"Es gibt historische Momente, in denen man sich einfach engagieren muss! Die Tatsache, dass Deutschlands Regierung nicht bereit ist, das zu tun, ist seltsam. Ich verstehe zwar, dass Deutschland in hohem Maße von russischem Gas abhängig ist. Aber ich verstehe nicht, wie man die Situation in so einem historischen Moment einfach ignorieren kann." Das ist ein Zitat der ukrainischen Parlamentsabgeordneten Inna Sowsun, aus dem Interview, das Yeti verlinkt hat.
Vielleicht tragen solche Interviews dazu bei, die Solidarität mit der Ukraine zu stärken. Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass viele Menschen in Deutschland nicht bereit sind, sich ständig vorhalten zu lassen, sich nicht ausreichend für die Ukraine zu engagieren.
Und bei dem von Sowsun verlangten Gaslieferungen-Boykott gegenüber Russland könnte schnell ein Ende erreicht sein mit der Solidaritätsbereitschaft, besonders dann, wenn außerdem die Entscheidung getroffen würde, die Menschen in kalten Wohnungen leben zu lassen, um die Produktion von Waffen und die Finanzkraft für Waffenhilfe für die Ukraine sicherstellen zu können und deshalb die Wirtschaft nicht einzuschränken.
Die Behauptung, dass Deutschland nicht bereit sei, Partei zu ergreifen, wird von Sowsun in einen Zusammenhang gestellt mit einem angeblichen Schuldgefühl der Deutschen gegenüber Russland als Nachfolgestaat der Sowjetunion. Und sie meint hier psychologische Hilfe leisten und die Deutschen von diesem "Schuldkomplex" befreien zu müssen, indem sie darauf hinweist, dass nicht so sehr die Russen, sondern vor allem die Ukrainer gegen Nazi-Deutschland gekämpft hätten.
Das steht im selben ideologischen Zusammenhang wie die Forderung Melnyks nach einem gesonderten Mahnmal für ukrainische NS-Opfer in Berlin. "„Wir Ukrainer sind sehr enttäuscht, dass der Bundestag unsere Bitte abgelehnt hat, eine Gedenkstätte in Berlin für die ukrainischen NS-Opfer zu errichten, obwohl gleichzeitig ein gesonderter Erinnerungsort für polnische Kriegsopfer etabliert wurde“, sagte Melnyk dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)." rnd vom 6.5.2021 https://www.rnd.de/politik/tag-de…NE5IZP5XH4.html
Bei solchen Anliegen kann ich einfach nicht mitgehen, auch dann nicht, wenn Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.