Und Radfahrverbände müssen aufhören, so einen Unfug gutzuheißen.
Das kann man so pauschal nicht sagen und es wird auch nicht von Radfahrerverbänden die Lösung Gehweg in Verbindung mit Radverkehrsfreigabe pauschal gutgeheißen.
Das Beispiel Schiffgraben zeigt doch die ganze Schwierigkeit auf. Wenn innerhalb geschlossener Ortschaften dichter Autoverkehr stattfindet bei Tempo max. 50 km/h (gefahren 60 bis 70), dann ist es in den meisten Fällen ganz sicher nicht damit getan, bei einem vorhandenen Gehweg mit Radverkehrsfreigabe die "Radverkehr frei" Schilder abzuschrauben, um die Situation für den Radverkehr zu verbessern.
Auf der Straße Schiffgraben führten zwei Fahrspuren stadtauswärts, eine stadteinwärts. Es ist eine stark von Autos und LKW befahrene Hauptverkehrsstraße.
Hier ein Link zu einem Bild aus einem HAZ-Bericht vom 21.6.21, das den alten Zustand zeigt:
Die früher dort angeordnete Radverkehrsfreigabe war sehr zweifelhaft. Entweder wurde dem Fahrradverkehr zugemutet, auf der Fahrbahn zu fahren. Das wurde übrigens nur von wenigen praktiziert. Ich habe das selbst immer mal wieder ausprobiert, komme da allerdings nicht so häufig lang. Es war in jedem Fall ein sehr unangenehmes Fahrradfahren, selbst dann, wenn mal keiner gehupt oder "Radweg" gebrüllt hat von den Autofahrern. Ersatzweise auf dem Gehweg zu fahren, der mit Radfahrer frei ausgeschildert war, hat sicher den Fußverkehr beeinträchtigt. Aber die naheliegende Lösung, eine Fahrspur für den Autoverkehr zu sperren, und stattdessen einen Radfahrstreifen anzulegen, wurde lange Zeit hinausgeschoben. (So wie viele andere Maßnahmen zur Verbesserung des Fahrradverkehrs, insbesondere dann, wenn "Autofahrerinteressen" tangiert werden.)
Der ADFC hat es nie gutgeheißen, dass in der Unterführung Schiffgraben der Fußweg für den Radverkehr freigegeben ist. Aber er hat sich auch nicht dafür eingesetzt, dass diese Radverkehrsfreigabe ersatzlos gestrichen wird. Und ich sehe es auch nicht als die Aufgabe eines Fahrradfahrerverbandes an, der meine Interessen als Fahrradfahrer*in vertreten soll, dass er als Verband fordert immer und überall wo die Kombination Fußweg mit Radverkehrsfreigabe angeordnet ist, das Radfahrer frei abzuschrauben.
Dagegen ist die jetzt getroffene Lösung ein echter Fortschritt:
Allerdings hängt auf diesem Bild vom Sommer 21 noch das "Radfahrer frei".
Das "Radfahrer frei"
kann jetzt weg. Ich hab es hier mal wegretuschiert:
Muss beim nächsten Mal, wenn ich dort vorbeifahre doch mal darauf achten, ob das "Radfahrer frei" abgehängt wurde. Spätestens wenn der Radfahrstreifen noch durch zusätzliche Maßnahmen geschützt ist, sollte jeder erkennen, dass das Zusatz-Schild "Radfahrer frei" unter dem Gehweg-Schild hier obsolet ist.