Beiträge von Ullie

    Meines Wissens gibt es keine prinzipiellen Probleme von autonomen Fahrzeugen mit gleich welchen motorisierten Zweirädern. Sofern die KI wirklich spezifische Probleme mit der Wahrnehmung und Berücksichtigung von Fahrrädern haben sollte, kann es es sich dabei nur um Folgen der für Fahrräder spezifischen Seitenraumnutzung handeln, die dafür sorgt, dass jederzeit mitten auf freier Strecke plötzlich Fahrverkehr die Fahrbahn kreuzen kann, und dass auch die korrekte Wahrnehmung und Antizipation der Bewegungsvektoren an Kreuzungen und Einmündungen mit Radwegen massiv verkompliziert wird. Auf dieser Grundlage ist die Forderung nach noch mehr Radwegen für die ansonsten überforderte KI total abwegig.

    Dass autonome Fahrzeuge dagegen einen geheimen Mechanismus besäßen, der sie in die Lage versetzt, pedalierte Zweiräder von Krafträdern zu unterscheiden, und dann selektiv die pedalierten Zweiräder zu „übersehen“, ist genau so abstrus (und scheinheilig) wie bei menschlichen Fahrern.

    Es geht mir weder um das eine noch um das andere. Vermutlich sind Assistenzsysteme in der Lage oder werden es in absehbarer Zeit sein, Fahrräder im Mischverkehr angemessen zu berücksichtigen und auch keine Überholmannöver durchführen, bei dem die Sicherheitsabstände unterschritten werden.

    Aber das würde auch bedeuten, dass der Autoverkehr massiv vom Fahrradverkehr ausgebremst werden wird. Als Radfahrer muss ich heute damit rechnen, dass ungeduldige Autofahrer mit einem zu geringen Sicherheitsabstand überholen. Ein automatisiertes Fahrzeug wird das möglicherweise nicht tun. Das würde bedeuten, der KFZ-Verkehr muss sich an das Tempo des Radfahrers anpassen, wenn sich beide die Fahrbahn teilen und so lange keine sichere Überholmöglichkeit gegeben ist.

    Da braucht es dann keinen angeblich fahrradweg-benutzungspflichtig-geilen ADFC mehr, um die Anlage von benutzungspflichtigen Radwegen voranzutreiben.

    Es kann natürlich auch passieren, dass dann das Radfahren einfach komplett untersagt wird, so wie es ja auch jetzt schon auf Autobahnen keinen Fahrrad-KFZ-Mischverkehr mehr gibt oder auf Kraftfahrstraßen.

    ;) Und dann kommen die Th(oma)se dieser Welt und erklären uns, dass an dieser Entwicklung der ADFC Schuld sei, weil er ja damals die Einrichtung von Fahrradstraßen gefordert habe. ;)

    Entschuldige, das war jetzt auch ein bisschen polemisch. Ich kann das eben auch. Ich wäre allerdings viel mehr an einer weniger mit Polemik überfrachteten Diskussion interessiert.

    Deine Kraftmeiereien klingen für mich wenig überzeugend, im Gegenteil.

    Deine Diskussionsbeiträge beschränken sich weitgehend darauf Andersdenkenden zu unterstellen, dass sie sich angeblich auf Fakenews berufen.

    Und das Twitter-Zitat vom ADFC-Bundesgeschäftsführer halte ich unabhängig davon, was drin steht, für keinen Beleg für irgendwas. Wenn du dein ganzes Weltbild zur angeblich rabenschwarzen Seele des ADFC an einem Twitter-Zitat festmachst, dann ist das einfach zu wenig. Zumal ich immer noch nicht weiß, was Burkhard Storck denn angeblich so "Entlarvendes" getwittert haben soll.

    Für deine Behauptung, der ADFC "bejubele" die Einrichtung von benutzungspflichtigen Radwegen, habe ich ebenfalls keine Belege gefunden. Was jedoch festzustellen ist: Es gibt Verkehrssituationen, da berufen sich die Verkehrsbehörden darauf, es gäbe kein Geld dafür, vorhandene Hochbordradwege zu verbreitern und das sei auch kein Problem, weil der Radverkehr ja problemlos im Mischverkehr auf der Fahrbahn fahren könne. Das ist aber bei weitem nicht jedermanns (und jederfraus) Sache. Und es ist durchaus nicht ausgemacht, dass das in jedem Fall sicherer ist, wie du es wiederholst behauptest.

    Nach meiner Beobachtung gibt es Beispiele dafür, dass diese Haltung, das Fahrradfahren auf der Fahrbahn sei eine ausreichend Alternative zu einem gut ausgebauten Radweg, von der Verkehrsbehörde in Hannover besonders dann gerne eingenommen wird, wenn Widerstand aus der Autofahrerschaft gegen den Wegfall von Parkplätzen befürchtet wird, um wirklich gute Bedingungen für den Radverkehr zu schaffen.

    Unfälle im außerörtlichen Längsverkehr resultieren nicht daraus, dass Überholer zum Radfahrer, den sie zuvor bemerkt hatten, nur 50 cm Abstand gewährt haben. Sie resultieren daraus, dass schnelle Autofahrer den Radfahrer wegen Sekundenschlaf, Tunnelblick, Fummeln an Navi/Radio/Handy/Beifahrerin, Dunkelheit, Ablenkung durch Kinder auf dem Rücksitz, frontal tiefstehender Sonne oder fehlendem Rücklicht nicht oder viel zu spät für eine Reaktion wahrgenommen haben und deswegen weder 50 cm, noch einen oder zwei ganze Meter Abstand anpeilen konnten.

    Der fortschreitende Automatisierungsprozess mit diversen Assistenzsystemen für das Autofahren wird eines Tages dazu führen, dass nicht unaufmerksame Autofahrer*innen für Unfälle verantwortlich gemacht werden, sondern unzuverlässig arbeitende Assistenzsysteme. Noch ist der Autofahrer rechtlich gesehen in der Haftung. Aber ich fürchte in der öffentlichen Meinung vollzieht sich da gerade ein Wandel in die Richtung, eine unzureichende Assistenztechnik trage die Hauptverantwortung für Unfälle.

    Ich schreibe das deshalb, weil das möglicherweise eine ganz neue Betrachtung der Sicherheitsfrage erfordert, ohne jetzt konkret zu spekulieren, ob das eher für oder gegen Fahrradschutzstreifen außerorts spricht.

    Meines Erachtens spricht es jedoch vor allem für eine deutliche Reduktion der Tempolimits.

    Die zynische Denkweise bei den Radwege-Agitatoren (nicht nur im ADFC) lautet ungefähr so: "Wir haben eine Verkehrswende zu vollziehen, da kann auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden. Jedes Opfer wird uns dem großen Ziel wieder ein Stück näher bringen, denn wir werden danach ein Ghostbike aufstellen und zünftige Mahnwachen veranstalten, auf dass die Menschen endlich den Weg zur Erleuchtung finden."

    Deine überspitzt polemisch formulierte Darstellung nutzt mir nichts in meinem Fahradfahrer-Alltag. Ich sehe den ADFC nicht als Gegner gegen einer besseren Radverkehrsinfrastruktur, sondern als Partner. Und ich bin selbst Mitglied im ADFC. Wollte ich deine Darstellung beim Wort nehmen, dann müsste ich die ADFC-Vorschläge zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur pauschal ablehnen.

    Mach ich aber nicht. Vielmehr bleibe ich weiter Mitglied im ADFC, auch wenn dir aus irgendeinem Grund anscheinend der ADFC nicht mehr allzusehr am Herzen liegt.

    Bezogen auf das Beipiel aus dem Landkreis Northeim, wo es um Fahrradschutzstreifen außerorts geht, kann ich deine pauschale Kritik überhaupt nicht nachvollziehen, denn die Radfahrerinitiative, die gegen das Abfräsen der Schutzstreifen protestierte, setzt sich aus vielen Radfahrern der betroffenen Region zusammen.

    Und als die Fahrradschutzstreifen angelegt wurden gab es keine Proteste von Fahrradfahrern dagegen. Genausowenig wie es jetzt Fahrradfahrer vor Ort gibt, die das Abfräsen der Schutzstrreifen freudig begrüßen würden.

    In meinem Alltag in Hannover erlebe ich häufiger, dass sich Radfahrer*innen gegen Fahrradschutzstreifen und auch gegen breite Radfahrstreifen innerorts aussprechen. Kritisiert werdern die jedoch vor allem aus dem Grund, dass sich diese Radfahrer*innen einen Hochbordradweg wünschen. Am liebsten einen, der hinter parkenden Autos verläuft. Als Grund geben die meisten an, dass so ein Hochbordradweg seltener zugeparkt wird, während Radfahrstreifen auf der Fahrbahn oder Fahrradschutzstreifen ständig zugeparkt würden und dann dazu führen, dass auf den Teil der Fahrbahn ausgewichen werden muss, wo mit Tempo 50 der KFZ-Verkehr langfährt. Auch die ganz legalen Ein- und Ausparkvorgänge werden immer wieder als Nachteil der Radfahrstreifen und Fahrradschutzstrreifen genannt.

    In solchen Gesprächssituationen ist es nicht einfach, die Vorteile von Radverkehr auf der Fahrbahn oder Radverkehrsstreifen oder Schutzstreifen auf der Fahrbahn herauszustellen. Obwohl es diese Vorteile gibt. Aber es ist eben auch nicht alles schlecht, was bislang an Redverkehrsinfrastruktur geschaffen wurde. Auch wenn manches daran verbessert werden kann. Einfach nur die Parole auszusprechen, "Mischverkehr und alles wird gut", greift jedenfalls zu kurz.

    Und auch KleverRadfahrers Vorschlag greift zu kurz:

    Die entscheidenden Faktoren dürften aber Tempo 70 und die Anzahl der Radfahrer dort sein. Wenn sich diese erhöht, dann wird die Situation automatisch besser für Radfahrer.

    Warum Tempo 70? Ich hatte an mehreren Stellen bereits Tempo 60 vorgeschlagen. Aus gutem Grund!

    In Deutschland aber wird der Ausbau aller Landstraßen vorangetrieben, der ein Befahren mit dem generell geltenden Tempolimit von 100 km/h ermöglichen soll, so dass die Frage letztlich müßig ist, ob Tempo 60 oder Tempo 70 auf Landtraßen gelten soll. Zumindest so lange, so lange es der Autofahrerschaft gelingt so viel Einfluss auf die Entscheidungsprozesse auszuüben.

    Bei Tempo ( max. 60 oder auch max. 70) gibt es viele Straßen, auf denen das Fahren auf einem breiten Radfahrstreifen oder einem breiten Fahrradschutzstreifen für viele Radfahrer angenehmer und sicherer ist.

    Genau so sehe ich auch innerorts an den Hauptverkehrsstraßen den Bedarf ein Tempolimit von 30 km/h einzurichten, auch dann wenn Hochbordradwege, Radfahrstreifen oder Fahrradschutzstreifen vorhanden sind.

    Hanlon's Razor. Ich möchte an das Gute im Menschen glauben. Den Zynismus, Menschenleben für Partikularinteressen zu opfern, unterstelle ich nur dem ADFC, weil Stork sich auf Twitter verplappert hat.

    Mischverkehr, sicher und aus dem Stand umsetzbar.

    Und wieder das unbelegte ADFC-Dogma.

    Das ist ja eine ziemlich steile These, dass der ADFC angeblich Menschenleben opfere, um angebliche Partikularinteressen durchzusetzen. Und der Beleg dafür soll ein Twitter-Zitat sein? Ein ziemlich dünner Beleg.

    Ähnlich steil ist die These, dass Mischverkehr sicher sei für die Fahrradfahrer*innen. Es gibt Verkehrs-Situationen, bei denen das zutrifft, aber in der Pauschalität kann man es ganz sicher nicht behaupten.

    Der ADFC ist keine Glaubensgemeinschaft, sondern ein Verein, der die Interessen von Fahrradfahrerinnen vertritt. Deshalb braucht der ADFC auch kein Dogma, das ist ein theologischer Begriff.

    Und unabhängig davon, ob die Fahrradfahrerkolleg*innen aus dem NDR-Beitrag in einem Verein organisiert sind, haben sie eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für den Erhalt der Fahrradschutzstreifen einsetzt:

    "Auch im Landkreis Northeim beteiligten sich 120 Radler bei einer Demo in Bad Gandersheim. Vom Stiftsplatz der Domstadt ging es nach Heckenbeck, wohin eine von landkreisweit drei Teststrecken mit Fahrradschutzstreifen führt.

    Der Bund hat angewiesen, dass nach der vollendeten Probezeit die Schutzstreifen wieder demarkiert werden sollen, was zu Protesten geführt hat.

    „Wir sind der Meinung, dass auf geeigneten Strecken wie hier in Heckenbeck mit nicht all zu starker Verkehrsbelastung die Fahrradschutzstreifen erlaubt bleiben sollten“, sagte Uli Schäfer von Bürgerinitiative für den Erhalt der Fahrradschutzstreifen Bad Gandersheim - Heckenbeck."

    aus: "Demonstration in Bad Gandersheim: 120 Fahrradfahrer kritisieren Beseitigung der Fahrradschutzstreifen", The world news vom 21.9.2020.

    https://twnews.co/de-news/demons…dschutzstreifen

    Ist es da nicht ein wenig vermessen so ganz pauschal die Behauptung in den Raum zu stellen, diese Radfahrer*innen hingen alle einem unbelegten Dogma an und opferten Menschenleben für ihre Partikularinteressen? Tut mir leid Hane, so sehr es stimmt, dass es Situationen gibt, in denen "Mischverkehr" unter bestimmten Voraussetzungen möglich und sinnvoll ist, so wenig stichhaltig ist eine pauschale Kritik an Radverkehrsanlagen und den Menschen, die diese einfordern.

    Mir ist übrigens nicht klar in welchem Sinne, du Hanlon's Razor in diese Diskussion einflechtest. Vermutest du hinter der Forderung des ADFC und anderer Radfahrer*innen nach einer guten Radverkehrsinfrastruktur stecke nichts anderes als eine unzutreffende Gefährdungseinschätzung in Bezug auf die vom KFZ-Verkehr ausgehenden Gefahren und Beeinträchtigungen für Radfahrer*innen?

    In den Niederlanden wird es dieses Jahr keinen Verkauf von Sylvester-Feuerwerk geben und die Böllerei komplett verboten sein, um die damit einhergehenden Menschenansammlungen und die damit wiederum einhergehende Gefahr der Corona-Ausbreitung zu unterbinden.

    Außerdem sollen die Krankenhäuser entlastet werden, die besonders zum Jahreswechsel in den vergangenen Jahren zahlreiche durch die Böllerei verunfallte Menschen verarzten musste.

    Gut gemacht! Und warum funktioniert das anscheinend nicht in Deutschland? Oder kommt da noch was?

    Immerhin müsste die Böllerei gar nicht verboten werden, denn die ist ohnehin verboten. Lediglich für einen eng umrissenen zeitlichen Korridor zum Jahreswechsel ist der Verkauf und das Abbrennen von Feuerwerk ausnahmsweise erlaubt. Und diese Erlaubnis muss dieses Jahr ausgesetzt werden.

    Siehe dazu auch diese Karikatur aus der Rhein-Neckar-Zeitung:

    https://www.rnz.de/cms_media/modu…12d49bd1c1e.jpg

    Frage an Söder: Und was ist mit Böllerverbot?

    Antwort: Das kommt! Aber nur an Weihnachten in geschlossenen Räumen und bei mehr als 5 Raketen.

    "Die Schutzstreifen auf der K 641* würden von den Leuten in Heckenbeck und Bad Gandersheim sehr gut angenommen, sagt Ulrich Schäfer. Die Radler fühlten sich dort sicherer. Schäfer ist Sprecher einer kleinen Gruppe von Aktivisten mit dem etwas sperrigen Namen „Bürgerinitiative für den Erhalt der Fahrradschutzstreifen entlang der K6 41“." zitiert aus taz vom 19.9.2020:

    "Fahrradstreifen erfolgreich abgewickelt"

    https://taz.de/Fahrradstreife…ckelt/!5711186/

    Und die Radler fühlen sich dort nicht nur sicherer, sondern sie fahren dem taz-Bericht zufolge dort auch sicherer: "Obwohl die Zahl der Unfälle zurückgegangen ist, will das Bundesverkehrsministerium das Modellprojekt beerdigen", heißt es in dem angegebenen Artikel.

    * in dem taz-Artikel geht es um dieselbe Straße wie in dem bereits weiter oben verlinkten NDR-Bericht. https://www.ndr.de/nachrichten/in…rinfo11550.html

    Wenn sich da eine Anzahl Fahrradfahrer vor Ort für eine gute Radverkehrsinfrastruktur stark macht, warum sollte ich denen gleich unterstellen, sie könnten nicht zwischen echter Sicherheit und "gefühlter" Sicherheit unterscheiden.

    Aber selbst wenn man den Eindruck hat, dass da die Fahrradaktivisten vor Ort sich für eine problematische Radverkehrsinfrastruktur aussprechen, dann sollte man doch wenigstens sichere und umsetzbare Alternativen benennen können. Dem taz-Bericht zufolge passiert jetzt folgendes: "Und wenn es nach dem Bundesverkehrsministerium geht, sollen sie (die Fahrradschutzstreifen) ganz verschwinden – und Autos sollen dort, auf der Kreisstraße 641 zwischen dem Dörfchen Heckenbeck und der kleinen Stadt Bad Gandersheim, wieder schnell fahren dürfen." Das ist mal ganz sicher erstens kein Sicherheitsgewinn und zweitens wird es absehbar dazu führen, dass dort weniger Radfahrer lang fahren werden.

    Die Sinnhaftigkeit ist aus Sicht der Radfahrenden ganz klar gegeben. Denn die Radfahrerkolleg*innen vor Ort haben eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt der Fahrradstreifen außerorts stark macht. Darin sehe ich ein eindeutiges Indiz dafür, dass der Erhalt der Fahrradstreifen aus Sicht der betroffenen Radfahrer Sinn macht.

    Warum das Bundesverkehrsministerium den Versuch bereits nach 5 Jahren abgebrochen hat? Darüber kann man spekulieren. Gut möglich, dass das Bundesverkehrsministerium deshalb den Versuch abgebrochen hat, weil die Radfahrstreifen bei den Radfahrern gut ankamen: "Seit der Fahrradstreifen da ist, ist es sehr viel entspannter zu fahren ..." (Minute 0.36) oder "Niedersachsen will das fahrradland Nummer Eins werden. Das die Fahrradstreifen jetzt entfernt werden, ist ein Rückschritt für das werdende Fahrradland Nummer Eins." (Minute 0:50) Zitate von betroffenen Radfahrer*innen aus dem NDR-Beitrag https://www.ndr.de/nachrichten/in…rinfo11550.html

    Nein. Es ist durchaus eine legitime Position für die Energiewende zu sein. Aber man muss doch trotzdem nicht ständig das Märchen erzählen, es gäbe die Energiewende zum Nulltarif.

    Ich erlebe in Gesprächen nicht so sehr eine Diskussion darüber, ob die Energiewende teuer oder weniger teuer ist, oder sogar eine Kostenersparnis mit sich bringt.

    Dafür erlebe ich häufiger, dass so getan wird, als sei der gegenwärtige hohe Lebensstandard in der Form, in der er zelebriert wird, etwas das keinesfalls in Frage gestellt werden darf.

    Wenn sich alle ein größeres Auto kaufen, dann ist das doch normal, das ich auch ein größeres Auto kaufe. Und jemand der gar kein Auto fährt, der wird im günstigsten Falle als so eine Art Mahner akzeptiert, der vor etwas warnt, das hoffentlich nie eintreten wird.

    Deshalb ist die Frage, ob wir uns die Energiewende leisten können aus meiner Sicht gar nicht so sehr im Mittelpunkt der Diskussion. Vielmehr kreisen die Gespräche oft um die Fragen, die eigentlich schon beantwortet sind.

    Genau so hier beim Thema Kaminöfen. Da mag die Abgasreinigung noch so optimal wie's geht eingestellt sein. Und das Gerät nicht aus dem Baumarkt, sondern vom besten Spezialisten installiert sein.

    Wer so was betreibt, der weiß, dass er sich damit einen nicht unerheblichen Luxus gönnt, der aus rein ökologischen Gründen nur wenigen möglich ist. Ein Mehrfamilienhaus mit 30 bis 40 Wohneinheiten, das eine wirklich energieeffiziente Wärmehaltung ermöglicht, wird dagegen von vielen abgelehnt. Oder eine Wohneinheit, in der die Lüftung über Wärmeaustauscher-Belüftungen funktioniert und wo die Fenster nicht geöffnet werden, das finden dann viele unheimlich oder blockieren total emotional.

    Die Industrialisierung vor 200 Jahren war garantiert kein nachhaltiger Prozess. Denn es wurden viele unwiderbringliche Ressourcen verbraucht.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Das ist so ein typisches "Totschlagargument". Wenn wer vergangene oder aktuelle technische Fehlentwicklungen kritisiert, dann bekommt er vorgehalten, er wolle zurück ins Mittelalter. Ist mir zuletzt passiert, als ich in Wiesbaden an einem Infostand der Straßenbahngegner stand und nach deren Motivation fragte: Antwort: Wie du findest die Rückkehr der Straßenbahn toll? Du willst wohl zurück ins Mittelalter? Die Straße gehöre den Autos wurde mir dort erklärt. Nur das ist modern, alles andere (inklusive Fahrrad) altmodisch.

    Dabei sind es doch in der Kaminofendiskussion gerade diese "Nostalgiker", die diese sehr traditionalistische Heizmethode so eisern verteidigen.

    Ich wage hier mal einen Vergleich:

    Eine Regierung, die trotz der extremen Umweltvergiftung und trotz der aktuell drohenden Corvid 19 Ausbreitung es nicht wagt, das generelle Böllerverbot und Feuerwerksverbot auch auf Sylvester auszuweiten, die wird es vermutlich auch nicht wagen, wirklich drastische Schritte zu unternehmen, um das grassierende Kaminfeuer-Unwesen einzudämmen.

    Vermutlich ist es ein allzu menschliches (männliches?) Laster, dem da gefrönt wird.

    Das Schlimme an der Sache: Es sind gewiss nicht wenige sogenannte Prepper (darunter viele aus der rechten Szene), die darauf bestehen, ihr eigenes Herdfeuer und Kaminfeuer zu hegen und zu pflegen und gegen die böse Welt da draußen zu verteidigen.

    Dann wäre es auch keine nachhaltige Forstwirtschaft mehr. Wir reden aneinander vorbei.

    Selbstverständlich wäre es nicht klimaneutral und schon gar nicht nachhaltig, alle Wälder abzuholzen und zu verbrennen. Davon rede ich aber gar nicht. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass die klimaneutrale Zukunft der Heiztechnik nicht in der Verbrennung von Holz liegt. Daher geht es auch nicht um "den großen Maßstab", sondern darum, nicht mehr Holz zu ernten als nachwächst.

    Worin läge denn die Klimaneutrale Zukunft der "Heiz"-technik? Eben darin gar nicht zu heizen. Kann man trotzdem angenehm temperierte Wohnungen hinbekommen? Natürlich mit einer optimalen Dämmung, geschlossenen Fenstern und einem guten Luftaustauscher und möglichst selten und kurz die Tür öffnen. Quasi Kühlschrank-Prinzip umgekehrt. Der Kühlschrank arbeitet ebenfalls dann am sparsamsten, wenn er nur bei echtem Bedarf und dann möglichst kurz geöffnet wird. Ab einem bestimmten Güte-Grad der Kühlschrankisolierung ist ein Ende des Einsparpotenzials erreicht.

    Wer es sich angewöhnt hat, mehrmals am Tag die Tür seines Kühlschranks weit zu öffnen, um so herauszufinden, worauf er als nächstes Appetit hat, dem nutzt ein optimal isolierter Kühlschrank nicht viel.

    Manchmal hilft es nur die amüsante Seite solcher Vorgänge wie Kaminöfen und Holzmachen hervorzuheben und den ganzen (nur allzu berechtigten Ärger) einfach wegzulachen. Als Lesetipp dafür empfehle ich Dietrich Faber: "Hessen zuerst".

    Darin wird unter anderem herrlich satirisch berichtet, wie diejenigen Bürger einer hessischen Kleinstadt, die sich für besonders naturverbunden und clever halten, mit ihren High-Tech-Äxten in den Wald ziehen, um Holz zu machen.

    Die Wahrheit indes ist sehr viel ernüchtender:

    Die Dämmwirkung einer Wohnung hängt vor allem von der Wandfläche (und Decken und Bodenfläche) mit Kontakt zur Außenluft, bzw. zum Erdreich ab.

    Wenn diese Flächen gut gedämmt sind, dann geht nur sehr wenig Wärme verloren, so dass die Körpereigene Wärme, die jeder Mensch abgibt, die meiste Zeit des Jahres ausreicht um die Wohnung warm zu halten. Voraussetzung ist allerdings ein Lüftungssystem, mit Wärmeaustauscher.

    Denn Fenster öffnen zum Lüften würde die Wohnung schnell auskühlen.

    Wer allerdings in einem Einfamilienhaus wohnt, das rundum der kalten Außenluft ausgesetzt ist (und auch zum Erdreich hin schlecht gedämmt ist), der muss so viel Aufwand zum Dämmen betreiben, dass der Einspareffekt beim Heizen wieder deutlich geschmälert wird.

    Wer jedoch kompakt mit vielen anderen Menschen zusammenwohnt, der hat nur eine sehr kleine Wand- (Decken-/Bodenfläche) nach außen, die es zu dämmen gilt.

    Ökologisch und nachhaltig betrachtet macht es keinen Sinn zu heizen. Der Trick ist vielmehr, keine Wärme entweichen zu lassen und trotzdem durch ein Lüftungssystem mit Wärmeaustauscher eine gute Innenluft-Qualität hinzubekommen.

    Mal ein wenig salopp formuliert: Wer heizt ist sowieso 'ne Umweltsau.

    Und wenn er dann noch mit Holz heizt eine um so größere.

    Und wer außerdem noch eine Sondermüllverbrennungsanlage aus seinem Kamin oder Ofen macht, der ist die größte Umweltsau.

    Aber so was schonungslos anzusprechen unterlässt man häufig, um es sich nicht zu sehr mit seinen Mitmenchen zu verderben.

    Wie heißt es noch in diesem schönen Lied: "... meine Oma ist 'ne alte Umweltsau!"

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    Die Querelen um dieses Lied sind hinlänglich bekannt.

    Da hast du sicher recht, Fahrbahnradler, es reicht nicht aus, die Verwaltungsvorschriften zu ändern. Diese Veränderung muss dann auch noch in den Köpfen der Menschen ankommen.

    Das sieht man ja zum Beispiel an den inzwischen schon seit mehreren Jahrzehnten bekannten verkehrsberuhigten Bereichen.

    Es darf darin nur auf markierten Parkflächen geparkt werden. Und am besten sollten gar keine Parkflächen darin markiert werden, weil ein verkehrsberuhigter Breich ja auch Raum geben soll, um zum Beispiel mit einem Ball zu spielen. [Zeichen 325.1] (Siehe im Vordergrund etwas links von der Mitte am unteren Rad des Verkehrszeichens!)

    Realität ist dagegen, dass besorgte Eltern ihren Kindern das Ballspielen im verkehrsberuhigten Bereich verbieten, weil die Eltern das als zu gefährlich einschätzen für ihre Kinder in Anbetracht dessen dort häufig viel zu schnell gefahren wird. Und weil die Eltern nicht wollen, dass der Spiel-Ball an einem parkenden Auto abprallt. ("Heiliges Blechle":saint:)

    Und die Verkehrsbehörden ermöglichen das Parken durch entsprechende Markierungen, obwohl das den Charakter des verkehrsberuhigten Bereiches entwertet. Denn die Verkehrsbehörden wollen vielerorts nicht als diejenigen dastehen, die den Parkraum reduzieren wo sich doch "alle" einig sind, dass es viel zu wenige Parkplätze gäbe.

    Ein noch viel größeres Unterfangen wäre es, Kreuzungen nach niederländischem Design zu bauen, bei denen der abbiegende Autofahrer direkt nach dem unmittelbaren Abbiegen erneut anhalten müsste, um den Geradeausverkehr passieren zu lassen, der auf dem verschwenkten Radweg vorfahrtsberechtigt vor seiner Motorhaube vorbeizieht unter der doch so viele PS schlummern.

    Und trotzdem halte ich das für richtig eine solche Kreuzung zu bauen. Bislang geht es ja auch nur um zwei entsprechende Kreuzungen, die in Berlin gebaut werden sollen. Und nur weil Brockmann als Sprecher der Versicherungswirtschaft behauptet, das ginge so nicht, ist das noch lange kein Grund, die Kreuzungen nicht zu bauen. Da bin ich ganz bei der Berliner Verkehrsverwaltung: "Die Verkehrsverwaltung will am Test mit zwei Kreuzungen festhalten. "Wir werden das niederländische Modell an die Berliner Gegebenheiten anpassen und dabei auch alle bisherigen Erfahrungen und Tests mit einbeziehen", sagte eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung."

    Tagesspiegel vom 12.8.2020: Radaktivisten halten an holländischem Modell für Kreuzungen fest https://www.tagesspiegel.de/berlin/radfahr…t/26087784.html

    Die Kreuzung ist nicht falsch gedacht, sie ist anders gedacht. Aber anders ist nicht dasselbe wie "falsch". Übrigens könnte man auch zu den Verkehrsberuhigten Bereichen sagen, sie seien "falsch" gedacht. Würdest du die alle zurückbauen wollen zu "normalen" Straßen? Da hätte ich was gegen. Oder würdest du die alle ausbauen wollen zu Fußgängerzonen? Da wäre ich ganz bei dir.

    Hatte ich so echt nicht erwartet.

    In Deutschland ist das Radfahren nun sicherer als in den NL?

    https://radunfaelle.wordpress.com/vergleich-de-nl/

    Zumindest legt der Autor des Blogs dies so plausibel dar. Jetzt habe ich auch verstanden wie die im anderen Faden schon genannten Differenzen in der Statistik zustande kommen.

    In der von dir verlinkten Studie heißt es:

    "D und NL liegen bei Ramm-/Streifunfällen mit KFZ erstaunlicherweise gleichauf. Bei Rechtsabbieger-Unfällen gibt es einen Vorteil für die NL, wohingegen Todesfälle durch Vorfahrtverletzungen oder bei Fahrbahnquerungen in den NL deutlich häufiger auftreten."

    In der aktuellen Diskussion in Deutschland - zum Teil mit unglaublicher Schärfe geführt - wird als der große Vorteil des Fahrbahnradelns häufig herausgestellt, dass dadurch weniger Rechtsabbiegeunfälle geschehen im Vergleich zu gesonderten Radwegeführungen, insbesondere Hochbordradwegen.

    So gesehen unterstützt diese Studie an den bei vielen Radfahrer*innen beliebten Hochbordradwegen festzuhalten, auch bei Neuplanungen.

    Andererseits wird in der Studie auf deutlich häufiger auftretende Todesfälle verursacht durch Vorfahrtverletzungen bei Fahrbahnquerungen hingewiesen. Hat das etwas damit zu tun, dass es in den Niederlanden häufiger als in Deutschland (nach meiner Beobachtung) einseitige Zweitrichtungs-Radwege gibt? Möglicherweise erfordern diese von den Radlern ein häufigeres Queren der Fahrbahn.

    Nachtrag zur Demo der sogenannten "Querdenker":

    Es gab einen Eklat, als eine Rednerin der sogenannten "Querdenkerszene" sich mit Sophie Scholl verglichen hat:

    Das ist der Titel des Videos, der die Szene zeigt:

    "So ein Schwachsinn": „QUERDENKEN“-Rednerin vergleicht sich mit Sophie Scholl

    Er würde auch dann keine getrennten Grünphasen vorschlagen, um das Problem KFZ/LKW - Fußgänger & Radler zu lösen, denn das bedeutet auf jeden Fall längere Wartezeiten für das KFZ, inkl. weniger Durchsatz der Ampelkreuzungen, also auch längere Staus.

    Getrennte Grünphasen bedeuten, so befürchte ich, nicht längere Grünphasen für abbiegende KFZ sondern kürzere Grünphasen für den Fußgänger- und Radfahrer-Geradeausverkehr.

    Und wenn das nicht ausreicht, dann werden die Abbiegespuren verlängert, so dass die Fahrbahn schon früher breiter wird, als das jetzt der Fall ist.

    Diese Kreuzung ist schon deswegen abzulehnen, weil dann Dank VwV an jeder solchen Kreuzung der Radler ein 205er oder eine Bettelampel hingestellt bekommt. Weil der Radweg zu weit abgesetzt ist von der Fahrbahn.

    Genau dieses Problem sehe ich auch. Es müsste ein komplettes Umdenken stattfinden, was die Radverkehrsführung an solchen Kreuzungen angeht, die ohnehin nur dort verwirklicht werden könnten, wo genug Fläche dafür vorhanden ist.

    Die Kreuzung ist nicht deshalb abzulehnen, weil dann "Dank" Verwaltungsvorschriften Bettelampel oder Vorfahrt achten Schilder oder Stoppschilder für Radler aufgestellt würden.

    Sondern die Verwaltungsvorschriften sind so zu ändern, dass die Kreuzung so funktioniert, wie sie gedacht ist, dass nämlich die Radfahrer*innen auf dem verschwenkten Radweg Vorrang haben für die Geradeausfahrt und der Abbiegeverkehr warten muss. Und zwar unmittelbar nachdem er die Ampel passiert hat, die ihm das Abbiegen ermöglicht hat.

    Wenn dann der Abbiegende den Radweg erreicht, muss er mit einem Vorfahrt achten oder einem Stoppschild dazu gebracht werden, den Radverkehr passieren zu lassen. In den Niederlanden scheinen dafür die sogenannten Haifischzähne-Bodenmarkierungen auszureichen. Hier in Deutschland ganz sicher nicht. Aber den Autofahrer dazu zu bringen, den Abbiegevorgang zu unterbrechen, ist das zentrale Element bei der niederländischen Kreuzungsgestaltung.

    Im Übrigen möchte ich Sie drauf hinweisen, dass es ihre Darstellung nicht bestärkt, wenn sie den Leuten, die mit Ihnen diskutieren, pauschal generelle Ahnungslosigkeit unterstellen. Heben Sie sich das für den "politischen Aschermittwoch" auf.

    Ich hab' mir das mal durchgelesen. Das Hamburger Beispiel ist nicht das, was der Autor der verlinkten Studie empfiehlt. Vielmehr sagt der Autor, Markus, er ist Sachbearbeiter bei der Verkehrsbehörde einer Kreisverwaltung: "Zur Verdeutlichung einer Fahrradstraße bietet sich die Aufbringung des Piktogramms „Fahrradstraße“ auf der Fahrbahn an."

    [Zeichen 244] also dieses Schild als Straßen-Piktogramm.

    https://www.stvo2go.de/wp-content/upl…zeichen-244.jpg