Nun muss ich am 27. Mai wieder von Köln zurück nach Lüneburg und wählte dazu den ICE 614, der um 10:11 Uhr in Köln abfährt, mich bis Hamburg-Harburg bringt, von wo aus ich ein kurzes Stück mit dem ICE 881 bis Lüneburg düse.
Vor ein paar Tagen hat mir dann die Bundesbahn auch die Hinfahrt von Lüneburg über Hannover nach Köln aufgekündigt: Statt ICE 1671 fährt nun ICE 79 von Lüneburg nach Hannover. Technisch gesehen: Statt eines ICE-T mit drei Fahrradplätzen fährt nun ein ICE vier mit acht Fahrradplätzen.
Dumm nur: Meine Sitzplatzreservierung wird im Navigator nicht mehr angezeigt. Eine Umbuchung der Sitzplatzreservierung fand wohl nicht statt und genausowenig fand vermutlich eine Umbuchung meiner Fahrradreservierung statt.
Also bemühe ich wieder die Hotline. Der Mitarbeiter an der anderen Seite der Leitung versucht sich nach Kräften, mein Problem zu lösen, scheitert aber wie seine Kolleginnen vor ein paar Wochen am „System“: Was mit meinem Fahrradstellplatz passiert ist, weiß kein Mensch. Da aber mein Sitzplatz verschwunden ist, liegt es ja nahe, dass meinem Fahrradstellplatz dasselbe Schicksal widerfahren ist.
Er will mir drum einen neuen Platz buchen. Das „System“ sagt: Nö. Alle Plätze im ICE 79 seine belegt. Das kann nun zwei Gründe haben:
Entweder hat das „System“ die Fahrradstellplätze im neuen Zug gesperrt, so dass sich die drei Fahrräder aus dem ICE 1671 jetzt ganz bequem im ICE 79 ausbreiten können. Oder aber ich bekam die E-Mail von der Fahrplanänderung nicht in jenem Moment, in dem der Fahrplan tatsächlich geändert wurde, so dass sich in den vergangenen Wochen schon andere Fahrräder die acht Stellplätze im neuen Zug krallen konnten.
Ich fahre nun lockere vier Stunden früher nach Hannover, habe dort einen vierstündigen Aufenthalt, den ich aufgrund des Fahrrades nicht einmal in der Lounge verbringen kann — aber das war die einzige Möglichkeit, mich durch die vielen ausgebuchten Verbindungen irgendwie nach Köln zu bekommen.
Ich halte diese Art der Kundenkommunikation ja für indiskutabel. Wer sein Fahrrad mitnehmen möchte, erfährt womöglich erst am Bahnsteig, dass ein Zugstieg nicht mehr möglich ist, schade, und kann dann gucken, wie die Fahrt weitergehen soll. Vielleicht bemängle ich das mal über das Kontaktformular, womöglich liest’s ja jemand, den’s interessiert.
Und während ich schon ins Kontaktformular tippte, fiel mir siedend heiß ein: Wenn sich hier in Lüneburg ständig die Zugnummern ändern und andere Fahrzeuge eingesetzt werden, was ist denn eigentlich mit meiner Fahrt zum Radrennen Eschborn-Frankfurt am 1. Mai?
Ein Blick in den Navigator offenbart: Nichts ist. Die Fahrten finden so nicht statt. Statt ICE 1577 und ICE 1672 fahren andere ICEs in anderen Fahrplanlagen und wieder kommen statt des ICE-T die neuen ICE 4 zum Einsatz.
Der Unterschied ist nur: Ich habe dieses Mal keine Mail bekommen, dass die Fahrten so leider nicht stattfinden werden. Ich möchte noch einmal an den normalsterblichen Reisenden erinnern, der dann am 30. April mit Fahrrad und Fahrkarte am Bahnsteig steht, um festzustellen, dass die Zugnummer nicht so richtig hinhaut und der dann auch vom Bahnpersonal umgehend wieder aus dem Zug entfernt wird. Und der dann sehen kann, wie er bei sommerlicher Auslastung der Fahrradabteile zum Ziel kommt.
In meinem Fall sind die Alternativverbindungen beinahe komplett ausgebucht, weil ich vermutlich nicht der einzige bin, der mit seinem Fahrrad zum Radrennen nach Frankfurt fahren möchte, habe gehört, da sind noch ein paar mehr Leute unterwegs.
Also latsche ich morgen mal wieder ins Reisezentrum.