Na klar, die Finanzierung der Infrastruktur ist die Aufgabe des Staates bzw. Länder und Kommunen. Aber der Betrieb des ÖPNV sollte sich doch zumindest einigermaßen von den Nutzern finanzieren. Mit dem Billigticket wird das nicht funktionieren, sondern noch defizitärer werden. Es wird immer Menschen geben, die mehr oder weniger profitieren, aber es sollte in einem Staat Konsens sein, dass dies nicht übertrieben wird.
Den Straßenbau als Aufgabe des Staates zu bezeichnen ist das eine. Das andere ist die Qualitätsfrage!
Für den Omnibusbetrieb genügen Landstraßen, die eine Geschwindigkeit von Tempo 60 km/h zulassen.
Diese sind preiswerter zu bauen und zu unterhalten als Straßen auf denen mit Tempo 100 gefahren werden kann, wie es derzeit generell erlaubt ist auf Landstraßen, es sei denn es ist ein niedrigeres Tempolimit angeordnet.
Viele Autobahnen sind in einem derartigen Ausbauzustand, dass kein Tempolimit angeordnet ist. Tatsächlich könnten Autobahnen sehr viel günstiger gebaut und unterhalten werden, wenn dort ein maximales Tempolimit von 80 km/h gelten würde. Viele Autobahnen könnten dann sogar heruntergestuft werden zu Landstraßen. Und bei Tempo 60 braucht es dann auch nicht mehr zwangsläufig kreuzungsfreie Auffahrten und Abfahrten.
Würde also die Finanzierung der Autoverkehrsinfrastruktur auf ein vertretbares Maß unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Sicherheit reduziert werden, dann könnte dort jede Menge Geld gespart werden!
Und natürlich hätten Omnibusse in einem nachhaltigen klima- und ökologisch verträglichen Straßenverkehrsnetz auch im ländlichen Raum grundsätzlich Vorrang vor dem Autoverkehr! Omnibusse dürften grundsätzlich nicht überholt werden! An Haltestellen müssen Autofahrer hinter dem Omnibus warten, bis alle Fahrgäste ein- und ausgestiegen sind. Konsequente Bevorrechtigung des ÖPNV an allen Ampelschaltungen usw.
Überhaupt ist es völlig daneben bei dem 49 Euro-Ticket von einem "Billigticket" zu reden.
Damit ist nämlich ein gedeihlicher und ausreichender Personennahverkehr zu bewerkstelligen, der keine Subventionen benötigt, außer für den Straßenbau, wovon aber aber auch für Fahrradfahrer und Fußgänger und Autofahrer profitieren.
Sehr viel mehr Menschen würden den ÖPNV benutzten wenn der Autoraserei Grenzen gesetzt würden und stattdessen ein privilegiertes ÖPNV-System besteht. Und dadurch, dass sehr viele Menschen den ÖPNV benutzen kann der ÖPNV kostengünstig betrieben werden.
Nicht einmal das 9 Euro-Ticket war ein Billigticket. Denn eigentlich ging es dabei doch gar nicht wirklich darum, Verbesserungen für den ÖPNV zu erreichen. Genau wie bei den Vorschlägen für den kostenlosen ÖPNV geht es oft nicht darum. Vielmehr soll mit der Maßnahme "Billig-ÖPNV" einmal der Eindruck erweckt werden, die Politik kümmere sich. Und so weit das überhaupt etwas bewirkt, geht es darum, dass ein paar Leute weniger mit ihren Autos die Straßen verstopfen, damit für die anderen weiter genug Platz zum Rasen ist.
Die Forderung ...
es sollte in einem Staat Konsens sein, dass dies nicht übertrieben wird.
... kann ich gerne unterstützen. Aber ich fürchte, dass wir da zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen kommen werden. Wie bereits geschrieben halte ich es für völlig übertrieben, das für Autos Autobahnen gebaut werden, auf denen schneller als 80 km/h und Landstraßen gebaut werden auf denen schneller als 60 km/h gefahren werden kann.
Aber vielleicht täusche ich mich ja auch? Bei deinen Ausführungen wird es nicht so recht klar, was du von einem ökologisch und ökonomisch sinnvoll langsamen Autoverkehr hältst.