Ich wiederhole mich gerne: diese für Radfahrer freigebenen Gehwege sind die Pest. Eine reine Bequemlichkeit der Straßenverkehrsbehörde(n), die Probleme der Radfahrer mal wirklich zufriedenstellend zu lösen.
Und wie auch schon gesagt: Der Kfz-Führer wird den ein oder anderen Radfahrer, der an solchen Stellen lieber die Fahrbahn benutzt, gerne disziplinieren, weil ja aus seiner Sicht ein Radweg vorhanden ist.
Die Pest eben!
Nicht die für den Radverkehr freigegebenen Gehwege sind die reine Pest, sondern diejenigen Autofahrer, die meinen Radfahrer disziplinieren zu müssen, die die Fahrbahn benutzen. Das lese ich aus deinem Beitrag.
Und natürlich stimme ich dir zu, dass es absolut nicht hinnehmbar ist, wenn eine Straßenverkehrsbehörde aus Bequemlichkeit die Probleme der Fahrradfahrer nicht zufriedenstellend löst.
Aber ich befürchte du greifst zu kurz, wenn du immer dann der Straßenverkehrsbehörde Bequemlichkeit unterstellst, wenn mal wieder irgendwo ein Fußweg für den Radverkehr frei gegeben ist.
Und die Straßenverkehrsbehörde ist auch nicht daran Schuld, wenn Autofahrer sich nicht über aktuelle Straßenverkehrsregeln informieren und deshalb Radfahrer anpflaumen, die nach Gusto mancher Autofahrer nichts auf der Fahrbahn verloren haben.
Man könnte vielleicht den Straßenverkehrsbehörden mangelnden Aufklärungswillen unterstellen. Aber auch das trifft nicht zu, wie dieses Gegenbeispiel aus Hannover zeigt:
Oder dieses aus Braunschweig:
Und noch mal nach Hannover:
https://www.google.com/maps/@52.36650…!7i13312!8i6656
Auf der Davenstedter Straße stadteinwärts gibt es einen Hochbordradweg, der bis vor wenigen Jahren noch benutzungspflichtig ausgeschildert war. Das sieht man auf dem googlestreetview-Bild von 2008.
Heute ist das ein Angebotsradweg:
Hier noch ein aktueller Satellitenfoto-Link:
https://www.google.com/maps/@52.36657…t/data=!3m1!1e3
Sollte dort einmal neu gepflastert werden, dann steht die Verkehrsbehörde vor der Frage, ob sie den für einen Hochbordradweg zu schmalen Streifen wieder als Radweg pflastert, oder ob sie ein einheitliches Pflaster macht. Dann wäre es freilich vorbei mit dem Hochbordradeln und die Fahrradfahrer hätten keine Wahl mehr. Sie müssten dann entweder in der Dooringzone auf der Fahrerseite fahren mit dem Straßenbahngleis links. Oder sie müssten zwischen dem Gleispaar fahren. Meine bevorzugte Variante. (Die Zahl meiner Fans ist begrenzt. Und wenn die Straßenbahn sich von hinten nähert, dann fahre ich an den Rand und lasse passieren, da sitzen schließlich Dutzende von Leuten drin, die ich nicht ausbremsen möchte.)
Es gibt Leute in der Verkehrsbehörde, die gerne den Auto-Parkstreifen in einen komfortablen geschützten Radfahrweg umwandeln würden, aber die werden von der Politik ausgebremst.
Sollte die Verkehrsbehörde tatsächlich bei einer Erneuerung des Gehweges anordnen, dass dort kein Angebotsradweg mehr gepflastert wird, dann wird der Wunsch nach einer Radverkehrsfreigabe auftauchen. Ob das zulässig wäre, weiß ich nicht, aber ich hätte Verständnis für den Wunsch.
(Vielleicht hat die Verkehrsbehörde da auch gar keinen Spielraum und dürfte gar nicht den Angebotsradweg erneuern lassen?)
Man könnte an der Stelle natürlich auch sagen: Für den Radverkehr freigegebene Fußwege sind die Pest, deswegen müssen alle Radfahrer in der Dooring-Zone oder zwischen den Gleisen fahren, das erhöht dann das Protestpotenzial gegen die parkenden Autos.
Oder es führt halt einfach nur dazu, dass diese ganze Situation, wie so viele andere Verkehrssituationen in Hannover, von vielen Radfahrern komplett gemieden wird.
So oder so, sehe ich da keine einfache Antworten. Und der Slogan, "Für Radfahrer freigegebene Gehwege sind die Pest.", greift zu kurz.
Vielleicht bist du so drauf, dass du dir sagst: Als Radfahrer ist es mir wichtig, dass ich die mir zustehenden Fahrräume auch in Anspruch nehme, auch dann, wenn ich damit bei anderen anecke, obwohl ich im Recht bin.
Das finde ich gut und richtig und unterstützenswert, aber es ist eben längst nicht jedermanns Ding, zumal es tatsächlich Beschäftigung mit der Materie bedarf, um genau rauszukriegen, was alles geht. Andere beschäftigen sich möglicherweise mit ähnlichen Strukturen aber in einem ganz anderen Gebiet, von dem ich wiederum möglicherweise keinen Plan habe. Deshalb halte ich es auch für verfehlt, andere wegen ihrer "Trägheit" in Radverkehrsfragen zu kritisieren.
Manchmal hemmen auch einfach nur mangelnde Übung oder schlechte Erfahrungen. Ich vermute fast jeder Radfahrer, der schon häufiger im Bereich von Straßenbahngleisen gefahren ist, hat sich dabei auch schon mal verlenkt und ist zu Fall gekommen. Und nicht jeder von denen ist einfach wieder aufgestanden und hat sich gesagt, das nächste mal passe ich besser auf, sowas wird mir nicht noch mal passieren. Bei manchen Fahrradfahrern lösen Straßenbahngleise übelste Aversionen aus. Die U-Bahn-Befürworter jedenfalls nutzen das immer, wieder um für den U-Bahnbau zu werben.