Ich sehe schon, ich muss eine Literaturliste führen, um immer passende Links parat zu haben. Ich kann in diesem Internet nicht schnell genug wiederfinden, was ich suche
Der Anstieg im August passt ganz gut zur steigenden Anzahl von Tests. Deren Zahl wurde im Monatsverlauf ungefähr verdoppelt.
Seit Anfang September ist die Zahl der Tests aber recht konstant. Und trotzdem sehen wir einen deutlichen Knick in den Zahlen: Seit Anfang Oktober geht es viel schneller aufwärts als im September.
Woher kommt das?
Mir fällt nur das Wetter ein: Ende September/Anfang Oktober hat sich bei uns das Leben ziemlich plötzlich von draußen noch drinnen verlagert. Anscheinend macht also bei den aktuellen Rahmenbedingungen das Wetter den Unterschied zwischen "langsamer Anstieg" und "Verdoppelung alle 8-9 Tage".
Einen Rückschluss, welches die "Hauptursache" des Rückgangs im Frühjahr war, lässt das natürlich nicht zu.
Es gab eine schöne Grafik, wo die Anzahl der Tests und Fälle normalisiert aufgetragen wurde. Daran konnte man schön sehen, dass wahrscheinlich nicht nur die steigende Zahl Tests für den Anstieg verantwortlich sind. Ich weiß allerdings die genauen zeitlichen Zusammenhänge nicht mehr.
Und nochmal: Ausgangspunkt war ja die Behauptung, dass Maßnahmen zur Reduktion in der Vergangenheit nichts gebracht hätten, weil es ja alles normales saisonales Atemwegserkrankungsgeschehen sei und diese Behauptung halte ich für nicht haltbar.
Warum die Zahlen seit Anfang Oktober schneller aufwärts gehen als im September ist eine ganz andere Frage.
Erstmal muss man bedenken, dass die positiven Tests von Anfang Oktober noch Ansteckungen aus dem September sind.
Dann gibt's verschiedene Dinge, die sicherlich alle mehr oder weniger eine Rolle spielen. Mir sind folgende eingefallen:
- Nach schulferien.org hatte die Hälfte Deutschlands noch Schulferien bis Ende August (bei 92% fing die Schule erst am 10.8. oder später wieder an)
- Es gab viele Berichte, wie toll die Pandemie in Deutschland abläuft. Mehr Menschen pflegten wieder mehr Kontakte.
- Einschränkende Maßnahmen galten noch sehr lange. Z.B. Kita-Regelbetrieb in Hamburg erst seit Anfang August oder so.
- Es wurden im September und Oktober u.a. große Hochzeiten gefeiert, sogar noch größer als erlaubt (und sogar eine mit vorheriger Absprache, dass man die Teilnehmer nicht nennen würde ). Siehe z.B. https://www.rki.de/DE/Content/Inf…ublicationFile: "Es treten weiterhin bundesweit zahlreiche COVID-19-bedingte Ausbrüche in verschiedenen Settings auf. Fallhäufungen werden insbesondere beobachtet im Zusammenhang mit Feiern im Familien- und Freundeskreis sowie u.a. in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete, Gemeinschaftseinrichtungen, verschiedenen beruflichen Settings und im Rahmen religiöser Veranstaltungen sowie in Verbindung mit Reisen bzw. Reiserückkehrern, wobei der Anteil der der Fälle mit Exposition im Ausland auf unter 10% gesunken ist."
Und natürlich können jetzt Fenster nicht mehr auf Dauerkipp stehen etc. Das konnten sie aber auch im April nicht.
Man muss überlegen, dass das alles so etwas wie ein großes Zufallsexperiment ist. Man weiß ja von dem Virus mittlerweile auch, dass die meisten Infizierten keine oder nur wenige Leute anstecken. Dafür aber einige überproportional viele anstecken (weil sie z.B. viele Kontakte pflegen oder auf große Events gehen und das zum Teil sogar mit Symptomen ). Wenn es also nur wenig Infizierte insgesamt gibt, ist die Wahrscheinlichkeit auch erstmal viel geringer, dass bei einem Treffen viele angesteckt werden. Dann dauert es erstmal eine Weile bis das Virus sich überall ausbreitet.