Rot-Rot-Grün ist davon ausgegangen, dass eine Übereinkunft mit Schwarz und Gelb nicht notwendig sei und sie antifaschistisch sauber gewählt worden wäre. Das sehe ich fundamental anders. Rot-Rot-Grün hat Höcke & Co eine Bühne geboten und die haben sie genutzt. Ich bin echt gespannt, was morgen passiert. Ich sehe zum Beispiel ein paar AfDler, die sich enthalten und eine spontan in Jubel ausbrechende AfD-Fraktion, sobeld eine für Ramelow ausreichende Stimmenzahl genannt wird.
Es hätte von Anfang an eine Situation geschaffen werden müssen, in der es eben egal ist, was die AfD macht.
Wer ist "Es"?
Und was genau wirfst du Ramelow vor?
Dass er nicht im vorauseilenden Gehorsam gegenüber der AfD auf eine eigene Kandidatur verzichtet und stattdessen die Linke einen Kandidaten der SPD, der Grünen, der CDU oder der FDP unterstützt?
Und hätte das gereicht? Immerhin hatte Ramelow nach den Ereignissen am 5. Februar angeboten, eine CDU-Ministerpräsidentin als Übergangspräsidentin zu unterstützen. Meinst du mit, "es hätte von Anfang an eine Situation geschaffen geschaffen werden müssen, in der es egal ist, was die AfD macht," dass Ramelow von vornherein eine kurze Übergangsregierung unter Christine Lieberknecht hätte anbieten müssen? Aber das war den Christdemokraten ja auch nicht recht, wie sich dann gezeigt hatte.
Oder vermutest du, dass der CDU-Fraktion (und der FDP-Fraktion) ein wie auch immer gestaltetes besseres Angebot hätte gemacht werden müssen, um sicher zu stellen, dass sie sich im dritten Wahlgang wirklich enthalten, anstatt zusammen mit der AfD Kemmerich zu wählen?
Mit ihrem Wahlverhalten am 5. Februar haben die Thüringer CDU-Abgeordneten gezeigt, dass sie die "Gefahr von Links" in den Augen der CDU vertreten durch die Partei "Die Linke" als noch gefährlicher einschätzen als die sehr viel reellere "Gefahr von Rechts", vertreten durch die Partei AfD.
Die von dir beschriebene "Gefahr", dass sich einige AfD-ler enthalten, um den Eindruck zu erwecken, dass keiner von der CDU (oder FDP) für Ramelow gestimmt hat und deshalb Ramelow die Wahl nicht annehmen könne, weil er ja dann in der AfD-Propaganda als Kandidat gewählt von der AfD bezeichnet werden könne, sehe ich nicht.
Erstens und das ist das Wichtigste, ist die Wahl geheim. Niemand kann hinterher glaubhaft versichern, dass er diesen oder jenen gewählt habe, nur deshalb, um diesen oder jenen Eindruck zu erwecken.
Zweitens hat die AfD selbst es inzwischen als eine "ironische Bemerkung" bezeichnet, dass sie Ramelow im ersten Wahlgang wählen wolle, um ihn als Ministerpräsident von Gnaden der AfD bezeichnen zu können, so dass er die Wahl nicht annehmen könne. "Vertreter der Thüringer AfD-Fraktion hatten jedoch klargemacht, dass sie Ramelow nicht mitwählen wollen und die Empfehlung Gaulands als Ironie gedeutet." https://www.insuedthueringen.de/region/thuerin…rt83467,7158640
Drittens tritt für die AfD-Fraktion nicht mehr irgendein Strohmann aus den hinteren Reihen an, der selbst nicht einmal AfD-Mitglied ist, sondern "AfD-Chef Höcke kandidiert bei Ministerpräsidentenwahl", ebenfalls veröffentlicht in insüdthüruingen am 2.3.2020 (s. o.).
Die AfD begründet ihre "Wende" damit, dass sie mit der Aufstellung des Kandidaten Höcke sicher stellen wolle, dass alle Stimmen der AfD an den AfD-Kandidaten gehen. (Ob das tatsächlich alle AfD-ler im thüringischen Landtag das mitbekommen haben werden, bis es so weit ist?) Die Absicht der AfD ist es, dem Wahlvolk vor Augen zu führen, dass die CDU und die FDP verantwortlich seien für den in ihren Augen "verhassten" Ministerpräsidenten.
Ich bin auch echt gespannt, was morgen passiert. Ich sehe zum Beispiel ein paar AfDler, die nicht für Höcke stimmen, entweder weil sie vom erneuten Kehrtschwenk ihrer Parteioberen nichts mitbekommen haben, oder weil Höcke möglicherweise gar nicht soooo beliebt ist bei Allen seiner eigenen Leute.
Ein Hinweis noch: In dem bereits oben zitierten Artikel heißt es:
"Öffentlich haben die Fraktionen sowohl der Liberalen als auch der Christdemokraten erklärt, dass sie Ramelow nicht aktiv ins Amt wählen wollen." Das lässt weiterhin Spielraum für die Interpretation, das einzelne Abgeordnete in den Fraktionen von CDU und FDP nicht geschlossen mit der Gesamtfraktion abstimmen werden.