Ich mach's kurz. Die Baustelle mag unschön einzurichten sein, aber in einer rationalen Argumenten zugänglichen Welt würde man wenigstens für die paar hundert Meter Tempo 20 anordnen und zumindest auf der Baustellenseite den Radverkehr über die Fahrbahn im Mischverkehr abwickeln (können).
So wie hier umgesetzt entstehen nur zusätzliche Verkehre durch Umwege und Gefährdungen durch Geisterradelei. Ist also Murks.
Das sehe ich anders. Es wurde nicht alles bis zu Ende gedacht. Aber es wurde einiges richtig gemacht. Ich habe mir gestern noch mal die Baustellenausschilderung ab Beginn der Spinnereistraße angesehen. Da steht tatsächlich ein Tempo 20 Schild für den Fahrzeugverkehr!
Wer darf/muss in den Pfad einbiegen, der von den Baken begrenzt ist? Das bleibt unklar. Da keine speziellen Schilder da stehen, darf da eigentlich nur der Fußverkehr rein. Mancher Radfahrer wird vermutlich das Radwegschild als Legitimation sehen, den Pfad zwischen den Baken zu benutzen. Aber es steht da für den Hochbordradweg, der zurzeit wegen der Baustelle gesperrt ist. Es wurde vergessen, es einzupacken. In der Regel, wenn da keine Baustelle ist, wird der Hochbordradweg benutzt. Auch das verstärkt den Eindruck, der Pfad zwischen den Baken ist jetzt der Ersatz für den Hochbordradweg.
Ich halte es für keine gute Idee, einfach gar nichts auszuschildern, sodass der Radverkehr auf die Fahrbahn gezwungen wird. Das ist gerade in so einer Baustellensituation eine zu große Herausforderung, besonders für ungeübte, und manche ältere und manche junge FahrradfahrerInnen. Stattdessen können die Fußwege für den Radverkehr freigegeben werden. Dann ist niemand gezwungen, diese Wege zu benutzen. Wer ohnehin langsam mit dem Fahrrad fährt und sich (noch) nicht oder nicht mehr auf die Fahrbahn traut, der hat eine Alternative, ohne, dass er ordnungswidrig den Gehweg benutzt. Und wer lieber die Fahrbahn benutzt und an der Engstelle mit Ampel ggf. den Gegenverkehr abwartet, der ist ja nicht gezwungen, den Gehweg mit Radverkehrsfreigabe zu benutzen.
Ich sehe da auch kein Problem mit "Geisterradelei". Denn wenn der Gehweg für den Radverkehr freigegeben ist, darf der Radverkehr nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Auch wenn der Gehweg in beide Richtungen für den Radverkehr freigegeben ist, stellen Begegnungen mit Schrittgeschwindigkeit kein Problem dar.
Hier noch mal die Karte von openstreetmap mit meinen Eintragungen zur Erläuterung der wirklich nicht einfachen Verkehrssituation rund um die Baustellenbereiche:
Ich habe das nicht polemisch gemeint, dass ich die Baustellenausschilderung in dieses Thema zu den gelungenen Baustellenausschilderungen gepackt habe. Da stecken gute Ansätze drin, aber es ist auch manches nicht zu Ende gedacht. Aber das ist immer noch besser als Schema F. Wir machen jetzt mal gar nichts an Ausschilderungen für den Radverkehr. Und RadfahrerInnen, die die Fahrbahn meiden möchten, können dann ja einfach absteigen und schieben. Davon halte ich nichts.