindeutig zweideutige Radverkehrsoption noch stärker betont würde durch eine entsprechende Markierung:

    Hallo Fahrbahnradler,

    ist diese Option aus Hannover eine Möglichkeit, die auch an der von dir gezeigten Stelle zum Einsatz kommen kann?

    Diese Schilder wandern durch Hannover und zwar immer hin zu solchen Stellen wie die folgende:

    Und wenn dann das große Schild ein paar Monate hängt, dann wird es wieder versetzt, um an anderen Stellen auf die Neuerung hinzuweisen, dass der Radverkehr die Möglichkeit hat, die Fahrbahn zu benutzen.

    Ich habe hier noch mal mit einfachen technischen Mitteln (Paint-Programm) eine Rotmarkierung in das Foto hineinmontiert:


    Das müsste dann aber auch in dem von dir gezeigten Fall ausreichen, um Autofahrer darauf aufmerksam zu machen, dass ein Radfahrer frei - Fußweg nicht für alle Radfahrer eine Option ist, die sie den Vorrang geben.

    Vielleicht kannst du ja mal auf deinen Fotos eine entsprechende Markierung hineinmontieren?

    Viele Grüße aus Hannover, Ullie

    Und Warentransport zum Wochenendeinkauf ist bereits heute einfach zu lösen. Gesetzt den Fall, man hat das eigene Fahrzeug abgeschafft, hat man das bisher hierfür verwendete Geld zur Verfügung. Man fährt mit dem ÖPNV zur Einkaufsmeile der Wahl, kauft ein, ruft ein Taxi mit entsprechend Laderaum und lässt sich heim bis vor die Tür fahren. Will man das öfter machen, kann man nach Rabatt fragen. Unterm Strich häufig günstiger als eigenes Fahrzeug. Wo vorhanden, kann man Carsharing nutzen. Und wenn man gar nicht so doll viel braucht, reicht auch der gezeigte Trolli. Bei barrierefreiem ÖPNV sollte der auch problemlos mitzuführen sein. Wirlich schwere und sperrige Dinge wie Wasser und sonstige Getränke kann man sich zur Not bringen lassen. Das bieten viele Märkte bereits an.

    Dass man sich besonders schwere Waren wie Wasserkisten ins Haus liefern lassen kann, darauf weise ich auch gerne hin. Gerade dagegen wird dann gegen gewettert, dass damit der Verkehr ja noch weiter zunehme. Und zwar sowohl von Autofahrern, als auch von nicht Autofahrern. Und beide haben sie natürlich irgendwie aus Sicht der jeweils persönlichen Perspektive Recht. Der Nichtautofahrer wittert die Gefahr, dass noch mehr Autos unterwegs sein werden. Und der Autofahrer sieht die Konkurrenz um den vorhandenen Straßenraum.

    Nachdem ja bereits das Hamburger Abendblatt mit einem sehr autokritischen Kommentar die Verkehrsproblematik beleuchtet hat, mit dem Beitrag von Jens Meyer-Wellmann vom 24.2.2018, "Es gibt kein Recht auf Parkplätze", https://www.abendblatt.de/meinung/articl…arkplaetze.html , hat heute die Hannoversche Allgemeine Zeitung dem nicht nachstehen wollen: Hier ein Zitat:

    Während Dänemark und die Niederlande ab den 1980er-Jahren auf den Ausbau des Radverkehrs gesetzt haben, huldigt man in Deutschland noch heute dem Auto als Verkehrsmittel für alle Lebenslagen. Mit fatalen Folgen: Weil es so bequem und günstig ist, nutzen die Deutschen das Auto nicht in erster Linie für die unvermeidlichen Fahrten über größere Distanzen und mit viel Gepäck, sondern in geradezu absurdem Ausmaß für Trips um die nächste Ecke. Die Hälfte aller Autofahrten ist weniger als fünf Kilometer lang, ein Viertel sogar unter zwei Kilometer! Wir fahren morgens für sechs Brötchen mit dem Auto zum Bäcker – und abends zum Spinning ins Fitness-Studio – ein Wahnsinn!" Der Gastkommentator der HAZ weist hin auf die Notwendigkeit des ÖPNV-Ausbaus und Verbesserungen für den Radverkehr und endet mit der Feststellung: "Für die Alternativen zum Auto wird der Autoverkehr Platz abgeben müssen.":thumbup: Eine Feststellung, um die sich die Verantwortungsträger in Politik und Verwaltung gerne drücken.

    Wen hat die HAZ hier in ihrem Gastkommentar auf der täglichen "Speakers Corner" zu Wort kommen lassen? Hier der Link: http://www.haz.de/Nachrichten/Po…uf-zwei-Raedern Es ist der ADFC-Bundesgeschäftsführer, Burkhard Stork!:)

    Warentransporte (Z.B. der Wocheneinkauf) müsste mit dem ÖPNV auch einfacher werden.

    Kurioserweise tragen diese praktischen Helfer ausgerechnet Spitznamen, die nach Automarken benannt sind. Nämlich "Hacken-Porsche" oder "Rentner-Volvo". Ob das mal jemand untersucht hat, wo welcher Name mehr verbreitet ist? Wenn ich mit meinem Einkaufs-Trolley (so nenne ich meinen fleißigen Helfer meistens) unterwegs bin, dann mach ich aber auch gerne einen Scherz, wenn ich zum Beispiel auf dem gutbesuchten Wochenmarkt unterwegs bin und an einer Engstelle vorbei will: "Darf ich mal eben mit meinem Mercedes hier vorbeifahren?", zum Beipiel.

    Und da in Hannover zunehmend der ÖPNV barrierefrei ausgebaut wird, ist der Einkaufs-Trolley auch in Bussen und Bahnen gut mitzunehmen. Wer meint einen dummen Spruch darüber verlieren zu müssen, dem erkläre ich geduldig, dass es Trendsetter eben nicht immer leicht hätten.

    Ganz nett gemacht ist auch dieser Werbefilm, der besonders auf Radfahrer abzielt. Die ÖPNV-Nutzer unter den Einkaufs-Trolley-Lenkern kommen leider nicht drin vor: http://www.andersen-shopper.de/filme/Andersen-Imagefilm-ENDE-WEISS.mp4

    Noch ein Tipp für die Benutzung des Einkaufs-Trolleys im ÖPNV: Mach dir einen Expander um das Zug- bzw. Schiebegestänge, dann kannst du damit das Gefährt im Bus an einer geeigneten Stelle festmachen und es kippt dir nicht um!

    Vielen Dank für den Link! In dem verlinkten Text ist u. a. zu lesen: "Mögliche Projekte könnten eine Förderung für Diesel-Besitzer sein, die ihren Wagen nachrüsten oder finanzielle Anreize für Essener, die ihr Auto abmelden und auf Bus und Bahn umsteigen." Heißt das jetzt, dass ich mir ruckzuck einen Diesel zulegen muss (sollen ja zur Zeit recht günstig gebraucht zu kriegen sein) um dann in den Genuss von kostenlosen ÖPNV zu kommen, wenn ich das Ding wieder abstoße? Geht's noch?

    Obwohl... So eine ähnliche Aktion gab's mal in Hannover vor ein paar Jahren: "400 geben ihren Führerschein ab - Freiwillige gaben ihren Führerschein im Üstra Service Center für einen Monat ab und erhielten dafür eine MobilCard des Großraum Verkehr Hannover. Nach Ablauf der Karte erhalten sie ihre Fahrerlaubnis zurück." Warum sollte der Führerschein nicht mal für ein paar Wochen bei der Üstra liegen fragte ich mich. Und stand flugs auch in der Schlange, die auf dem Zeitungsbild in dem hier verlinkten HAZ-Artikel vom 2.11.2009 zu sehen ist: http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…uehrerschein-ab

    Natürlich konnte ich es nicht lassen, die Stimmung in der Wareschlange ein wenig auszuloten. Mein Eindruck war, dass dort überwiegend Menschen standen, die zwar einen Führerschein haben, aber vermutlich nicht zu den klassischen Autonutzern zählten. "Meine Frage am Tresen, was denn mit meiner Tante sei, die noch nie einen Führerschein besessen habe aber auch gerne eine kostenlose Monatskarte haben möchte, wurde abgebügelt. Es ginge ja darum, dass weniger Auto gefahren werden soll und nicht darum, dass meine Tante eine Freikarte für den ÖPNV erhält.

    Hätte ich wohl mal besser so getan, als bewegte ich gemeinhin so ein Spritmonster! Wer weiß vielleicht wäre die Aktion dann nochmal wiederholt worden?

    "Das Problem beginnt mit einem Denkfehler. Wer hierzulande einen Pkw besitzt, ist fest von seinem Recht überzeugt, sein sperriges Stahlgefährt jederzeit auf öffentlichem Grund abstellen zu dürfen.", schreibt das Hamburger Abendblatt. https://www.abendblatt.de/meinung/articl…arkplaetze.html Ein Artikel von Jens Meyer-Wellmann, Kein Recht auf Parkplätze, vom 24.2.2018

    So oft schau ich nicht ins Hamburger Abendblatt. Schreiben die öfter so eindringliche Artikel?

    Genau so.

    Und die Schritte müssen nacheinander erfolgen, da erst genug Kapazität für den ÖPNV geschaffen werden muss, damit diejenigen, die sonst MIV wären, auch eine echte Alternative bekommen.

    Bei der Wegnahme von Fahrspuren zugunsten des ÖPNV ist das ne Ausnahme, allerdings sollten dann bereits die erforderliche Anzahl Fahrzeuge und Fahrzeugführer bereitstehen, um die gewonnenen Busspuren auch optimal auszulasten. Weiterhin nur einen Bus alle 30 Minuten fahren zu lassen, verkürzt zwar dessen Fahrzeit, bringt aber keine Entlastung beim MIV.

    Was definitiv falsch ist, ist, den MIV zuerst zu schwächen und dann erst allmählich den ÖPNV aufzurüsten. Das erzeugt nur Frust und Streit.

    Wie kommst du darauf, dass die Kapazitäten für den ÖPNV erst mal geschaffen werden müssten. Ich bin sicher, dass die Kapazitäten für den ÖPNV vorhanden sind, zumindest die komplette Fahrwege-Infrastruktur. Was relativ kurzfristig beschafft werden müsste und könnte, sind die Fahrzeuge. Rechne doch mal so: Zur Zeit sind relativ viele Menschen mit Autos mobil. In Deutschland dürfte es vermutlich nur wenige Städte geben, in denen der Autoverkehrsanteil deutlich kleiner als ein Drittel ist. In dieser Studie im Auftrag des Deutschen Bundestages gibt es auf S. 9 eine entsprechende Auflistung von neun ausgewählten deutschen Großstädten: https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…HRugU2PB6BMTwAB

    Der Autoverkehrsanteil ist also relativ hoch und das bedeutet, dass zahlreiche Straßen vorhanden sind.

    Der ADAC allerdings behauptet fälschlicherweise, "Weder der motorisierte Individualverkehr (MIV) noch der ÖPNV sind aus Kapazitätsgründen allein in der Lage, alle Mobilitätansprüche zu befriedigen." Daran ist ganz sicher richtig, dass der MIV alleine aufgrund seiner geringen Kapazität nicht in der Lage wäre, die Mobilitätsansprüche zu befriedigen. (Zumindest nicht bei der gegenwärtigen Durchschnittsbesetzung von 1,2 Personen pro PKW. "Der durchschnittliche Besetzungsgrad im Berufsverkehr liegt nach Analysen des Umweltbundesamtes bei rund 1,2 Personen pro PKW" https://www.zukunftderarbeit.de/2017/05/24/arb…ud-belegschaft/ ) An den ADAC-Behauptungen ist vielleicht richtig, dass die gesteigerten Mobilitätsansprüche mancher Autofahrer, die es für eine Zumutung halten, mit anderen Menschen gemeinsam in einem Omnibus zu fahren, durch den ÖPNV nicht befriedigt werden können. Aber der ADAC behauptet ja in seinen Empfehlungen für einen anwenderorientierten ÖPNV in Ballungsräumen", dass der ÖPNV aus "Kapazitätsgründen" nicht in der Lage sei, die Mobilitätsansprüche zu befriedigen.

    Da Omnibusverkehr ohne zusätzliche Investitionen in die Fahrwegeinfrastruktur realisiert werden kann, also lediglich die notwendigen Omnibusse beschafft werden müssten, trifft das nicht zu, was der ADAC da behauptet. https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache…lient=firefox-b

    Besonders beachtet werden muss das Verkehrsgeschehen in den Verkehrsspitzen, dann wenn die Autos die Straßen verstopfen. Die ADAC-Argumentation basiert darauf, dass sich viele Menschen nicht vorstellen können, dass auf diesen mit PKW's überfüllten Straßen auch noch Omnibusse Platz finden sollen. Aber das müssen sie ja gar nicht, wenn die Fahrer und die wenigen zusätzlichen Fahrgäste dieser vielen PKW in Omnibussen unterwegs sind. In einen vollbesetzten Hamburger Metrobus etwa können 190 Personen mitfahren, und selbst in einem 12 m langen Solobus finden bis zu 100 Personen Platz. Wie lange ist wohl im Vergleich dazu die entsprechende Autoschlange? Selbst Stoßstange an Stoßstange gerechnet kämst du bei 5m Fahrzeuglänge auf einen halben Kilometer! Bei einem Sicherheitsabstand von durchschnittlich 15 m (entspricht dem Sicherheitsabstand bei Tempo 30) kommst du bereits auf 2 km Autoschlange!

    Nicht einmal der Radverkehr wäre in der Lage, so platzsparend und effektiv die im Übermaß vorhandenen Verkehrsflächen zu nutzen, wie der ÖPNV dazu in der Lage ist. Wenn die Straßen vom PKW-Verkehr entlastet werden, dann ist der ÖPNV durchaus in der Lage, den vorhandenen PKW-Anteil am Verkehrsgeschehen zu ersetzen. Und auch für Fahrradverkehr wäre dann noch haufenweise Platz vorhanden!

    Deine Aussage, dass es definitiv falsch sei, den MIV zuerst zu schwächen und dann erst allmählich den ÖPNV aufzurüsten, würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass es notwendig wäre, eine ÖPNV-Infrastruktur aufzubauen, die alle PKW-Nutzer aufnehmen kann, ohne dass dafür bei der Autoverkehrsinfrastruktur Einschnitte vorgenommen werden. Das kann nicht funktionieren. Allerdings sind die Einschnitte, die bei der Autoverkehrsinfrastruktur vorgenommen werden müssten, sehr gering, denn wie bereits beschrieben, funktioniert der ÖPNV äußerst platzsparend!

    Das stimmt nicht so ganz. Farbe auf der Fahrbahn verhindert immerhin Hochbordradwege. Eine Massnahme die nichts bringt ist immer noch besser als eine die eine Verschlechterung da stellt.

    Mir ist bewusst, dass es eigentlich traurig ist, wenn man sich darüber freut, dass eine Massnahme etwas nicht noch schlimmer macht.

    Das mit der Frage, ob rot markierte Radwege möglicherweise eine "Verschlimmbesserung" darstellen, treibt mich schon um. Hier ein Beispiel: In Linden führt die Falkenstraße vom Scharzen Bären aufwärts (leichte Steigung) in Richtung Lindener Marktplatz. Der vorhandene Hochbordradweg ist nicht benutzungspflichtig. Er ist viel zu schmal und es gibt immer wieder Konflikte mit dem Fußverkehr. Trotzdem benutzen ihn die allermeisten Radfahrer, weil auf der Straße Straßenbahnschienen liegen, die so dicht an den parkenden Autos vorbeiführen, dass man entweder in der Dooring-Zone fährt oder zwischen die Gleise wechseln muss. Nur wenige Radler machen das. Und die es machen werden häufig angehupt und beschimpft von drängeligen Autofahrern, besonders dann, wenn sie in der Gleisspur fahren.

    An den Einmündungen in die Falkenstraße ist der nicht benutzungspflichtige Radweg mit weißer Strichlinie markiert. Wenn der jetzt außerdem auch noch rot eingefärbt wird, dann steigert das natürlich bei den Autofahrern die Erwartungshaltung, dass die Radler gefälligst auf dem "Radweg" zu fahren haben.

    Oben, aktuelle Situation, unten mit Rotmarkierung

    Zu dem dritten Beispiel: Ist es nur nicht zu sehen oder fehlt die positive Beschilderung für den Radverkehr? Wenn man mit dem Rad da ankommt fährt man eigentlich erst mal über einen abgesenkten Bordstein in die Fahrbahn ein....

    So sah es früher aus: Blick in den Radweg Richtung Innenstadt von der Kleestraße aus auf einem älteren google-street-view Bild: https://www.google.de/maps/@52.37330…!7i13312!8i6656

    Das Satellitenfoto ist neueren Datums: https://www.google.de/maps/@52.37328…t/data=!3m1!1e3 Damals war der Weg Richtung Innenstadt noch nichgt gepflastert, sondern es gab nur eine wassergebundene Decke. Heute Verbundsteinpflaster.

    Die Beschilderung kann man leider nicht drauf sehen, aber so weit ich mich erinnere ist Richtubng Innenstadt ein gemeinsamer Fuß-/Radweg ausgeschildert[Zeichen 240], wie auch auf dem alten google-street-view-Bild zu sehen. Richtung stadtauswärts ist ein getrennter Fuß-/Radweg ausgeschildert[Zeichen 241-30].

    (Ergänzung nach nochmaliger Überprüfung der Situation vor Ort:

    Richtung stadteinwärts, also zwischen Kleestraße und Clausewitzstraße ist tatsächlich ein gemeinsamer Fuß- und Radweg ausgezeichnet. [Zeichen 240] Richtung stadtauswärts also zwischen Kleestraße und Berkhusenstraße steht gar kein Schild. An der Einfahrt in diesen gemeinsamen Fuß und Radweg von der Berkhusenstraßeseite aus, steht allerdings das Schild gemeinsamer Fuß- und Radweg. [Zeichen 240] )

    Wenn ich mir dann noch mit anschauen muss, wie Hannover plötzlich den Radverkehr neu priorisieren will*, während es an anderer Stelle herumjammert, dass die Busse ohnehin schon voll seien, dann krieg ich Lust, öffentlichkeitswirksam mein Fahrrad dem Bürgermeister vor die Füße zu schmeißen frei nach Vercingetorix nach dem Motto: Ich fahre doch nicht deshalb Rad, weil ihr Angst habt, dass die Busse und Bahnen zu voll werden.

    http://www.asterix.com/la-collection/first/11de.jpg

    * Siehe auch dieses neue Thema: Radverkehr in Hannover soll mit durchgehenden roten Streifen sicherer gemacht werden. Radverkehr in Hannover soll mit durchgehenden roten Streifen sicherer gemacht werden

    Von dem was ich so gehört habe, kam mir die Reaktion des Tübinger Bürgermeisters Boris Palmer auf die Offerte der Bundesregierung zum kostenlosen Nahverkehr recht intelligent vor. Der hat nämlich nicht wie andere Bürgermeister rumgejammert nach dem Motto, da fehlen uns die Kapazitäten usw., sondern ist in die Offensive gegangen. Wir machen das mit dem kostenlosen ÖPNV und sehen uns in der Lage mehr als die Hälfte der Kosten selbst zu schultern und der Bund zahlt dann den Rest: "„Wir bräuchten nicht einmal unbedingt das Geld (vom Bund)“, sagte Palmer dem SWR am Wochenende. „Es wäre auch schon hilfreich, wenn in einem Gesetz geregelt würde, dass Modellkommunen eine Abgabe von ihren Bürgern erheben dürfen, um den Nahverkehr zu finanzieren.“ In Tübingen würden dafür 15 Euro pro Erwachsenem im Monat reichen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir da mit einem kleinen Ergänzungszuschuss des Bundes im Gemeinderat eine Mehrheit hätten, um das Experiment zu starten.“" Focus online vom 18.2.2018 https://www.focus.de/auto/news/bori…id_8486461.html Ob Palmer nun davon ausgeht, dass es ohnehin nicht zum "Schwur" kommt, oder aber tatsächlich die entsprechenden Pläne in den Schubladen liegen? - Geschenkt! Alles ist besser als dieses elende Rumgejammere anderer Kommunen. Und direkt angesprochen hat Palmer nicht, dass der Ausbau des ÖPNV mit einem Rückbau der MIV-Infrastrukturen verbunden ist. In dem Focus-Artikel heißt es dazu: "Wenn das Konzept aufgeht, entspannt sich gleichzeitig die Verkehrssituation für diejenigen, die doch mit dem Auto fahren wollen - sie hätten weniger Stau und würden dadurch auch noch Sprit sparen." Das ist meines Erachtens Quatsch, selbst wenn sich eine nennenswerte Anzahl Autofahrer fände, die auf den ÖPNV umsteigen würden, dann würden die Lücken, die sich auftun würden in den Autoschlangen, von anderen Autofahrern wieder zugefahren. Trotzdem ist Palmers Vorstoß deutlich cleverer als die Reaktionen aus vielen anderen Kommunen.

    Hier geht es zu dem swr-Interview mit Palmer zum Thema kostenfreien ÖPNV: https://www.swr.de/swraktuell/bw/…mc2d/index.html

    Derzeit wird ja Tag für Tag eine "neue Sau durchs Dorf getrieben" wenn es darum geht, die allerheiligsten Schwüre abzulegen endlich was dafür zu tun, dass die Mobilitätswende in den Städten eingeleitet wird. So heute in Hannover, verkündet durch die HAZ: "Radverkehr in Hannover soll sicherer werden - Durchgehende rote Streifen auch auf Kreuzungen, mehr separate Radwege und bessere Ampelquerungen: Die Ratspolitiker wollen den Radverkehr in Hannover sicherer machen...." http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…cherheit-sorgen

    Wie ist das zu bewerten mit den durchgehenden roten Streifen? Nur eine Ankündigung, die die Zeit vertreiben soll, bis kommenden Dienstag aus Leipzig konkretes vermeldet wird in Sachen Diesel-Fahrverbote?

    Ich habe mich mal umgeschaut und mit ein paar einfachen Foto-Kolorierungen aus dem Bildbearbeitungsprogramm die angekündigten Rotmarkierungen in Hannover vorweggenommen. Nicht zuletzt deshalb, um mehr zu erfahren, wie das in anderen Städten gehandhabt wird und auch um ein paar Einschätzungen zu erlangen von anderen Leuten, die sich ebenfalls mit der Thematik beschäftigen.

    Erstes Beispiel: Die Fössestraße über die Blumenauer Straße hinweg Richtung Ihmebrücke:

        


    Zweites Beispiel: Vom Friedrichswall kommend über die Hildesheimer Straße hinweg in Richtung Marienstraße:

         


    Drittes Beispiel: Hier gibt es bereits eine Rotmarkierung und zwar für den Radweg parallel zum Bahndamm über die Kleestraße hinweg:

        

    Meine Einschätzung: Das dritte Beispiel war lange Zeit eine umstrittene Stelle, zumal hier ein reiner Radweg vorfahrtsberechtigt mit Stop-Schild abgesichert über die Anwohnerstraße hinweggeführt wird. Ich denke hier hat neben den weißen Querstreifen nicht zuletzt auch die Rotmarkierung mehr Akzeptanz geschafft bei den Autofahrern die Vorfahrtberechtigung des Radverkehrs zu beachten. Das müsste doch dann eigentlich für andere Stellen wie die oben gezeigten erst recht klappen!

    Unabhängig davon, ob es die Kommunen machen, zweifele ich daran, dass es sinnvoll wäre.

    Nur mal angenommen, die Kommunen hätten diesen Betrag zusätzlich und ohne Zweckbindung zur Verfügung. Sollten Sie das dann wirklich komplett in den ÖPNV stecken? Oder wäre nicht eine Aufteilung auf verschiedene Bereiche sinnvoll?

    Das Problem ist doch, dass viele so tun, als sei es mit zusätzlichen Investitionen in den ÖPNV möglich, die Menschen dazu zu bewegen, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Auch wenn ich von der Sendung extra3 sonst nicht sehr begeistert bin, der eine Satz, "Wenn man ein SUV fährt, dann denkt man sich: Ich soll den Bus ... Hä, Hä, Hä - Ich hab einen Porsche Cayenne! ... Leute, sorry, warum soll ich ein Fahrzeug umsteigen, das kleiner ist als meins?" (bei 1 Minute, 10 Sek), der trifft es ganz gut.

    Es ist eben nicht damit getan, den ÖPNV auszubauen. Das wird dem ÖPNV zwar jede Menge zusätzliche Fahrgäste bescheren, die Anzahl der Autofahrer aber wird es nur geringfügig reduzieren, denn nur wenige sind bereit umzusteigen, auch dann wenn der ÖPNV komplett kostenfrei ist.

    Zudem ist zu bedenken, dass schon in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden von Euro für den ÖPNV im wahrsten Sinne des Wortes "versenkt" wurden. Es wurden exorbitant teure Tunnel für U-Bahnen gebaut und für unterirdisch fahrende Stadtbahnen. Aber nicht etwa um den ÖPNV zu verbessern, sondern um auf den oberirdischen Verkehrsflächen Platz zu schaffen für immer mehr Autoverkehr. Und wenn es trotz Verbannung des ÖPNV dort zu eng wurde, dann hat man auch noch - ebenfalls sündhaft teure - innerstädtische Straßentunnel gebaut.

    Dabei stand stets das Ziel im Mittelpunkt, die MIV-Infrastrukturen zu maximieren. Der ÖPNV dagegen sollte bestenfalls den Nicht-Autofahrern ein gewisses Mindestmaß an Mobilität gewährleisten. Nicht umsonst werden im Fachjargon ÖPNV-Fahrgäste als "Beförderungsfälle" bezeichnet.

    Leider ist - aus gutem Grund - kein Politiker bereit auch nur ansatzweise darauf hinzuweisen, dass die MIV-Infrastruktur zurückgebaut werden muss. Wenn das dennoch hin und wieder geschieht, dann löst es üblicherweise ein wildes Protestgeschrei aus, weshalb solche Maßnahmen - sofern sie denn überhaupt durchgeführt werden - lieber mit möglichst wenig Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt werden.