Von der langen Liste der Bewerberinnen sind wohl nur noch vier Namen relevant, soweit ich das einschätzen kann:
Mittlerweile gesellen sich ja noch einige weitere Namen dazu:
Meihsies war früher mal bei den Grünen und könnte Frau Kalisch ein paar Prozentpunkte kosten, so dass dann Scherf und Steinrücke in die Stichwahl gehen. Überhaupt ist das eigentlich recht spannend, weil es vor der Oberbürgermeisterinwahl in Lüneburg quasi gar kein anderes Thema als Mobilität und Parkplätze gibt. Corona und dessen Folgen? Der umstrittene Bau der Arena? Klimaschutz? Coca-Cola-Brunnen?
Und noch interessanter und vor allem problematischer ist eigentlich, dass jene Bewerberinnen, die realistische Chancen auf einen Sieg haben, hinsichtlich der Mobilität eigentlich das gleiche wollen, wie sich bei einer Podiumsdiskussion auf der Wandelwoche und bei der oben dokumentierten VCD-Veranstaltung gezeigt hat: Alle wollen die Bahn nach Soltau reaktivieren, alle wollen weniger Kraftverkehr, alle wollen ganz, ganz viel für den Radverkehr tun.
Eigentlich schert nur Frau Scherf aus, die am Bau der A 39 festhält und mit dieser Forderung vermutlich die Stimmen der kraftfahrenden Bevölkerung einsammeln kann. Gleichzeitig wirbt sie zwar für viel Radverkehr, wobei ich ihr diese Forderung nicht nur angesichts der vielen Wahlplakate, die auf den Radwegen herumstehen und -liegen nicht so richtig abkaufen mag. In ihren Äußerungen verpackt sie ihre ambitionierten Pläne gerne mit Hinweisen auf die Stadtgesellschaft oder die Bevölkerung, die man mitnehmen müsse, also nehme ich an, die tollen Pläne für supergeile Radwege würden nach Amtsantritt ziemlich schnell in der Schublade verschwinden, sobald sich herausstellt, dass da ein paar Parkplätze flöten gehen. Nach meinem Dafürhalten macht Frau Scherf gerade einen ziemlich grünen Wahlkampf und gibt sich als autolose Vorreiterin des Radfahrens aus, würde sich aber sehr schnell darauf besinnen, dass ja doch nur ein leerer Kofferraum einkaufe.
Pia Steinrücke durfte derweil erste Erfahrungen sammeln, was beim Stille-Post-Spiel mit den Medien passieren kann. Aus der Idee, einen Teil des so genannten Karstadt-Parkhauses für Fahrräder zu reservieren, wurde der Titel „Lüneburgs Karstadt-Parkhaus nur noch für Fahrräder?“ und die üblichen Drunterkommentare in den einschlägigen gesellschaftlichen Netzwerken nehmen diesen Spin natürlich dankbar auf. Auch in Lüneburg gilt: Hände weg vom heiligen Parkplatz.
Am Ende staune ich aber, ob denn wohl Steinrücke oder Kalisch ihre Visionen von einer Fahrradstadt Lüneburg umsetzen können. Hier regierte nun 30 Jahre lang ein SPD-Oberbürgermeister, der zwar einen gemütlich-freundlichen Eindruck macht, seine Verwaltung aber offenbar wie ein General führt und für andere Verkehrsmittel als das Auto wohl gar nicht mal so viel übrig hatte. Daraus wächst zwar einerseits das Phänomen, dass alle künftigen Bewerberinnen für den Bereich Verkehr und Mobilität eine ähnliche Agenda proklamieren, weil der jetzige Zustand quasi gar keine Alternativen zulässt, aber umso schwieriger dürfte es sein, dem angeblich so progressiven Wähler nach der Wahl tatsächlich liebgewonnenens abzuringen, etwa die schier heilige Leistungsfähigkeit von Knotenpunkten zugunsten von Fußgängern und Radfahrern herabzusetzen oder tatsächlich einen ganzen Batzen Parkplätze der so genannten Vernichtung zuzuführen, um genügend Platz für nichtmoto