Beiträge von Ullie

    ich hab mich auch erst über das 9EUR-Ticket gefreut.

    Mittlerweile befürchte ich an Samstagen und Sonntagen auch gnadenlose Überfüllung.

    Und das auch im dünn besiedelten Thüringen. Ich mein: hier wohnen knapp so viele Einwohner wie in Hamburg + enger Speckgürtel.

    Aber in den Thüringer Wald, in die "großen Städte" (Leipzig, Nürnberg und Erfurt, Hannover) führen genau 2 Strecken.

    Deja vu? "Vor 24 Jahren wurde das Schönes-Wochenende-Ticket zum 01. Februar 1995 eingeführt und war anfangs ein toller Erfolg. Die Kunden buchten das Ticket zum Pauschalpreis sehr gern und häufig. Für nur 15 D-Mark konnte man mit diesem Ticket zwischen Samstag 0:00 Uhr und Sonntag 24:00 Uhr beliebig viele Fahrten in Regionalzügen unternehmen, und das bundesweit.

    Allein bis Mai 1995 wurde das Schönes-Wochenende-Ticket rund 1 Million Mal verkauft und viele, die es nutzen, waren Neukunden. Die Strategie der Bahn, Nahverkehrszüge, wie Eilzug (E), Nahverkehrszug (N), S-Bahn (S), Citybahn (CB), Stadtexpress (SE) und Regionalschnellbahn (RSB) – viele von diesen Gattungen gibt es heute nicht mehr – am Wochenende besser auszulasten ging voll auf.

    Allerdings hatte die Bahn nicht die große Leidensfähigkeit ihrer Passagiere einkalkuliert. Eigentlich war geplant, vor allem Familien zu Kurzreisen am Wochenende auf die Schiene zu locken. Das hat zu großen Teilen auch funktioniert. Allerdings nutzen unerwartet viele Kunden das Wochenendticket auch für Fernreisen quer durch Deutschland, und das in Nahverkehrszügen. Das hatte die Bahn nicht einkalkuliert und so kannibalisierte das Pauschalticket zunehmend die Ticketverkäufe im Fernverkehr."
    Quelle: https://www.weltansehen.de/2019/06/11/das…ist-geschichte/

    Ich teile deine Befürchtung und viele Nahverkehrsunternehmen haben genau davor gewarnt, was du befürchtest.

    Möglicherweise ist eine Sache jetzt anders: Corona hat die Züge leerer gemacht. Das 9 Euro-Ticket soll sie wieder voll machen.

    Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Der Spiegel-Artikel bündelt die in den zurückliegenden Jahren immer mal wieder aufgeploppten Hinweise der Einflussnahme Russlands auf vor allem rechtspopulistische Parteien in Deutschland und Europa. So wird deutlich, wie sehr Russland von einem ultranationalistischen Regime regiert wird.

    Allerdings habe ich mich in den letzten Wochen auch gefragt, ob diesem Nationalismusdenken nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht auch dadurch Vorschub geleistet wurde, dass das Auseinanderbrechen Jugoslawiens und später Serbiens jeweils in mehrere eigenständige Kleinstaaten zu sehr unterstützt wurde, gerade auch von Deutschland zu sehr unterstützt wurde.

    "Anfang der 90er Jahre zerfällt Jugoslawien und es kommt zu blutigen Bürgerkriegen. Hat daran auch eine Entscheidung der Bundesregierung einen gewissen Anteil – oder ist es falsch, von einer deutschen Sonderrolle zu sprechen?

    Ein plausibler Grund für die Eile ist bis heute nicht zu erkennen. Aber einen Tag vor Weihnachten 1991 musste plötzlich alles ganz schnell gehen. Am 23. Dezember trat das Bundeskabinett in Bonn zusammen. Der Ministerrat mit Kanzler Helmut Kohl an der Spitze erkannte Kroatien und Slowenien als eigenständige, unabhängige Staaten an. Damit war die Auflösung des Vielvölkerstaates Jugoslawien auch politisch-diplomatisch besiegelt."

    aus: Die Rheinpfalz vom 23.12.2020

    Deutschland erkennt Slowenien und Kroatien als Staaten an - Kalender
    Anfang der 90er Jahre zerfällt Jugoslawien und es kommt zu blutigen Bürgerkriegen. Hat daran auch eine Entscheidung der Bundesregierung einen ...
    www.rheinpfalz.de

    Gleichzeitig war für viele Deutsche Russland immer noch irgendwie die Sowjetunion und was da im Einzelnen vor sich ging, irgendwie zu kompliziert, um sich damit genauer auseinanderzusetzen. Zumal es sich ja um eine deutlich geschwächte Sowjetunion handelte: Soviel war allen klar: "Der Westen hatte gesiegt und das war ja auch dann erst mal gut so", dachten viele lange Zeit.

    Ach und du glaubst das ist die eine Grenze die Putin nicht übertreten würde?

    Wenn Putin einen Nato-Mitgliedstaat angreift, ist es alleine schon deshalb ein Unterschied, weil in dem Fall die Nato-Bündnispflicht in Kraft tritt. Und ich sehe keinen Grund so zu tun als gäbe es da keinen Unterschied. Denn würde man keinen Unterschied machen, dann hätte die NATO immer dann, wenn ein Land völkerrechtswidrig angegriffen wird, eine Rechtfertigung, in den Konflikt einzugreifen. Alleine deshalb, weil es ein starkes Militärbündnis ist.

    Und das müsste man dann umgekehrt auch für das Militärbündnis OVKS gelten lassen, dem Russland, Armenien, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan angehören.* Macht die Sache jedenfalls nicht leichter.

    *Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit

    Putins völkerrechtswidriger Überfall wirkt wie ein Katalysator dafür, Staaten zu Bewerber für eine Nato-Mitgliedschaft zu machen. Aber wird die Welt dadurch sicherer? Ich befürchte nicht.

    Was denn nun?

    Selenskyj erwartet möglicherweise eine hundertfünfzigprozentige Unterstützung seiner politischen Ziele in Bezug auf die Zukunft der Ukraine. Dazu zählt er sicher auch eine Rückeroberung der Krim. Was noch alles und in welchem Kontext lässt sich so genau nicht immer sagen, denn was bisher von Selenskyj formuliert wurde, ist mitunter auch unklar.

    Am 1.3.22 forderte Selenskyj als Voraussetzung für Verhandlungen über einen Waffenstillstand die sofortige Einstellung der Bombardierungen in der Ukraine durch russische Truppen.

    Ukrainekrieg: Selenskyj fordert Waffenstillstand – Putin gibt nicht nach
    Ukraines Präsident Selenskyj will Gespräche mit Russland nur führen, wenn zunächst die Bombardierungen eingestellt werden. Präsident Putin besteht weiterhin…
    www.spiegel.de

    Das hört sich vernünftig und maßvoll an. Aber im selben Kontext fordert Selenskyj die Einrichtung einer Flugverbotszone: "Selenskyj forderte die Nato auf, eine Flugverbotszone über der Ukraine einzurichten, um russische Luftangriffe zu verhindern." (ebenda) Die Ukraine ist kein Nato-Mitgliedsstaat und ich halte es für fahrlässig auf diese Weise die Nato-Staaten zu Kriegsteilnehmer werden zu lassen.

    Er erwartet möglicherweise auch militärische Unterstützung bei der Rückeroberung der Krim.

    "Es laufe der "Countdown für die De-Okkupation" der von Russland annektierten Halbinsel, sagt der Präsident der Ukraine."

    Die Zeit vom 23. August 2021 https://www.zeit.de/politik/auslan…erung-rueckgabe

    Doch gerade da hatte Putin es ja deutlich gerissener verstanden, seine Interessen durchzusetzen. Womit ich Putins Vorgehen keineswegs rechtfertigen will. Seine ekelhafte Motorrad-Sieges-Parade zur Okkupation der Krim ist einfach nur abscheulich.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Es ist nicht richtig eine Äqui-Distanz gegenüber Russland und der Ukraine walten zu lassen. Aber das bedeutet noch nicht automatisch eine hundertfünfzigprozentige Unterstützung der Ukraine mit allen Mitteln.

    Lass mal die baltischen Staaten außen vor, denn die sind seit 2004 Nato-Mitglieder.

    Und gönne mir eine polemische Antwort auf Kasachstan. tagesschau vom 13.1.2022:

    "Das von Russland angeführte Militärbündnis sieht seine Mission erfüllt und zieht seine Truppen wieder aus Kasachstan ab."

    Militärbündnis beginnt mit Abzug aus Kasachstan
    Das von Russland angeführte Militärbündnis sieht seine Mission erfüllt und zieht seine Truppen ab. Nach den tödlichen Zusammenstößen scheint sich die Lage zu…
    www.tagesschau.de

    Und jetzt die Polemik: (Und dazu braucht es eigentlich nicht mehr als den Hinweis auf die Ziele der Protestler in Kasachstan bei den Unruhen im Januar 22):

    "Gewaltsame Proteste gegen hohe Preise an den Tankstellen haben das Land Kasachstan in Zentralasien in eine Krise gestürzt. Am Mittwoch trat die Regierung zurück. In mehreren Landesteilen der autoritär geführten Republik wurde der Ausnahmezustand verhängt. Die Sicherheitskräfte nahmen nach Angaben des Innenministeriums mehr als 200 Menschen fest."

    Berliner Zeitung vom 5.1.22

    Kasachstan: Gewaltsame Proteste gegen hohe Energiepreise, Regierung tritt zurück
    Bei Demonstrationen gegen zu hohe Preise an Tankstellen kam es zu heftigen Krawallen. Demonstranten stürmten ein Rathaus.
    www.berliner-zeitung.de

    Willst du einen Unterbietungswettbewerb bei den Spritpreisen anstoßen, dann unterstütze weltweit Oppositionelle Gruppierungen zur Senkung von Tank-Preisen. Ich vermute dass auch dieses Ziel der kasachischen Opposition (billiges Tanken) dazu beigetragen hat, den Protest gegen Moskaus Eingreifen in Kasachstan nicht allzu laut werden zu lassen.

    Der Titel des Threads heißt ja:

    "Die Waffen nieder - ziviler Widerstand gegen Putins Angriffskrieg"

    In dem bereits weiter oben erwähnten Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz wird auf das berühmte Zitat "Die Waffen nieder" Bezug genommen:

    "Es ist richtig, die Forderung "Die Waffen nieder!" in erste Linie an die russische Seite zu stellen. Doch müssen gleichzeitig weitere Schritte unternommen werden, das Blutvergießen und die Vertreibung der Menschen so schnell wie möglich zu beenden."

    Hier der Link zum Brief auf heise.de:

    Teil 1:

    Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz: "Deeskalation jetzt!"
    Telepolis dokumentiert offenen Brief an das Bundeskanzleramt. Schreiben fordert Schritte zur Entschärfung der Krise und Vorrang für den Schutz der Bevölkerung
    www.heise.de

    Teil 2:

    Reelle Chance für ein Ende des Konfliktes
    Telepolis dokumentiert offenen Brief an das Bundeskanzleramt. Schreiben fordert Schritte zur Entschärfung der Krise und Vorrang für den Schutz der Bevölkerung
    www.heise.de

    Unterschrieben haben den Brief unter anderem:

    Christoph Krämer, Chirurg, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges IPPNW (deutsche Sektion)

    Ruth Misselwitz, evangelische Theologin, ehem. Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

    Dr. Antje Vollmer, ehem. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

    Konstantin Wecker, Musiker, Komponist und Autor (Redaktion Telepolis)

    Selbst wenn Putin wie auch immer verschwindet, wird ja die aktuelle politische Situation in dem Land nicht verändert.

    Das ist einer der Gründe, warum ich es für falsch halte Hitler-Putin Vergleiche anzustellen. Oder Putin als den ultimativen Bösewicht anzuprangern. Wer weiß was nach Putin kommt und ob er sehr bald schon verschwindet ist höchst ungewiss.

    In einem Interview mit dem ehemaligen Kasseler Kasseler Politologen Werner Ruf, der in einem Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten, darunter Antje Vollmer und Konstantin Wecker den Stopp der Waffenlieferungen und damit verbunden einen sofortigen Waffenstillstand fordert, heißt es: "Die Nazi-Barbarei war bisher die einzige Ideologie, die Völkermord zu ihrem Programm gemacht und das auch umgesetzt hat. Und nicht nur gegenüber den Juden und Sinti und Roma, sondern auch gegenüber den „slawischen Untermenschen“. Wie anders hätten sie sonst 27 Millionen Menschen in Osteuropa umbringen können? Gerade deshalb können wir nicht alles mit Hitler vergleichen. Ich habe so viele Hitler in meinem Leben erlebt: den echten Hitler, den Hitler vom Nil, wie Gamal Abdel Nasser genannt wurde, den Hitler von Bagdad und den Hitler von Belgrad. Es geht in der internationalen Politik nicht um Personen und Psychologie, sondern um Interessen von Staaten. Darum gilt: Wenn wir Menschenrechte schützen wollen und das oberste Menschenrecht, das Recht auf Leben, sollten wir vermeiden, Waffen zu verteilen."

    Hessische-Niedersächsische Allgemeine vom 26.4.2022

    Putin? Wir sollten über einen "clear exit" von Russland reden. Und das geht nur ohne Putin. Alle die Putin decken bzw. nicht aktiv gegen ihn vorgehen sind in meinen Augen Kriegsverbrecher und sollten entsprechend behandelt werden.

    Genauso hätte man vor 80 Jahren fragen können, wie man Hitler einen "clean exit" geben könnte.

    Wie gut, dass wir hier im Forum alle aktive Fahrradfahrer*innen sind und so die Bedingungen für einen gegen Russland gerichteten Energierohstoffboykott begünstigen, und dadurch aktiv gegen Putin vorgehen! ;)

    Putin? Wir sollten über einen "clear exit" von Russland reden. Und das geht nur ohne Putin. Alle die Putin decken bzw. nicht aktiv gegen ihn vorgehen sind in meinen Augen Kriegsverbrecher und sollten entsprechend behandelt werden.

    Genauso hätte man vor 80 Jahren fragen können, wie man Hitler einen "clean exit" geben könnte.

    Mit Hitler-Vergleichen sollte man besser sparsam umgehen. Nicht zuletzt deshalb, weil es die ungeheuerlichen Verbrechenden des Naziregimes relativiert.

    Aber was vielleicht noch problematischer ist an dem Vergleich:

    Hitlers Macht und die des Nazi-Regimes wurde erst gebrochen, nachdem Deutschland 1945 von den Alliierten vollständig besetzt wurde. Damals (zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1939) war Deutschland ein Land mit einer Fläche von rund 600.000 km² und mit rund 80 Millionen Einwohnern.

    Liste der Volkszählungen in Deutschland – Wikipedia

    Dagegen ist Russland mit etwa 17 Millionen Quadratkilometern der größte Staat der Welt und umfasst etwa ein Neuntel der Landmasse der Erde. Mit 144,5 Millionen Einwohnern (2019) steht es an 9. Stelle der bevölkerungsreichsten Staaten.

    Das heißt, das heutige Russland ist etwa 30x größer als Deutschland 1939 und hat etwa doppelt so viel Einwohner (sehr grob gerechnet).

    Obwohl die Alliierten im Zweiten Weltkrieg deutlich mehr Einwohner hatten, als Deutschland, hat es mehrere Kriegsjahre gedauert, bis Deutschland kapitulierte. Man könnte einwenden, dass mit Japan ein größerer Verbündeter an der Seite Deutschlands stand, als zum Beispiel Belarus, das an der Seite Russlands steht. Vielleicht ist es auch so, dass die schiere flächenmäßige Größe eines Landes militärisch eher von Nachteil ist, wenn es um die Landesverteidigung geht und man könnte sicher noch weitere Spekulationen anstellen.

    Aber ganz sicher reicht der ganz einfache Zahlenvergleich am Anfang aus, um die Dimensionen aufzuzeigen, die sich daraus ergeben, wenn man das Ernst nähme, dass Hitler und Putin einfach mal eben so gleich gesetzt werden müssten.

    Um noch auf einen anderen Umstand hinzuweisen: Amerika hatte 1945 die Atombombe, während die Achsenmächte keine Atombombe hatten. Derzeit meinen manche, man müsse das ganz einfach ignorieren, denn Putin würde ja nicht ernsthaft auf die Idee kommen ...

    Gleichzeitig wird eben diesem Putin vorgeworfen, dass er völlig unberechenbar geworden sei und man sich bei Russland auf nichts mehr verlassen könne usw.

    Ich hoffe sehr, dass es doch noch einige rote Linien gibt. Und wenn ich mir den Überbietungswettbewerb Hofreiter gegen Scholz anhöre, dann frage ich mich, ob es nicht reichlich unsinnig ist, dass sich die beiden, Hofreiter und Scholz, einen solchen Überbietungswettbewerb mit umgekehrten Vorzeichen leisten. Immerhin arbeiten sie in derselben Regierungskoalition zusammen.

    Scholz warnt vor dem Atomkrieg, und plädiert deshalb für ein vorsichtiges Vorgehen bei der Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen.

    https://www.spiegel.de/politik/olaf-s…73-fbcd0bd8791c (Spiegel-Artikel vom 22.4.2022: Bundeskanzler Scholz im SPIEGEL - »Es darf keinen Atomkrieg geben«)

    Hofreiter warnt umgekehrt davor, zu zögerlich bei der Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen vorzugehen und befürchtet in diesem Zusammenhang, dass dadurch ein Dritter Weltkrieg droht.

    https://www.tagesspiegel.de/politik/deutsc…g/28262936.html (Der Tagesspiegel vom 20.4.22: Deutsches Zögern bei Waffenlieferungen - Hofreiter warnt Regierung vor einem „De-facto-dritten-Weltkrieg“)

    Dazu hat jemand aus meinem Bekanntenkreis, tägl. Arbeitsweg 10 km pro Strecke (Lobeda <-> Stadtroda) mit Marke Eigenbau kräftig Futter geliefert:

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/126722/5149430

    Ich hatte ihn aus der Polizeimeldung sofort erkannt und seiner Frau mein Beileid ausgesprochen. Der Fall wurde am folgenden Wochenende auch im Radio ausgebreitet (MDR).

    Ist das mit dem Mitleid so gemeint, dass du die Frau bemitleidest, weil sie einen Mann hat, der so verrückt ist, dass er mit einem selbst gebastelten Speed-Pedelec ohne Zulassung und Versicherung fährt?

    Vielleicht bekomme ich dort nebenbei etwas mit, wie die nun oftmals getrennten Familien den Krieg emotional bewältigen. Obwohl einige Männer auch mitgekommen sind. Ab 3 Kindern hat es die Ukraine auch Männern erlaubt, mit ihrer Familie das Land zu verlassen.

    "Selbstverständlich gibt es ein Recht auf Verteidigung. Das gilt für jede angegriffene Person. Und auch für einen Staat wie die Ukraine. Sie darf sich mit allem, was sie hat, dem russischen Überfall­ entgegenwerfen. Aber resultiert daraus eine Pflicht zur Verteidigung? Nein.

    In der Ukraine aber gibt es sie, wie in vielen anderen Staaten auch. Seit dem Angriff Russlands dürfen männliche Staatsbürger zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht mehr verlassen, um für die Verteidigung herangezogen werden zu können. Wer es doch versucht, dem droht die Festnahme. Der ukrainische Grenzschutz meldete wiederholt, dass Mobilisierungsverweigerer an der Grenze festgenommen und den Militärbehörden überstellt wurden. Wer Nein sagt, ist illegal."

    Quelle: taz vom 14.3.22

    Deserteure in der Ukraine: Das Recht, Nein zu sagen
    Männer im wehrpflichtigen Alter dürfen die Ukraine nicht verlassen. Doch das Recht, nicht zu töten, muss auch und gerade im Krieg gelten.
    taz.de

    Die Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konventionen bestimmen, dass alle Personen eines besetzten Landes als Kämpfer ihres Landes, das sie verteidigen, agieren dürfen und als sogenannte Kombattanten denselben Bestimmungen unterliegen wie reguläre Soldaten, wenn die Kombattanten sich durch Uniform oder mindestens eine Armbinde als solche kenntlich gemacht haben.

    Das heißt aber auch, dass sie dann von den Angreifern bekämpft werden dürfen wie Soldaten, während Zivilisten zu schonen sind.

    Aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen eines angegriffenen Landes von ihrer Regierung dazu verpflichtet werden dürfen zu kämpfen.

    Leider ist in dem taz-Artikel kein Hinweis darauf, wie das genau in den Genfer Konventionen und der Haager Landkriegsordnung geregelt ist, mit der Wehrpflicht, bzw. der Verpflichtung zum Kriegsdienst. Immerhin scheint es so zu sein, dass Väter mit drei Kindern von der Ukraine nicht an der Ausreise gehindert werden. Du schreibst das und ich hatte es auch wo gelesen. Allerdings steht in dem zitierten taz-Artikel: "Denn kein Staat, nicht einmal der theoretisch perfekte, sollte Menschen zwingen dürfen, ihr Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Und erst recht nicht, für ihn zu töten." Aber da gibt es ja viele "Spielräume". In der ehemaligen DDR etwa wurden junge Männer, die keinen Kriegsdienst leisten wollten, als sogenannte Bausoldaten verpflichtet.

    Noch ein anderer Aspekt ist wichtig: Die Kriegspartei, die ein anderes Land besetzt hat, darf nicht die Bevölkerung zum Kriegsdienst zwingen. Es gab in den letzten Tagen entsprechende Berichte, dass das russische Militär versucht haben soll, in den von ihm besetzten Gebieten Soldaten mit Zwang zu rekrutieren.

    Frage:

    Was hätte den Grenzschützern gedroht, oder womit haben sie gerechnet, für den Fall, dass sie der Aufforderung sich zu ergeben, nachgekommen wären?

    Das erinnert mich ein bisschen an die vielen frühen christlichen Märtyrer-Geschichten. Ich bin "katholisch genug", um so was irgendwann hinterfragt zu haben. Kann es sein, dass solche Märtyrer-Geschichten in einem neuen Kontext stehend, eine neue Konjunktur erleben?

    Vom Heiligen Laurentius beispielsweise wird berichtet, dass er auf einem Rost gebraten wurde, um ihn zu töten. Dabei soll der Sterbende dann gescherzt haben, er sei jetzt auf der einen Seite schon ganz gut durchgebraten und es sei an der Zeit, ihn zu wenden.

    Erich Vad, eine Stimme von Rechtsaußen:

    Weiter oben hatte ich bereits angemerkt:

    Es ist schon ein bisschen kurios, dass ausgerechnet von Politiker*innen an der Spitze der Grünen, dort ein verstärktes militärisches Eingreifen eingefordert wird, an der ein Bundeswehrgeneral a. D. und langjähriger Berater von Bundeskanzlerin Merkel davor warnt. Laut dem General a. D, Vad würde sich durch die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine die Lage zusätzlich zuspitzen.

    Steckt politisches Kalkül hinter Vads Forderung, jetzt keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, weil er einerseits tatsächlich befürchtet, dass damit das Leid für die Ukrainer nicht wie erhofft gemildert wird. Meint Vad, dass eine russische Besetzung, die nicht mit einer maximalen Gegenwehr bekämpft wird, weniger Schaden anrichtet. Sieht er entsprechende Chancen in Waffenstillstandsverhandlungen? Vermutlich ja.

    Geht es Vad möglicherweise außerdem darum, so Zeit zu gewinnen, sodass die Nato-Staaten die gewonnene Zeit nutzen können, ihre militärische Ausrüstung deutlich zu verbessern?

    Wie dem auch sei, bisweilen scheint es so, dass die Ukrainer den von Putin ihnen aufgezwungenen Krieg mit maximaler Gegenwehr bis zur Selbstvernichtung führen wollen. Und gleichzeitig wird eine Scheidewand aufgebaut nach dem Schema hier die Guten, die Putin bekämpfen und da die Bösen, die angeblich bereit seien, vor Putin zu kuschen. Die Möglichkeit zu differenzieren geht damit verloren.

    Dass Vad Geiselerschießungen als vom Kriegsrecht gedeckt beurteilt, dazu fehlt eine klare Quellenangabe. In welcher seiner Texte hat er das geschrieben? Dass der im Kriegsrecht verbriefte Schutz von Zivilisten nicht für solche "Zivilisten" gilt, die aktiv ins Kampfgeschehen eingreifen, ist allerdings richtig.

    Für Christen ist es wohl das Idealbild des schuldlosen Opfers: So wie Jesus ohne Schuld gekreuzigt wurde, soll sich die Ukrainische Bevölkerung von der russischen Armee abschlachten lassen. Wer geschlagen wird, soll bibelgemäß auch die andere Wange hinhalten. Wer selbst vor der Wahl steht, soll das meinetwegen tun. Aber vom warmen weichen Sofa aus zu fordern, dass andere sich ohne Gegenwehr vernichten lassen, ist nicht die Lösung sondern Teil des Problems.

    Es gibt auch andere christliche Traditionen, etwa die, dass Christen die verdammte Pflicht haben, im Heiligen Krieg ihr Leben dran zu geben, schließlich habe ja auch Jesus sein Leben hergegeben. "Gott will es", war das mittelalterliche Kreuzzug-Motto mit dem andere Menschen abgeschlachtet wurden. Bibel-gemäß war das so wenig, wie der von Ihnen beschriebene Wohlstand-Pazifismus.

    Vom warmen Sofa aus zu fordern, dass andere sich abschlachten lassen sollen, dass es einem selbst weiter gut geht, hat nichts mit Pazifismus zu tun.

    Und wenn ich mir dann die Brandreden von FDP-Politikern anhöre, denen einerseits die Aufrüstung nicht weit genug gehen kann, und die andererseits ein Tempolimit radikal verneinen, obwohl es dazu beitragen könnte, Energie-Importstopps möglich zu machen, dann frage ich mich, mit welcher Berechtigung ein Alexander Graf Lambsdorff die Teilnehmer am Ostermarsch als "Fünfte Kolonne Putins" beschimpft. https://www1.wdr.de/nachrichten/la…kraine-100.html

    Ich hatte schon weiter oben an Simone Weil erinnert. Vielleicht ist das ein bisschen untergegangen?

    "1936 geht Simone Weil nach Spanien, um sich dem Kampf sozialistischer Truppen gegen die Putschisten unter General Franco anzuschließen. Sie kämpft nicht selbst an der Front (dazu fehlt ihr die als notwendig erachtete Körperkraft), erlebt jedoch aus nächster Nähe, wie die Erfahrung von Gewalt und Tod die Menschen verändert. Weil beschreibt die Kraft der Gewalt in ihren Schriften als „Verdinglichung“ und hebt hervor: Diese Wandlung könne nicht nur jene treffen, die Gewalt erleiden – im extremsten Fall sogar sterben und nurmehr wie ein lebloses Objekt erscheinen mögen –, sondern sie betreffe in gewisser Weise auch jene, die sie ausüben.

    In diesem Sinne habe Gewalt „einen Doppelaspekt der Entmenschlichung“, so Eilenberger. Weil habe die Beobachtung gemacht, „dass es einen dunklen Sog im menschlichen Wesen gibt, der diese Gewalt auf Seiten des Ausführenden in eine Form der Blindheit übergehen lässt, dass man den, dem man Gewalt antut, überhaupt nicht mehr als Menschen in seiner Verletzlichkeit wahrnimmt und sich damit auch selbst als Mensch vergisst und entfremdet“."

    Philosophin Simone Weil - Eine Denkerin der radikalen Hoffnung
    Sie prophezeite den Sieg der Nationalsozialisten, erlebte die Gräuel des Spanischen Bürgerkriegs und schuftete in der Fabrik, um die Not der Arbeiter zu…
    www.deutschlandfunkkultur.de

    Und solche Gedanken können denen nicht durch den Kopf gegangen sein, die voll Freude aufgesprungen sind von ihren Parlamentssitzen als Scholz seine großkalibrige Bundeswehrfinanzspritze angekündigt hat. Und die sich jetzt das Maul darüber zerreißen, dass die Menschen immer noch und in diesem Jahr deutlich mehr Menschen als im letzten Jahr zu Ostermärschen gehen, wo die Ostermarschierer*innen ganz gewiss nicht in warmen Sesseln zusammengehockt haben.

    Mit Putin verhandeln? Worüber? Dass er die Krim behalten kann und den Donbass und dass seine Kriegsverbrechen ohne Konsequenzen bleiben und man weiter bei ihm Gas kaufen kann? Das kann nicht Ihr Ernst sein (oder sind Sie vielleicht der Pfleger von Gerhard Schröder?).

    Ich gebe zu, dass ich anfangs auch gedacht (gehofft) habe, dass noch eine wie auch immer geartete diplomatische Lösung zustande kommen könnte und dass man Putin auf lange Sicht mit Sanktionen in die Knie zwingen kann. Spätestens seit dem Massaker von Butscha habe ich diese Hoffnung aufgegeben. Mit Putin wird es keinen Frieden geben.

    Würde das dann konsequent zu Ende gedacht bedeuten: So lange nur gegen syrische Zivilisten vom russischen Militär Kriegsverbrechen begangen werden, kann man schon mal drüber wegsehen und weiter sein Gas beim "Kriegsverbrecher" kaufen?

    Getroffene Hunde bellen.

    Wie jetzt? Meinst du den Lumpen-Blogger, also derjenige, den du hier zum Lumpen-Gerede reingelassen hast? Kann ich schon verstehen, dass sich jemand getroffen fühlt, wenn man ihm seinen ausufernden Militarismus zum Vorwurf macht.

    Was hatte denn Lobo von den Ostermarschierern erwartet? Dass die alle im Tarnfleck in Reih und Glied antreten mit blaugelben Abzeichen am Arm und direkt zur nächsten Rekrutierungsstelle von Selenskyjs Fremdenlegion marschieren? ;)

    Die erste Maßnahme eines Bundeskanzlers Lobos wird es dann wohl sein, das Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu kassieren. Frei nach dem Motto: "Ich dulde keine Lumpen." :evil:

    Wie soll das funktionieren, wenn eine Partei nicht verhandeln will? Sagt man sich dann "Wir haben es wenigstens versucht. Aber ist dann halt so." ?

    Gibt es eigentlich sowas wie "Peace-Washing"!? Analog zum "Green-Washing.

    Zur Zeit sieht es so aus, dass Putin völlig den Verstand verloren habe. Zumindest wird alles getan im Propagandakrieg, um diesen Eindruck zu erwecken. Aber ganz gleichgültig ob es sich tatsächlich so verhält, dass sein Verstand getrübt ist oder ob einfach nur versucht wird, diesen Eindruck zu erwecken, Verhandeln ist der Ansatz mit dem eine kriegerische Auseinandersetzung beendet werden kann, wenn man den Gegner nicht komplett auslöschen will. Leider habe ich derzeit den Eindruck, dass diejenigen, die an dem Waffengang viel Geld verdienen, erst mal dafür sorgen werden, das Verhandeln möglichst weit nach hinten zu verschieben.

    Und über's Green-washing braucht sich die nächsten Jahre keiner mehr Sorgen machen, denn wenn es denen, die daran verdienen es gelingt, den Krieg zeitlich auszudehnen, dann fragt ohnehin keiner mehr nach Windkrafträdern oder Sonnenkollektoren, nachhaltige Energiewirtschaft, gesundes, ökologisch erzeugtes Essen usw.

    Wird doch schon alleine daran deutlich, dass sich die Agrar-Industrie in Anbetracht des Krieges für den hemmungslosen Düngemitteleinsatz stark macht.