So geht das nicht. Sie haben behauptet, dass mehr Leistung bei Autos tötet. Bevor Sie damit überhaupt weiter argumentieren dürfen (und dann auch die Leistung von Motorrädern angreifen), müssen Sie zunächst Ihre Behauptung beweisen. Wenn Sie das nicht tun, argumentieren Sie ähnlich dem orangenen Ex-Presidenten.
Zwei beliebte "Ausreden" für die Anschaffung PS-starker Wagen sind:
1. "Ich brauche viel PS, damit ich den Wagen beim Überholen genügend stark beschleunigen und so den Überholvorgang abkürzen kann." (Ist übrigens auch eine der beliebtesten Ausreden für Geschwindigkeitsübertretungen beim Überholvorgang. Obwohl klar geregelt ist, dass auch beim Überholen kein Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit erfolgen darf, meinen viele Autofahrer, im Sinne der Verkehrssicherheit zu handeln, wenn sie beim Überholen schneller fahren als erlaubt. Ihr Argument, dadurch verkürze sich der Überholvorgang.) Tatsächlich ist es sehr viel sicherer, wenn Überholvorgänge nur dann eingeleitet werden, wenn die Verkehrslage das eindeutig zulässt. Aber mit "Verzichten" und sei es nur auf einen Überholvorgang, haben viele Autofahrer es nicht so.
2. "Ich muss schließlich im Fahrzeugstrom mitschwimmen können." Übrigens ist genau diese Haltung auch der Grund dafür, dass viele Radfahrende selbst dann davon abhält die Fahrbahn zu benutzen, wenn das erlaubt ist. Viele Radfahrende gehen davon aus, dass sie mit ihrer deutlich langsameren Fahrt im Vergleich zu den Autos auf der Fahrbahn ein Verkehrshindernis darstellen. Deshalb fahren sie lieber auf einem Angebotsradweg, oder auf einem für den Radverkehr frei gegebenen Bürgersteig oder gleich ganz auf Nebenstraßen, in denen nur sehr wenig Autoverkehr stattfindet.
Für Autofahrer ist dieser Anspruch, ich muss schließlich im Fahrzeugstrom mitschwimmen können, eine willkommene Ausrede, sich beim nächsten Wagenneukauf ein deutlich PS-stärkeres Modell zuzulegen, das ein deutlich verbessertes Beschleunigungsvermögen aufweist als das Vorgängermodell.
Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass damit die Geschwindigkeits- und Beschleunigungsspirale immer wieder erneut angeheizt wird. Es ist wie ein Teufelskreislauf, bei dem man sich fragt, wo er enden wird.
Diese beiden "Ausreden" für den Kaufentscheid für immer PS-stärkere PKW laufen letztlich darauf hinaus, dass sich der Verkehr insgesamt immer weiter beschleunigt. Einmal in dem Sinne, das immer mehr Landstraßen so ausgebaut werden, dass dort Tempo 100 gefahren werden kann. Und zum anderen dadurch, dass Beschleunigungsvorgänge in immer kürzeren Zeitfenstern vorgenommen werden. Habe ich als Autofahrer eine gefährliche Engstelle mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit passiert, dann beschleunigt der PS-starke Vordermann und zieht mich mit und der PS-starke Hintermann beginnt zu Drängeln, wenn ich nicht ebenfalls schnell und stark beschleunige.
Hohe Geschwindigkeiten aber sind nach wie vor eine der häufigsten Unfallursachen, womit die tödliche Wirkung der ständig zunehmenden Motorstärke und des Beschleunigungsvermögens und der damit zunehmenden Beschleunigung des Verkehrsgeschehens insgesamt hinreichend belegt ist. Dass die Anzahl tödlicher Unfälle trotzdem seit Jahren abnimmt hat im Wesentlichen den Grund, dass die Sicherheitstechnik zugenommen hat. Das was MTL spaßig als Schnickschnack bezeichnet hat:
Dann fliegen der ganze Schnickschnack und die technischen Helferlein zugunsten der Leistung wieder aus den Fahrzeugen und den Rest regelt die Evolution.
Ich habe extra noch mal bei ihm nachgefragt, wie das gemeint war:
Dass sich die Fans von extrem leistungsstarken, dafür aber unkontrollierbaren Fahrzeugen über kurz oder lang selbst aus dem Genpool entfernen. War natürlich mit einem Augenzwinkern gemeint ...
Soll dann wohl so viel heißen wie:
Wenn man bei den immer leistungs-stärkeren Neufahrzeugen, wie zum Beispiel dem Mercedes Elektro-SUV mit 300 kW Leistung allen "Schnickschnack" (Zitat MTL), also alle Fahrerassistenzsysteme, sowie die Servolenkung, die elektrischen Fensterheber, die Klimaanlage und die Airbags (auch die Sicherheitsgurte MTL?) ausbaute und dafür noch ein paar zusätzliche kW-Leistung einbaute, dann würden sich die damit Fahrenden sehr schnell selbst eliminieren.![]()
Wird aber wohl nicht so kommen, wie es MTL ironisch angedeutet hat. Vielmehr legt mit all diesen "Helferlein" das Verkehrsgeschehen weiter an Fahrt zu. Und Fußgänger*innen und Radfahr*innen tun gut daran, rechtzeitig in Deckung zu gehen. Denn ihre zusätzlichen Ausstattungsmöglichkeiten sind begrenzt. Oder sollten sie auf die gute Kooperation des Notbremsassistenten und ihres Schutzengels vertrauen?
Die Hoffnung, dass auch im Radfahrerbereich zusätzliche "Helferlein" für mehr Sicherheit sorgen, hat wohl diesen Radfahrer umgetrieben:
Und auch Hundebesitzer*innen rüsten ihre Lieblinge auf mit kleinen "Helferlein":
Zeigt der Pfeil auf dem Rückenschild der Radfahrerweste eigentlich beim Abbiegen oder Spur wechseln nach rechts oder links? Konnte ich dann leider nicht weiter beobachten.