Beiträge von Malte

    Hatte ich schon mal die Wedeler Landstraße an der westlichen Grenze Hamburgs ins Gespräch gebracht? Bei Bedarf einfach mal durch Streeview durchklicken und beispielsweise das [Zeichen 240] ganz hinten in der Ecke bestaunen. Cool, oder? Keine Sorge, die Beschilderung wurde kurz nach den Streetview-Aufnahmen geändert, dort suggerierten dann einsame Zusatzzeichen mit Fahrrad-Piktrogramm, also kein [Zusatzzeichen 1022-10] oder [Zusatzzeichen 1000-33] , dass es dort zu benutzende Radwege gäbe. Im Prinzip waren das aber ganz klar reine Gehwege, auf denen die Radlinge dann ordnungswidrig unterwegs waren.

    Vor zwei Jahren verschwanden dann plötzlich auch die einsamen Zusatzeichen und man musste zwangsläufig auf der Fahrbahn radeln. Macht natürlich niemand, wenn ein Radweg direkt in einen Gehweg führt und die Fahrbahn außerdem relativ eng und stark befahren ist. Ich düse dort auch nicht gerne lang, allenfalls nachts, weil man bei der normalen Verkehrsstärke tatsächlich früher oder später vorsätzlich über den Haufen gefahren wird. Ich kenne eigentlich kaum Straßen in Hamburg, die von den Kraftfahrern häufiger mit Straftaten verteidigt wird als diese hier.

    Whatever, nun hat sich an dieser Stelle wieder ein [Zeichen 240] eingefunden, so dass man noch ein bisschen länger auf dem Gehweg fahren muss. Das Schild wird aber nicht nach der nächsten Einmündung wiederholt, auch blieb die Gegenrichtung unbehelligt. Ich werde mal nachfragen, ob und was man sich dabei gedacht hat.

    Per Mail habe ich einen Hinweis auf die Drucksache XX-4208 über den Wiesendamm bekommen und wenn ich das so lese, dann schlägt bei mir umgehend der Bullshitmelder Gefahrenmelder an. Zur Erinnerung: Der Wiesendamm verläuft südlich des Hamburger Stadtparks und ist je nach Radfahrer-Typ mehr oder weniger unangenehm zu befahren. Die Fahrbahn wird von einem Mittelstreifen getrennt, der wohl noch ein Überbleibsel aus Zeiten ist, in denen man so etwas schön fand, an beiden Richtungsfahrbahnen schließt sich ein schmaler, unbeschilderter Radweg an oder halt das, was man in Hamburg für einen Radweg hält. Der ist so toll zu befahren, da kann man auch gleich schieben, wenn schon nicht wegen der mangelhaften Oberfläche, dann wegen des Abstandes zu parkenden Kraftfahrzeugen. Als kultivierter Schnellfahrer praktiziert man natürlich Fahrbahnradelei, hat da aber das Problem, entweder in der Door-Zone neben den parkenden Kraftfahrzeugen oder aber mit einem minimalen Sicherheitsabstand nach rechts die Fahrbahn so weit einzuengen, dass Überholmanöver nicht mehr möglich sind. Das endet dann in wütenden Hupkonzerten oder wie bei mir bei der letzten Fahrt mit einem Kraftfahrer, der beim Borgweg an der Ampel aussteigt, um mir mal die Verkehrsregeln zu erklären.

    Nun hat man also vor, etwas dagegen zu tun, nämlich die Sicherheit des Radverkehrs zu erhöhen und sich gleichzeitig der Schulwegsicherung zu widmen. Wenn Schulwegsicherung angesagt ist, dann wird das vermutlich wieder so eine Gut-gemeint-schlecht-gemacht-Lösung. Der Erläuterungsbericht zeigt gleich auf Seite 1 an, was Radfahrer dort zu erwarten haben. Von Norden nach Süden ist folgender Querschnitt geplant:

    Zitat
    Bezeichnung Breite, in m
    1. Geh- und Radweg aus Asphalt
    (davon Gehweg=1,85 m, Radweg=1,00 m)
    2,85 m
    2. Fahrbahn (Fahrtrichtung West) aus Asphalt
    (davon Fahrspur=5,10 m, Parken=2,00 m)
    7,10 m
    3. Mittelinsel 6,00 m
    4. Fahrbahn (Fahrtrichtung Ost) aus Asphalt 5,70 m
    5. Gehwegparken (zwischen Bäumen) 2,40 m
    6. Radweg (teilweise Steinpflaster oder Asphalt) 0,90 m
    7. Gehweg aus Betonplatten 2,00 m

    Also: Auf der Nordseite misst der Radweg einen Meter und verläuft mutmaßlich weiterhin direkt in der Door-Zone der parkenden Kraftfahrzeuge. Auf der Südseite wird mit „Steinpflaster oder Asphalt“ ein 90 Zentimeter breiter Radweg gebildet?!? Im Ernst? Vor allem werden 2,4 Meter für parkende Kraftfahrzeuge vorgehalten, die aber mutmaßlich noch immer nicht ausreichen um zu verhindern, dass hier und da noch mal jemand in das Lichtraumprofil des Radweges ragt.

    Das Fahrbahnradeln wird auch in Zukunft großartig, ziehe ich von den effektiv nutzbaren 5,1 Metern der nördlichen Fahrbahn zweieinhalb bis dreieinhalb Meter Sicherheitsraum für den Radfahrer ab, je nachdem, wie der halt so fährt, bleiben knapp 2,1 bis 1,6 Meter für ein überholendes Kraftfahrzeug. Das heißt, der normale Kraftfahrer wird beim Überholen weiterhin in den Sicherheitsraum des Radfahrers eindringen oder seinen Überholvorgang mit Schallzeichen ankündigen. Auf der Südseite sieht es mit zusätzlichen sechzig Zentimetern immerhin etwas besser aus. Diese Überlegungen gelten aber auch nur, wenn keine Kraftfahrzeuge ordnungswidrig in der zweiten Reihe parken. Und von denen gibt es, das verschweigt der Bericht ja gar nicht, immerhin ganze 115 Stück.

    Und das ganze wird noch besser: In der Liste steht unter Position 1 noch was von Asphalt, oben auf Seite drei offenbart der Bericht, dass der Radweg mit einer sandigen Oberfläche ausgeführt wird. Prima, dann weichen immerhin alle ordnungswidrig auf den parallelen Gehweg aus und verbleiben nicht in der Door-Zone. Über die Zukunft des Radweges der Südseite gibt es keine Auskünfte, auf der Fahrbahn soll ein kurzer Schutzstreifen als Auffahrthilfe angelegt werden, ob der Radweg ersetzt oder nur ergänzt wird, geht hier nicht hervor.

    Dann gibt’s auch noch zwei erhellende PDF-Dateien mit Karten, nämlich die Karten 1 und 2 sowie die Karten 3 und 4. Insgesamt zwei Meter werden dort auf der Südseite dem Radverkehr auf der Fahrbahn zugedacht. Inklusive des Sicherheitsabstandes von anderthalb Metern zu gehwegparkenden Kraftfahrzeugen verbleibt also planungstechnisch ein Korridor von einer Lenkerbreite, in dem dann der Kraftverkehr mit dem rechten Außenspiegel schon unter dem Ellenbogen hindurchsaust. Das klappt aber auch nur, wenn niemand in zweiter Reihe parkt, wie es heutzutage mehr die Regel als die Ausnahme ist, dann verbleiben für den Fahrverkehr noch dreieinhalb Meter und wie die bei Überholvorgängen aufgeteilt werden, mag sich jeder selbst ausmalen. Aaaaber das ist ja alles gar nicht so schlimm, denn zum Glück werden die beiden Sonderwege auf der Südseite, also der alte Radweg und der alte Gehweg, zusammen mit der so genannten Servicelösung [Zusatzzeichen 1022-10] beschildert, so dass Radfahrer im Notfall dort weiter herumbuckeln können. Das geschieht natürlich in einer rechtlichen Grauzone, weil das einsame Zusatzzeichen alleine auf der rechten Straßenseite nichts bewirkt und in diesem Fall auch noch die Frage bleibt, ob das Zeichen nun für den Gehweg oder für den Radweg oder für beides gilt — ah, die Frage erübrigt sich ja, weil der Radweg mit Pollern versehen wird, falls Kraftfahrzeuge mit den 2,4 Metern Parkbreite nicht auskommen sollten. Wie korrespondiert denn die Sache mit den Pollern mit der Auflistung unter Posten 6, dass es dort einen Radweg geben sollte?

    Ich fände es ehrlicher, einfach ein [Zeichen 254] aufzustellen und das Radfahren auf dem Wiesendamm einfach zu verbieten. Außer ein paar schnellfahrenden Alltagsradlern wird sich dort wohl kaum jemand wohlfühlen.

    BILD weiß alles besser

    Interessant finde ich dann ja doch noch diesen Satz hier:

    Zitat

    In Schleswig-Holstein sank die Zahl der Fahrgäste von 216 Millionen (2012) auf 157 im Vorjahr.

    Das ist ja ganz grob mal ein Drittel weniger — stellt sich da gar niemand, natürlich schon gar nicht „BILD deckt auf“, die Frage, warum das so ist? Ich tippe mal auf einen Zusammenhang mit dem vorigen Satz:

    Zitat

    Das teilte die Statistik Nord mit. Berücksichtigt wurden nur Unternehmen, die mindestens 250 000 Fahrgäste pro Jahr in Bussen und Bahnen befördern.

    Wenn nur die Unternehmen, aber nicht die Fahrgäste berücksichtigt werden, dann ist Schleswig-Holstein beim Jahreswechsel 2012–2013 die VHH-PVG Flöten gegangen, die ihren Unternehmenssitz mittlerweile in Hamburg hat — was für Radlinge daran erkennbar war, dass die Nummer der Beschwerdehotline plötzlich eine andere Vorwahl hatte. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die VHH-PVG, die ja auch einige Buslinien im Hamburger Stadtgebiet betreibt, insgesamt etwa 70 Millionen Fahrgäste transportiert hat.

    Warum sollten Autos im Stau auf dem Radfahrstreifen stehen? Ist woanders auch nicht der Fall.

    Zumindest im letzten Sommer diente der so genannte Radfahrstreifen in der Dammtorstraße im Feierabendverkehr regelmäßig als zweieinhalbteFahrspur. Reicht ja schon, wenn da auf dreihundert Metern Strecke ein oder zwei Kraftfahrzeuge kriechen oder halten oder parken, schon hat man den Ärger, mit dem Bike durch das Chaos rangieren zu müssen.

    Ich möchte aus der Problematik mit dem Radverkehrspolitik-Weblog noch einmal darum bitten, eventuellen Anwälten möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Verzichtet also bitte unbedingt auf die Einbettung urheberrechtlich geschützter Bilddateien, für die ihr keine Nutzungsrechte besitzt, zitiert nur sparsam aus Zeitungsartikeln und vermeidet bitte jegliche Kraftausdrücke sowohl gegenüber Diskussionsteilnehmern des Radverkehrsforums („Du Idiot kannst ja weiter ohne Helm fahren!“) als auch in Verschriftlichungen erlebter Sachverhalte draußen auf der Straße („Der Arsch hätte mich beinahe überfahren.“).

    Aber ich erkenne gar kein Problem. Dank moderner Navigationstechnik kann man doch jeden Stau umfahren! Hat wohl noch nicht jeder ein Navi... :/

    Doch, und eben das scheint mir ja eines der Probleme zu sein: Jeder hat ein Navigationsgerät und jedes Navigationsgerät kennt auch plötzlich sämtliche Schleichwege, um den Stau zu umfahren. Wichen früher nur ein paar Kraftfahrer über das Hamburger Stadtgebiet aus, wenn es sich vor dem Elbtunnel staute, wird heute jeder von seinem Gerät angewiesen, die Autobahn zu verlassen, so dass sich jeder Stau noch aufs Stadtgebiet auswirkt.

    Tja, nachdem ich dummerweise mein Bike kaputtgespielt habe, ist jetzt erstmal Schluss mit Radfahren. Eigentlich wollte ich gestern 110 Kilometer radeln, heute 130 und morgen noch mal 150. Und übermorgen auch irgendwas. Und nun sitze ich im Auto und ärgere mich, in der ollen Kiste sitzen zu müssen.

    Kieler Unfallzahlen auf Höchststand

    So, und was wird da ungefähr empfohlen?

    Zitat

    „Die meisten Unfälle passieren immer noch, weil Radler nicht gesehen werden.“ Kalinowski appelliert in dem Zusammenhang an alle Radler, Licht anzumachen und eine Weste zu tragen.

    Man könnte ja auch mal an die eigentlichen Unfallverursacher appellieren, beim Kraftfahrzeugführen die Augen zu öffnen.

    Interessant, den Zusammenhang hatte ich noch gar nicht gesehen. Sieht mir auch so aus, als dürfte man in Gegenwart von Radwegen nicht auf dem Seitenstreifen fahren. Andererseits: Die Gefahr einer Sanktionierung dürfte gering sein, die Rennleitung wird diesen Zusammenhang sicherlich nicht kennen und der Bußgeldkatalog kennt keinen Tatbestand für diese Regelung.

    Es macht einfach Spaß, mit dem Rad an dem ganzen Stau vorbeizufahren... yo

    Wobei das auf den Radwegen der Feldstraße nicht immer so der Hit ist, wenn dort noch die Scherben vom vorigen Dom-Tag herumliegen.

    Zu viele Autos und dämliches Verhalten vieler Autofahrer. Seit Tagen fällt mir schon auf, dass Kreuzungen offenbar immer zugeparkt werden müssen. Auch wenn deutlich zu sehen ist, dass der Verkehr bereits auf der Kreuzung steht, wird sich lustig hinten angestellt. Und falls mal ein vernünftiger Fahrer dabei ist, der nicht in die Kreuzung einfährt, nutzt garantiert der Fahrer der Nebenfahrbahn die Lücke.

    Tja, darüber könnte ich jeden Tag was in den Kuriositäten-Thread schreiben. Vor allem, welchen Aufwand einige Kraftfahrer darum kämpfen, drei Meter weiter vorne im Stau zu stehen. Gar nicht mal so ganz ungefährlich, was da passiert. Aber dann heißt es wieder, diese bösen Radfahrer hielten sich niemals an die Verkehrsregeln.

    Nein, mit der Anfrage hat das — leider — nichts zu tun. Ich habe leider für mein Blog das falsche Thema gewählt: Wenn man seinen Inhalt mit der Korrektur von Zeitungsartikeln bestreitet und damit mittlerweile knapp drei- bis fünftausend Besucher am Tag anzieht, dann bekommt man eben auch hin und wieder weniger nette Post in den Briefkasten geworfen. Und ich kann nicht regelmäßig über drei Viertel meines kargen Werkstudentengehalts beiseite legen, um für den Fall der Fälle wieder mal die Anwaltskosten zur Abwehr zweifelhafter Ansprüche zahlen zu können — sowas übernimmt schließlich keine Rechtsschutzversicherung mehr.

    Insofern muss ich erstmal sehen, wie es nun weitergeht. Wenn überhaupt, dann aber nur mit leicht verschobenem Themengebiet ohne die vielen Abarbeitungen an anderen Zeitungsartikeln. Theoretisch bräuchte ich für das, was ich dort vorhabe, eine mehrköpfige Redaktion (deshalb auch meine Anfrage von letzter Woche) und vor allem eine recht gut gefüllte Kriegskasse. Aber solche umfangreichen Webseiten kann man nicht nebenbei aus eigener Tasche betreiben.

    Achwas: Der Schwerlastverkehr, der sich dort den Deich entlangschiebt, setzt dem Weg ganz kräftig zu. Ich muss mir mal anschauen, wie das jetzt an den warmen Osterfeiertagen dort aussieht: Dort wird ja vermutlich nicht gebaut, also auch kein Schwerlastverkehr stattfinden, mal sehen, ob sich die Radfahrer wie vorgeschrieben beschildert durch die Menschenmassen kampfradeln.