Am 1. Oktober wurde in Wuppertal ein Radfahrer von einem Lastkraftwagen überrollt. Beide fuhren in die gleiche Richtung, es kam aus ungeklärer Ursache zu einer Kollision, dann wurde der Radfahrer überrollt.
Bei der WDR-Lokalzeit wissen natürlich wieder alle Bescheid, dass natürlich der Radfahrer bei rot gefahren wäre. Von einer roten Ampel war zwar gar nicht die Rede, aber dem Stammtisch war wohl gleich wieder der Kragen geplatzt und es mussten die obligatorischen Argumente aufgefahren werden.
Die Critical Mass Wuppertal rief darum am 2. Oktober zu einer Schweigeminute auf — mit der recht deutlichen Formulierung, dass der Lkw-Fahrer den Radfahrer getötet hat. Das kam bei der Wuppertaler Fahrradblase nicht so gut an, es wurde zum Boykott der Critical Mass aufgerufen, justiziable Beschimpfungen ausgetauscht und die Facebook-Seite als „Hassrede“ gemeldet. Auch unter Radfahrern schätzt man wohl eher die weichgespülte Formulierung, dass der Radfahrer den Lastkraftwagen „touchierte“, unter dem Auflieger „zu liegen geriet“ und „aus ungeklärter Ursache am Unfallort verstarb“. Für viele Mitstreiter scheint die Formulierung „jemanden zu töten“ quasi automatisch den Mordvorwurf zu implizieren, obwohl es eigentlich eher den Unfallhergang nüchtern darstellt. Selbst wenn sich ein Radfahrer im lebensmüden Vollbesitz seiner geistigen Kräfte vor einen Lastkraftwagen wirft, tötet der Lkw-Fahrer den Radfahrer, auch wenn er diesen Unfall objektiv gesehen nicht verursacht hat.
Und natürlich sollten wir zunächst das Ergebnis der Ermittlungen abwarten, aber grundsätzlich kann man ja an der bisherigen Beschreibung des Vorfalls so etwa ablesen, was wohl so ungefähr passiert sein wird.
Die Facebook-Seite der Critical Mass Wuppertal hat dann noch einen längeren Beitrag veröffentlicht, warum man diese Formulierung gewählt hat.