Beiträge von Ullie

    Die Forderung von Landsberg halte ich für Blödsinn. Eine Lockerung der derzeitigen Einschränkungen wird an Bedingungen geknüpft sein und da glaube ich, dass das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit bald vorgeschrieben wird. Eine Alternative zum Abstandsgebot wird das aber nicht sein, sondern allenfalls eine Ergänzung.

    Das mit dem Abstand halten ist so "für eine Sache":

    GABOT, das Internet-Portal für den Erwerbsgartenbau wirbt für 3m Abstand in Gartencentern und Baumärkten mit diesem Plakat:

    https://www.gabot.de/fileadmin/_pro…_9fc09cd7bf.jpg

    Die Stadt Dillingen an der Donau (Bayern) propagiert: 1,5m bis 3 m Abstand halten:

    https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/cro…w460/Corona.jpg

    Im Supermarkt gilt in Halle: 2 m Abstand halten:

    https://www.haller-kreisblatt.de/_em_daten/_cac…1-279307877.jpg

    Und in Graz in Österreich gilt: 1 m Abstand halten:

    https://www.graz.at/cms/dokumente/…05/Abstand.jpeg

    Unabhängig von den genauen Distanzangaben, die um bis zu 300% schwanken, gilt: Abstand halten ist wichtig. Aber wenn dann noch der Mundschutz ins Spiel kommt, dann möchte der eine oder andere gerne, dass noch mal neu gerechnet wird: So bezeichnet die Bundeswehruniversität München aufgrund eigener Untersuchungen eine Distanz von mind. 1,5 m ohne Mundschutz und einen Distanz von mind. 0,75 m mit Mundschutz als ausreichend.

    "Schon ohne Mundschutz reicht in der Regel ein Abstand von eineinhalb Metern zu anderen Personen, um eine Tröpfcheninfektion mit dem Coronavirus zu verhindern. Das ist eines der Ergebnisse von Strömungsexperimenten, die Forscher der Bundeswehruniversität München durchgeführt haben. " Und weiter heißt es:

    BR vom 8.4.2020 https://www.br.de/nachrichten/ba…beuteln,RvZWnQq

    Zum Vergleich: Im ÖPNV rechnet man mit 4 Personen pro Quadratmeter auf den Stehplatzflächen im Normalbetrieb (ohne Corona).

    Zur Zeit sind nach meiner Beobachtung viele Busse und Bahnen nur schwach ausgelastet. Aber es gibt auch Stoßzeiten, wo es so voll wird, dass der Mindestabstand 1,5 m (ohne Maske) unterschritten wird und auch mit Maske kann man unmöglich 4 Personen auf einen Quadratmeter abstellen.

    Und ich vermute mal, dass dieses Zahlenwerk heiß umkämpft ist, denn je mehr Kunden pro 100 Quadratmeter Verkaufsfläche, um so höher der Profit. Und spätestens da hört "der Spaß" auf.

    Ein Beispiel aus Hannover: Im Bäckerladen Henri galt anfangs, dass max. 2 Personen den Laden betreten dürfen.

    Später wurde diese Zahl auf maximal 1 Person nach unten korrigiert:

    Ein paar Tage später hießes dann:

    Mein Verdacht ist, dass jetzt besonders die Interessensvertreter der Händler damit argumentieren werden, dass eine Maskenpflicht es erlaubt, die Mindestabstände wieder zu reduzieren, bzw, die Anzahl der Personen im Laden wieder zu erhöhen. Dann wird die Maske eben doch zur Alternative zum Abstandsgebot, das eigentlich ausreichen würde, um die Ansteckungsgefahr genügend stark zu reduzieren.

    Mit einem Antikörpertest sollen 15.000 Deutsche in einer Studie des RKI getestet werden: "Durch die Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in einer bundesweit repräsentativen Stichprobe soll die tatsächliche Verbreitung, Immunität, der Anteil asymptomatische Infektionen, die tatsächliche Sterberate und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf in der Bevölkerung in Deutschland besser abgeschätzt werden. Untersucht werden sollen 15.000 Personen ab 18 Jahre an 150 Studienorten, "

    RKI-Pressemitteilung vom 9.4.2020 https://www.rki.de/DE/Content/Ser…20/05_2020.html

    Leider erfährt man nichts über die Kosten und die Möglichkeiten damit im größeren Umfang Tests durchzuführen.

    Yeti hat ja erläutert, warum die PCR-Tests sich nicht beliebig erhöhen lassen. Und die Antikörpertests, so mein Eindruck stehen ebenfalls nicht sehr bald in großer Anzahl zur Verfügung, so dass die oben bereits zitierte Forderung vom Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, nach einer Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen nicht so bald erfüllt werden kann. Denn Landsberg nannte ja den Aufbau eines bundesweit einheitlichen Test- und Meldesystems mit 500.000 Tests pro Tag als Voraussetzung dafür, die Schutzmaßnahmen zu lockern.

    Ich befürchte, dass sich ein Teil der Politik zunehmend in die Richtung bewegt, der Bevölkerung das Tragen von Schutzmasken als Alternative zum Abstandsgebot anzubieten, verbunden mit der Versprechung, solche Schutzmaßnahmen wie Geschäftsschließungen oder Beschränkung von Kundenzahlen zu lockern.

    Es geht um die PCR-Tests, also den Nachweis von Viren? Wenn ich mich heute anstecke ist der Test die nächsten zwei Wochen oder so positiv. Davor und danach nicht. Man kann Verdachtsfälle testen, damit man weiß, wen man gerade in Quarantäne schicken muss bzw. wie man die Patienten behandeln muss, oder man kann zufällig ausgewählte Leute prüfen, um eine Ahnung zu kriegen, wie viele Menschen zu einem Zeitpunkt zeitgleich infiziert sind.

    Ob es Landsberg um PCR-Tests geht wird nicht ganz klar. Ich vermute es aber, denn in der zitierten Quelle, die ich hier noch mal ausführlicher zitiere, steht:

    "Update vom 12. April, 11.38 Uhr:Der Städte- und Gemeindebund hat flächendeckende Corona-Tests als Voraussetzung für eine Lockerung der Schutzmaßnahmen genannt. Dazu gehöre der Aufbau eines bundesweit einheitlichen Test- und Meldesystems, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagsausgaben). Zudem müssten die Testkapazitäten deutlich ausgebaut werden, damit 80 bis 100 Prozent der Kontaktpersonen von Infizierten innerhalb eines Tages gefunden und getestet werden könnten.

    Bis Ende Mai müssten die Tests von derzeit 60.000 auf 500.000 pro Tag hochgefahren werden, forderte Landsberg."

    Da ist nicht von anderen Tests oder Antikörper-Tests die Rede, sondern nur von einer höheren Anzahl.

    Quelle: https://www.merkur.de/politik/corona…r-13642268.html

    Das Henriettenstift hat auf dem Bürgersteig an der zu "Nicht-Corona-Zeiten" stark befahrenen Marienstraße eine Notaufnahme in beheizten Zelten eingerichtet: "Die neue zentrale Notaufnahme für DIAKOVERE Henriettenstift liegt dann an der Marienstraße 72-90. Fuß- und Radweg an der Marienstraße werden hierzu für Passanten gesperrt." Quelle: https://stadtreporter.de/hannover/news/…iettenstift-auf

    Der Fuß- und Radverkehr wird zwischen den Einmündungen Sallstraße und Sonnenweg auf die gegenüberliegende Straßenseite geschickt, obwohl es in der Marienstraße auf beiden Seiten nur relativ schmale Einrichtungs-Hochbordradwege gibt. Siehe: googlemaps: https://www.google.de/maps/@52.36992…m/data=!3m1!1e3

    Die Fahrbahn ist in dem betroffenen Abschnitt fünfspurig!

    Hier ein Bild von der Ecke Sallstraße Marienstraße stadtauswärts:

    Das ist ja auch so. Ein wesentlicher Grund, von einer flächendeckenden Empfehlung von Masken abzusehen war und ist deren schlechte Verfügbarkeit. Es ist ja für Gesundheitsdienste schon schwer genug sich ausreichend damit zu versorgen.

    Was meinst du mit: "Das ist ja auch so?"

    Es ist richtig, dass sowohl Nasen-Mund-Schutze als auch richtige Atemmasken (FP2 und höher) knapp sind. Meinst du das mit "Das ist ja auch so"?

    Oder meinst du, viele Gesundheitsexperten würden nur deshalb davon abraten, einen Nasen-Mund-Schutz zu tragen, damit keine "Kanabilisierung" stattfindet und Nasen-Mund-Schutze oder gar Atemmasken von Privatleuten aufgekauft werden, so dass sie dem Gesundheitssystem nicht mehr zur Verfügung stehen?

    "Wenn die Personen in der Öffentlichkeit denken, sie könnten sich durch eine Maske selber vor der Infektion schützen, dann gibt es natürlich irgendwann auch Leute, die Mondpreise bezahlen für so etwas, auch wenn es kaum eine Wirkung oder keine Wirkung hat."

    Drosten am 23. März 2020. Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript138.pdf (Seite 2 von 7 linke Spalte, 1. Absatz)

    Im selben podcast sagt Drosten außerdem: "Was eben nicht so einleuchtend ist, dass ich mich in der Öffentlichkeit mit einer Maske nicht selber schützen kann."

    Drosten am 23. März 2020. Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript138.pdf (Seite 2 von 7 rechte Spalte, vorletzter Absatz)

    Besonders interessant ist der anschließende Abschnitt, in dem Drosten ausführlich darauf eingeht, wie medizinische Studien und Aussagen durch die Medien so modifiziert werden, dass der ursprüngliche Sinngehalt abgewandelt, und manchmal geradezu ins Gegenteil verkehrt wird. Er nennt eine Studie in der über ein bestimmtes Jahr eine Aussage zu einer misslungenen Influenza-Schutzimpfung gemacht wird: "Da hat die Influenzaimpfung so schlecht funktioniert wie eine Maske, aber es wurde uminterpretiert und dann noch mal uminterpretiert."

    Drosten am 23. März 2020. Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript138.pdf (Seite 3 von 7 linke Spalte, erster Absatz)

    Die Aussage, die da eigentlich drin steckt ist: Eine schlechte Influenza-Schutzimpfung (im vorliegenden Fall mutierte der Virus so schnell, dass die Schutzimpfung dagegen nicht mehr schützen konnte) nutzt ebenso wenig wie das Tragen von Masken. Aber Angst ist oft ein schlechter Ratgeber. Und anstatt Drosten so zu verstehen, dass er dem Tragen von einem Atem-Mund-Schutz tatsächlich keine Schutzfunktion zuspricht, wird er von vielen so missverstanden, dass er im Prinzip dazu aufruft endlich eine Mundschutzpflicht möglichst für alle öffentlichen Lebensbereiche auszusprechen.

    Umgekehrt haben Entscheidungsträger, die nicht zu einer Mundschutzpflicht aufrufen, kaum noch die Chance Gehör zu finden, weil ihnen ganz einfach unterstellt wird, sie hätten es versäumt, rechtzeitig für einen ausreichenden Vorrat an Schutzmasken zu sorgen.

    Fazit: Drostens bereits weiter oben zitierte Aussagen aus seinem Podcast lassen sich so zusammenfassen:

    1. Es gibt Leute, die bereits sind Mondpreise für etwas zu zahlen, auch wenn eine Corona-Schutzwirkung nur angenommen oder vermutet wird.

    2. Ich kann mich in der Öffentlichkeit mit einer Maske nicht wirksam vor Corona schützen.

    3. Das Thema Schutzmaske und ihre mögliche Schutzwirkung wird von vielen Medien sehr stark überhöht.

    Und zu drittens würde ich nach mehreren Gesprächen mit Bekannten noch hinzufügen: Nicht nur von vielen Medien wird das Thema überhöht, sondern für manche Menschen wird die "Maske" geradezu zu einem magischen Glücksbringer.

    Und ich sehe keinen Grund, für das Fahrradfahren ein Maskengebot auszusprechen. Auch wenn es Rad fahrende gibt, für die das anscheinend zur Corona dazugehört wie Klopapier kaufen.

    Indessen nehmen bestimmt Sportgemeinschaften Sonderrechte für sich in Anspruch:

    "In der Bundesliga ruht der Ball noch mindestens bis zum 30. April, doch in Nordrhein-Westfalen darf die Fußballelite trotz der Coronavirus-Pandemie das Training auf dem Rasen aufnehmen. Dies bestätigte Dortmunds Ordnungsdezernent Norbert Dahmen am Dienstag dem WDR."

    Quelle: Focus online vom 31.34.2020 https://www.focus.de/sport/fussball…d_11836024.html

    Kinnersch, ihr geht da viel zu rational ran. Guckt mal, welche Hürden das BVerfG für kultische Handlungen setzt, bei denen die Antragsteller Riten über Naturgesetze stellen:

    https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pre…/bvg20-024.html

    Ihr müsst also nur behaupten, der von Euch imaginierte Gott der Speichen habe die Osterausfahrt zu einer nicht ersetzbaren kultischen Handlung erklärt und ihr wäret davon »überzeugt«. Dann ist nix mit hingeschluderten Verfügungen, sondern dann muss man sich bei den Behörden mehr Mühe geben ...

    Ausnahmslos halten sich in Deutschland die Relgionsgemeinschaften an die gebotene Kontaktbeschränkungen.

    Währenddessen wurden für bestimmte "Sportgemeinschaften" Ausnahmegenehmigungen erlassen:

    Die Geschichte lehrt: Es ist gut, dass es Sonderrechte gibt für Gemeinschaftsorganisationen:

    Als Beispiele fallen mir ein: Als die Sozialistengesetze gewerkschaftliche und parteiliche Tätigkeiten verboten, organisierten sich die Arbeiter in Sportvereinen.

    Auch wenn den großen Kirchen in Deutschland in verschiedenen Fällen Kooperation mit den Nazis vorgeworfen werden muss, so gab es auch innerhalb der Kirchen oppositionelle Aktivitäten. Zu den bekannteren Beispielen zählen Karl von Ossietzky oder Clemens August Graf von Galen.

    Und noch gar nicht so lange her: Viele DDR-Bürgerrechtler fanden Unterschlupf und Unterstützung in Kirchengemeinden, die Sonderrechte aushandeln konnten mit dem DDR-Staat.

    Übrigens beachten nicht nur die christlichen Kirchen, sondern auch andere Religionsgemeinschaften die Kontaktbeschränkungen. Hier ein Beispiel aus Hannover-Badenstedt, wo es einen hinduistischen Tempel gibt. In Zeiten von Corona können kleine Radtouren nicht nur fit halten, sondern tragen auch dazu bei, sich mal wieder gründlich in der näheren Umgebung umzusehen:

    Markierter Bildausschnitt in groß:

    Und grundsätzlich halte ich die Debatte um den Mundschutz vergleichbar mit der Fahrradhelm-Debatte: Wenn man ihn trägt, dann wenigstens richtig.

    Ein grundsätzlicher theoretischer Unterschied besteht darin, dass der Fahrradhelm mit dem Argument Selbstschutz beworben wird. Der Nasen-Mundschutz wird zumindest von offizieller Seite als Fremdschutz bezeichnet, also als Schutz anderer vor Ansteckung für den Fall, dass man selbst unbemerkt Virusträger ist und unwissend andere ansteckt.

    Praktisch allerdings habe ich in Gesprächen festgestellt, dass ich mit der hier dargestellten Position als Träumer und unverbesserlicher "Gutmensch" bezeichnet werde, wo doch jeder, der sich ein "klares rationales Bild" von der Lage mache, ganz genau wisse, dass das Mund-Nasen-Schutz-Tragen oder noch besser das Tragen einer Atemmaske mit mindestens FP2-Schutz in der Öffentlichkeit vor allem deswegen von Medizinern, der Verwaltung und der Politik noch nicht verfügt wurde und auch nicht empfohlen wird, weil es nicht genug von diesen Masken gäbe und man damit davon ablenken wolle, dass nicht rechtzeitig Vorsorge in dieser Hinsicht getroffen wurde.

    Das Absurde an der "Masken"-Diskussion für Alle ist doch folgendes:

    Alle Gesundheits-Expert*innen, auch diejenigen, die einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn durch das "Maskentragen" sehen, warnen davor, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugt, das dazu führt, die wirksamste und sicherste Maßnahme, das Abstandsgebot, konsequent einzuhalten.

    Umgekehrt wird von verschiedenen Politiker*innen und vor allem von Interessensvertreter*innen der Wirtschaft das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes mit der Begründung eingefordert, dass dann wieder ein dichteres Zusammenkommen der Menschen möglich sei.

    Viele Protagonist*innen, die das verbindliche Tragen des Mund-Nasen-Schutzes fordern, versuchen das den Menschen damit schmackhaft zu machen, dass damit ein Stück Rückkehr zur Normalität möglich wäre, zu einer Normalität, die zwar durch ein Mund-Nasen-Schutz getrübt wäre, aber mehr Normalität darstelle als das konsequente Befolgen der Abstandsregel.

    Wenn ich das mal übertrage auf das aktuell diskutierte und in Jena bereits umgesetzte Schutzmasken-Gebot in Bussen und Bahnen und auf die zeitgleich von verschiedenen Seiten erhobene Forderung nach einer Wiederöffnung der Schulen dann stelle ich mir bis zum Anschlag vollgestopfte Schulbusse vor, in denen Kinder dicht gedrängt stehen und sitzen, die vermutlich völlig überfordert sind, mit dem korrekten Gebrauch eines Mund-Nasen-Schutzes.

    Und nur selten wird offen ausgesprochen worum es den nun wirklich geht:

    Das Mund-Nasen-Schutz-Tragen wird "verkauft" als zusätzlicher Schutz vor Ansteckung. (Und auch von vielen Menschen so empfunden.)

    Tatsächlich ist es jedoch kein Schutz vor Ansteckung, sondern es schützt nicht den Träger, sondern andere vor Ansteckung.

    Und das Mund-Nasen-Schutz-Tragen wird jetzt abermals "verkauft" als Schutz vor Ansteckung. Dabei geht es den Propagandisten eigentlich darum, dass die Menschen die Abstandsregel vernachlässigen und wieder dichter zusammenrücken sollen, damit z. B. wieder mehr Geschäfte geöffnet werden können, bzw. die Anzahl der Personen pro 100 Quadratmeter Verkaufsfläche erhöht werden kann.

    Und was das Mund-Nasen-Schutz-Tragen beim Radfahren angeht: Siehe dieses Foto mit den Hinterlassenschaften am Radwegrand. Dabei war es gar nicht so weit zum nächsten Abfalleimer (wenn auch ohne Deckel), dessen Öffnung im Vordergrund links zu sehen ist.

    Hat eigentlich schon mal jemand das "Schutzmaskentragen" beim Autofahren eingefordert? Wo treibt denn so eine Autoklimaanlage die Ausdünstungen der Insassen nach draußen? (So eine Austrittsöffnung ist doch sicher nicht mit einem Virenschutzfilter ausgestattet?) Und sind Autoklimaanlagen mit Viren-Schutz-Filter beim Luftansaugen ausgestattet? Wenn Nein, dann müssten doch eigentlich auch Autofahrer Schutzmasken tragen. Das Kurioseste in dieser Hinsicht beobachtete ich kürzlich auf einem Supermarktparkplatz: Der Kunde kommt mit Schutzmaske aus dem Laden, verstaut seine Einkäufe im Kofferraum setzt sich in den Wagen, fummelt sich den Nasen-Mund-Schutz aus dem Gesicht und hängt ihn mit der einen Ohrschlinge an den Innen-Rückspiegel, wo er dann fröhlich vor sich hinbaumelte.

    Fazit: Dieser Autofahrer fühlt sich in seinem Blech-Glas-Panzer anscheinend hundertprozentig geschützt. Zu Recht?

    Aus den unten angegebenen Quellen habe ich dieses Diagramm entwickelt, das zeigt, wie die Corona-Testkapazitäten bisher angestiegen sind. Und welchen Anstieg der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, bis Ende Mai 2020 fordert:

    Das mit den Tests habe ich mal in ein Diagramm übertragen: Aus verschiedenen Quellen habe ich die folgenden Zahlen ermittelt (Jeweils mit Quellenangabe): Spiegel.de berichtet am 5.3.20 von einer Kapazität von 12.000 Tests/pro Tag, das sind 84.000 pro Woche. Titel: So testet Deutschland auf Covid-19 https://www.spiegel.de/wissenschaft/m…2b-8895e4da91e2

    Die Münstersche Zeitung vom 27.3.2020 gibt eine Testkapazität von 300.000 pro Woche an. Titel: Testkapazitäten sollen erweitert werden.

    https://www.muensterschezeitung.de/Specials/Coron…rweitert-werden

    Quarks berichtet am 8.4.2020 von 700.000 Tests pro Woche. Titel: Test: Wie er funktioniert und wer getestet wird. https://www.quarks.de/gesundheit/med…niert-der-test/

    Der Merkur vom 13.4.2020 gibt eine Forderung vom Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg des Deutschen Städte und Gemeindebundes wieder.

    Landsberg fordert eine Testkapazität von 500.000 Tests pro Tag, die bis Ende Mai erreicht werden soll. Das heißt, die aktuellen Testkapazitäten (Stand Anfang April 2020) müssten versiebenfacht werden. Es wäre dann möglich (83 Mil. / 0,5 Mil. = 166 Tage) innerhalb eines halben Jahres alle Bundesbürger zu testen. (Angenommen ein Test pro Person würde ausreichen.) Merkur vom 13.4.2020: Coronavirus: Laschet dämpft Hoffnung auf Lockerungen - „Nichts wird, wie es war“ https://www.merkur.de/politik/corona…r-13642268.html

    Wenn ich's richtig lese, dann empfiehlt es sich ganz und gar nicht das zwei Personen, die nicht zusammen im selben Haushalt wohnen, gemeinsam Tandem fahren. Unklar ist, wann endet normale Bewegung, wann beginnt Sport? Für einen gut trainierten Radfahrer, der mit wenig Anstrengung gemütlich Rad fährt, gilt: Gefahr der Weiterverbreitung des Corona-Virus niedrig, auch bei einem geringem Abstand wie zum Beispiel 2 m.

    Für echte Rennsportler, die in einem dichten Pulk bei hoher Anstrengung Rad fahren gilt: Ansteckungsgefahr hoch.

    Die tageszeitung berichtet über eine Studie über Heinsberg und die dazu notwendige Interpretation: Der Disput der Virologen

    In dem taz-Artikel wird unter anderem Drosten (Chefvirologe der Berliner Charité und daneben Berater der Bundesregierung) zitiert: "Wer immun sei, könne beispielsweise „ohne Vermummung“ an der Rezeption einer Klinik arbeiten." Wohl mehr satirisch gemeint, versprach er in diesem Zusammenhang diesem Personenkreis den "grünen Armreif". Im Zusammenhang mit der Diskussion um ein Ende des sogenannten "Lockdowns" und in Anbetracht dessen, was in den letzten Wochen stattgefunden hat, dass wir noch wenige Wochen zuvor für unmöglich hielten, ist das eine "delikate" Bemerkung.

    Provoziert diese Bemerkung Drostens nicht geradezu Menschen, die sich für jung und gesund halten, dazu, sich mit Corona zu infizieren, auf einen milden Krankheitsverlauf zu hoffen, um dann mit einem Auszeichnungs-Merkmal (nämlich Drostens "grüner Armreif") dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Wird das Auszeichnungsmerkmal "grüner Armreif" so zum Job-Garant?

    In dem WDR Kommentar von Mai Thi Ngueyen-Kim vom 7.4.2020 wird eine andere aktuell diskutierte "Exit-Strategie" aus dem "Lockdown" problemtisiert: Die sogenannte "Herdenimmunität".

    Mai Thi Ngueyen-Kim warnt meines Erachtens zu Recht davor auf ein schnelles "Durchseuchen" der Bevölkerung zu setzen, um möglichst schnell wieder "normale" Lebensverhältnisse herzustellen. Der Kommentar hat mir gut gefallen!

    WDR-Video: Mai Thi Nguyen-Kim, WDR, kommentiert die Diskussion um Herdenimmunität

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    Was mir ganz und gar missfällt: Immer wieder wird derzeit der Begriff "Lockdown" benutzt, obwohl die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident*innen sich ganz bewusst auf den Begriff Kontaktbeschränkungen geeinigt hatten.

    "Mehr als zwei Menschen dürfen sich nicht zusammen draußen aufhalten - es sei denn es sind Angehörige aus dem gemeinsamen Haushalt. Also mit einem Freund, einer Freundin spazieren gehen ja - zu dritt nicht." https://www.zdf.de/nachrichten/po…rblick-100.html

    Die niedersächsische Konkretisierung der Vereinbarungen der Ministerpräsidenten ist betitelt mit;

    Vollzug des IfSG (=Infektionsschutzgesetz); Soziale Kontakte beschränken anlässlich der Corona-Pandemie

    AV d. MS v. 23. 3. 2020 — 401-41609-11-3 —

    https://www.niedersachsen.de/download/15337…_22.03.2020.pdf

    Eine Kontaktbeschränkung ist etwas komplett anderes als ein "Lockdown". Das englische Wort "Lockdown" wird von pons übersetzt mit "Ausgangssperre" und damit assoziiere ich einen durch und durch militärischen Vorgang in diesem Sinne: Wer nach Inkrafttreten der Ausganssperre (zum Beispiel eine nächtliche Ausgangssperre) auf der Straße von den Sicherheitskräften angetroffen wird, der wird erschossen.

    Das ist, "Gott sei Dank", derzeit nicht der Fall. Und es ist falsch, den gegenwärtigen Zustand der "Kontaktbeschränkung" unnötig aufzuladen und zu dramatisieren, indem der dafür falsche Begriff "Lockdown" benutzt wird.



    War heute in einem Stadtteil Hannovers unterwegs, in dem besonders viele besser Betuchte wohnen. Und ich hatte dort ein paar Minuten Zeit, das Treiben vor einem Supermarkt zu beobachten. Was ich dort sah, erinnerte mich an die Erzählungen über den Heiligen Franziskus:

    "Als der reiche Kaufmannssohn Francesco Bernadone am Wendepunkt in seinem Leben steht, gibt er seinen sozialen und materiellen Status auf, ändert sein Leben radikal und begibt sich in eine frei gewählte und konsequent gelebte Armut." Internetseite der deutschen Franziskanerprovinz, https://franziskaner.net/franziskus-und-die-armut/

    Etwas drastisch verkürzt: "Armut macht frei."

    Jetzt ist es ja nicht so, dass in anderen Stadtteilen Hannovers, in denen weniger betuchte Menschen leben, diese alle freiwillig arm sind.

    Und trotzdem: Ich hatte sehr den Eindruck, dass dort im "Reichen-Stadtteil" mehr Menschen mit einer Maske unterwegs waren und die Augenpaare, die dahinter hervorlugten noch ein bisschen mehr verängstigt dreinschauten, als in anderen Stadtteilen, in denen viele Menschen mit weniger Geld leben.

    Vergangenen Marktsamstag war ich davon überrascht worden, dass es den Marktleuten nach deren eigenen Angaben verboten ist, von den Kunden mitgebrachte Stoffbeutel zu befüllen. Für den Kartoffeltransport hatte ich bis dato stets eine mitgebrachte Baumwolltasche befüllen lassen. Letzten Samstag hieß es dann, wegen der Corona-Schutzmaßnahmen dürften keine mitgebrachten Beutel mehr befüllt werden.

    Meine Kartoffeln hatte der Marktstand-Betreiber dann in seine Papiertüte gefüllt, die ich in meine Tasche steckte und nach hause getragen habe.

    Wenn das bei einem Markt schon so genau genommen wird, dann denke ich mir, dass es eigentlich auch in den Supermärkten nicht gestattet sein dürfte, eigene Taschen zu befüllen und die dann aufs Fließband zu packen, wo eine Verkäuferin sie dann vielleicht sogar noch mit Handschuhen anfasst, um die Waren über den Scanner zu ziehen. Diese Handschuhe sollen ja regelrechte Dreckschleudern sein, während nicht behandschuhte Hände durch den hauteigenen Säureschutzmantel weniger problematisch sind, weil der Säureschutzmantel wirkungsvoll Bakterien und Viren bekämpft.

    Hier (Kreis Schaumburg) hat es zumindestens die "richtige" Lokation getroffen, sozusagen den Drogenumschlagsplatz für den Stoff aus dem die Raserträume sind:

    Update März 2020:

    Die Bake, die die Tankstelleneinfahrt markierte wurde wohl zwischenzeitlich instandgesetzt. Neues Gehäuse und so.

    Und schon wieder umgefahren, diesmal allerdings anscheinend ohne dass der Leuchtkasten erneut beschädigt wurde:

    Einige Beiträge früher hatte ich in diesem Thread schon einmal auf diesen krumm gefahrenen Blitzer hingewiesen, der im Landkreis Schaumburg die Autofahrer zum Einhalten der Ortsgeschwindigkeit anhalten soll.

    Wie es der Zufall so will fuhr ich heute mit dem Rad just an der selben Stelle am Ortsende von Niedernwöhren mal wieder vorbei und sehe, der Blitzer ist immer noch schief. Also kurzer Stop, Foto raus und ...

    ... und genau in dem Moment hält ein oranger Transporter mit gelbem Blinklicht und drei tatkräftige Männer entsteigen dem Fahrzeug, um den Schaden zu begutachten.

    Update vom März 2020:

    Der Blitzer steht jetzt wieder gerade und vermutlich ist er auch wieder scharf geschaltet. Allerdings hatte ich nicht drauf gewartet, dass er blitzt, denn ich hatte es wirklich eilig.

    Während beim Mundschutz die Experten noch streiten, scheint es bei der Handschuhfrage eindeutigere Antworten zu geben:

    "Die Träger wollen sich gegen Keime und sogar das Coronavirus schützen. Doch ein Arzt warnt nun: Wer medizinische Handschuhe verwendet, riskiert eine "Kloake an den Händen".

    Seit die Corona-Krise sich verschärft hat, sieht man immer mehr Menschen in der Öffentlichkeit mit Einweg- oder sogar Gummihandschuhen. Die Träger hoffen, sich so vor dem gefährlichen Virus zu schützen. Doch ein Arzt warnt: Das ist ein gefährlicher Irrglaube.

    Auf Twitter äußert sich Dr. Marc Hanefeld kritisch zur Verwendung von medizinischen Handschuhen in der Öffentlichkeit. "Das ist eine hygienische Sauerei großen Ausmaßes.", schreibt der Arzt. Laut seinem Twitter-Profil ist er Facharzt für Allgemeinmedizin, Anästhesie und Intensivmedizin."

    https://www.t-online.de/gesundheit/kra…e-sauerei-.html

    Zwei Bemerkungen aus dem Zitat sind mit aufgefallen:

    1. Während es beim Mundschutz darum geht, andere vor der Übertragung von Viren und anderen Krankheitsträgern zu schützen, die ich möglicherweise ohne es zu wissen in mir trage und die von mir ausgehen könnten, geht es bei den Handschuhen darum, dass sich der Träger selber schützen will.

    2. Doch die Handschuhe schützen mich nicht und andere noch viel weniger. Im Gegenteil: Die Handschuhe gefährden andere, weil an den Handschuhen Viren in noch sehr viel größerem Ausmaß anhaften als an der Haut.

    Wenn das zutrifft, was der von t-online zitierte Arzt Dr. Marc Hanefeld sagt, dann halte ich es für außerordentlich wichtig, dass das sehr viel stärker publik gemacht wird.

    Davon, dass die Leute nun endlich damit anfangen sollen, einen Mundschutz zu tragen, ist andauernd die Rede, obwohl die WHO sehr kritisch zu dieser Maßnahme steht.

    Dass das Tragen von Handschuhen gefährlich ist und besser unterlassen werden sollte, lese ich in der angegebenen Quelle jedoch zum ersten mal.

    Das soll jetzt keineswegs eine komplette Aufstellung werden, wo überall in Hannover neue Fahrradständer aufgebaut werden. Aber hin und wieder fällt es mir auf, wenn wo welche dazukommen, wie hier am Lindener Markt, vor Edeka, Posthornstraße / Ecke Egestorffstraße. Im Hintergrund ist das Lindener Rathaus zu sehen.

    "In Geschäften, Bussen und Bahnen ist es in Jena nun Pflicht: das Tragen eines Mundschutzes. Erlaubt sind auch selbst genähte Masken oder Tücher – doch noch diese Woche sollen die Vorgaben verschärft werden." aus: welt.de vom 6.4.2020: Mundschutzpflicht in Bussen und Geschäften ist in Jena erst der Anfang

    https://www.welt.de/regionales…e-verschaerft-werden.html

    Ist denn in Jena im Hinblick auf die angekündigten Verschärfungen, der Mund-Nasen-Schutz auch für Radfahrende bald vorgeschrieben?