Beiträge von Vorstadt Strizzi

    So oder so, mir geht diese Verbotsideologie einfach auf den Keks. ... Aber von Verboten halte ich einfach nichts.

    Und ja, ich bleibe dabei: Ich rase gern.

    Ich halte auch nichts von Verboten.

    Das die Autoindustrie der Politik verbietet, ein Tempolimit zur Vermeidung von Verkehrstoten, zur Stabilisierung des Verkehrsflusses sowie zur Vermeidung von unnötigen Abgasen einzuführen, wie längst in jedem zivilisierten Staat üblich und wie von der Bevölkerungsmehrheit gefordert, davon halte ich gar nichts.

    Ich finde nicht, dass die Vernunft und die Demokratie sich solchen ideologisch begründeten Verboten ("Ich rase gern", "freie Fahrt für freie Bürger", letztlich: "Fool speed for fool people") beugen sollten.

    Ich verstehe die Sorgen der Autoindustrie um den lead-market Deutschland und um den Erhalt der Autobahnen als Test-Rennstrecken - Tote hin, Umwelt her - und somit als Verkaufsargumente ("Hi. I'm Mercedes (BMW, Audi). I've been tested on the German Autobahn. I survived!").

    "Deutschland hat auf dem Automobilsektor sehr gute Voraussetzungen, die Lead-Markt Funktion auszufüllen:
    Seine Beliebtheit als Test- und Referenzmarkt, intensiver Wettbewerb zwischen den Herstellern, entsprechend ein relativ günstiges Preisniveau bei Automobilen, hohe Exportorientierung und eine ausreichende Zahlungsbereitschaft der Kunden gehören dazu."
    Seite 21.

    Ich meine aber, dass die Autoindustrie ungeachtet ihrer mehr als reichlichen Spenden und Versorgungsangebote an Politiker und Parteien sich mit ideologisch und mit Eigennutz begründeten Verboten dem Parlament gegenüber zurückhalten sollte.

    Gerne an Quälampeln wie am Hohenzollernring an der Kreuzkirche mit unglaublichen Wartezeiten


    HoZo Richtung Friedensallee ham sie an der Kreuzung Kreuzkirche ne neue Bettelampel samt neuer Schaltung spendiert. Während die alte erst irgendwann nachts auf Bettelbetrieb schaltete, ist die Neue jetzt 24/7 auf Betteln programmiert. - Obwohl da, auch wg Schulweg, immer relativ viel Rad- und Fußverkehr ist.

    Wenn da keine Schüler stehen und ich komm ungünstig an (Geradeaus-MIV kriegt grün - ich krieg den vollen Um- bzw Einlauf), dann fahr ich mit den Autos rüber.

    Ich ärgere mich immer wieder in Hamburg über Kampfradler, die mich bei links abknickenden Radwegen (z.B. an der Kreuzung Alsterglacis / Neuer Jungfernstieg) mich links überholen, mich dabei schneiden, weil sie statt links abzubiegen geradeaus weiter auf dem Gehweg kampfradeln, und mich bepöbeln, weil ich keine Handzeichen geben würde. Dabei verlasse ich nicht die vorgegebene Radverkehrsführung, sondern der Pöbler. An anderen Stellen gebe ich regelmäßig Handzeichen beim Abbiegen auf Radwegen, damit ggf. nachfolgende Radler nicht kampfradeln mich rechts auf dem Gehweg ggf. überholen und mir in die Parade brausen . . . usw . . . .

    Ich zeige eigentlich jede Richtungsänderung an, außer es ist definitiv keiner hinter mir. In deinem obigem Fall würde ich mich links einorden und links Handzeichen geben.

    Völlig unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht: Ich bezweifle sehr stark, dass die Autofahrer, die z.B. als Volkspolizei Radfahrer abdrängen, auch nur unterbewusst daran gedacht haben.


    Naja, die politische Bewegung "Freie Fahrt für freie Bürger" (engl.: "Fool speed for fool people") ist eindeutig nationalistisch aufgeladen. Der Stolz auf das eigene Auto ist vom Stolz auf die eigene Nation, die dies Auto hervorgebracht hat und der es deshalb, wie einem selbst auch, gut geht wie nie, oft nicht zu trennen.
    Und, natürlich, richtig bleibt: Andere Mobilitätskonzepte bedrohen diesen Wohlstand.

    Dass das Mobilitätskonzept MIV nicht nur andere, sondern alle (Klima) bedroht, wird oft nicht gesehen oder als nicht relevant betrachtet. Diese Bedrohung ist keine gegenwärtige, sondern eine zukünftige.

    Die Bedrohung des Wohlstandes ist bei Weitem nicht der einzige oder vielleicht auch nicht der erste Grund des Radfahrerhasses, der ja oft auch situativ entsteht.
    Aber dieser Grund, die ökonomische Sichtweise, ist auch nicht nur unbewusst, sondern auch ganz bewusst vorhanden und selbstredend gerade in Deutschland weit verbreitet.

    Was kaum jemand weiß:

    Anders als etwa in den Niederlanden wurde der Aufstieg KPHs zur europäischen Radlerhochburg vor kaum 10 Jahren begonnen.

    "Vor nicht allzu langer Zeit war die dänische Hauptstadt noch unbekannt im internationalen Ranking der Fahrrad-Metropolen, weit abgeschlagen hinter der ewig und weltweit führenden "Fiets"-Hochburg Amsterdam und anderen Kommunen der fahrradbegeisterten Niederlande, in den vergangenen acht Jahren aber hat sie sich nach vorn gearbeitet."1

    Was viel mehr auffällt als das hier im Thread diskutierte Verhalten der Autofahrer in KPH:

    Das Verhalten der Radfahrer. - Schon allein, aber nicht nur, weil es viel mehr sind als Autofahrer.

    Niemand fährt rüpelig, niemand! witscht "noch schnell" an einem an der Haltestelle haltenden Bus vorbei, niemand radelt Geister, niemand fährt auf dem Bürgersteig, niemand nimmt Fußgängern die Vorfahrt. Das Höchste, was die Coolness einigen jungen oder "junggebliebenen" radfahrenden Männern abverlangt, oder, anders ausgedrückt, in einem Akt der Toleranz und der Nicht-Diskriminierung dem von Natur aus leicht zum Asozialen neigenden männlichen Radfahrverhalten zubebilligt wird, ist das Nichtanzeigen des Abbiegens.

    Der Radfahrer im Allgemeinen ist dort kein "besserer" Mensch. Er sieht sich nicht als "Biker", der meint, sich aufgrund seines "Besserseins" (sei es wg. weniger Umweltverschmutzung, sei es wg. geringerer Gefährdung anderer, etc pp) Sonderrechte einräumen zu dürfen.
    Diese in Dk unter den Radlern vorherrschende Sichtweise trägt viel zur Versachlichung in der Auseinandersetzung Kraftfahrer <-> Radler <-> Fußgänger bei.

    "Die Zweiteilung des Verkehrs ist in Kopenhagen unbekannt. Helle Søholt, Geschäftsführerin des Architekturbüros Gehl ["Copenhagenize"], kann bei ihren Beratungen in Europa und Übersee stets auf einen psychologischen Vorteil Kopenhagens verweisen:
    "Bei uns fühlt sich niemand als Biker, wir haben ein überaus pragmatisches Verhältnis zum Radfahren, es ist seit Langem Teil unserer Kultur. In allen Schichten und Altersklassen.""1

    Interessant ist auch ein Blick auf die sog. Separation, die bekanntlich zu den Erfolgen in KPH und anderswo führt.

    "Der Verkehrszähler an der Nørrebrogade, einer wichtigen Einfallstraße ins Stadtzentrum, kommt auf rund 35.000 Radler pro Tag – ein Wert, den der Autoverkehr selbst in Millionenstädten wie Berlin nur auf wenigen Hauptverkehrswegen erreicht."1

    " ... Mehr noch, weil nach und nach der Autoverkehr von den großen Einfallstraßen verdrängt werde. Heute schon von jener Nørrebrogade mit den 35.000 Fahrrädern pro Tag aus dem Norden, die abschnittweise – abgesehen von Bussen – für den Kraftverkehr ganz gesperrt wurde. Als Nächstes ist die Amagerbrogade dran, die große Achse in Richtung Süden. "Warum lässt man die Autos nicht dort und verlegt den Fahrradverkehr auf die kleineren Nachbarstraßen?", fragt Automobilfunktionär Kudsk, ..."1

    Der Arme, auch nur ein Opfer der Ökonomie, kann einem fast Leid tun.

    Der MIV wird sukzessive durch die Separation in die Nebenstraßen gedrängt. Nicht aus ideologischen Gründen. Nein, sondern weil KPH sich für Separation entschieden hat. Das System ist derart erfolgreich, dass die ökonomischen Zwänge der Strassennutzung im Stadtverkehr, also der Vergleich Personenumsatz/Zeit/km, deutlich zugunsten des Radverkehrs ausschlägt. So muss aus stadtverkehr-ökonomischen Gründen dem Radverkehr immer weiter stark zunehmend Platz vom MIV, nun auch schon Hauptachsen, umgewidmet werden.

    1 Die Zitate stammen aus dem lesenswertem "Die Welt" Artikel: Radwechsel

    Bitter ist allerdings die Überschrift:


    "Radler in der Wut verunglückt"

    Textauszug:

    "Als der Radfahrer die Lichstraße erreichte, bog
    gerade ein entgegenkommendes Auto eines 22-jährigen Fahrers in diese
    ein. Der Radfahrer streifte den Wagen so eben an der Frontpartie,
    stürzte und schlug nach Angaben von Passanten auf der gegenüberliegenden
    Seite mit dem Kopf gegen den Bordstein. (ger)"

    Wer streifte wen mit seiner Frontpartie?

    Beim Lesen stellt sich heraus, dass ein entgegenkommender linksabbiegender PKW die Vorfahrt des Radfahrers schlicht missachtet und ihn übergemangelt hat. Was der Unfallhergang mit der vorausgegangenen Auseinandersetzung mit einem anderen PKW-Fahrer zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
    Außer: Irgendwie muss der Radfahrer doch Schuld haben.

    Tagestour in die SERENGETI DES NORDENS

    Für den gestrigen Sonntag war Superwetter angesagt. Meine bessere Hälfte und ich hatten schon in der Woche beschlossen, den Tag für eine Tour zu nutzen.
    Wir kamen überein, nach langer Zeit wieder einmal nach Westerhever auf Eiderstedt zu fahren.
    Ich als Natur- und auch Vogelliebhaber wusste, dass gerade die Nonnen- oder Weißwangengänse auf ihrem Zug in die Arktis in großen Scharen auf Eiderstedt, besonders um Westerhever, rasten.

    Wir fuhren also mit der NOB und einem S-H Ticket nach Husum, von dort radelten wir straight westwärts, immer am Deich entlang. Leider herrschte bis ca 14.00 Uhr starker Nebel. Nicht einmal der Leuchtturm war zu sehen. Da wir Ostwind hatten, waren wir super in Fahrt. Irgendwann schien es mir, als radelten wir schon gen Süden (mir kam es schon ganz "spanisch" vor 8) ), wir waren schon ca 10 km zu weit.
    Wir also zurück und haben den Westerhever Sand samt Leuchtturm dann auch glücklich gefunden.
    Nach dem Besuch des Leuchtturms, der als schönster Leuchtturm der Nordseeküste gerühmt wird, klarte es langsam auf. Schon vorher hatten wir riesige Schwärme von Gänsen dicht über uns längs ziehen gesehen und ständig den Lärm der Gänse aus dem Nebel gehört.

    Jetzt sahen wir die Nonnengänse auch. Die Wiesen und Äcker waren voll von ihnen. Sehr beeindruckend. Echtes Serengeti Feeling. Besonders das Starten, das Sammeln, der Zug und auch das Landen der Schwärme ist beeindruckend.

    Nach einem Picknick fuhren wir nach Tetenbüll. Wir wollten uns dort in der kürzlich in der Süddeutschen Zeitung gerühmten Friesischen Schafskäserei mit Käse eindecken. Ursprünglich wollten wir von Rendsburg aus los, um auch in Oster-Ohrstedt Käse einzukaufen, die liefern ihr Sortiment zum Teil an Gourmetresraurants in Frankreich, aber das war uns km-mässig zu viel.

    Naja, die Käsrei in Tetenbüll hatte natürlich sonntags zu. Die Kirche dort war aber auch ganz schön :( .
    Auf dem zuen Hof gab man uns immerhin einen Tipp für ne schöne Kaffeepause: Katingsiel, Schankwirtschaft Andresen.
    Und wirklich: Sehr zu empfehlen. Bedienung, Gäste, Lokation, Gegend und Kuchen waren 1A. Nur der Milchkaffe hätte stärker sein können: Unbedingt mit doppeltem Espresso bestellen!

    Büschen hakelig war dann der letzte Teil über Tönning zum Bhf nach Lunden. Die B 202 ist vor der Eiderquerung für Räder gesperrt. Man muss einen ziemlich figgelinschen und schlecht ausgeschilderten Weg finden um direkt vor der Eiderbrücke auf die 202, jetzt mit Radweg, zu kommen.
    In der Folge - 1mal falscher Weg, umkehren - schnurrte unser Zeitpolster zusammen, so dass wir für die letzten 9 km nach Lunden gegen den ca 15 km/h Wind mind 25 km/h Dauerspeed bringen mussten, um unseren Zug zu erreichen. 5 min waren dann noch die Suche nach dem Bahnhof übrig.
    Meine Frau liebt Borowski, wir mussten es einfach schaffen.
    Unnötig zu sagen: Der Zug hatte 15 min Verspätung.

    Statt berechneter 70 stramme 100 km auf dem Tacho. Super Tag auf Eiderstedt.

    Ist das wieder der übliche Hass gegenüber Radfahrern, ...


    Kann man so sehen. Ist auch nicht unberechtigt.
    Der Hass nährt sich aus Unverständnis und Angst. Und er hat eine reale, materielle Grundlage.

    Schließlich bedroht Radfahren, also das dänische bzw niederländische Modell massiv das deutsche Wohlstandsmodell.
    Die Wertschöpfung oder das BSP stammt zu einem exorbitant hohen Anteil aus der Autoindustrie und damit aus dem weltweitem Autoverkehr.
    Das weiß praktisch jeder.
    Ich bin zwar der Meinung, dass die deutsche Kultur, Wissenschaft und Technik in der Lage sind, die Autoproduktion sinnvoll UND gewinnbringend zu substituieren, aber ohne Ein- und Umbrüche, die breite Schichten treffen würden, ist das schwerlich zu schaffen.

    "Ausnahme: Kinder bis acht Jahre müssen auf dem Fußweg fahren, Kinder bis zehn Jahre dürfen es."

    "

    Das mit dem Alter bekommt sonst kaum ein Journalist hin. Respekt!

    Richtig ist: Kinder bis (im Sinne von einschließlich) 7 Jahre müssen .... (bis zum vollendeten 8. Lebensjahr), Kinder bis 9 Jahre dürfen ...(bis zum vollendeten 10. Lebensjahr), mit dem 10. Geburtstag, da sind sie im 11. Lebensjahr, müssen sie, so kein Radweg, auf die Fahrbahn.

    Ich war vor 30Jahren öfter in Dk, KPH, Nörrebrö, bei Freunden (Ungdomshuset, Jagtvej, falls das jemand kennt). In den letzten 10 Jahren dann wieder 4 mal Skandinavien, je so 4-5 Wochen am Stück auf Radtour.
    Meine Erfahrung aus DK und Skandinavien ist, dass die dort rücksichtsvoller sind. In S sogar noch mehr als in DK.
    Sehr auffällig und irritierend finde ich immer, dass die Autos aus einer Ausfahrt oder Nebenstr nicht losfahren, obwohl man noch weit entfernt ist. Ich hatte zuerst immer Angst, dass die wohlmöglich dann losfahren, wenn sich unsere Wege kreuzen.
    Tun sie aber nicht.

    Ich gehe aber davon aus, dass die TU Dresden - schon um sich vor den Lobbyistenangriffen zu schützen - sämtliche relevante Punkte in die Studie einbezogen hat.


    Hat sie nicht.
    In den Berechnungen von Städten wie Kopenhagen ist stets der wichtigste Vorteil des Radverkehrs gegenüber dem MIV die Verbesserung der Gesundheitssituation und die Senkung der Krankheitskosten.
    Diese (auch pekuniär bedeutsamen) Folgen staatlicherseits fehlgeleiteter Mobilität in die exzessive Autonutzung wie Herz-/Kreislaufkrankheiten, Diabetes, Adipositas etc beachtet die Dresdner Studie nicht, obwohl sie bei der Korrektur der fehlgeleiteten Mobilität, z.B. durch Förderung des Radverkehrs, im return of cash die größte Rolle spielen.

    Wenn ich mit einem festlandseuropäischen Wagen in Glasgow einen Unfall baue, wär es auch dämlich, mit mit "ach, hier ist Linksverkehr?!" rausreden zu wollen.

    Naja, ich war 2mal für einige Wochen in GB. 1mal sogar in Glasgow (Auf'm Rückweg von den Outer Islands). Immer mit Rad. Ich hab auch nach 3 Wochen noch Fehler gemacht.
    Z.B. morgens verpennt aus'm Zelt gekrochen und auf der falschen Seite losgefahren - bis zum ersten Gegenverkehr. Und beim Queren das automatisierte "erst links, dann rechts" gucken umzudrehen in erst rechts dann links ..., oh Mann, da muss man Kopf fast mit Gewalt zu zwingen. Zum Glück waren wir zu zweit. Der hintere hat das dann vorm Queren immer laut hergebetet. Richtig schlimm, wenn das auch noch Auf- bzw Abfahrten zu größeren Straßen sind! Die fahren die ja auch falsch rum rauf bzw ab. :thumbdown:

    "Bei uns ist das anders" ist niemals eine gute Ausrede.


    Das ist wohl richtig. Kommt man auch nicht mit durch. Hinterher, vor Gericht.

    jan pi sike tu

    Also ich habe grad einen Film über Verkehr in Hanoi (Vietnam) gesehen. Viele Radfahrer, Massen an Motorrollern und Motorrädern, einige Autos und Fußgänger. Und das unglaubliche: Es klappt!

    Es sieht für deutsche Augen ein wenig horrormäßig aus,

    Ich kenne solche Filme auch über Indien. Da staunt der Westeuropäer: Anarchie im Verkehr ist machbar. Er guckt aber auch nur ne 1/4 Stunde zu.
    Lt. Zukunft Mobilität liegt Vietnam im weltweiten Vergleich Verkehrstote/100 000 Einwohner im oberen Drittel. 24,7. In Kasachstan, wo ich es schon hart fand, 21,9.
    In Deutschland 4,7.

    Mir wird an diesem Beispiel wieder mal klar, wo der »Fehler« liegt: »Ich … verlangsamte« – zack, und das interpretiert der gemeine Autofahrer als »der hält jetzt an und lässt mich abbiegen«. Es ist die fatale Crux am sichtbar defensiven Fahren


    Das ist eine Theorie, ebenso wie meine Erklärung eine Theorie ist. Deine Theorie hakt, da ich nach erfolgreichem Blickkontakt das Tempo wieder angezogen habe.

    Also fuhr ich weiter

    Mein "Verlangsamen", d.h. bremsbereit, kein weiterer Vortrieb, war gerade defensiv genug, um einen Zusammenstoß bzw einen Sturz zu vermeiden.
    Könnte trotzdem sein, das deine Theorie stimmt. Dann wäre es bei dem von dir vorgeschlagenen Verhalten gar nicht erst zu einer kritischen Situation gekommen.
    Könnte auch sein, das meine Theorie stimmt. (Er nimmt an, er hätte Vorfahrt.) Dann wäre es bei dem von dir vorgeschlagenen Verhalten zu einem Unfall gekommen.
    Ich fahre lieber so, dass ich, Theorie hin, Theorie her, auf der sicheren Seite bin.
    Andererseits, wenn mir jemand die Vorfahrt nimmt, ist es räumlich immer knapp. D.h. ich stecke erst sehr spät zurück. Fahre ich mit Spikes, dann rechne ich den Lack als allerallerletzte Sicherheitsreserve bevor ich selbst stürze (damit ich mir nicht selbst wehtue an den Spikes), zur Verkürzung des Bremsweges dazu.
    Da ein polnisches Kennzeichen vorlag, spricht einiges dafür, dass der Fahrer hier nur auf Besuch war und mit den Gepflogenheiten nicht vertraut war.

    Nein, was ich nur sagen wollte: Es gibt auch kulturelle Gründe, in einigen Quartieren den Radverkehr besonders zu schützen. Da soll man die Augen nicht vor verschließen.
    Andererseits: Radfahren hat ein hohes Integrationspotential.

    Gegenüber eindeutig deutschstämmigen hardcore Autofahrern, sog. Autonazis, die mich "übersehen", ist seit Almaty, das leider keiner kennt, deshalb Timbuktu, also seitdem ist mein Standardspruch:
    Hier nix Timbuktu! In Deutschland du müssen fahren wie in Deutschland!
    Die gucken mich immer an wie ...
    Auto.

    Welche denn?


    Schwieriges Thema. Kann man sich schnell die Pfoten verbrennen. Aber da bin ich ja Spezialist. :)

    Ich hab's mal the other way round erlebt. Das war sehr hifreich. 3 Jahre, 2005 - 2008, Almaty, Kasachstan. Mit (nur z.T., aber auch Rad-) Ausflügen quer durchs Land und nach Usbekistan, Kirgisien, Tadschikistan und China.

    In den 3 Jahren habe ich in Almaty 12 Verkehrstote mit eigenen Augen gesehen. Hier in D in über 50 Jahren noch keinen. Die Begegnungen im öffentlichen Raum waren für mich sehr befremdlich, gelinde gesagt.
    Besonders auch, weil die Zusammentreffen in Privaträumen immer so ausgesprochen herzlich waren.
    Öffentlicher Raum dagegen war sozusagen Kampf um jeden cm. Die für mich einzig erkennbare Regel: Der Stärkere oder Schnellere setzt sich durch.
    Buseinstieg? Drängeln! Bei Bedienung im Geschäft auf Reihenfolge achten? Dann bis morgen! Vertrauen auf Grüne Ampel? Auf Zebrastreifen? Auf Rechts vor links? Selbstmörderisch. Kommt n LKW, dann hat der Vorfahrt. SUV vs Lada? SUV hat Vorfahrt oder es knallt. Bürgersteig? Wenn da einer parken will, dann heißt es: Springen!
    Fahrrad, das unbekannte Wesen, steht am Ende der Nahrungskette. Viel lachten, wenn sie mich sahen, und winkten. Freundliche Leute.
    Ich lief, besonders anfangs, oft Gefahr, auf dem Rad mein Leben zu verlieren. Das war narürlich überhaupt nie böse gemeint. Der "Fehler" lag bei mir. Ich konnte halt meine eingefleischte Kultur nicht einfach ablegen wie einen Mantel.

    Ich hatte vor ca einem Jahr eine unangenehme Begegnung mit einem Mercedes-SUV, polnisches Kennzeichen, auf der Strese -> einwärts, Ecke Ruhrstr. Ich fuhr geradeaus, SUV kam mir entgegen und wollte links in die Ruhrstr einbiegen.
    Ich sah ihn blinken, verlangsamte und es gelang mir Blickkontakt aufzunehmen. Also fuhr ich weiter. Er aber auch. Notbremsung alle beide, mein Hinterrad hob sich gefährlich. Wir standen cm entfernt, ich mit akutem Anfall von Radfahrer-Tourette.

    Lange hinterher, sowas vergisst man ja nicht so schnell, war mir klar was passiert war.
    Zu Hause bei ihm hätte er logo Vorfahrt gehabt, bei SUV vs Rad. Er hätte noch nicht mal Blickkontakt aufgenommen. Das macht man nur "unter Gleichen". Der Blickkontakt war einen aktive Anpassungsleistung an die hiesige, ihm fremde Kultur. Für die ich ihn ihm unverständlicherweise auch noch beschimpft habe.
    Der Blickkontakt stellte für ihn sicher, dass ich ihn bemerkt hatte und die - ihm ihn seinen Augen oder nach seiner Erfahrung selbstverständlich zustehende - Vorfahrt auch gewähren würde. Interkultureller Clash.
    In den globalisierten Großstädten gibt's den häufig.
    In Quartieren mit vielen Einwanderern aus Ländern mit nicht sehr ausgeprägter Fahrradkultur besonders häufig.

    "Wer mit dem Rad fährt, darf ferner rechte Seitenstreifen benutzen, wenn keine Radwege vorhanden sind und zu Fuß Gehende nicht behindert werden."
    Naa, das kenne ich. Wenn ich auch den § nicht hätte hersagen können.

    Ich meine das hier:
    "Mit dem Radfahrstreifen auf der Straße würden einige Parkplätze wegfallen."

    Das halte ich für Bürgerverar....
    Denn es ist doch so: Klagt ein Ladeninhaber oder ein Anwohner, dem Parkplätze lieber sind als Radler, die Benutzungspflicht weg, mutiert der Radstreifen zum Parkstreifen (wenn er das nicht ohnehin tut).
    Richtig wäre:
    Mit dem Radfahrstreifen werden jede Menge neuer potentieller Parkplätze gebaut.

    Auch Radfahrstreifen unterliegen den Anforderungen
    der StVO für die Anordnung einer Benutzungspflicht.
    Wird die Benutzungspflicht eines Radfahrstreifens aufgehoben,
    entsteht durch das Fehlen des Verkehrszeichens
    (Z 237 StVO) zunächst ein Seitenstreifen, der innerorts
    z.B. auch zum Parken von Kfz genutzt werden
    kann. (Aus Kap. 3.3.3.)
    Bei uns in HH werden die Streifen zumeist ohne Z 237 angelegt. Die Streifen sind natürlich oft zugeparkt.
    Jetzt erfahre ich, das ist eine völlig legale, sogar vorgesehene Nutzung (dual use).
    Hab ich mich völlig umsonst aufgeregt.