Eingleisigkeit muss dabei kein Problem sein, denn es gibt (gab jahrzehntelang?) regulär eingleisige Strecken im IC(E)-Netz. Von Süden direkt nach Hildesheim ist glaub was und aus eigener Bereisung kenne ich Münster - Dortmund und war nicht erst "kürzlich" was im Wolfsburger Raum was zweigleisig ausgebaut worden?
Danke für den Hinweis Mueck, das hat mich doch gleich motiviert bei Wikipedia die Geschichte der 1872 in Betrieb genommenen Deisterbahn von Weetzen nach Haste noch mal nachzulesen:
"Nach Einstellungsplänen der DB Ende der 1960er Jahre wurde die Strecke mit finanzieller Unterstützung durch den Zweckverband Großraum Hannover (Großraumverband, GVH), einem Rechtsvorgänger der heutigen Region Hannover, elektrifiziert und am 31. Mai 1970 mit der ersten Fahrt einer Elektrolokomotive eröffnet."
Es ist tröstlich zu sehen, dass es bereits in den 60er-Jahren, weitblickende Politiker*innen gab, die sich dem damals wie leider auch noch heute stark verbreiteten Trend widersetzt haben, alles platt zu machen, was nicht den Interessen der Autoindustrie dient.
In den 60er Jahren war die Deisterbahnstrecke bereits über 90 Jahre alt und sie war noch nicht einmal elektrifiziert worden bis zu diesem Zeitpunkt. "Am 22. März 1969 fuhr zum letzten Mal eine Dampflokomotive (Hervorhebung von mir) mit einem regulären Personenzug über die Strecke und der Zugbetrieb wurde auf Dieseltraktion umgestellt." Da kann man sich sehr schön vorstellen, wie die Menschen einen von einer fauchenden und qualmenden Dampflokomotive gezogenen Zug als etwas extrem rückschrittliches erlebt haben dürften, der zu dieser Zeit noch nicht wie heute romantisch verklärte Augenblicke hervorruft, sondern vielmehr um die frisch aufgehängte Wäsche bangen lässt.
Warum aber war die Strecke (wie viele andere) bis dato nicht schon längst elektrifiziert worden in ihrer 90-jährigen Geschichte? Zwei Weltkriege und die Wirtschaftskrise Anfang der 30er-Jahre bremsten den elektrischen Streckenausbau.
Immerhin wurde die Deisterstrecke in der Nachkriegszeit nicht abgebaut, wie es mit anderen Bahnstrecken passiert ist. Und am 31. Mai 1970 fuhr zum ersten mal eine Elektrolokomotive auf der Strecke.
Der zweigleisige Ausbau bis Egestorf steht im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Ausbau, der wiederum mit ausgelöst wurde durch die Weltausstellung EXPO 2000, die in Hannover stattfand. Von Egestorf bis Haste ist die Strecke jedoch weiter eingleisig.
Ich will jetzt keine detaillierte Auflistung machen, in welchem Umfange in dem Zeitraum seit 1872 das Straßennetz in der Region ausgebaut wurde, weil sich jeder gut selbst vorstellen kann, wie der Landstraßenstandard der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts im Vergleich zu heute sich verändert hat.
(Infos aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Deisterbahn )
Dass die Strecke bis heute nicht durchgängig zweigleisig ausgebaut ist, ist vermutlich mit ein Grund dafür, dass sie als Umleitungsstrecke nicht genutzt werden kann. Und das wiederum ein Grund für zahlreiche zum Teil drastischen Verspätungen und Anlass für Schienenersatzverkehr in Fällen von Streckensperrungen zwischen Haste-Wunstorf-Hannover.
Als es mich einmal erwischte und andere Fahrgäste kräftig schimpften auf die Störanfälligkeit der Bundesbahn kam ich über das, was ich hier geschrieben habe mit anderen Fahrgästen ins Gespäch. Fazit: Ein Auto mag in so einer Situation von Vorteil sein, weil es viele Straßen gibt, die als Umleitung dienen können und selbst kleine Landstraßen haben heutzutage oft einen guten Ausbau-Standard. Aber es ist nicht einfach Unvermögen der Bahn oder des Verkehrsmittels Bahn, sondern eben auch jahrzentelange Vernachlässigung eines entsprechenden Streckenausbaus, der Bahnverspätungen verursacht.
Leider überwiegt in der konkreten Situation oft der Ärger, so dass Überlegungen für ein nachhaltiges Verkehrskonzept unterbleiben.