In München versucht die CSU ungefähr so ambitioniert wie die CDU in Hamburg Wählerstimmen mit Gedenkveranstaltungen zur autogerechten Stadt zu suchen:
Ich wollte eigentlich einen längeren Text über ein paar christsoziale Werbeplakate schreiben, aber „Darmstadt fährt Rad“ war da freundlicherweise schneller: https://twitter.com/DAfaehrtRad/status/1217022675597643776
So verabscheuungswürdig diese CSU-Wahlkampfrhetorik auch sein mag, in einem Punkt, der in dem Artikel erwähnt wird, ist möglicherweise ein Krümelchen Wahrheit drin. Und genau so was macht ja solche Kampagnen so gefährlich:
"Bekanntermaßen sieht die CSU in der Entscheidung, in der Fraunhoferstraße sämtliche Parkplätze zu streichen und in beiden Richtungen rote Radstreifen zu markieren, einen großen Schaden für die dortige Geschäftswelt, da es direkt in der Straße keine legalen Lieferzonen gibt und zum Beispiel die Bierlieferanten des Wirtshauses illegal auf dem Radstreifen stehen bleiben müssen." https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wahlk…mobil-1.4751709
Wenn diese Beschreibung in dem SZ-Artikel tatsächlich zutrifft, dann muss da tatsächlich nachgebessert werden. Aber so, dass deutlich wird, dass Halteplätze für den Lieferverkehr zwar benötigt werden, aber eben auf Kosten von Parkplätzen für den Privat-KFZ-Verkehr und so kontrolliert, dass sie nicht vom Privat-KFZ-Verkehr blockiert werden. Wenn es hier tatsächlich Nachbesserungsbedarf gibt, dann muss nachgebessert werden!
Ich sage dass auch deswegen, weil hier in Hannover die CDU so tut, als sei es ein grober Fehler, dass Radfahrstreifen auf der Fahrbahn markiert werden, anstatt Hochbordradwege rechts von den parkenden Autos anzulegen.
Die CDU-Propaganda tut so, als sei alles möglich: Parkstreifen + Hochbordradweg + Fußweg. Tatsächlich ist es aber so, dass die einspurige Fahrbahn nur dadurch möglich ist, dass für den Fall eines Rettungsdiensteinsatzes die Fahrbahn + Radfahrstreifen noch ein Durchkommen ermöglichen. Wäre der Parkstreifen wegen des Hochbordradweges zur Straßenmitte hin verrückt angelegt worden (also etwa dort, wo heute der rot markierte Radstreifen ist), dann gäbe es im Notfall kein Durchkommen mehr.
Leider kommt die CDU-Propaganda bei verdammt vielen Radfahrern gut an, weil viele Radfahrer sich noch nicht so recht mit den Vorzügen von Radfahrstreifen vertraut gemacht haben. Und auch deshalb, weil dieser Radfahrstreifen ganz oft vom Lieferverkehr zugeparkt ist. Da sagt sich doch der Radfahrstreifen-kritische Radler: "Siehste: Radfahrstreifen taugen nichts!"
Aber Parkplätze auf dem Parkstreifen durch Halteplätze für den Lieferverkehr ersetzen, dass ist nicht zuletzt deshalb schwer, weil die Halteplätze ja trotzdem zum Parken benutzt würden, wenn dann auch ordnungswidrig.
Der Radfahrstreifen wird von haltenden Lieferfahrzeugen blockiert, weil die Halteplätze rechts vom Radfahrstreifen von parkenden Autos blockiert sind. (Oder noch schlimmer in München, wenn der SZ-Bericht zutrifft: Weil es keine Halteplätze gibt.)
Hier muss dringend eine zugkräftige Antwort her! Zugeparkte Radfahrstreifen jedenfalls sind ein Riesenproblem! Ich kann niemandem von Radfahrstreifen überzeugen, wenn diese ständig zugeparkt werden. Da sagen dann ganz viele Radler: Lieber einen handtuchschmalen Hochbordradweg, der nicht zugeparkt ist, als Radfahrstreifen, die ständig zugeparkt werden.
Das eigentliche Problem aber sind die zugeparkten Halteplätze:

Und wenn die Polizei dann mal tätig wird und tatsächlich einen Radfahrstreifenblockierer "am Wickel hat", dann bockiert die Polizei auch noch selbst mit ihrem eigenen Einsatzfahrzeug den Radfahrstreifen:

Das sieht aber nicht jeder Radfahrer gleich, dass hier die Polizei eigentlich "die Guten" sind. Stattdessen schimpfen in einer solchen Situation viele Radfahrer: "Jetzt blockiert auch noch die Polizei meinen Radfahrstreifen. Ich will lieber einen Hochbordradweg auch wenn der nur halb so breit ist. Und da taucht dann die CDU aus der Versenkung und bedient diese kurzsichtigen Überlegungen.
Leider, leider funktioniert die Münchner CSU-Kampagne wie jede andere Dreck-Kampagne. Ordentlich Dreck schmeißen irgendwo wird schon was hängen bleiben.