Beiträge von Christian F

    Okay, interessante und viele Reaktionen auf das "Gehweg ist kein Radweg" Plakat.

    Ja, es gibt Verbesserungsmöglichkeiten - Klar sollte da STRASSE stehen und nicht STRAßE und noch besser FAHRBAHN. Und es gibt viele Gehwege, auf die man mit [Zeichen 240] gezwungen wird. Und die kommunalen Verwaltungen treffen andere Entscheidungen die nicht in Ordnung sind. Und irgendwelche Idioten fordern Fahrradkennzeichen.

    (Zu den Begrifflichkeiten: Das Wort "Radler" für Radfahrer ist in Bayern nicht diffamierend.)

    Also viele mehr oder weniger passende Kritikpunkte.

    Die Wirkung von so einer Information ist jedoch genau die richtige: Radfahrer runter von Gehwegen, und auf die Fahrbahn wo sie hingehören. Das ist eine Information, die sehr vielen Menschen schlicht unbekannt ist, und wenn sie sie hören glauben sie es nicht. Eine solche "offizielle" Argumentationshilfe kommt doch sehr gelegen. Ich finde das gut.

    ich sage ja nicht, dass es falsch ist - aber nach Auslegung der StVO könnte man auf das Dauergün für Rad Fahrende auf dem Radweg auch verzichten.

    StVO §37

    - Rot ordnet an: „Halt vor der Kreuzung“

    - An anderen Straßenstellen, wie an Einmündungen und an Markierungen für den Fußgängerverkehr, haben die Lichtzeichen entsprechende Bedeutung.

    Oh nein - das macht ja alles noch komplizierter als es ohnehin schon ist, wenn man noch dazunimmt das Ampeln grundsätzlich nur an Kreuzungen und anderen Straßenteilen wie Einmündungen oder Fußgängerfurten gelten, und sonst nicht.... So stehts tatsächlich in Abs. 1 und 2 §37....

    D.h. eine rote Ampel, die einfach so an einer Straße steht ohne dass eine Einmündung o.ä. sichtbar ist, gilt überhaupt nicht - ist das so?

    Man könnte ja auch argumentieren, dass in Deinem Erlanger Beispieldie Verschwenkung der Fahrspuren auf der Fahrbahn eine solche "andere Straßenstelle" ist (die Aufzählung in Abs. 2 ist nicht abschließend) und damit das Lichtsignal für den Fahrverkehr auf allen Straßenteilen gilt.

    Das ist doch völlig korrekt gemacht so - gäbe es das immergrüne Licht mit der Fahrrad-Streuscheibe nicht, müssten Radfahrer die Ampel für den Fahrverkehr beachten und bei rot anhalten.

    In München gibt es auch solche Stellen, da steht dann statt dem Radfahrer-Grünlicht ein Schild "Signal gilt nicht für Radverkehr".

    Beispiel: https://www.mapillary.com/app/?pKey=283752960104157

    Das Grünlicht ist besser als das Schild, denn es gilt nur auf der Radverkehrsführung, nicht auf der Fahrbahn.

    Es ist kein "Parteiprogramm zur Bundestagswahl", passt aber dennoch hier rein (denke ich):

    Cem Özdemir äußert sich im Interview dazu, was er als grüner Bundesverkehrsminister so machen würde:

    https://www.zeit.de/mobilitaet/202…andreas-scheuer

    Zitat

    Verkehrspolitik muss gefallen. Es soll den Leuten Spaß machen, unterwegs zu sein. Es muss pünktlich, bezahlbar und sauber sein. Belehrungen kommen gegen Erfahrungen nicht an, sage ich als studierter Sozialpädagoge.

    Zitat

    Man muss ehrlich sein: Wenn die Grünen die Verkehrsministerin oder den Verkehrsminister stellen, sind die Erwartungen irre hoch, die Möglichkeiten aber begrenzt. Durch die Versäumnisse der letzten Jahre wird eine spürbare Veränderung etwas Zeit brauchen. Schauen Sie sich die Planungshorizonte für neue Bahnstrecken an, das dauert Jahrzehnte. Es muss eine Mischung sein aus den Strukturreformen, von denen erst die Nachfolgerin profitiert, und Maßnahmen, die sofort umsetzbar sind und wirken – wie ein Tempolimit auf Autobahnen.

    So etwa?

    Bittesehr:

    Schwachzockers SatireDie Wirklichkeit
    Am gestrigen Tage wurde abermals ein Radfahrer Opfer seiner selbst. Radfahrer stürzt und verletzt sich
    Ein Autofahrer fuhr in der Hans-Meyer-Straße und wollte nach rechts in die Ofenrohrstraße abbiegen. Dabei übersah er einen parallel auf dem Radweg fahrenden Radfahrer, Radfahrerin wird von Autofahrer übersehen – und stirbt
    der es eilig hatte, um noch rechtzeitig zu beginn des Fußballspiels zu Hause zu sein. Wer auf seine Vorfahrt besteht, der stirbt!
    Der unbehelmte Radfahrer Zu viele Radfahrer ohne Helm unterwegs
    konnte zwar noch geistesgegenwärtig bremsen, wurde dadurch jedoch vom Fahrrad geschleudert, Radfahrer erschrickt vor Auto und stürzt
    so dass er kopfüber gegen den Kotflügel des Autos stieß, und dort eine Beule hinterließ. Radler kollidiert mit Auto ... Dieser kollidierte mit der rechten Seite des abbiegenden Autos (der Artikel ist ein besonderes Schmankerl: Da kann man fast das ganze Bullshit-Bingo abhaken)
    Im Zuge der ersten Hilfe wurde festgestellt, dass der Radfahrer seinen Unterkiefer im Kotflügel hinterlassen hätte. Außerdem hatte er mit seinem blutverschmierten Kopf das Auto des Unfallgegners beschmutzt, was unzulässig ist. Dazu findet man nix - offenbar machen Autofahrer ihr Gerät eher selten kaputt, wenn sie Radfahrer überfahren
    Die Polizei rät allen Radfahrern, gelegentlich die Bremse zu betätigen.Die Polizei rät nun zu mehr Vorsicht: So sollten die Räder in einem ordnungsgemäßen Zustand sein. Radfahrer sollten freiwillig einen Helm tragen, die richtige Straßenseite oder den Radweg in die richtige Richtung nutzen, sich defensiv verhalten und ihre Räder an gefährlichen Stellen besser schieben.


    Das hört sich nach einer Verschwörung an?!

    Eher das Ergebnis einer äußerst erfolgreichen Medienkampagne, z.B. hier beschrieben:

    Vom Jaywalking zum Kampfradler


    Man braucht keine kleine geschundene Seele zu sein, um solche Berichterstattung schlecht zu finden.

    Ich empfehle auch die von Malte verlinkten Artikel ein bisschen weiter oben.

    Zitat

    Liebe an weiteren Untersuchungen Interessierte,


    wir machen eine Befragung, die für Radfahrende interessant sein könnte, die Erfahrungen mit Straßenbahnschienen haben. Uns interessiert Ihre Meinung: Wir möchten wissen, wo Sie fahren würden, wenn es eng wird und es Straßenbahnschienen gibt. Die Befragung dauert etwa 10-15 Minuten. Die Befragung ist bis 03.06.2021 online unter https://umfragen.psych.tu-dresden.de/sozsci/fahrrad/?r=c. Bitte nutzen Sie zur Teilnahme Computer oder Tablet (kein Mobiltelefon).

    In der Zeit schreibt ein Redakteur von seiner "Radikalisierung":

    Zitat

    Unser Autor entdeckte mit Ende 40 seine Freude am Radfahren. Er dachte, er handele vernünftig und sogar zum Wohle aller. Bis er merkte, wie die Autofahrer ihn behandeln: Als Verkehrshindernis

    Der Artikel befindet sich leider hinter einer ziemlich hohen Paywall; Man findet ihn auch in der aktuellen Druckausgabe. Die 5 Euro 70 wären dafür wahrscheinlich gut angelegt

    https://www.zeit.de/zeit-magazin/2…sion-radverkehr

    Sowohl die Erlebnisse als auch die Selbstbeschreibung des Autors Henning Sußebach könnten auch von mir stammen (Ende 40, wohnt im Vorort, 2 Kinder, Golf vor dem Haus). Er kann aber besser schreiben.

    Zitat

    Je öfter ich nun aufbrach, desto häufiger hatte ich den Eindruck, dass ich für Autofahrer Luft war. Radelte ich morgens fröhlich los, durch die Vorortstraßen meiner Nachbarschaft, die gegenüberliegende Fahrbahn zugeparkt, meine Spur frei – zog jedes zweite mir entgegenkommende Auto kompromisslos durch. Ich bremste dann und blieb entweder stehen oder quetschte mich an Straßenränder, holperte durch Schlaglöcher, rumpelte über Gullis. Einige Autofahrer bekamen davon nichts mit, anderen war es offenbar egal. Mich ärgerte das. Hätte ich in einem Auto gesessen, wären die entgegenkommenden Wagen doch stehen geblieben! Diese Missachtung tat mir weh. Dass ich es da mit einem uralten Menschheitsgefühl zu tun hatte, erklärte mir ein belesener Bekannter: Schon vor 2500 Jahren hatte Sophokles seinen Ödipus die gleiche Erniedrigung erfahren lassen – mit den bekannten Folgen. In Sophokles’ Drama ist der tragische Held als Wanderer unterwegs, als ihm auf schmalem Pfad ein "rossbespannter Wagen" begegnet. Der Kutscher beharrt von oben herab auf Durchfahrt, der Passagier im Wagen gibt sich ebenso arrogant. Da erschlägt Ödipus rasend vor Wut zunächst den Kutscher und dann den Fahrgast, von dem er nicht weiß, dass der sein Vater ist.

    Frei abrufbar ist der Podcast dazu, in dem der Autor erzählt was er in dem Artikel geschrieben hat:

    https://verlag.zeit.de/freunde/podcas…ie-zeit-16-2021

    In Deutschland darf lt. Verfassung eigentlich kein Regierungsmitglied gleichzeitig dem Parlament angehören.

    Hm. Das sieht der wissenschaftliche Dienst des Bundestags aber anders.

    Sachstand Zur Vereinbarkeit von Regierungsamt und Bundestagsmandat (PDF)

    In dem Dokument wird auch auf abweichende Meinungen verwiesen, aber abgesehen davon scheint breiter Konsens zu bestehen dass Art. 66 GG nicht verletzt ist, wenn Regierungsmitglieder zugleich auch Abgeordnete sind.

    Ist zwar schon ein Jahr alt, aber gilt immer noch / am Ammersee:

    Das hier war in der Emmeringer Leitn, über die in einem anderen Thread ja schon als ungeeignete Ausweichstrecke für die Ortsdurchfahrt von Emmering geschrieben wurde. Mit dem MTB kann es dort sehr spaßig sein.

    Und das ist der Ausblick auf München, von Bergkirchen aus, heute Vormittag:

    Was würdet ihr davon halten, wenn jemand fordern würde, die STVO sollte wieder in die Hände des Parlaments? Begründung: Die Verkehrswende ist ein viel zu großer Brocken, als dass weiterhin das Verkehrsministerium alle paar Jahre einen ungültigen Update macht - noch dazu, wo dieses "traditionsgemäß" in CSU-Hand ist.

    Die Idee gefällt mir sehr gut. Nicht nur (aber auch) aus Schadenfreude - das wäre eine wirksamere Klatsche für die CSU-Verkehrsminister der Gegenwart und Vergangenheit als jeder Untersuchungsausschuss. Sondern auch weil es diese Verordnung mehr in die öffentliche Diskussion bringt als es jetzt der Fall ist: "Gemauschel im Ministerium + Bundesrat".

    Die Unfallstelle hat nur einen (wegen der an der Rechtsabbiegerspur unterbrochenen Markierung) offensichtlich zum Radeln vorgesehenen Seitenstreifen. Also weder Blauschild noch „Vorfahrt achten“. Mit hoher Geschwindigkeit gefahren wird sicher trotzdem, zumal nachts um halb zwei.

    Der Unfall war um halb acht abends

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/65858/4825827

    (sorry wg. klugscheisserei, aber mich hat das "halb zwei" irritiert)

    Kann es eigentlich sein, dass die Magura-Felgenbremsen einen Kraftbegrenzer oder sowas verbaut haben?


    Ich wundere mich doch sehr über das Verhalten meiner Vorderradbremse:

    Bis zum Druckpunkt geht der Hebel ganz leicht. Dann kommt ein recht klarer Druckpunkt. Aber wenn ich den überwinde, kann ich den Bremshebel mit praktisch konstantem Druck bis an den Lenker ziehen.


    Das fühlt sich so an, als ob irgendeine Komponente die maximal übertragene Kraft begrenzt.

    Bei meinem Tourenrad, das ich mit Magura HS33 Bremsen nachgerüstet habe, ist der weiche Rahmen der "Druckbegrenzer" für die Felgenbremse - allerdings am Hinterrad: Man kann schön sehen wie die Rahmenstreben durch die Seitenkraft der Bremsen nach außen gedrückt werden.