Beiträge von Malte

    Die Kieler Autonachrichten besinnen wieder auf ihre Klientel und zählen nach: So viele Parkplätze mussten in Kiel für Fahrräder weichen

    Angesichts der astronomisch hohen Zahl dürften bei den autophilen Lesern beim Morgenkaffee vor Wut die Teller an die Wand fliegen:

    Es sind… sagenhafte 50 Parkplätze.

    Eyke Bittner hat mal vorgerechnet, dass von den 111.116 in Kiel gemeldeten Kraftfahrzeugen 38 Prozent, also 42.224 an öffentlichen Straßen stehen. 50 entfallene Parkmöglichkeiten entsprechen also 0,1 Prozent.

    Nicht mit eingerechnet wird in dieser Bilanz natürlich der währenddessen gewonnene Parkraum in Gestalt neuer Parkhäuser und zusätzlicher Parkflächen, so dass die Bilanz für den parkplatzsuchenden Leser insgesamt deutlich positiver aussieht. Allein: Nur Empörung klickt halt geil. Und Parkhäuser kosten nunmal Geld und sind darum für alle Parteien abseits der lieben Grünen keine Alternative zum angeblich im Grundgesetz verankerten und mit der Ewigkeitsklausel geschützten Recht auf kostenlose Parkplätze.

    Autofahrer würden in Kiel benachteiligt, suggerieren pflichtbewusst auch die Kieler Autonachrichten in ihrer Leserumfrage. Man könnte diesen Themenkomplex natürlich auch aus einer Menge anderer Richtungen beleuchten, etwa aus Sicht der Verkehrswende, der Aufenthaltsqualität, der Lebensqualität, dem Freiraum für Kinder in den engen Wohnstraßen, der Möglichkeit für Senioren, Rollstuhlfahrern und Menschen mit Kinderwagen, überhaupt den zugeparkten Gehweg nutzen zu können, aber… klickt halt nicht, nicht wahr?

    Die „elenden Fahrradbügel“ (SPD) vor dem Holsteinstadion sind übrigens immer noch da. Obwohl deren Rückbau trotz Protesten quasi beschlossene Sache ist: Wegen der Corona-Pandemie wurden die Abbauarbeiten bislang nicht begonnen.

    Übrigens bekommen die armen benachteiligten Kieler Autofahrer nächstes Jahr für viel Geld ein neues Parkhaus ans Holsteinstadion gestellt: Neues Holstein-Stadion: Ende 2021 soll es losgehen

    Dieses Spiel verlieren werden nicht nur die Verkehrswende, sondern auch die benachbarten Kleingärtner, auf deren Gelände das künftige Parkhaus mit 1.200 Stellplätzen thronen wird. Im Gegensatz zum Tesla-Parkhaus am Wissenschaftspark wird dieses Parkhaus wohl auch mehr als eine Ein- und Ausfahrt bekommen, so dass es den Andrang bei einem Fußballspiel bewältigen kann. Im Wissenschaftspark stehen bislang bei jedem Heimspiel aberhunderte Kraftfahrzeuge ordnungswidrig auf Geh- und Radwegen unmittelbar vor dem leeren Parkhaus herum — Falschparken wird hier zugunsten der Fans nicht sanktioniert.

    Obwohl ich befürchte, dass die 1.200 teuer erbauten Stellplätze ohnehin 13 von 14 Tagen quasi ungenutzt sein werden, wird das Parkhaus die Verkehrswende torpedieren: Die Aussicht auf 1.200 Parkplätze wird natürlich dafür sorgen, dass weiterhin ein Großteil der Fans mit dem Auto anreist, wobei die durchschnittliche Anreisestrecke wohl kaum vier Kilometer betragen soll. Weil 1.200 Parkplätze aber längst nicht für 22.000 Fans genügen, wird eben auch künftig der überschüssige Parkdruck in die umliegenden Wohngebiete entweichen.

    Insofern wird sich also wenig ändern, außer dass die „elenden Fahrradbügel“ weg sind. Wo Radfahrer parken sollen, ist übrigens nach meiner Kenntnis immer noch unklar. Vielleicht an den Bäumen entlang der Veloroute 10? Obwohl… geht ja auch nicht, denn spätestens zur Abreise ist die Veloroute 10 übersäht von zerbrochenen Bierpullen. Naja… vielleicht können Radfahrer ja auch zu Fuß kommen. Oder mit dem Auto!

    Natürlich ist es richtig, dass die Polizei einen Unfallhergang erst einmal ermitteln und mit Zeugenaussagen stützen muss, gar keine Frage.

    Aber manchmal klingt das „stürzte aus ungeklärter Ursache“ wegen Baucontainern, die die „Fahrbahnbreite verengten“, doch sehr nach: Der in der Engstelle entgegenkommende „Klein-Lkw oder Wohnmobil“ war auf gar keinen Fall in irgendeiner Form beteiligt:

    Polizei Vorsfelde sucht Zeugen zu Fahrradunfall

    Parkplatz für alte und für junge Wanderer. Bei der alten Version trägt der Herr noch den obligatorischen Hut und Wanderstock, während die Dame im leichten Kleidchen und mit wehenden Haaren folgt. Dafür fuhr man immerhin mit einem lächelnden Auto in den Wald. Die neue Darstellung ist zwar für das Auge leichter zu erfassen und räumt mit den traditionellen Geschlechterrollen auf, ist aber halt auch ein bisschen steril.

    Ich habe mir vorhin mal die Staubsauger angesehen und komme aus dem Lachen nicht mehr heraus. Nun ja.

    Die Apparaturen stehen — natürlich — wieder auf dem Radweg, der parallel dazu im Zuge von Baumaßnahmen am Theodor-Heuss-Ring saniert wurde. Ob dort jemals Fahrräder fahren werden, beziehungsweise wie lange die Kisten nun bleiben sollen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

    Die Messstation DESH052 befindet sich übrigens hier, leicht verdeckt von einem der Container. Man hat sich wohl nicht getraut, den Staubsauger direkt vor die Luftmessstation zu stellen, weil der verbleibende halbe Meter dann doch etwas zu knapp für Fußgänger, Radfahrer, Kinderwagen oder Rollstühle bemessen war.

    Diese lustige Wand dient wohl der Absicherung des Radweges gegenüber der Fahrbahn, quasi eine Art Protected Hochbord-Bikelane. Angeblich hat die Wand nichts mit der Luftmessstation zu tun, aber praktischerweise verringert sie gleichzeitig den Eintrag bodennaher Stickoxide zur Messstation — letzteres ist aber natürlich nur eine lustige Verschwörungstheorie, die wir in meinem Telegramm-Kanal „MalteHuebnerOffiziell“ besprechen können.

    Die Wand war jedenfalls wichtig genug, dass die Container neu konstruiert wurden, um die Unterseite des Lufteintritts um einen Meter anzuheben. Nach meinem Verständnis hätte man ja auch einfach die Wand weglassen und die alten Container aufstellen können, denn solange die Container stehen, braucht ja auch kein Radweg protected werden.

    Für den Radverkehr ist wohl wieder vorgesehen, dass er sich seinen Weg wohl irgendwie suchen wird. Die lustige Freigabe des Radverkehrs steht falsch herum und das wird bestimmt total super, auf diesen engen Gehweg Fußgänger und Radfahrer entlangzuführen. Aber wie schon länger gilt: Zu Fuß und mit dem Rad sollte man den stinkenden Theodor-Heuss-Ring nach Möglichkeit meiden.

    Das ist aber eig. der Regelfall, weil das Ende der Vorfahrtstraße gleichzeitig mit dem Stopp-Schild verdeutlicht wird. Ich kenn persönlich hier auch keine Stelle, an der ein VZ 307 steht...

    Die Verwaltungsvorschriften halten Zeichen 307 innerorts für entbehrlich:

    Zitat

    Endet eine Vorfahrtstraße außerhalb geschlossener Ortschaften, sollen in der Regel sowohl das Zeichen 307 als auch das Zeichen 205 oder das Zeichen 206 angeordnet werden. Innerhalb geschlossener Ortschaften ist das Zeichen 307 entbehrlich. Anstelle des Zeichens 307 kann auch das Zeichen 205 mit Entfernungsangabe als Vorankündigung angeordnet werden.

    Das einzig lästige

    Ja, schön. Wir haben auf der Hinfahrt dem Getränkeautomaten im Zug gehuldigt, der aber meine Kreditkarte verschmäht hat. Abgebucht hat er aber trotzdem. Das Personal meinte, wir sollten es ruhig öfter versuchen, der Kasten mache manchmal Mätzchen, aber so habe ich mir das dann doch nicht vorgestellt.

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    Ich möchte zur Argumentation hinzufügen, dass es sich bei der „Hauptstraße“ mit dem Radverkehr offensichtlich um eine Vorfahrtstraße handelt und daher der Radverkehr auch Vorfahrt hat, unabhängig davon, welche Entfernungsangaben unterhalb des Schildes propagiert werden.

    Ansonsten halte ich diese Entfernungsangaben unterhalb von vorfahrtsregelnden Schildern ohnehin für groben Unfug. Vorfahrt an der nächsten Kreuzung in 100 Metern, was hier oben im Norden gerne aufgestellt wird, ist ja nun offensichtlicher Blödsinn.

    Niebüll–Leck–Flensburg (Tour, Fotos, Wikipedia)

    Zu dieser Strecke scheint es ja ernsthaftere Überlegungen einer Reaktivierung zu geben, im Deutschlandtakt 2030 ist die Strecke bereits enthalten, allerdings ohne Anbindung des Flensburger Bundesbahnhofes, sondern nur mit Halt in Flensburg-Weiche, dafür aber mit einer ebenfalls lang erwarteten Anbindung der Flensburger Innenstadt bis runter zum ZOB. Da bin ich ja mal gespannt — in ein paar Tagen gibt es eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema, die wohl auch aufgezeichnet wird.

    Es ist allerdings auch ganz tüchtig, was 2030 Uhr nach Westerland fahren soll: Nicht nur der Regionalverkehr mit diesem Fake-Fernverkehrsanhängsel namens SyltShuttle Plus und die zwei InterCitys aus Dresden und Köln, sondern tägliche Verbindungen nach Prag, München und Frankfurt. Donnerwetter.

    Na, schau an. In Kopenhagen, wo ich ja bereits einschlägige Erfahrungen mit den Rollern machen durfte, werden die Dinger offenbar ab 1. Januar wieder abgeschafft: Kopenhagen schafft E-Scooter wieder ab

    Ich hatte mich vor ein paar Nächten mal mit einem „Juicer“ eines Rollervermieters unterhalten, der zunächst einmal wutentbrannt angelaufen kam, weil ich mich mitten in der Nacht an einem auf dem Radweg liegenden Roller zu schaffen machte. Er dachte erst, ich hätte ihn dort abgelegt, aber aus diesem Missverständnis entspann sich eine wirklich freundliche Diskussion. Über den Sinn und Unsinn der Roller wurden wir uns nicht einig, wohl aber über die Verkehrsbehinderungen: Es scheint unter besoffenen Partygängern mittlerweile eine beliebte Tätigkeit auf dem Heimweg zu sein, die Roller auf den Radweg zu legen oder möglichst verkehrsbehindernd den Gehweg zu blockieren. Er und seine Kollegen würden die ganze Nacht ihre Runden drehen, um die Teile wieder beiseite zu stellen.

    Ich würde mir ja durchaus wünschen, die Dinger würden auch in Deutschland schnellstmöglichst wieder abgeschafft. Abseits der touristischen Nutzung scheint nach meiner Beobachtung kaum jemand häufiger damit unterwegs zu sein, die Leute fahren häufig ordnungswidrig über den Gehweg und nachts liegt der Kram eben überall herum. Bei Fahrrädern, ja, auch bei Leihrädern habe ich bislang nicht beobachtet, dass sie allzu oft in der Gegend lägen.

    Die lustigen Staubsauger sind zurück: Die Absauganlagen sind da

    Dieses Mal ist die Technik offenbar in einem höheren, dafür schmaleren Gehäuse untergebracht. Platziert wurden die Kisten — natürlich — standesgemäß auf dem Radweg. Man darf wohl hoffen, dass entlang dieser dreckigen Straße ohnehin niemand mit dem Rad fahren möchte, sonst wird’s auf dem schmalen, aber trotzdem benutzungspflichtigen Geh- und Radweg wieder sehr eng.

    Was für ein Theater.

    Die Bahn versucht seit diesem Monat, bei ausgefallenen Zügen die Platzreservierungen auf den Ersatzzug umzubuchen: Neue Sitzplatzreservierung wegen Zugänderung

    Spezielle Wünsche werden bei der Umbuchung momentan noch nicht berücksichtigt — wer sich den im ICE 1 begehrten Einzelplatz 71 reserviert hat, wird im Ersatzzug eventuell einen Sitznachbarn bekommen. Wer in der 1. Klasse einen Einzelsitz reserviert hat, landet im Ersatzzug eventuell auf der anderen Seite des Ganges neben einem anderen Fahrgast.

    Und: Wer ein Fahrrad mitnehmen möchte, guckt bei Ersatzzügen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in die Röhre, außer die Ersatzfahrt wird mit einem InterCity oder ICE 4 oder ICE-T geleistet, bei denen aber auch nicht unbedingt alle Fahrradsitzplätze zur Verfügung stehen. Ein Besuch im Reisezentrum wird für das Fahrrad auf jeden Fall notwendig sein.

    Ist natürlich für Radlinge dann relativ witzlos, wenn die Fahrt mit dem Ersatzzug erst kurz vor Fahrtbeginn bekanntgegeben wird und man sich erstmal eine halbe Stunde im Reisezentrum aufhalten darf, wo das Fahrrad ja gar nicht mit reindarf, sondern irgendwo am Bahnhof stehen muss.

    Am 1. Oktober wurde in Wuppertal ein Radfahrer von einem Lastkraftwagen überrollt. Beide fuhren in die gleiche Richtung, es kam aus ungeklärer Ursache zu einer Kollision, dann wurde der Radfahrer überrollt.

    Bei der WDR-Lokalzeit wissen natürlich wieder alle Bescheid, dass natürlich der Radfahrer bei rot gefahren wäre. Von einer roten Ampel war zwar gar nicht die Rede, aber dem Stammtisch war wohl gleich wieder der Kragen geplatzt und es mussten die obligatorischen Argumente aufgefahren werden.

    Die Critical Mass Wuppertal rief darum am 2. Oktober zu einer Schweigeminute auf — mit der recht deutlichen Formulierung, dass der Lkw-Fahrer den Radfahrer getötet hat. Das kam bei der Wuppertaler Fahrradblase nicht so gut an, es wurde zum Boykott der Critical Mass aufgerufen, justiziable Beschimpfungen ausgetauscht und die Facebook-Seite als „Hassrede“ gemeldet. Auch unter Radfahrern schätzt man wohl eher die weichgespülte Formulierung, dass der Radfahrer den Lastkraftwagen „touchierte“, unter dem Auflieger „zu liegen geriet“ und „aus ungeklärter Ursache am Unfallort verstarb“. Für viele Mitstreiter scheint die Formulierung „jemanden zu töten“ quasi automatisch den Mordvorwurf zu implizieren, obwohl es eigentlich eher den Unfallhergang nüchtern darstellt. Selbst wenn sich ein Radfahrer im lebensmüden Vollbesitz seiner geistigen Kräfte vor einen Lastkraftwagen wirft, tötet der Lkw-Fahrer den Radfahrer, auch wenn er diesen Unfall objektiv gesehen nicht verursacht hat.

    Und natürlich sollten wir zunächst das Ergebnis der Ermittlungen abwarten, aber grundsätzlich kann man ja an der bisherigen Beschreibung des Vorfalls so etwa ablesen, was wohl so ungefähr passiert sein wird.

    Die Facebook-Seite der Critical Mass Wuppertal hat dann noch einen längeren Beitrag veröffentlicht, warum man diese Formulierung gewählt hat.

    Am Sonnabend waren wir mal wieder mit einer dänischen Gumminase unterwegs. Die Buchung für vier Personen mit unterschiedlichen BahnCards, mit vier Reservierungen und vier Rädern und theoretisch auch noch zwei unterschiedlichen Startbahnhöfen hatte im Juli das Rostocker Reisezentrum ungefähr eine ganze Stunde blockiert. Man braucht dazu nämlich mindestens zwei Computer und die Sache ist ziemlich kompliziert.

    Beispielsweise ist es offenbar technisch unmöglich, eine durchgängige Fahrkarte von Kiel über Neumünster nach Hamburg und dann über Neumünster nach Aarhus zu buchen. Das geht nicht, weil der Abschnitt zwischen Neumünster und Hamburg doppelt befahren würde. Weil der Zug aber in Neumünster nicht hält, müssten wir mit dem winzigen Bummel-LINT von Kiel nach Rendsburg gurken und dann mit der Gumminase nach Aarhus. Der winzige Bummel-LINT hat aber nur Kapazitäten für drei oder maximal sechs Fahrräder, je nachdem, welches Fahrzeug bereitgestellt wird. Wenn dort noch jemand mit Kinderwagen oder Rollator zusteigt, wird es halt eng. Dann sind es plötzlich nur noch drei oder null Fahrräder. So will man seinen Urlaub nicht beginnen.

    Aber gut, dann fahren wir eben mit der BahnCard 100 und dem Semesterticket von Lischen-Radieschen nach Hamburg und von dort mit unterbrochener Reisekette nach Aarhus.

    Der IC bis Aarhus wurde bis Freitagmorgen noch als sehr voll dargestellt, ab Sonnabend plötzlich mit „geringer bis mittlerer Auslastung“. Im Endeffekt war der Zug noch nicht einmal halb voll, es gab auch mit Corona-Abständen keine Probleme.

    In Deutschland hält der Zug noch in Rendsburg in Flensburg, ab Pattburg wird das Ding plötzlich zum Nahverkehrszug und hält an jeder Milchkanne. In Dänemark ist der Zug auch offenbar nicht reservierungspflichtig, wohl aber, wenn man aus Deutschland nach Dänemark rein fährt. Keine Ahnung.

    Der Nummerierung zufolge sind entweder sechs oder acht Fahrradstellplätze vorgesehen. In Dänemark stiegen noch ein paar Radlinge mit Rädern zu, woraus ich messerscharf schloss, dass auch in Dänemark keine Fahrradreservierung nötig wären und man den Zossen einfach in die Ecke knallt.

    Ansonsten lief die Fahrt angenehm problemlos. Neuerdings gilt im dänischen Personenverkehr die Pflicht zum Tragen einer „Mundbind“, bis vor ein paar Tagen nahmen die Fahrgäste nach einer Lautsprecherdurchsage ab der Grænse die Masken ab.

    Das einzig lästige ist nach wie vor, dass die dänischen Züge offenbar nicht mit Rauchwarnmeldern in den Toiletten ausgerüstet sind, weswegen die Fahrgäste ständig zum Rauchen dort reinlatschen und der Zug in einigen Bereichen nicht unbedingt wie ein Nichtraucherzug riecht. Das Personal scheint sich in seinem Kabuff auch gerne mal eine anzustecken.

    so sehr ich deinen Zorn auf die bescheidene Infrastruktur (rollend und liegend) im Norden nachvollziehen kann - es ändert sich also de facto recht wenig für dich und andere Pendler. Weder zum Positiven noch zum Negativen.

    Der Schienenersatzverkehr bleibt der Flaschenhals. Die Bahn ist weiterhin für das Verbringen der Reisenden von A nach Z verantwortlich.

    Nur 50% des Ticketpreises gibt es nicht zurück.

    Und damit ändert sich eben doch was: Ich kann entweder stundenlang am Bahnhof warten, bis der Betrieb wieder aufgenommen wird oder ich dann doch irgendwann mal in den Schienenersatzverkehr reinkomme, oder aber ich lasse mich auf eigene Kosten abholen. Diese Kosten wurden mir in der Vergangenheit einigermaßen erstattet, indem die Bahn einen gewissen Anteil des Ticketpreises zurückerstattet.

    Möchte ich als Fahrgast also nicht draufzahlen, bleibt mir in Zukunft vor allem das Warten am Bahnsteig. Denn der Schienenersatzverkehr ist mit zwei bis vier Reisebussen ja quasi nicht existent, und die Umleitung über Ostholstein mit LINT-41-Zügen eine Zumutung.

    Und dann gibt's ja auch noch das Hotel:

    oder dir zur Not eine Übernachtung im Hotel zahlt.

    Das ist natürlich auch nur ein theoretisches Konstrukt. Nach meiner Erfahrung sind sowohl das Zugpersonal als auch die Mitarbeiter an der Information nach Kräften bemüht, einen Anspruch des Fahrgastes auf ein Hotel zu verneinen.

    Ich war mehrfach in der Situation, dass der Kieler Hauptbahnhof wegen eines Polizeieinsatzes stundenlang gesperrt war und ich quasi in Hamburg festsaß, weil die Züge nur bis Neumünster, beziehungsweise bis Plön fahren. Es war 22 Uhr, es war klar, dass das heute nichts mehr wird, aber die Bahn verwies tapfer darauf, dass der Zug um 22:22 Uhr fahren würde. Tat er natürlich nicht, aber der Zug um 22:43 Uhr führe ganz bestimmt. Nö. Aber um 23:22 Uhr! Ganz sicher! So ging es dann weiter… bis zum Betriebsschluss. Die Bahn verweigerte mir gegenüber mehrfach den Anspruch auf Hotels, weil der Computer sagte, der nächste Zug führe. Ich halte das nach wie vor für einen Trick um zu vermeiden, dass hunderte gestrandete Fahrgäste ins Hotel abhauen, was wohl etwas teurer wird den Leuten 50 Prozent ihres Fahrpreises zurückzuerstatten.

    Laut anderen BahnCard-100-Reisenden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, bucht man sich am besten auf eigene Faust ein Hotel bis 60 oder 80 Euro pro Nacht und reklamiert anschließend beim Servicecenter Fahrgastrechte. Ansonsten schläft man eben im Hotelzug oder auf dem Bahnsteig.

    Wie viel EUR gibts eigentlich momentan bei Verspätung, wenn man mit BC100 oder Pendlerticket unterwegs ist? :/

    Für eine BahnCard 100 gibt es ab 60 Minuten Verspätung oder einer nicht angetretenen Fahrt 10 Euro, in der 1. Klasse 15 Euro. Bei Fernverkehrszeitkarten halb so viel, bei Ländertickets für den Nahverkehr 1,50 Euro. Es werden bei Zeitkarten maximal 25 Prozent des Ticketwertes erstattet.

    Ich hätte den Artikel so verstanden, dass es keine Fahrpreiserstattung bei Verspätung durch höhere Gewalt gibt.

    Von "sehen sie selbst zu, wie sie ans Ziel kommen", lese ich so nichts und würde weiterhin davon ausgehen, dass die Bahn bei Streckensperrungen etc. Taxigutscheine ausgibt oder dich auf alternative Verbindungen hinweist oder dir zur Not eine Übernachtung im Hotel zahlt.

    :/

    Naja, was dann passiert, haben wir beide ja schon hinreichend oft erlebt.

    Wenn wieder mal der obligatorische Baum zwischen Pinneberg und Elmshorn in der Oberleitung abhängt, dann ist ja erstmal die Strecke stundenlang gesperrt. Fahrgäste sollen dann erstmal mit der S-Bahn bis Pinneberg fahren, von dort aus würde dann ein Schienenersatzverkehr bis Elmshorn bereitgestellt. Die Kapazität des Schienenersatzverkehrs genügt aber nicht im Ansatz dem Andrang der Fahrgäste, mitunter pendeln dort zwei (!) Reisebusse, die dann die Fahrgäste von sechs Regionalbahnen und einem Fernverkehrszug pro Stunde und Richtung aufnehmen sollen. Da können also locker mal fünftausend Fahrgäste pro Stunde nach Hause wollen, die kriegt man niemals mit Bussen und Taxis wegtransportiert.

    In der Regel bildet sich dann eine riesige Schlange an Kraftfahrzeugen in Pinneberg, mit denen Partner, Freunde oder Kollegen die Fahrgäste einzeln nach Hause transportieren. Für diese Fahrt entstehen die üblichen Kosten für den Betrieb eines Kraftfahrzeuges, die sich im nicht nennenswerten Bereich bewegen, wenn es nur um ein paar Kilometer geht, aber doch ins Geld gehen, wenn mal jemand bis nach Kiel gebracht werden muss — ganz zu schweigen von weiteren Belastungen, etwa Verdienstausfall oder zu leistenden Überstunden oder verpassten Terminen und so weiter und so fort.

    Nach zweieinhalb Jahren Pendeln halte ich das Bereitstellen des Schienenersatzverkehrs eher für eine Beruhigungspille im Sinne von „wir tun, was wir können“. Mir ist klar, das nicht an jedem Bahnhof zehn Doppeldecker-Reisebusse mit laufendem Motor warten können, um im Fall der Fälle einen Schienenersatzverkehr zu leisten. Aber es ist eben absolut witzlos, angesichts dieser Gesamtumstände die übliche Umleitung über Bad Segeberg oder Lübeck anzupreisen, wenn dort ein (!) Bummel-LINT 41 eingesetzt wird.

    Mit den nun beschlossenen Fahrgastrechten ist der Fahrgast im Zweifelsfall der Dumme, obwohl politische Versäumnisse in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu diesen ganzen Umständen geführt haben — auf Ausweichstrecken stumpf einen einzigen LINT fahren zu lassen, ist in Zeiten der so genannten Verkehrswende ohnehin keine gute Idee (die Nordbahn hat nach meiner Kenntnis übrigens nur drei LINT 41, mit denen die Strecken von Bad Oldesloe über Neumünster, Heide bis Büsum bestritten werden, wenn da einer kaputt geht, wird’s noch enger) und schon gar nicht, wenn diese Strecken ständig als Umleitung angespriesen werden.

    Wenn die Politik die Bahn von der Entschädigungspflicht für den im Fahrdraht zappelnden Baum befreien möchte, kann sie sich ja Bitteschön andere Lösungen überlegen. Sogar ich bin dann bereit, Baumfällungen zuzustimmen — macht ja momentan eh nichts mehr aus angesichts der Waldflächen, die wir für Autobahnen und Gewerbegebiete vernichten. Oder es müssen Gleise, Weichen und Fahrdraht her und dann fahren die Züge statt über Elmshorn eben über Bad Oldesloe. Oder es wird bei der Bestellung künftiger Züge darauf geachtet, im Zweifelsfall eine Doppeltraktion Diesellokomotive davorspannen zu können, die den Zug über die Ausweichstrecken ans Ziel bringt.

    Aber ich bin als Fahrgast nicht gewillt, diese politischen Versäumnisse als mein persönliches Pech hinzunehmen.

    Die Europäische Union hat eine Reform der Fahrgastrechte im Personenschienenverkehr beschlossen: EU schafft Entschädigung für Zugverspätungen bei höherer Gewalt ab

    Fahrgäste können zukünftig keine Fahrgastrechte mehr geltend machen, wenn Verspätungen oder Zugausfälle von höherer Gewalt verursacht werden. Namentlich soll es um „extreme Wetterbedingungen, große Naturkatastrophen oder große Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit“ gehen.

    Und woher kommt diese Idee? Laut dem SPIEGEL-Bericht vom Bundesautominister Andreas Scheuer.

    Nun ist natürlich nicht alles schlecht, es soll beispielsweise in einigen Jahren in jedem Zug ein Fahrradabteil geben — wie auch immer das auf nationaler oder regionaler Ebene funktionieren soll. Vermutlich ist „in einigen Jahren“ ein recht dehnbarer Begriff, ich sehe jedenfalls noch nicht, dass die Deutsche Bahn etwa im ICE 2 oder ICE 3 noch Fahrradabteile nachrüsten will. In der ICE-1-Resterampe, bei der kürzere Züge mit sieben oder neun statt zwölf Wagen aus noch funktionstüchtigen Wagen zusammengestellt werden sollen (beispielsweise ICE 924), kann ich mir einen Umbau schon eher vorstellen.

    Wenn ich in mein streng geführtes Fahrtenbuch schaue, sind ungefähr 75 Prozent meiner Entschädigungsansprüche von so genannter höherer Gewalt verursacht: Zwischen Hamburg und Elmshorn fällt ein Baum auf die Gleise und der Zugverkehr wird für einige Stunden, wenn nicht gar für den Rest des Tages eingestellt. Und der Witz an der ganzen Sache ist bislang und wird auch künftig sein, dass dazu gar kein Unwetter nötig war, das in irgendeiner Form vergleichbar war mit der Schneekatastrophe, mit der der SPIEGEL-Artikel beginnt. Manchmal genügte ein kurzer Regenschauer mit Windstärke 4 und schon hängt ein morscher Baum in der Oberleitung. Das mag zwar irgendwie höhere Gewalt sein, aber irgendwie denke ich mir: Wenigstens die kränkesten Bäume — und davon haben wir ja leider mittlerweile eine ganze Menge — könnte die Bahn mal wegschneiden, bevor sie im Fahrdraht zappeln.

    Ich sehe das auch ein bisschen wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen: Womöglich sind auch spielende Kinder oder Betrunkene im Gleisbett, Notarzteinsätze im Zug, eine Bombendrohung, Polizeieinsätze oder der morgendliche Stau in Hamburg-Dammtor höhere Gewalt, für die niemand verantwortlich sein möchte. Und ich seh’s auch ein, dass die Bahn nur bedingt verhindern kann, dass jemand das Gleisbett mit dem echten Bett verwechselt und sich nach einer durchzechten Nacht auf Gleis 7 im Hamburger Hauptbahnhof zur Ruhe begibt.

    Im Endeffekt bedeutet das aber, dass ich zwar eine Fahrkarte habe, im Zweifelsfall aber noch mal aus eigener Tasche fürs Taxi oder andere Beförderungsmöglichkeiten ans Ziel zahle. Fahrgastfreundlich ist das nicht unbedingt.