(andernfalls würde die Redaktion vielleicht mal auf den Trichter kommen und darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn die Zahl der Radfahrer schneller steigt als die der radelnden Verkehrsopfer, und vor allem die naheliegende Schlussfolgerung daraus auch entsprechend kommunizieren)
Ob es für andere Bundesländer auch zutrifft, habe ich jetzt nicht überprüft, in Niedersachsen aber ist die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Radfahrer zurückgegangen:
"In Niedersachsen sind 2020 mit insgesamt 51 Personen rund 30 Prozent weniger Fahrradfahrende tödlich verunglückt als im Vorjahr (2019: 73). 22 von ihnen nutzten ihr Pedelec, als es zu dem tödlichen Unfall kam. Insgesamt waren von den 51 Radfahrenden 32 im Alter von 65 Jahren und älter. Minister Pistorius: „Auch in diesem Jahr liegt der Schwerpunkt in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit auf dem Radverkehr."
https://www.polizei-nds.de/verkehr/verkeh…020-114506.html
Dagegen erweckt der swr-Beitrag den Eindruck, dass immer mehr Radfahrer bei Unfällen getötet werden. https://www.ardmediathek.de/video/betrifft…XgvbzE0NzU3NzA/
Gleichzeitig ist die Zahl der bei sogenannten "Baumunfällen" getöteten Autofahrer gestiegen:
"Auch die Zahl der bei Baumunfällen schwer und leicht verletzten Personen ist gesunken: 2020 gab es 710 Schwerverletzte (2019: 762). Die Zahl der Leichtverletzten sank von 1.468 auf 1.328 (-9,5 Prozent). Dagegen ist die Anzahl der bei diesen Verkehrsunfällen tödlich verunglückten Personen auf 121 Personen gestiegen (2019: 120). Minister Pistorius: „Damit sind rund ein Drittel aller Verkehrsunfalltoten in Niedersachsen im vergangenen Jahr bei den sogenannten Baumunfällen ums Leben gekommen. Wesentliche Gründe waren Fahrfehler sowie nicht angepasste Geschwindigkeit."
Zum Vergleich mit dem Fahrradfilm vom swr hier ein Link zu einer Sendung von Autobild zum Thema Baumunfälle:
Man könnte ja annehmen, dass ein Filmbeitrag zum Thema "Baumunfälle" mit ähnlich krassen Bildern aufwartet, wie die von verletzten Radfahrer*innen in dem swr-Film.
Das ist aber ganz und gar nicht so. Stattdessen fokussiert der Film das Thema darauf, dass Crashtests gezeigt werden und stabilere Autos gebaut werden müssten, die den Insassen einen größeren Unfallschutz bieten. Und an Landstraßen, dass ist die andere Forderung, dürften keine Bäume mehr gepflanzt werden. "Im Falle eines Unfalles würden Büsche zum Beispiel besser bremsen.", heißt es in dem Auto-Bild-Video." (Minute 5:05. Kein Wort davon, dass Büsche keinen Schatten spenden wie Bäume das tun und von dem gerade auch Radfahrer*innen und Fußgänger*innen erheblich profitieren.
Besonders krass ist diese Aussage bei Minute 2:05 von 5:22 "Eine Geschwindigkeit von 80 km/h ist richtig hoch." Kein Wort davon, dass auf Landstraßen ein viel zu hohes generelles Tempolimit von 100 km/h gilt. An einer Stelle werden ganz kurz Assistenzsysteme erwähnt. (Minute 0:59) Angeblich sind diese Assistenzsysteme nur dazu da, Sicherheit zu "suggerieren".
Was zeigt der Vergleich? Autofahren-Sicherheitsprobleme löst man durch stabilere Karosserien und Verzicht auf Straßenbäume. Auf Schockbilder wird verzichtet. Die naheliegendsten Maßnahmen, Tempo drastisch reduzieren und wirksame Assistenzsysteme einbauen, die automatisch verhindern, dass schneller gefahren werden darf, als erlaubt, werden nicht erwähnt. Vielmehr werden Assistenzsysteme als reines Surrogat bezeichnet.
Aber kann diese Vorgehensweise des Autobild-Films ein Muster dafür sein, über Unfall-Gefahren beim Radverkehr zu informieren? Ich fürchte Nein.
Natürlich besteht die Gefahr, dass die gezeigten Gesichter, die durch die Unfallfolgen übel zugerichtet sind, Menschen davor abschrecken, Fahrrad zu fahren. Aber es wäre meines Erachtens falsch, den Filmproduzenten des swr-Beitrags zu unterstellen, sie wollten damit Menschen davon abhalten Fahrrad zu fahren. Ich erkenne vielmehr die Absicht, damit Verbesserungen für den Radverkehr durchzusetzen, die auch beinhalten, dass die Autoverkehrsinfrastruktur zurückgebaut wird und niedrigere Tempolimits durchgesetzt werden.