Beiträge von Ullie

    "Die Schutzstreifen auf der K 641* würden von den Leuten in Heckenbeck und Bad Gandersheim sehr gut angenommen, sagt Ulrich Schäfer. Die Radler fühlten sich dort sicherer. Schäfer ist Sprecher einer kleinen Gruppe von Aktivisten mit dem etwas sperrigen Namen „Bürgerinitiative für den Erhalt der Fahrradschutzstreifen entlang der K6 41“." zitiert aus taz vom 19.9.2020:

    "Fahrradstreifen erfolgreich abgewickelt"

    https://taz.de/Fahrradstreife…ckelt/!5711186/

    Und die Radler fühlen sich dort nicht nur sicherer, sondern sie fahren dem taz-Bericht zufolge dort auch sicherer: "Obwohl die Zahl der Unfälle zurückgegangen ist, will das Bundesverkehrsministerium das Modellprojekt beerdigen", heißt es in dem angegebenen Artikel.

    * in dem taz-Artikel geht es um dieselbe Straße wie in dem bereits weiter oben verlinkten NDR-Bericht. https://www.ndr.de/nachrichten/in…rinfo11550.html

    Wenn sich da eine Anzahl Fahrradfahrer vor Ort für eine gute Radverkehrsinfrastruktur stark macht, warum sollte ich denen gleich unterstellen, sie könnten nicht zwischen echter Sicherheit und "gefühlter" Sicherheit unterscheiden.

    Aber selbst wenn man den Eindruck hat, dass da die Fahrradaktivisten vor Ort sich für eine problematische Radverkehrsinfrastruktur aussprechen, dann sollte man doch wenigstens sichere und umsetzbare Alternativen benennen können. Dem taz-Bericht zufolge passiert jetzt folgendes: "Und wenn es nach dem Bundesverkehrsministerium geht, sollen sie (die Fahrradschutzstreifen) ganz verschwinden – und Autos sollen dort, auf der Kreisstraße 641 zwischen dem Dörfchen Heckenbeck und der kleinen Stadt Bad Gandersheim, wieder schnell fahren dürfen." Das ist mal ganz sicher erstens kein Sicherheitsgewinn und zweitens wird es absehbar dazu führen, dass dort weniger Radfahrer lang fahren werden.

    Die Sinnhaftigkeit ist aus Sicht der Radfahrenden ganz klar gegeben. Denn die Radfahrerkolleg*innen vor Ort haben eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt der Fahrradstreifen außerorts stark macht. Darin sehe ich ein eindeutiges Indiz dafür, dass der Erhalt der Fahrradstreifen aus Sicht der betroffenen Radfahrer Sinn macht.

    Warum das Bundesverkehrsministerium den Versuch bereits nach 5 Jahren abgebrochen hat? Darüber kann man spekulieren. Gut möglich, dass das Bundesverkehrsministerium deshalb den Versuch abgebrochen hat, weil die Radfahrstreifen bei den Radfahrern gut ankamen: "Seit der Fahrradstreifen da ist, ist es sehr viel entspannter zu fahren ..." (Minute 0.36) oder "Niedersachsen will das fahrradland Nummer Eins werden. Das die Fahrradstreifen jetzt entfernt werden, ist ein Rückschritt für das werdende Fahrradland Nummer Eins." (Minute 0:50) Zitate von betroffenen Radfahrer*innen aus dem NDR-Beitrag https://www.ndr.de/nachrichten/in…rinfo11550.html

    Nein. Es ist durchaus eine legitime Position für die Energiewende zu sein. Aber man muss doch trotzdem nicht ständig das Märchen erzählen, es gäbe die Energiewende zum Nulltarif.

    Ich erlebe in Gesprächen nicht so sehr eine Diskussion darüber, ob die Energiewende teuer oder weniger teuer ist, oder sogar eine Kostenersparnis mit sich bringt.

    Dafür erlebe ich häufiger, dass so getan wird, als sei der gegenwärtige hohe Lebensstandard in der Form, in der er zelebriert wird, etwas das keinesfalls in Frage gestellt werden darf.

    Wenn sich alle ein größeres Auto kaufen, dann ist das doch normal, das ich auch ein größeres Auto kaufe. Und jemand der gar kein Auto fährt, der wird im günstigsten Falle als so eine Art Mahner akzeptiert, der vor etwas warnt, das hoffentlich nie eintreten wird.

    Deshalb ist die Frage, ob wir uns die Energiewende leisten können aus meiner Sicht gar nicht so sehr im Mittelpunkt der Diskussion. Vielmehr kreisen die Gespräche oft um die Fragen, die eigentlich schon beantwortet sind.

    Genau so hier beim Thema Kaminöfen. Da mag die Abgasreinigung noch so optimal wie's geht eingestellt sein. Und das Gerät nicht aus dem Baumarkt, sondern vom besten Spezialisten installiert sein.

    Wer so was betreibt, der weiß, dass er sich damit einen nicht unerheblichen Luxus gönnt, der aus rein ökologischen Gründen nur wenigen möglich ist. Ein Mehrfamilienhaus mit 30 bis 40 Wohneinheiten, das eine wirklich energieeffiziente Wärmehaltung ermöglicht, wird dagegen von vielen abgelehnt. Oder eine Wohneinheit, in der die Lüftung über Wärmeaustauscher-Belüftungen funktioniert und wo die Fenster nicht geöffnet werden, das finden dann viele unheimlich oder blockieren total emotional.

    Die Industrialisierung vor 200 Jahren war garantiert kein nachhaltiger Prozess. Denn es wurden viele unwiderbringliche Ressourcen verbraucht.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Das ist so ein typisches "Totschlagargument". Wenn wer vergangene oder aktuelle technische Fehlentwicklungen kritisiert, dann bekommt er vorgehalten, er wolle zurück ins Mittelalter. Ist mir zuletzt passiert, als ich in Wiesbaden an einem Infostand der Straßenbahngegner stand und nach deren Motivation fragte: Antwort: Wie du findest die Rückkehr der Straßenbahn toll? Du willst wohl zurück ins Mittelalter? Die Straße gehöre den Autos wurde mir dort erklärt. Nur das ist modern, alles andere (inklusive Fahrrad) altmodisch.

    Dabei sind es doch in der Kaminofendiskussion gerade diese "Nostalgiker", die diese sehr traditionalistische Heizmethode so eisern verteidigen.

    Ich wage hier mal einen Vergleich:

    Eine Regierung, die trotz der extremen Umweltvergiftung und trotz der aktuell drohenden Corvid 19 Ausbreitung es nicht wagt, das generelle Böllerverbot und Feuerwerksverbot auch auf Sylvester auszuweiten, die wird es vermutlich auch nicht wagen, wirklich drastische Schritte zu unternehmen, um das grassierende Kaminfeuer-Unwesen einzudämmen.

    Vermutlich ist es ein allzu menschliches (männliches?) Laster, dem da gefrönt wird.

    Das Schlimme an der Sache: Es sind gewiss nicht wenige sogenannte Prepper (darunter viele aus der rechten Szene), die darauf bestehen, ihr eigenes Herdfeuer und Kaminfeuer zu hegen und zu pflegen und gegen die böse Welt da draußen zu verteidigen.

    Dann wäre es auch keine nachhaltige Forstwirtschaft mehr. Wir reden aneinander vorbei.

    Selbstverständlich wäre es nicht klimaneutral und schon gar nicht nachhaltig, alle Wälder abzuholzen und zu verbrennen. Davon rede ich aber gar nicht. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass die klimaneutrale Zukunft der Heiztechnik nicht in der Verbrennung von Holz liegt. Daher geht es auch nicht um "den großen Maßstab", sondern darum, nicht mehr Holz zu ernten als nachwächst.

    Worin läge denn die Klimaneutrale Zukunft der "Heiz"-technik? Eben darin gar nicht zu heizen. Kann man trotzdem angenehm temperierte Wohnungen hinbekommen? Natürlich mit einer optimalen Dämmung, geschlossenen Fenstern und einem guten Luftaustauscher und möglichst selten und kurz die Tür öffnen. Quasi Kühlschrank-Prinzip umgekehrt. Der Kühlschrank arbeitet ebenfalls dann am sparsamsten, wenn er nur bei echtem Bedarf und dann möglichst kurz geöffnet wird. Ab einem bestimmten Güte-Grad der Kühlschrankisolierung ist ein Ende des Einsparpotenzials erreicht.

    Wer es sich angewöhnt hat, mehrmals am Tag die Tür seines Kühlschranks weit zu öffnen, um so herauszufinden, worauf er als nächstes Appetit hat, dem nutzt ein optimal isolierter Kühlschrank nicht viel.

    Manchmal hilft es nur die amüsante Seite solcher Vorgänge wie Kaminöfen und Holzmachen hervorzuheben und den ganzen (nur allzu berechtigten Ärger) einfach wegzulachen. Als Lesetipp dafür empfehle ich Dietrich Faber: "Hessen zuerst".

    Darin wird unter anderem herrlich satirisch berichtet, wie diejenigen Bürger einer hessischen Kleinstadt, die sich für besonders naturverbunden und clever halten, mit ihren High-Tech-Äxten in den Wald ziehen, um Holz zu machen.

    Die Wahrheit indes ist sehr viel ernüchtender:

    Die Dämmwirkung einer Wohnung hängt vor allem von der Wandfläche (und Decken und Bodenfläche) mit Kontakt zur Außenluft, bzw. zum Erdreich ab.

    Wenn diese Flächen gut gedämmt sind, dann geht nur sehr wenig Wärme verloren, so dass die Körpereigene Wärme, die jeder Mensch abgibt, die meiste Zeit des Jahres ausreicht um die Wohnung warm zu halten. Voraussetzung ist allerdings ein Lüftungssystem, mit Wärmeaustauscher.

    Denn Fenster öffnen zum Lüften würde die Wohnung schnell auskühlen.

    Wer allerdings in einem Einfamilienhaus wohnt, das rundum der kalten Außenluft ausgesetzt ist (und auch zum Erdreich hin schlecht gedämmt ist), der muss so viel Aufwand zum Dämmen betreiben, dass der Einspareffekt beim Heizen wieder deutlich geschmälert wird.

    Wer jedoch kompakt mit vielen anderen Menschen zusammenwohnt, der hat nur eine sehr kleine Wand- (Decken-/Bodenfläche) nach außen, die es zu dämmen gilt.

    Ökologisch und nachhaltig betrachtet macht es keinen Sinn zu heizen. Der Trick ist vielmehr, keine Wärme entweichen zu lassen und trotzdem durch ein Lüftungssystem mit Wärmeaustauscher eine gute Innenluft-Qualität hinzubekommen.

    Mal ein wenig salopp formuliert: Wer heizt ist sowieso 'ne Umweltsau.

    Und wenn er dann noch mit Holz heizt eine um so größere.

    Und wer außerdem noch eine Sondermüllverbrennungsanlage aus seinem Kamin oder Ofen macht, der ist die größte Umweltsau.

    Aber so was schonungslos anzusprechen unterlässt man häufig, um es sich nicht zu sehr mit seinen Mitmenchen zu verderben.

    Wie heißt es noch in diesem schönen Lied: "... meine Oma ist 'ne alte Umweltsau!"

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    Die Querelen um dieses Lied sind hinlänglich bekannt.

    Da hast du sicher recht, Fahrbahnradler, es reicht nicht aus, die Verwaltungsvorschriften zu ändern. Diese Veränderung muss dann auch noch in den Köpfen der Menschen ankommen.

    Das sieht man ja zum Beispiel an den inzwischen schon seit mehreren Jahrzehnten bekannten verkehrsberuhigten Bereichen.

    Es darf darin nur auf markierten Parkflächen geparkt werden. Und am besten sollten gar keine Parkflächen darin markiert werden, weil ein verkehrsberuhigter Breich ja auch Raum geben soll, um zum Beispiel mit einem Ball zu spielen. [Zeichen 325.1] (Siehe im Vordergrund etwas links von der Mitte am unteren Rad des Verkehrszeichens!)

    Realität ist dagegen, dass besorgte Eltern ihren Kindern das Ballspielen im verkehrsberuhigten Bereich verbieten, weil die Eltern das als zu gefährlich einschätzen für ihre Kinder in Anbetracht dessen dort häufig viel zu schnell gefahren wird. Und weil die Eltern nicht wollen, dass der Spiel-Ball an einem parkenden Auto abprallt. ("Heiliges Blechle":saint:)

    Und die Verkehrsbehörden ermöglichen das Parken durch entsprechende Markierungen, obwohl das den Charakter des verkehrsberuhigten Bereiches entwertet. Denn die Verkehrsbehörden wollen vielerorts nicht als diejenigen dastehen, die den Parkraum reduzieren wo sich doch "alle" einig sind, dass es viel zu wenige Parkplätze gäbe.

    Ein noch viel größeres Unterfangen wäre es, Kreuzungen nach niederländischem Design zu bauen, bei denen der abbiegende Autofahrer direkt nach dem unmittelbaren Abbiegen erneut anhalten müsste, um den Geradeausverkehr passieren zu lassen, der auf dem verschwenkten Radweg vorfahrtsberechtigt vor seiner Motorhaube vorbeizieht unter der doch so viele PS schlummern.

    Und trotzdem halte ich das für richtig eine solche Kreuzung zu bauen. Bislang geht es ja auch nur um zwei entsprechende Kreuzungen, die in Berlin gebaut werden sollen. Und nur weil Brockmann als Sprecher der Versicherungswirtschaft behauptet, das ginge so nicht, ist das noch lange kein Grund, die Kreuzungen nicht zu bauen. Da bin ich ganz bei der Berliner Verkehrsverwaltung: "Die Verkehrsverwaltung will am Test mit zwei Kreuzungen festhalten. "Wir werden das niederländische Modell an die Berliner Gegebenheiten anpassen und dabei auch alle bisherigen Erfahrungen und Tests mit einbeziehen", sagte eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung."

    Tagesspiegel vom 12.8.2020: Radaktivisten halten an holländischem Modell für Kreuzungen fest https://www.tagesspiegel.de/berlin/radfahr…t/26087784.html

    Die Kreuzung ist nicht falsch gedacht, sie ist anders gedacht. Aber anders ist nicht dasselbe wie "falsch". Übrigens könnte man auch zu den Verkehrsberuhigten Bereichen sagen, sie seien "falsch" gedacht. Würdest du die alle zurückbauen wollen zu "normalen" Straßen? Da hätte ich was gegen. Oder würdest du die alle ausbauen wollen zu Fußgängerzonen? Da wäre ich ganz bei dir.

    Hatte ich so echt nicht erwartet.

    In Deutschland ist das Radfahren nun sicherer als in den NL?

    https://radunfaelle.wordpress.com/vergleich-de-nl/

    Zumindest legt der Autor des Blogs dies so plausibel dar. Jetzt habe ich auch verstanden wie die im anderen Faden schon genannten Differenzen in der Statistik zustande kommen.

    In der von dir verlinkten Studie heißt es:

    "D und NL liegen bei Ramm-/Streifunfällen mit KFZ erstaunlicherweise gleichauf. Bei Rechtsabbieger-Unfällen gibt es einen Vorteil für die NL, wohingegen Todesfälle durch Vorfahrtverletzungen oder bei Fahrbahnquerungen in den NL deutlich häufiger auftreten."

    In der aktuellen Diskussion in Deutschland - zum Teil mit unglaublicher Schärfe geführt - wird als der große Vorteil des Fahrbahnradelns häufig herausgestellt, dass dadurch weniger Rechtsabbiegeunfälle geschehen im Vergleich zu gesonderten Radwegeführungen, insbesondere Hochbordradwegen.

    So gesehen unterstützt diese Studie an den bei vielen Radfahrer*innen beliebten Hochbordradwegen festzuhalten, auch bei Neuplanungen.

    Andererseits wird in der Studie auf deutlich häufiger auftretende Todesfälle verursacht durch Vorfahrtverletzungen bei Fahrbahnquerungen hingewiesen. Hat das etwas damit zu tun, dass es in den Niederlanden häufiger als in Deutschland (nach meiner Beobachtung) einseitige Zweitrichtungs-Radwege gibt? Möglicherweise erfordern diese von den Radlern ein häufigeres Queren der Fahrbahn.

    Nachtrag zur Demo der sogenannten "Querdenker":

    Es gab einen Eklat, als eine Rednerin der sogenannten "Querdenkerszene" sich mit Sophie Scholl verglichen hat:

    Das ist der Titel des Videos, der die Szene zeigt:

    "So ein Schwachsinn": „QUERDENKEN“-Rednerin vergleicht sich mit Sophie Scholl

    Er würde auch dann keine getrennten Grünphasen vorschlagen, um das Problem KFZ/LKW - Fußgänger & Radler zu lösen, denn das bedeutet auf jeden Fall längere Wartezeiten für das KFZ, inkl. weniger Durchsatz der Ampelkreuzungen, also auch längere Staus.

    Getrennte Grünphasen bedeuten, so befürchte ich, nicht längere Grünphasen für abbiegende KFZ sondern kürzere Grünphasen für den Fußgänger- und Radfahrer-Geradeausverkehr.

    Und wenn das nicht ausreicht, dann werden die Abbiegespuren verlängert, so dass die Fahrbahn schon früher breiter wird, als das jetzt der Fall ist.

    Diese Kreuzung ist schon deswegen abzulehnen, weil dann Dank VwV an jeder solchen Kreuzung der Radler ein 205er oder eine Bettelampel hingestellt bekommt. Weil der Radweg zu weit abgesetzt ist von der Fahrbahn.

    Genau dieses Problem sehe ich auch. Es müsste ein komplettes Umdenken stattfinden, was die Radverkehrsführung an solchen Kreuzungen angeht, die ohnehin nur dort verwirklicht werden könnten, wo genug Fläche dafür vorhanden ist.

    Die Kreuzung ist nicht deshalb abzulehnen, weil dann "Dank" Verwaltungsvorschriften Bettelampel oder Vorfahrt achten Schilder oder Stoppschilder für Radler aufgestellt würden.

    Sondern die Verwaltungsvorschriften sind so zu ändern, dass die Kreuzung so funktioniert, wie sie gedacht ist, dass nämlich die Radfahrer*innen auf dem verschwenkten Radweg Vorrang haben für die Geradeausfahrt und der Abbiegeverkehr warten muss. Und zwar unmittelbar nachdem er die Ampel passiert hat, die ihm das Abbiegen ermöglicht hat.

    Wenn dann der Abbiegende den Radweg erreicht, muss er mit einem Vorfahrt achten oder einem Stoppschild dazu gebracht werden, den Radverkehr passieren zu lassen. In den Niederlanden scheinen dafür die sogenannten Haifischzähne-Bodenmarkierungen auszureichen. Hier in Deutschland ganz sicher nicht. Aber den Autofahrer dazu zu bringen, den Abbiegevorgang zu unterbrechen, ist das zentrale Element bei der niederländischen Kreuzungsgestaltung.

    Im Übrigen möchte ich Sie drauf hinweisen, dass es ihre Darstellung nicht bestärkt, wenn sie den Leuten, die mit Ihnen diskutieren, pauschal generelle Ahnungslosigkeit unterstellen. Heben Sie sich das für den "politischen Aschermittwoch" auf.

    Ich hab' mir das mal durchgelesen. Das Hamburger Beispiel ist nicht das, was der Autor der verlinkten Studie empfiehlt. Vielmehr sagt der Autor, Markus, er ist Sachbearbeiter bei der Verkehrsbehörde einer Kreisverwaltung: "Zur Verdeutlichung einer Fahrradstraße bietet sich die Aufbringung des Piktogramms „Fahrradstraße“ auf der Fahrbahn an."

    [Zeichen 244] also dieses Schild als Straßen-Piktogramm.

    https://www.stvo2go.de/wp-content/upl…zeichen-244.jpg

    "Er (Brockmann) kann auf keinen fall empfehlen, diese Kreuzungen (niederländisches Design) zu bauen." Aus diesem NDR-Info Radiobeitrag bei Minute 29:00

    https://www.ardaudiothek.de/synapsen-ein-w…eheuer/80703088

    Den SZ-Artikel habe ich leider bislang nicht lesen können. Gut möglich, dass diese Aussage von Brockmann aus der NDR-Info Radiosendung in dem SZ-Artikel nicht vorkommt. Für mich stellt sich die Frage, ob Brockmann das Kreuzungsdesign ablehnt, weil er es als nicht vermittelbare Zumutung an die Autofahrer empfindet, wenn diese den Abbiegevorgang gegebenenfalls unterbrechen müssen, um Radfahrer passieren zu lassen. Und ob er er das niederländische Kreuzungsdesign als eine nicht hinnehmbare Verlangsamung des KFZ-Verkehrs sieht. Oder ob Brockmann tatsächlich gute Gründe für seine ablehnende Haltung hat.

    Sein Vorschlag die Ampelschaltungen zu verändern beinhaltet jedenfalls entweder die Gefahr, dass sich die Grünphasen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen verkürzen und die Rotphasen verlängern, oder dass für den Abbiege-KFZ-Verkehr die Abbiegespuren verlängert, also die Fahrbahn verbreitert wird.

    Ein gutes Beispiel sind meiner Meinung nach die Fahrradstraßen rund um die Alster.

    Die Markierung finde ich verbesserungsfähig. In Hannover wurden einige der frühen Fahrradstraßen so markiert:

    Später gab es die bis heute übliche Markierung mit Fahrradweg-Symbol:

    Die alten Markierungen wurden sogar entsprechend überarbeitet:

    Bunte Symbole finde ich besser als nur weiße Farbe. Aber die in Hamburg scheinen etwas größer zu sein. Die in Hannover finde ich zu klein geraten.

    • Langsames Abbiegen ist Pflicht: Abbiegen in Schrittgeschwindigkeit nicht nur für LKW, sondern für alle, kombiniert mit saftigen Strafen und Kontrolle vor und nach der Kreuzung. Wenn man sowieso nicht schneller durchkommt, kann man auch mehr schauen (kein Stress von hinten mehr) und Kollisionen verlaufen im Fall des Falles glimpflicher.

    Wurde denn in dem Artikel auch darüber berichtet, dass es bereits heute im Prinzip möglich ist, Abbiegeassistenten zu entwickeln, die nach dem Prinzip der Intelligent Speed Adaption arbeiten und die Geschwindigkeit eines KFZ im Kreuzungsbereich automatisch auf eine sehr niedrige Geschwindigkeit reduzieren können?

    Allerdings fürchte ich auch hier: Niedrige Geschwindigkeiten sind verpönt in der Autofahrerschaft. Deshalb gibt es so viel Widerstand gegen den Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten. Brockmanns Behauptung, der Abbiegeassistenz sei überfordert mit dem niederländischen Kreuzungsdesign und deshalb dürften solche Kreuzungen nicht gebaut werden, ist jedenfalls viel zu kurz gegriffen. Letztlich auch in Hinsicht der mangelhaften Verbreitung der Abbiegeassistenten. Für schwere LKW werden sie in absehbarer Zeit Pflicht. Aber Kleintransporter und viele sonstige KFZ dürfen weiter ohne.

    Wenn der Abbiegassistent tatsächlich mit dem niederländischen Kreuzungsdesign überfordert ist, dann ist er auch an solchen Kreuzungen erst recht überfordert:

    https://m.westfalen-blatt.de/var/storage/im…_1024_width.jpg

    Aber klar, wenn man wie im gezeigten Fall dem Fahrrad-Geradeausverkehr ein Vorfahrt achten vor den Latz knallt, dann ist die Schuldfrage klar geklärt.

    Hier noch der Link zum Artikel mit dem o. g. Foto aus dem Westfalenblatt vom 20.11.20: https://m.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Mind…r-hellwach-sein

    Der SZ-Artikel ist mir im Vorbeigehen auch ins Auge gesprungen. Hatte aber in dem Moment nicht mehr Zeit als für einen kleinen Schnappschuss:

    Und als ich dann mehr Zeit hatte, war die Süddeutsche Zeitung ausverkauft. Vielen Dank für die Berichte hier über den Artikel.

    Gegendemo gegen die sogenannte "Querdenker-Demo" in Hannover:

    Die "Corona-Leugner" hatten am Samstag, 22.11.2020, zur Demonstration in Hannover geladen. Ich nenne die jetzt mal so, weil Teilnehmer der Demo mit denen ich am Einlass zum Demo-Gelände ins Gespräch kam behaupteten, es gäbe doch gar kein Corona.

    Das kam so, dass mir und vielen anderen Teilnehmern an der Gegendemo zunächst unklar war, um welchen Eingang es sich da handelte, den die Polizei in Form eines "Check-Points" aufgebaut hatte:

    radverkehrsforum.de/attachment/14482/

    Das Gelände der Gegendemo war rückwärtig nur mit Flatterband abgesichert, aber an der Flanke gegenüber der Corona-Leugner-Kundgebung sehr stark abgesichert:

    radverkehrsforum.de/attachment/14480/

    Ein Hubschrauber überflog mehrmals die Innenstadt und am Rand der Innenstadt standen Wasserwerfer der Polizei bereit. Leider blockierten sie an diesem Standort die Busspur. Trotzdem war es gut, dass sie letztlich nicht zum Einsatz kamen.

    radverkehrsforum.de/attachment/14481/

    radverkehrsforum.de/attachment/14483/

    Mit überwiegend ironischen Plakaten und Transparenten kommentierten die Teilnehmer der Gegendemo die sogenannten "Querdenker" auf dem Opernplatz. In einem Redebeitrag auf der Gegendemo wurde unter anderem darauf hingewiesen, dass es besser sei gegen die anmaßenden, verleumderischen und deshalb gefährlichen Kundgebungen der sogenannten Querdenker Widerstand zu leisten, als sie einfach nur gewähren zu lassen. Die Zusammenhänge zu den Attentaten in Halle und Hanau wurden dargestellt.

    radverkehrsforum.de/attachment/14484/

    Bei allem Verständnis für die nicht immer ganz einfache Arbeit der Polizei fand ich es nicht gut, dass sie die Radwege in der sogenannten Posttunnel-Unterführung neben dem Hauptbahnhof mit ihren Einsatzfahrzeugen komplett blockierten.

    radverkehrsforum.de/attachment/14479/

    Da hätte man doch auch in der direkt benachbarten Kurt-Schumacher-Straße das Parken verbieten können und hätte damit genug Parkplätze für die Einsatzfahrzeuge der Polizei gehabt. Im ebenfalls benachbarten Parkhaus war genug Platz für Innenstadtbesucher, die sich nicht in der Lage sehen, den ÖPNV zu benutzen. Der verlief übrigens weitgehend störungsfrei.

    radverkehrsforum.de/attachment/14478/

    Richtig. Das ist auch der (durchaus halbwegs vernünftige) Grund warum man beim ÖPNV sehr zögerlich mit Einschränkungen ist. Ändert aber nichts an dem Fakt, dass man dort sehr zögerlich ist.

    "dicht gedrängte Stammtische" waren durch die Hygieneregeln auch im Sommer nicht erlaubt. (...) Und zumindest in den Lokalen, die ich besucht habe, konnte ich so ein Treiben auch nicht beobachten.

    Ein solches "Treiben" muss aber vielfach stattgefunden haben, den vielen Berichten darüber nach zu urteilen.

    Nur mal so ein Beispiel:

    "Verstoß gegen Corona-Regeln – kein Einzelfall in Helmstedt

    HELMSTEDT. Nach den schweren Verstößen gegen Corona-Auflagen in einer Helmstedter Kneipe sagt die Stadt: Die Bürger-Beschwerden über Verstöße nehmen zu." Helmstädter Nachrichten vom 22.9.2020 https://www.helmstedter-nachrichten.de/helmstedt/arti…-Helmstedt.html

    Ich sehe ganz und gar nicht, dass man bei den Corona-Einschränkungen für den ÖPNV sehr zögerlich sei. Es macht halt einen Unterschied, ob sich Menschen unter ungünstigsten Umständen im ÖPNV dicht gedrängt, aber mit Mund-Nasen-Bedeckung und ohne sich zu unterhalten und für einen kurzen Zeitraum zusammensitzen und/oder stehen, oder ob sie sich in einer Kneipe unterhalten. Auch wenn in den Gaststätten Abstandsregeln ein zu dichtes beieinandersitzen verhindern sollten. Die Stühle sind schließlich nicht am Boden verschraubt.

    Noch nicht überall optimal gelöst ist die Lüftungsfrage. Viele ÖPNV-Verkehrsmittel verfügen über Klimaanlagen. Wie leistungsstark die sind und ob die Luftströme optimal gestaltet sind, das lässt sich nicht so einfach beantworten. Bei den Bussen und Stadtbahnen in Hannover (leider ohne Klimaanlage) aber ist mir aufgefallen, dass die Fenster nicht immer geöffnet sind. Da könnten zusätzliche Apelle mit Durchsagen und Aufklebern durchaus noch was bewirken.

    In der jetzigen zweiten Phase stärkerer Kontaktbeschränkungen ist mir aufgefallen, dass außerhalb der Zeiten mit starkem Arbeitsstätten-Zubringerverkehr die ÖPNV-Verkehrsmittel nur sehr schwach besetzt sind. Die Einschränkungen für Gaststätten, Kinos usw. wirken sich halt auch im ÖPNV aus.