"Die Grünen sind deshalb für ein Planungsbeschleunigungsgesetz für den Radverkehr.", heißt es in dem Artikel. Es ist zumindest ungewöhnlich, dass die Grünen sich für eine Planungsbeschleunigung im Straßenbau aussprechen, wo es dabei doch darum geht, Natur zu planieren. (Wenn auch für Radwege.)
Ganz schlimm ist, wenn darüber hinaus auch noch keiner den Radweg an der Bundesstraße will. So wird derzeit in Hannover darüber diskutiert, ob es ein Fehler war, bei der geplanten Erneuerung des Südschnellweges (Bundesstraße) den Radweg zu vergessen. Oder ob dort ein Radweg ohnehin nicht gewollt sei:
"Streit um neuen Südschnellweg: Wer hat den Radweg vergessen?
Der Südschnellweg wird erneuert – und dabei fast so breit wie eine Autobahn. Kritiker bemängeln, dass zwar neue Fahrspuren für Autos entstehen, aber kein Radweg. Land und Bund sagen, niemand habe Interesse gezeigt. Gerät das Vorhaben durch die Debatte nun im letzten Moment ins Wanken?" (HAZ vom 27.10.2020)
https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…-spitzt-sich-zu
Fakt ist: Ein Radweg an der Bundesstraße bedeutet, dass dort noch mehr Fläche planiert, betoniert und asphaltiert wird, als ohnehin schon.
Und nur wenige RadfahrerInnen äußern den Wunsch, bzw. können sich überhaupt vorstellen, dort zukünftig zu fahren. In dem HAZ-Artikel geht es um den Südschnellweg. Dort wird heute Tempo 80 gefahren. (Aus Sicherheitsgründen, zweispurig, kein Standstreifen, Mittelstreifen als Leitplanke aus Betonsteinen.)
Weil die Schnellwege in Hannover alle als Kraftfahrstraßen ausgeschildert sind, darf dort zur Zeit ohnehin kein Radfahrer fahren.
Schild Kraftfahrstraße:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bildtafel…,_StVO_2013.svg
Und in vielen Gesprächen habe ich bislang noch niemanden gefunden, der gesagt hätte: "Hurra, ein Radweg für den Südschnellweg, den habe ich mir schon immer gewünscht!" Ich kann mir das sehr gut vorstellen, als separater Radweg parallel und abgeschirmt durch eine Lärmschutzwand.
Auf dem neuen Südschnellweg soll Tempo 100 gelten, und er soll mit breiteren Fahrspuren, einer Standspur und einem breiten Mittelstreifen ausgestattet werden.
Hier noch mal der Link zum HAZ-Foto, das den neuen Ausbaustandard zeigt:
https://mar.prod.image.rndtech.de/var/storage/im…ser_article.jpg
Und hier zwei Fotos, auf denen der Westschnellweg zu sehen ist. Aufgenommen von der Brücke am Lindener Berg, die über den Schnellweg führt:
Richtung Deisterkreisel:

Und Richtung Schwanenburgkreuzung:

Die Erneuerung des Westschnellweges steht ebenfalls in den nächsten Jahren an. Und die Diskussion darüber, ob dort ein Radweg gebaut werden soll oder besser nicht, weil ihn ohnehin keiner benutzen würde, ist bereits voll im Gange.
Scheuer wird's freuen. Radwegebau ist vorgeschrieben, aber keiner will neben einer zweispurigen, autobahnmäßig ausgebauten Bundesstraße Fahrrad fahren. Da wird er das eingesparte Geld für den Radwegbau wohl dafür verwenden, auch andernorts den autobahnmäßigen Ausbau von Bundesstraßen voranzutreiben. Und da will dann auch keiner mehr mit dem Fahrrad fahren. 
Dabei bin ich mir sicher, dass ein gut ausgebauter Radweg, der genügend abgeschirmt ist vom tosenden Autoverkehr, Anklang finden wird. Lärmschutz muss sein, müsste aber so gestaltet werden, dass zumindest abschnittsweise Glaselemente den Blick auf die Fahrbahnen und von den Fahrbahnen auf den Radweg ermöglichen. Und das ca. alle zweihundert bis dreihundert Meter Öffnungen zu den Fahrbahnen bleiben, so dass es ggf. möglich ist, Autofahrer wegen eines Unfalls oder eines sonstigen Zwischenfalls auf der Fahrradstrecke um Hilfe zu bitten.