Beiträge von Malte

    Dann geh halt vorher kurz zur nächsten Schnellteststation und mach. Das darfst du mit einem aktuellen Schnelltest auch alles obwohl du nicht geimpft bist.

    Ich habe mich da unklar ausgedrückt. Dürfen ist das eine, aber ob’s sinnvoll ist? Ich bin nicht scharf drauf, mit Leuten in die Bahn zu steigen, die vielleicht vor einer Stunde ihre erste Corona-Impfung bekommen haben und plötzlich der Meinung sind, die Corona-Schutzmaßnahmen derart falsch zu verstehen, dass sie keine Maske mehr tragen müssten. Ich empfinde es schon als unangenehm genug, dass in letzter Zeit die Maskenquote in der Lüneburger Innenstadt deutlich gesunken ist.

    Ich habe gerade nebenbei die Pressekonferenz aus Niedersachsen zu dem Fortschritt der Impfkampagne laufen lassen und war erstaunt, dass es alles so super optimistisch klingt. Die Freigabe der Priorisierung gilt hier wohl nur für Hausärzte, in den Impfzentren wird weiterhin die ursprüngliche Priorisierung angewendet.

    Aber ich habe den Eindruck, man ginge davon aus, dass man ab dem 7. Juni in seiner Hausarztpraxis anruft, sich auf eine Warteliste setzen lässt und dann vielleicht nicht im Juni, aber sehr zeitnah geimpft wird. Vielleicht liegen mir ja gänzlich andere und vor allem falsche Informationen vor, aber ich habe den Eindruck, dass das Landesgesundheitsamt (?) die Sachlage sehr optimistisch einschätzt.

    Das würde ich auch für unzumutbar halten.

    Meine Eltern haben sich über Wochen regelmäßig das hier angesehen und wurden dann vor Kurzem endlich beim Hausarzt geimpft:

    Andere hatten bei der Lotterie mehr Glück, konnten sich dann einen Termin in ihrer Nähe sichern… und waren dann doch nicht schnell genug:

    Und so ging das dann teilweise über mehrere Wochen in unterschiedlichen Intervallen, je nachdem, wann und wie viele Termine auf den Markt geworfen wurden. Aber dann erkläre mal Verwandten mit teilweise über 80 Jahren, für die sich mitunter schon eine Grippe in ein Todesurteil verwandeln könnte, warum hier mit der Gesundheit Lotto gespielt wird.

    Scheint bei Euch kompliziert zu sein.In Bayern registriert man sich Online und bekommt irgendwann einen Impftermin-Vorschlag.

    Gleichzeitig kann man auch bei einem Hausarzt anfragen.

    Aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist mir bekannt, dass man sich regelmäßig erneut um einen Impftermin bemühen muss, sobald mal neue Termine freigegeben wurden. Und wenn man nicht zum Zuge kam, weil auf 6.500 Termine über 80.000 Interessenten kamen, versucht man es eine Woche später eben noch mal und dann eine Woche später noch mal und naja.

    Das ist natürlich insbesondere für wenig computeraffine, aber mit hohem Risiko lebenden Senioren eine Zumutung sondergleichen.

    Und parallel dazu kann man sich seit einiger Zeit eben beim Hausarzt registrieren lassen mit der bekannten Länge der Wartelisten.

    Die Zahlen können sich natürlich noch verschieben.

    Und das passiert ja heute schon jeden Tag. Da kriegt eine Arztpraxis statt 42 Dosen für eine ganze Woche nur sechs. Oder es müssen Termine für jüngere Patienten mit BioNTech abgesagt werden, weil Über-60-Jährige AstraZeneca ablehnen und von ihrem Vorgriffsrecht Gebrauch machen.

    Diese Impfterminvergabe gleicht einer Lotterie, als würden hier Eintrittskarten für Eurodisney verlost und nicht Termine für einen Impfstoff, der uns die Rückkehr in die Normalität sichern und vor schweren Erkrankungen bewahren soll.

    Das war gleichzeitig der Zeitpunkt, zu dem meine Unzufriedenheit mit der Pandemiebekämpfung in eine ganz neue Dimension eintrat.

    Zwei Wochen später hat sich die Lage nicht wesentlich geändert.

    Vorab noch mal der obligatorische Disclaimer: Als gesunder Angehöriger der Gruppe, der als Software-Entwickler den Rest seines Lebens von zu Hause arbeiten könnte, habe ich nunmal keine besonders hohe Priorität für eine Impfung. Das ist okay.

    Und ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die vor mir an der Reihe sein sollen. Nur: Irgendwann wäre ich auch gerne mal versorgt, denn auch ich möchte durchaus hin und wieder mal ein Restaurant besuchen, mit der Bahn fahren oder vielleicht sogar mal Urlaub machen. Bei den ganzen Helden, die jetzt während der Lockerungsübungen schon ohne Maske durch die vollgestopfte Innenstadt stapfen, weil verständlicherweise nicht mehr klar ist, bei welchen Inzidenzwerten über welchen Zeitraum in welchen Straßen eine Maske getragen werden muss, ob das auch für einmalig oder komplett Geimpfte gilt und die Gastronomie schreibt auf ihre Kundenstopper geradezu gegenteilige Regelungen: Bei dem einen darf man nur mit Maske sitzen, außer wenn gegessen wird, beim anderen läuft schon das Personal maskenlos zwischen den Tischen herum. Da habe ich ja so richtig Bock drauf.

    Bei mir sieht es immer noch so aus, dass ich mittlerweile auf der Warteliste für neue Patienten bei einem Hausarzt stehe, vielleicht sogar schon in ein paar Wochen aufgenommen werde und so es Gott will dann auf eine Warteliste für eine Impfung rutsche. Wenn ich mich bei anderen Menschen in meinem Alter mit meinem Gesundheitszustand umhöre, sind die Wartelisten für Impfungen mehrere Kilometer lang und es wird in Aussicht gestellt, dass Angehörige der Gruppe 4 realistisch gesehen im Herbst oder im Winter dran sind. Der kalendarische Winter beginnt übrigens am 21. Dezember, das heißt, gemeint ist dann schon das Jahr 2022.

    Selbst wenn ich die Fast-Lane-Karte spiele und aus irgendeinem Grunde als unabkömmlicher Mitarbeiter der Telekommunikationsbranche in Gruppe 3 rutschen sollte, kann ich mir hier in Niedersachsen erst ab dem 31. Mai über ein kompliziertes Verfahren einen Termin besorgen. Momentan sind schon andere Untergruppen der Gruppe 3 freigeschaltet, seit gestern zusätzlich Angestellte aus Supermärkten und Termine werden wohl gerade für den August vergeben. Selbst wenn ich mich ab dem 31. Mai bewerben könnte, wäre ich dann wohl realistisch gesehen im September an der Reihe. Dann noch ein paar Wochen warten bis zur eventuellen Zweitimpfung, dann noch ein paar Tage bis zum vollständigen Impfschutz, und schon ist Weihnachten, so schnell kann’s gehen. Wiederum andere Mitglieder der Gruppe 3 erklären, das stimme gar nicht, es würden momentan nur Termine bis Ende Juni angeboten, die aber schon alle vergeben sind, und man müsse sich gedulden bis der nächste Schwung an Terminen freigegeben wird. Ob das nun an unterschiedlichen Bundesländern liegt oder an was auch immer, kann ich nicht nachvollziehen. Nichts genaues weiß man nicht.

    Vielleicht werden aber auch die Impfzentren zwischendurch geschlossen; darüber flattern quasi jeden Tag unterschiedliche Meldungen an mir vorbei. Und mir ist vollkommen unklar, was das bedeutet: Wird mein Termin im Impfzentrum dann storniert und ich darf mich beim Hausarzt ganz hinten anstellen? Das passt für mich alles einfach gar nicht mehr zusammen: Einerseits werden Termine für Impfzentren im Juni vergeben, andererseits wird mal so, mal anders darüber spekuliert, ob nicht aufgrund der hohen Kosten die Impfzentren schon im Juni geschlossen werden können. Kapiere ich nicht.

    Dann gibt es diese Seite von ZEIT ONLINE, die täglich aktualisiert den Status der Impfkampagne aufschlüsselt: So viele Menschen wurden bereits geimpft

    Dort lese ich Stand heute, dass bis Ende August 100 % der Bevölkerung vollständig geimpft sein soll. Das halte ich in dieser Form für eine gewagte Beschriftung der y-Achse des Graphen unter der Überschrift „Prognose“, denn einerseits zähle ich zur Bevölkerung auch Jugendliche und Kinder unter 16 Jahren, für die nach meiner Kenntnis heute noch keine Zulassung für Impfstoffe vorliegt und zur Bevölkerung zählt ja auch der konstante Anteil an Menschen, die sich einer Impfung verweigern oder aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Aber nehmen wir mal an, es handelt sich um den Anteil der impfwilligen Bevölkerung über 16 Jahre und der Begriff „vollständig geimpft“ bedeutet, dass eine eventuell notwendige Zweitimpfung erfolgt ist und seitdem auch die obligatorischen 15 Tage bis zum vollständigen Impfschutz verstrichen sind.

    Gehe ich davon aus, dass ich AstraZeneca bekomme, was für mich mit meinen zarten 32 Jahren zwar nicht empfohlen wird, aber da die Generation ab 60 Jahren den Impfstoff angesichts seines schlechten Rufs ablehnt und ein Vorgriffsrecht auf Biontech und andere hat, könnte es ja so laufen. Ich muss dann also spätestens am 16. August meinen Termin zur Zweitimpfung bekommen, um bis Ende August einen vollständigen Impfschutz auszubilden. Daraus folgt, weil ich kein Blödmann bin und es nicht eilig habe, in den Sommerurlaub nach Malle zu starten, dass meine Erstimpfung zwölf Wochen vorher erfolgen muss, nämlich… am 24. Mai, also in sechs Tagen. Das ist sowohl für mich als auch für alle anderen der Gruppe 4 vollkommen unrealistisch und bedeutet, dass entweder der Graph etwas anderes meint oder aber die Zweitimpfung nicht eingerechnet ist. Oder vielleicht kapiere ich da auch irgendwas nicht.

    Ich kann aber auch das Szenario „weiter wie bisher“ aufrufen, das die Zielmarke von Ende August anderthalb Monate nach hinten verschiebt. Dann müsste ich am 8. Juli geimpft werden, was zwar schon irgendwie wahrscheinlicher klingt, was ich aber dennoch nicht so richtig glauben möchte.

    Und ich kann mittlerweile auch gar nichts mehr mit diesem „Impfangebot für alle im Juni/Juni/Sommer/Q3“ anfangen. Klar, dass niemals gemeint war, alle Menschen im Juni impfen zu können, aber ist dieses Freigabe der Priorisierung ab dem 7. Juni jetzt ernsthaft die Konsequenz aus dem „Impfangebot für alle“? Es gibt also keine Priorisierung mehr, aber ich darf mich als gesunder 32-Jähriger im Home-Office mit Eltern, mit Menschen der Gruppe 3 mit gewissen Vorerkrankungen und mit all jenen Über-60-Jährigen, die beim wöchentlichen Impfterminroulette nicht zum Zug Schuss gekommen sind, um eine begrenzte Anzahl von Impfterminen prügeln?

    Das finde ich unanständig.

    Vor allem irritiert mich dieser seltsame Geist von „Leistung muss sich wieder lohnen“, der momentan durch meine Filterblase auf Twitter weht: Wer als Angehöriger der Gruppe 4 noch keine Impfung bekommen hat, der hat sich einfach nicht genug angestrengt.

    Und das ist richtig: Ich habe mich nicht genug angestrengt. Einerseits bin ich der Meinung, dass viele Menschen vor mir eher auf eine Impfung angewiesen sind als ich, andererseits weigere ich mich, täglich bei einem Dutzend Ärzten anzurufen, ob vielleicht noch irgendwo eine Dosis übrig ist. Da gehe ich doch den Angestellten am Telefon so schnell auf die Nerven, das halte ich für mich und vor allem für meine Gesprächspartner für eine Zumutung. Es gibt ja auch schon genügend Ärzte, die auf ihre Homepage schreiben, dass sie keine weiteren Patienten aufnehmen, Impfungen nur mit AstraZeneca an Über-60-Jährigen durchführen und man bitte von Anrufen um Restdosen absehen möge. Aber „Leistung muss sich wieder lohnen“ wohnt eben auch immer eine egoistische Komponente inne, so dass man dann wohl wider besseren Wissens anruft.

    Und dann gibt es vereinzelte Aktionen, bei denen Ärzte, in der Regel größere Gemeinschaftspraxen, über mehrere Tage mehrere hundert Impfungen ohne Termin an alle durchführen. Unweit meiner Heimatstadt wird beispielsweise am Pfingstwochenende geimpft — wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ob es nun sinnvoll ist, dass ich dort ohne Garantie auf eine Impfung an mehreren Tagen ab 5 Uhr morgens im Regen vor der Praxis warte? Vor allem gibt es ja gar keine Garantie, dass ich drankomme, denn nach Auskunft der niedersächsischen Impfhotline darf ich als Niedersachse nicht in Schleswig-Holstein geimpft werden. Aber vielleicht hat sich das auch schon wieder geändert und vielleicht hat Schleswig-Holstein eine andere Regelung und vielleicht ist der Gemeinschaftspraxis das auch sowas von egal und vielleicht war das auch einfach eine Falschinformation, die sich aber perfekt ins Gesamtbild einreiht:

    Nichts genaues weiß man nicht.

    Bleibt also nur eines: abwarten. Und ja, das ist okay, ich hab’s ja nicht eilig. Aber ich komme mir ziemlich blöd vor, etwas von einem Impfangebot für alle zu hören, wenn ich auf einer Warteliste für eine Warteliste stehe, die so lang ist, dass der Arzt seine Praxis drei Mal einwickeln könnte.

    Mit der örtlichen Lokalpolitik bin ich knappe drei Monate nach dem Umzug in die Hansestadt Lüneburg natürlich noch nicht vertraut und ich kenne mich bislang nur soweit aus, dass hier seit knapp 30 Jahren Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) die Verwaltung leitet. Er kann in diesem Herbst kein weiteres Mal antreten, weil er mit dann 71 Jahren über der Altersgrenze von 65 Jahren liegt. Über seine Leistungen und Positionen vermag ich mir kein Urteil zu erlauben, wenngleich ich den Eindruck habe, dass es hier mit Umwelt- und Klimaschutz und Verkehrswende nicht im Ansatz soweit her ist wie es das knuffige Image Lüneburgs eigentlich vermuten lässt. Darauf hat er als Chef der Verwaltung natürlich nur mittelbaren Einfluss, aber bei mir bleibt das Gefühl, da ginge noch mehr.

    Von der langen Liste der Bewerberinnen sind wohl nur noch vier Namen relevant, soweit ich das einschätzen kann:

    Hinsichtlich den für dieses Forum relevanten Themen mit Verkehrswende und Fahrradinfrastruktur sind sich alle sehr einig, da müsse viel passieren, man ist sich sogar so doll einig, dass drei der vier Kandidatinnen auf ihrer Webseite (Kalisch hat offenbar noch keine) ganz viele Fotos von Fahrrädern und Lastenrädern und nachhaltiger Mobilität zeigen.

    Aber das hat ja auch Ulrich Mädge in der Vergangenheit gewusst. Trotzdem sind wir hier im Februar überraschend in eine autogerecht ausgebaute Stadt gezogen, die er ja seit nunmal 30 Jahren verwaltet und formt. Ich bin dementsprechend jetzt nicht so richtig zuversichtlich, dass sich künftig viel verändern wird, zumal das die Oberbürgermeisterin nicht selbst entscheidet.

    Geradezu ubiquitär in der Hansestadt ist Monika Scherf, die gerade zwei Veranstaltungen zum Thema Straßenverkehr prominent auf Plakaten bewirbt:

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    Scherf ist mir noch ein Rätsel, denn einerseits macht sie mit der Quote an Fotos, auf denen sie sich mit dem Fahrrad abbilden ließ, meiner eigenen Quote deutlich Konkurrenz, andererseits hat sie für mich den Makel der CDU-Mitgliedschaft, die sich auch auf kommunaler Ebene hinsichtlich einer Verkehrswende eher als hinderlich erwiesen hat. Nun ist Kommunalpolitik immer etwas anderes als Landes- oder Bundespolitik, aber mit meinen Erfahrungen aus Hamburg und Kiel mag ich nicht glauben, dass es in Lüneburg gänzlich anders laufen sollte.

    Und dann möchte sie in der morgigen Veranstaltung ausgerechnet mit Marcus Lewe über „Moderne Mobilität für Lüneburg“ sprechen, während sich Lewe wohl gerade freut, sich in Münster nicht mehr allzu sehr mit den Ambitionen einer autoarmen Innenstadt herumschlagen zu müssen.

    Vielleicht mag ja der eine oder andere dem Termin beiwohnen?

    Die so genannte Anführungszeichen-Fahrradstadt Münster scheitert gerade politisch an der Verkehrswende. Die Grüne, SPD und Volt haben ihre Mehrheit von einer Stimme verloren: Kersting wechselt von der SPD zur CDU

    Denn: „Eine nachhaltige Verkehrswende kann nur mit Angeboten für alle gelingen, eine Verbotspolitik mit dem Feindbild Auto reicht nicht aus.“

    Da bin ich ja mal gespannt, was aus den Verkehrswende-Ambitionen wird, mit der man letztes Jahr geworben hatte.

    weil man vermeiden wollte dass der Kunde den Harnstoff selber wieder auffüllen muss

    Wobei ich mich ja wundere, was dafür denn wohl die Motivation war. Da muss ja mehr dahinterstecken als diese Diskrepanz, dass ein Kunde einen Wagen für mehrere zehntausend Euro kauft und dann das Gefühl bekommt, Urin reinkippen zu müssen.

    Auch irgendwie passend zum Thema:

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    Geöffnete Außengastronomie in Lüneburg. Einerseits freue ich mich natürlich darüber, dass wieder Leben in die Innenstadt zurückkehrt und die Gastronomie mal wieder arbeiten kann.

    Andererseits dauert es auch nur ein paar Minuten, bis die ersten Gäste die Stühle verrücken und dann doch eng an eng mit fremden Nachbarn sitzen. Und überhaupt ist die Stadt so voll, als ob die Pandemie jetzt schon vorbei wäre. Und eigentlich befinden wir uns hier auch im maskenpflichtigen Bereich, aber wenn man beim Betreten dieses Bereiches schon mit maskenlosen Gästen in der Außengastronomie konfrontiert wird, dann scheint wohl die Bereitschaft zum Maskentragen schlagartig zu fallen.

    Ich weiß nicht, so richtig solide fühlt sich das für mich noch nicht an.

    Bei mir haben sich im letzten Jahrzehnt ja leider einige Aktenordner mit Korrespondenz mit Justitia angesammelt.

    Es handelt sich um

    • Zeugenaussagen als Geschädigter oder Unbeteiligter
    • Vorladungen
    • Korrespondenzen mit meiner Anwältin und der gegnerischen Versicherung bei Schadensersatzansprüchen als Geschädigter
    • Untersuchungs- und Entlassungsberichte des örtlichen Krankenhauses
    • Reparaturrechnungen und Kostenvoranschläge von diversen Fahrradwerkstätten
    • Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen nach Unfällen
    • Nachfragen von der eigenen Krankenversicherung zu Unfallhergängen

    Ich möchte gerne Platz schaffen — was davon kann nach welcher Frist weg?

    Ich blicke da immer noch nicht durch: Ein breiteres Schutzblech geht dann auch mit einem leicht größeren Radius einher? Sonst würden dann ja keine Spike-Reifen passen.

    Was in der Zeitung steht, interessiert unter Fachleuten niemanden.

    Denke ich schon. Die Leute, die diese Zeitungen lesen und von der Berichterstattung geprägt werden, sind nicht nur jene interessierte Bürger, die Planungsworkshops oder kommunalen Versammlungen beiwohnen, sondern auch jene, die ihre Stadtpolitiker beeinflussen. Die Hamburger Debatten zu Straßenplanungen waren teilweise extrem geprägt von „in der Zeitung stand aber, dass…“, da wäre es meiner Meinung nach schon sehr hilfreich, wenn in der Berichterstattung wenigstens die einzelnen Straßenteile und ihre Bedeutung vernünftig erklärt würden, damit die Diskussion wenigstens auf solidem Grundlagenwissen fußt.

    Ursache für derartige Unfälle ist oft die Überforderung des Kfz.-Fahrers. Dem schlägt in seinem Sichtfeld eine Menge an Signalen, Verkehrszeichen, Markierung, Wegweiser und Werbung entgegen, was alles innerhalb kürzester Zeit geistig verarbeitet werden muss.

    Der Radfahrer befindet sich hingegen außerhalb seines Sichtfeldes.

    (…)

    Und ja, es mag auch rücksichtslose Autofahrer geben. Gegen die kann keine Straßenverkehrsbehörde dieser Welt etwas machen. Und die Wortwahl in der Berichterstattung ändert auch nichts daran.

    Ich würde es nicht in erster Linie Überforderung nennen, auch wenn sich viele Manöver sicherlich letzten Endes auf Überforderung zurückführen lassen. Ich halte aber die selbst erzeugte Überforderung mit Zeitdruck, schlechter Koordination oder einen dünnen Nervenkostüm für genauso problematisch wie eine Armada an Verkehrsschildern am Straßenrand.

    Und ich versuche gern noch einmal einen letzten Erklärungsversuch, bevor ich mich an diesem regnerischen Tag wieder der Arbeit zuwende:

    Es geht mir nicht nur darum, was in der Zeitung steht, sondern um ein allgemeines Bild des Straßenverkehrs. Ich wurde auch mit dem Vorurteil sozialisiert, dass sich Radfahrer nie an die Verkehrsregeln halten und es war immer für eine Anekdote gut, wenn jemand aus meinem Umfeld berichten konnte, irgendwo beim Abbiegen einen Radfahrer fast über den Haufen gefahren zu haben. Niemand machte sich damals Gedanken darüber, dass bei solchen Aktionen, von denen man locker um Zustimmung buhlend beim Kaffeekränzchen berichtet, auch mal jemand sterben könnte. Und es machte sich erst recht niemand die Mühe, die eigene Anekdote mit der Straßenverkehrs-Ordnung und den vorhandenen Beschilderungen abzugleichen: Radfahrer durften und dürfen in meiner Heimatstadt grundsätzlich auf beiden Straßenseite in beide Richtungen fahren. Schon das überfordert die Auffassungsgabe der meisten Führerscheininhaber, die sich aber ganz sicher waren: Der Radfahrer, den ich da eben fast überfahren habe, der wäre ja selbst schuld gewesen, der kam ja aus der falschen Richtung.

    Und wenn dann doch was passiert, dann steht halt in der Zeitung „der Autofahrer hat beim Ausfahren aus der Tiefgarage den Radfahrer übersehen“ und „die Polizei empfiehlt, eine Warnweste und einen Helm zu tragen“. Da kommt jetzt nicht so richtig zur Geltung, dass diese Larifari-Haltung einen Menschen ins Krankenhaus befördert hat. Und manchmal habe ich den Eindruck, das stört auch niemanden so richtig, denn die Versicherung wird das schon regulieren und eventuell gibt es noch nicht mal eine Anzeige wegen Körperverletzung, sondern nur ein Bußgeld.

    Und manchmal sind es auch nur sprachliche Feinheiten. Die Radfahrer, das sind zum Beispiel immer „die anderen“. „Dürfen die das eigentlich?“, nicht „dürfen wir das eigentlich?“ und Die Radfahrer spinnen! — sowas klickt halt gut und labt die Seele des Lesers, der sich in der Regel eher mit der motorisierten Fortbewegung identifiziert als mit Fahrrädern.

    Und so geht’s dann auch schnurstracks weiter bis zu Justitia: Ich war oft genug als Geschädigter, Zeuge oder Zuschauer bei Gerichtsprozessen und der vorangehenden Unfallaufnahme dabei, angefangen von der akribischen Kontrolle von Bremsen und Katzenaugen des Fahrrades, während sich für den motorisierten Unfallverursacher niemand so richtig interessiert bis hin zu dem geradezu verzweifelt anmutenden Versuch, dem beteiligten Radfahrer noch eine Ordnungswidrigkeitenanzeige anzuhängen, während der Kraftfahrer mit „Machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben sich nichts zu schulden kommen lassen“ verabschiedet wird. Und wenn es dann tatsächlich soweit kommen sollte, dass man sich vor Gericht wiedersieht, muss man sich als geschädigter Radfahrer geradezu rechtfertigen, warum man denn überhaupt morgens aufs Fahrrad gestiegen ist, während ein aggressiver Fahrstil am Lenkrad als geradezu gottgegeben akzeptiert wird.

    Das beste an der Vernehmung bei der Polizei ist dann ja auch immer diese ganz väterliche Nachfrage, ob man denn selbst eine Fahrerlaubnis habe und um die Schwierigkeiten im Straßenverkehr wüsste — und dass man beim Ausfüllen des Vordrucks für eine Strafanzeige wegen Körperverletzung doch bitte bedenken möge, dass der unfallverursachende Kraftfahrer deswegen seine Fahrerlaubnis oder gar seine Arbeitsstelle verlieren könnte. Das rückt dann in einem Moment, in dem man dort mit kaputtem Fahrrad und blutigem Knie herumsteht, die Machtverhältnisse am Unfallort ein weiteres Mal zurecht: Dort das nützliche Mitglied der Gesellschaft, der einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgeht, hier nur ein Radfahrer, der ihm im Weg war.

    Ich für meinen Teil habe daraus gelernt und verzichte geradezu aggressiv auf meine Rechte im Straßenverkehr, wenn ich das Gefühl habe, mir könnte jemand dumm kommen. Sicherer bin ich damit allerdings nicht unterwegs und mit diesem unberechenbaren Fahrstil, bei dem ich aus heiterem Himmel an einer Kreuzung auf meiner Vorfahrt verzichte, weil neben mir jemand mit Handy in der Hand abbiegen möchte, tue ich anderen Verkehrsteilnehmern auch keinen Gefallen.

    Außerdem fehlt noch der Hinweis, dass innerstädtischer Straßenverkehr kein Wellnessurlaub ist, sondern eine gefährliche Sache, bei der man stets aufpassen muss. Es wird sich daran auch nichts ändern.

    Tja, was für ein Trauerspiel eigentlich. Seit Jahrzehnten richten wir unsere Städte auf die Bedürfnisse von Kraftfahrern aus (oder: auf Kraftfahrzeuge?) und unsere Kinder können mittlerweile nicht mehr alleine ihre Freunde besuchen, weil teilweise schon in Tempo-30-Zonen das Überqueren der Fahrbahn aufgrund mangelhafter Sichtverhältnisse zu gefährlich ist — und es ändert sich nichts, weil die Leute ja irgendwo parken müssen.

    Vorschläge von Aktivisten, welche ihre Qualifikation als Verkehrsexperte lediglich aus dem Umstand beziehen, dass sie das Gleichgewicht halten und strampeln können, sind in der Regel wenig hilfreich, sondern eher schädlich.

    Ich würde meine Kenntnisse jetzt nicht unbedingt als „Qualifikation“ bezeichnen. Aber wenn bei Planungsworkshops oder bei Diskussionen mit den Straßenverkehrsbehörden einige lose zusammengewürfelte Fahrrad-Gang mehr Fachwissen hinsichtlich der Verwaltungsvorschriften und der Bedeutung einzelner Verkehrszeichen aufbringen kann als die in jenem Bereich arbeitenden Experten, dann würde ich mir in der Tat Gedanken machen. Aber ich hefte mir gerne die Medaille ans Fahrradshirt, dass ich § 37 StVO erklären und auf vorhandene Kreuzungen übertragen kann. Daran scheitern auch nach Jahren noch viele Straßenverkehrsbehörden.

    Für die mutigen unter Euch, die mannhaft in den abbiegenden Lkw fahren und dort zwischen den Zwillingsreifen den ehrenvollen Tod finden, habe ich wenig Bewunderung übrig.

    Du weißt, dass das hier niemand fordert.

    Ich bin aber nicht der Meinung, dass sich Unfälle zwischen abbiegenden Kraftfahrzeugen und nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern dadurch verhindern lassen, dass in der Unfallmeldung dazu aufgerufen wird, als Radfahrer oder Fußgänger eine Warnweste zu tragen und auf die Vorfahrt zu verzichten. Das klappt ja offenkundig nicht häufig genug.

    Ein erster Schritt wäre aber nach meinem Dafürhalten, das Problem zu benennen: Etwa parkende Kraftfahrzeuge in den Sichtdreiecken, großzügige Kurvenradien, die zum schnellen Abbiegen einladen, unklare oder auf der falschen Straßenseite geführte Infrastruktur. Wenn dann im Zuge der Berichterstattung über einen Unfall irgendwann deutlich wird, dass hier kein bloßes „Übersehen, kann ja mal passieren“ vorlag, sondern schlechte Sichtverhältnisse und eine unklare Verkehrsführung ursächlich waren, bekommt man solche Problemstellen viel besser wegargumentiert. Momentan wird aber in der Berichterstattung die zugrunde liegende Problematik allzu häufig hinter tiefstehenden Sonnen und „übersehen“ verborgen.

    Darf eine Ortschaft, in der so etwas passiert, sich überhaupt noch so nennen? Entsteht da nicht ein völlig falscher Eindruck?

    Ich schätze es durchaus sehr, wenn hier gänzlich gegensätzliche Meinungen in Diskussionen eingebracht werden. Wir sind hier nicht auf Facebook in den einschlägigen Fahrradgruppen, wo Meinungspluralität eher als Fremdwort aufgefasst wird. Wenn wir aber zu meiner langen Antwort auf deinen Beitrag nur ein solcher Unfug einfällt, bist du an einer Diskussion nicht interessiert. Dann kann ich meine Zeit auch anders verbringen.

    Wenn man die Dahlenburger Landstraße stadteinwärts fährt, wird man auf dem Rad von dieser Übersehstelle am Bahnhof erwartet:

    Ich dachte erst, hier würden abbiegewillige Kraftfahrer vor geradeaus fahrenden Radfahrern gewarnt, wobei mir ja überhaupt gar nicht klar war, was angesichts dieser traumhaften Aussicht im Beifahrerspiegel denn problematisch sein sollte.

    Tatsächlich funktioniert das aber andersherum: Das Signal leuchtet auf, wenn es Fahrräder auf dem Radweg oder auf dem benachbarten Gehweg registriert und die Rüttelstreifen auf dem Radweg machen unmissverständlich klar, wer der Adressat dieser lichttechnischen Einrichtung ist: Der Radverkehr, der hier auf seine Vorfahrt verzichten soll.

    Zur Hauptverkehrszeit sieht das nämlich so aus. Es geht nach meinem Dafürhalten, anders als es die Abbildung auf dem Schild suggeriert, keineswegs nur um abbiegende Kraftfahrzeuge, sondern auch um einbiegende Kraftfahrzeuge. Es entsteht aufgrund des Rückstaus auf der Dahlenburger Landstraße permanent die Situation, dass ein Linksabbieger aus dem Pulverweg warten muss, dabei wahlweise den Fußgängerüberweg, die Fahrradfurt oder beides blockiert, unsichtbar rechts vom wartenden Kraftfahrzeug aber fleißig stadteinwärts abgebogen wird — und zu just jenen Kraftfahrern bestehen aufgrund des wartenden Kraftfahrzeuges sehr schlechte Sichtverhältnisse.

    Momentan ist das Einbiegen nach rechts in den Pulverweg untersagt, was noch für viel gefährlichere Situationen sorgt, weil sich a) nicht jeder daran hält und b) plötzlich Vollbremsungen auf dem Radweg oder dem Fußgängerüberweg hingelegt werden und eventuell c) hastig und unaufmerksam ausgeführte Wendemanöver folgen.

    Ich habe erst einmal bei der Stadt um eine Freigabe der unechten Einbahnstraßenregelung für den Radverkehr gebeten, würde aber gerne noch weitere Vorschläge anbringen, wie sich dieser offenkundige Unfallschwerpunkt entschärfen ließe. Einfach nur ein Blinklicht für Radfahrer aufzustellen kann’s ja nicht sein. Das Einbiegen auf die Dahlenburger Landstraße zu verengen, um die Sichtverhältnisse zu verbessern, wenn sich niemand an wartenden Kraftfahrern rechts vorbeidrängen kann, wird sich im Interesse der Leistungsfähigkeit dieses Knotens nicht machen lassen.

    So viel mehr bleibt dann ja auch nicht mehr übrig — oder hat noch jemand realistisch umsetzbare Vorschläge?

    Die Dahlenburger Landstraße führt vom Lüneburger Stadtzentrum nach Südwesten hinaus nach… Dahlenburg. Das finde ich in Lüneburg ganz angenehm: Die Straßen, die sternförmig aus der Innenstadt hinausführen, sind nach der Stadt benannt, in die sie führten. Die Dahlenburger Landstraße beginnt an der Altenbrückentorstraße, unterquert die beiden Gleisstränge des Lüneburger Bahnhofs und führt dann mit dem üblichen Querschnitt einer Straße, deren Verkehrsaufkommen schneller gewachsen ist als die Fahrbahnbreite, aus der Stadt heraus und geht dann in die Bundesstraße 216 über, die wiederum in einer Ortsumgehungsstraße um Dahlenburg herumgeführt wird.

    Ich bin vor einiger Zeit mal stadteinwärts gefahren und kam aus dem Staunen nur mühsam wieder heraus. Das geht los an der Auffahrt zur Bundesstraße, bei der mir im Angesicht der berühmten tiefstehenden Sonne kein besonders gutes Foto gelungen ist. Aber: Wer soll denn jetzt dieses Zeichen 205 beachten? Der abbiegende Fahrbahnverkehr? Oder doch der Radverkehr? Oder wollte man sich ein Baby-Dreieck sparen und sowohl Kraftfahrer als auch Radfahrer sollen hier irgendwie warten, wobei Radfahrer laut dem OLG Hamm ja noch weniger Vorfahrt haben als gar keine Vorfahrt — aber für Fußgänger dann plötzlich § 9 Abs. 3 StVO auf jeden Fall durchschlägt? Das kapiert doch kein Mensch — vielleicht mit ein Grund, warum hier das lustige Blinklicht angepflanzt wurde.

    So lustig geht’s dann weiter, denn anschließend folgt eine ampelgeregelte Querung, die zwar mit kombinierten Signalgebern für Radfahrer und Fußgänger ausgestattet ist, obwohl gleich nebenan noch ein viereckiges Spiegelei lacht — hoffentlich gerät da niemand mit den Vorfahrtsverhältnissen durcheinander. Ich habe jedenfalls recht schnell gelernt, dass man in Lüneburg im Interesse seiner Gesundheit und der Fahrtüchtigkeit des Drahtesels in diesen Situationen im Zweifelsfall auf die eigene Vorfahrt verzichtet:

    Aufgrund von Bauarbeiten an der Bahnbrücke und Arbeiten an der Fahrbahn ist die Straße im weiteren Verlauf momentan gesperrt…

    … aber bestimmt soll Zeichen 250 mal wieder nicht für den Radverkehr gelten: Man sieht doch, was gemeint ist:

    Nun wird’s interessant: Der folgende Abschnitt wurde von der Bundesregierung und vom Land Niedersachsen gefördert! Das klingt wie eine Drohung und fühlt sich beim Fahren auch so an:

    Seit dem Umbau der Hamburger Osterstraße habe ich immer wieder den Eindruck, dass diese Fördermittel für den Radverkehr hier und da vor allem dazu verwendet werden, die Kosten einer ohnehin anstehenden Baumaßnahme zu drücken, indem in die Baumaßnahme noch irgendwas mit Radverkehr integriert wird, so dass die Fördermittel fließen. Nicht dass ich das der Hansestadt Lüneburg unterstellen möchte, es handelt sich nach meinem Dafürhalten eher um einen Fehler im gesamten Prozedere, aber manchmal wundere ich mich schon, was an der Neupflasterung eines Radweges von 60 cm Breite dann wohl als besonders förderungswürdig empfunden wurde.

    So richtig toll ist der Radweg dann auch gar nicht geworden — weder in der Breite noch in der Länge:

    Moment, falscher Alarm, vielleicht war das noch gar nicht die geförderte Stelle. Vielleicht ist es diese hier, wo der Baum rohe Naturgewalten ordentlich krachen ließ?

    Oder diese, wo der Radverkehr quasi durch die Bushaltestelle hindurch geführt wird?

    Oder diese mit der neckischen Kante links und rechts, die in Gegenwart von Geisterradlern so richtig krachen?

    Gut, Spaß beiseite, hier geht’s dann wohl los. Und natürlich habe ich sogleich etwas zu meckern:

    Öhm, schön, dass der Radweg jetzt so schön breit ist und schon mal den Mindestmaßen aus den Verwaltungsvorschriften genügt. Aber was macht dieser schmale Taststreifen für seheingeschränkte Personen direkt zwischen Rad- und Gehweg und warum ist der Gehweg überhaupt so schmal? Hier können sich auch nach der Corona-Pandemie nicht zwei Menschen begegnen, ohne dass einer von beiden auf den Radweg ausweicht. Warum wird so etwas im Jahr 2021 noch gebaut und vor allem: gefördert? Diese Bewässerung der benachbarten Bäume ist im Sinne des Umweltschutzes sicherlich wünschenswert, allerdings hätte sich der Baum nach meinem Dafürhalten noch mehr gefreut, wenn er auch zu den drei anderen Seiten etwas mehr Bewegungsspielraum bekommen hätte. Immerhin gibt es einen gewissen Sicherheitsraum zum Seitenstreifen, so dass man nicht direkt von unmittelbar geöffneten Autotüren kollidiert, allerdings scheint mir der Sicherheitsraum etwas schmal zu sein — auf der linken Seite des Radweges führe ich aus gesundheitlichen Gründen dann doch lieber nicht.

    So geht’s dann weiter — oder auch nicht. Zwischen einer Fußgängerampel, einer Bushaltestelle und einer Schule wird der Radweg kurzerhand unterbrochen. Mir ist nicht klar, ob hier noch Verbesserungen angestrebt werden, der Radweg womöglich noch weitergeführt oder ein Zeichen 240 aufgestellt wird, aber nach dem momentanen Stand werden Radfahrer hier zum ordnungswidrigen Gehwegradeln angehalten — ausgerechnet dort, wo mit an der Ampel wartenden und tobenden Kindern zu rechnen ist. Ich kann mir die Schlagzeilen über rücksichtslose Radfahrer bereits jetzt ausmalen:

    Ungenügende Sichtverhältnisse im weiteren Verlauf an der Kreuzung mit der Walter-Bötcher-Straße. Hier blinkt sogar ein Warnlicht, dass man bitte auf Kinder aufpassen möge — ich rate mal und formuliere es bewusst frech: Das Auflassen von einen oder mehreren Parkplätzen zur Verbesserung der Sichtverhältnisse im Umfeld dieses Fußgängerüberweges war keine Option?

    Weiter geht’s dann auf dem alten Buckelpisten, bei denen die Kehrmaschine kraft Unterlassung einen Sicherheitsstreifen zu parkenden Kraftfahrzeugen markiert hat:

    Die Radlinge, die hier ordnungswidrig auf dem Gehweg kurbeln, werden schon wissen, was sie da tun:

    Ich bin ja mal gespannt, wie es mit der Sanierung weitergeht. Mit den Breiten von Geh- und Radwegen wird sich wohl nicht mehr viel tun, es blieb also beim üblichen Dilemma, dass der Querschnitt der Straße an den Seiten durch die unverrückbaren Grundstücksgrenzen beschränkt war, gleichzeitig aber keine Parkplätze entfallen durften und der Radweg irgendwie breiter werden muss, weil sich die Verwaltungsvorschriften vor 24 Jahren dann doch mal geändert haben.

    Ich kann leider den Originalbeitrag nicht mehr auftreiben, aber hier gibt es noch ein Video von den lustigen Staubsaugern:

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